Fuß fassen

Eine der Fragen, die wir bisher sehr oft zu hören bekommen haben, war: habt Ihr Euch schon wieder eingewöhnt? Beantworten können wir das mit einem ganz eindeutigen Jein.

Die Wohnung wird wohnlicher, fertig sind wir noch nicht. Inzwischen haben wir uns zumindest schon daran gewöhnt, eine eigene funktionsfähige, geräumige Küche mit, für unseren Geschmack, recht viel Schnickschnack zu haben (Spülmaschine!, Backofen mit einer Fülle an Einstellmöglichkeiten!). Und auch wieder unsere eingelagerten Sachen zu nutzen ist ein schönes Gefühl. Da macht es nicht wirklich viel aus, dass es im Schlafzimmer noch etwas provisorisch zugeht (es fehlt der Kleiderschrank…) und wir überall die typischen Designerlampen haben, die praktisch jeder nach einem Umzug eine Weile lang hat. Hauptsache, es ist hell – und das ist die Wohnung auch bei Tag ohne Licht!

Wir haben uns gut ohne Auto eingerichtet. Mit Satteltasche und inzwischen einem Anhänger kann man mit dem Fahrrad auch Großeinkäufe machen. Und muss danach keinen Parkplatz suchen! Carsharing haben wir als Option schon im Hinterkopf, bisher konnten wir uns aber für den Fall der Fälle immer ein Auto leihen – Danke!!

Arbeitstechnisch sind wir auch ganz gut dabei und können nicht mosern. Michl ist weiter selbständig, inzwischen eben nicht mehr mit unterwegs-Office sondern Schreibtisch daheim. Ich hab eine Festanstellung bekommen, wenn alles glatt geht bis Herbst irgendwann mit mehr Stunden. Und jetzt im Sommer genieße ich einfach die 3-Tage-Woche 🙂

Warum dann kein eindeutiges Ja? Das Reisen fehlt uns schon ganz schön. Wir haben so viel gesehen und erlebt die letzten Jahre, das wird uns jetzt sogar noch bewusster. Mit so einem mobilen Wohnsitz macht man einfach ganz andere Erfahrungen als mit unbeweglichem Wohnsitz. Die Anforderungen an einen selbst sind ganz anders, und das sich immer wieder neu orientieren macht trotz gelegentlicher Anstrengung schon sehr viel Freude.

Einräumen und Einleben

Wir sind inzwischen beide wieder zurück in Deutschland, beide bepackt bis obenhin, jeder mit drei Gepäckstücken, die bis zum Limit befüllt waren. Dennoch mussten ein paar Sachen zurückbleiben, es ist einfach unfassbar, was sich zum Einen in der Zeit angesammelt hat und zum Anderen, was so alles in Kassiopeias Bauch verschwunden ist.

Das anfängliche Chaos in unserer Wohnung lichtet sich so langsam. Wir hatten anfangs praktisch noch keine Möbel (außer Bett und Kühlschrank, das wichtigste war also da), inzwischen sind wir schon besser ausgestattet. Ein Regal für Klamotten, Kommoden und vor allem unser Esstisch sind schon gut in Benutzung. Die Puzzleteile in der Küche werden zu einem Bild, heute haben wir die letzten Schränke aufgehängt und den Ofen in Betrieb genommen. Jetzt fehlen nur noch Anschluss für Wasser und Gasherd – ein Ende ist in Sicht 🙂

Vielleicht fragt sich der ein oder andere, wie es hier im Blog weiter geht. Das wissen wir selber nicht. Vermutlich kommt zwischendurch der ein oder andere Beitrag, wir werden auch nicht aufhören zu reisen – Ideen sind vorhanden.

Leben auf dem Yard

Die Zeit verfliegt! Eigentlich wollten wir schon öfter mal was schreiben, aber irgendwie kommt dann immer was dazwischen. Scheint, als ob wir uns das in Deutschland über den Winter abgewöhnt haben… Wir sitzen aber nicht nur rum und gucken Löcher in die Luft, wir sind ganz gut beschäftigt. Zuallererst haben wir eine Entscheidung getroffen – sehr schweren Herzens werden wir uns von Kassiopeia trennen. Nach einer wunderbaren Reise von über 6 Jahren freuen wir uns tatsächlich mal wieder auf ein Leben mit einer festen Zentrale, nahe an Familie und Freunden. Wir haben schon eine Wohnung gefunden, die auf Einrichtung und ihre Bewohner wartet, ich hab eine feste Stelle mit Büro und Kollegen vor Ort und Michl wird im Homeoffice vermutlich auch weiterhin gut zu tun haben.

Damit verbunden ist unsere hauptsächliche Beschäftigung die letzten Wochen: Ausmisten, Ausräumen, Packen – und immer wieder entscheiden, welches Teil in welche der drei Kategorien fällt. Wir würden gerne mehr mitnehmen, aber die Preise für zusätzliches Gepäck sind hoch, somit ist das Auswahlkomitee sehr streng. Die ersten Rucksäcke und Taschen sind gepackt, für mich geht es am Sonntag mit einem ersten Teil zurück. Michl bleibt noch ein wenig, aber es wird wohl keine Langeweile aufkommen. Kassiopeia wird etwas aufgehübscht und die Backskisten sind noch nicht aussortiert…

alte und neue Welle im Vergleich
das muss jetzt nur noch ein- und zusammengebaut werden

Ein weiterer etwas größerer Punkt stand auf der ToDo-Liste – wir wurden ja letztes Jahr vom Zustand der Welle eine wenig „überrascht“, als wir eigentlich nur das Wellenlager wechseln wollten. Die neue Welle ist inzwischen da (etwas tricky bei der Bestellung: Kassiopeia ist schwedisch und somit benötigten wir eine metrische!) und kann eingebaut werden. Das geht natürlich nicht schnell mal nebenbei, sondern ist etwas aufwendiger, wie üblich verursachen ein paar fehlende Zentimeter ein deutliches Stück Aufwand…

Freizeit gibt es natürlich auch: letzten Samstag war wieder Hāngi angesagt, diesmal (hier der Bericht zu letztem Jahr) mit ein wenig mehr Gemüse aber immer noch deutlich zuviel Essen. Weltklasse war die Lammkeule! Das Wetter war perfekt, am Tag zuvor hat es gestürmt und geregnet, Samstag pünktlich zum Sonnenaufgang war der Himmel blau und er blieb das auch den Rest des Tages.

gut angekommen

die Mündung des Potomac
zwischen LaGuardia und Richmond

… und das ja immerhin schon vor gut einer Woche. Wir sind einfach nicht mehr gewohnt, regelmäßig was zu schreiben… Aber nun: wir sind gut bei Kassiopeia angekommen, sie hat unsere Abwesenheit ohne Probleme überstanden. Alles funktioniert noch soweit, bis auf den Wasserhahn im Bad, der muss ausgetauscht werden. Der hat allerdings auch schon 7 Jahre auf dem Buckel, für einen normalen Haushaltshahn auf dem Boot in salziger Luft schon nicht schlecht. Die neue Welle ist bestellt, in ein, zwei Wochen sollte sie da sein, dann können wir Kassiopeia wieder „vervollständigen“.

Das Wetter hier ist herrlich (wenn man mal von der Sturmnacht mit Tornadowarnung von Sonntag auf Montag absieht), tagsüber meist sonnig und angenehm, nachts nicht zu kalt zum im Cockpit sitzen und nicht zu warm zum Schlafen. Kann so bleiben! In Deltaville haben wir uns schnell wieder zurecht gefunden, das ist nicht so die Art Ort, wo sich viel verändert… Dass wir hier schon recht viel Zeit verbracht haben, merken wir dann daran, dass wir immer wieder von ganz unterschiedlichen Leuten darauf angesprochen werden, dass es ja schön ist, dass wir wieder da sind, wir waren ja lange weg.

Abflug

Den machen wir morgen, und zwar in Richtung Kassiopeia. Wir wollen das (hoffentlich angenehme) Frühlingswetter nutzen, um das ein oder andere zu reparieren und erledigen. Die Welle muss bestellt und eingebaut werden und insgesamt sind wir gespannt, wie unsere Dame den Winter überstanden hat. Ganz so kalt wie letztes Jahr war es ja nicht, es soll aber auch viel geregnet haben. Wir werden sehen 🙂

Morgen abend Ortszeit landen wir in Richmond, dann haben wir für ein paar Tage einen Leihwagen und werden uns wieder an Bord einrichten. Ins Wasser geht es erstmal nicht, wir haben genug anderes zu tun. Mehr gibt´s dann, wenn wir in Deltaville sind!

Nicht viel los

Nun, eigentlich stimmt das nicht so ganz. Wir sind inzwischen ganz gut eingespannt und beschäftigt. Wir haben uns in der letzten Zeit mit etlichen Freunden getroffen, freuen uns gelegentlich über weiße Landschaft (auch wenn der Schnee meist am nächsten Tag schon wieder weg ist), haben ein wenig Fürth erkundet (es ist schon ein wenig ein Dorf, aber es gibt dafür auch wunderbare, kleine Läden mit ganz individueller Beratung) und sind natürlich „nebenbei“ auch am Arbeiten.

Unsere Terminkalender füllen sich, der ein oder andere Arzttermin ist dabei (welch ein Luxus das ist, ohne Folgekosten zu haben, einfach zum Arzt zu gehen!), aber auch Geburtstagsfeiern oder Veranstaltungen. So langsam wird auch das Wetter besser – damit auch heller (Licht vermissen wir in unserer etwas dunklen Wohnung sehr). Wir freuen uns darauf, uns bald wieder auf die Fahrräder zu schwingen und wieder mehr draußen zu sein.

Eingelebt

Es wird mal wieder Zeit für ein Lebenszeichen!

Bisher haben wir uns gut eingelebt, unser Tagesrhytmus hat sich teilweise gar nicht mal so sehr viel geändert, die Arbeiten an Kassiopeia fallen halt weg – dafür helfen wir gelegentlich meiner Mutter etwas im Haus. Ein wenig mehr arbeiten zum Geld verdienen müssen wir, das Leben in Deutschland ist nunmal teurer als auf Kassiopeia. Und ihren Stellplatz müssen wir ja auch weiter bezahlen. Die Wohnungssuche war erfolgreich, nächsten Dienstag ziehen wir um. Das Ergebnis der Suche ist etwas anders als ursprünglich geplant, hat aber doch auch so seine Vorteile. Wir wohnen als „Zwischenmieter“ in Fürth (für alle Nürnberger und Fürther: ja, wir haben ein Visum bekommen), das heißt, wir müssen unsere Möbel nicht einsammeln und uns auch nicht mit Internetanschluss oder GEZ rumärgern. Allerdings müssen wir im April/Mai mal für fünf Wochen ausziehen, aber da findet sich auch was (wir haben schon so die ein oder andere Idee).

gut angekommen

Die letzten Tage waren ein wenig hektisch. Irgendwie kriegen wir das immer wieder hin, dass sich am Ende alles ballt. Aber wir sind dann doch losgekommen. Mit insgesamt vier großen und vier kleineren Gepäckstücken haben uns am Sonntag Laura und Bill (sie standen mit ihrer SY Rivah Music im Frühling neben Kassiopeia) abgeholt, wir haben noch einen unterhaltsamen Abend bei ihnen in Richmond verlebt und Montag früh brachte Bill uns inkl. Gepäck zum Flughafen. Alle Flüge waren pünktlich und wir sind Dienstag mittag vollständig in München angekommen. Unsere Sachen haben wir schon grob verstaut, die Wohnungssuche ist intensiviert und wir gewöhnen uns an so ungewohnte Dinge wie ein Bad nur wenige Schritte entfernt, eine Küche, in der wir uns beide gleichzeitig bewegen können und unsere Fahrräder stehen auch gleich um die Ecke.

Einer der wichtigsten Punkte, der vor Abfahrt zu erledigen war, war die Übergabe des Autos. Anna, eine sehr reizende und interessante Dame mit bewegter Lebensgeschichte, die es nach Deltaville verschlagen hat, suchte einen Van – und hat sich für unseren entschieden. Wir wünschen uns und ihr von Herzen, dass sie ohne Probleme ganz viel und weit fahren kann! 

Tja, und wie geht es jetzt weiter? Wir werden uns erstmal hier einleben, Familie und Freunde genießen und dann sehen wir weiter. Kassiopeia wartet sicher jetzt schon auf uns!

Wellenlager

Das wollten wir wechseln, solange wir noch da sind, die Welle hatte etwas viel Spiel und Bewegungsfreiheit. Im September war es zu heiß, jetzt nach dem Sturm kam auch der Herbst und damit Temperaturen, die nicht mehr bei jeder Bewegung einen Schweißausbruch auslösen – also Zeit für letzte „Kleinigkeiten“. Die eigentliche Idee zum Wechsel des Lagers war, den Propeller abzuschrauben und die innen liegende Gummidichtung von innen nach außen zu klopfen (bei dem Lager handelt es sich um ein Messingrohr mit Gummidichtung, durch die die Antriebswelle nach außen geführt wird und auch die Lage stabilisiert).

Wie wir uns eigentlich hätten denken können, war das nun doch nicht so einfach. Die Messinghülse des alten Lagers war eine innige Verbindung mit ihrer Halterung eingegangen und wollte sich partout nicht lösen. Also musste die Welle raus – um sie vom Getriebe zu lösen, mussten „nur“ 13 ziemlich fest sitzende Schrauben gelöst werden (die selbstverständlich „super zugänglich“ hinter dem Motor unter der Steuersäule saßen). Und dann noch die Welle aus ihrer Halterung lösen (die beiden konnten sich auch nur schwer trennen). Und schon konnten wir sehen, dass es unabhängig vom Lager gut war, die Welle zu ziehen – die muss nämlich auch gewechselt werden.

Edelstahl und Salzwasser vertragen sich nicht so wirklich, der Stahl wird regelrecht aufgefressen, auch Lochfraß genannt (dem ein oder anderen sicher noch aus der Werbung bekannt). Eine Opferanode hatten wir zwar mal, diese aber irgendwann verloren und einfach keine passende mehr gefunden.

Obwohl die Welle raus war, galt das nun immer noch nicht für die Messinghülse des Lagers. Diese konnte jetzt aber mit Hilfe von Säge, Hammer und Rundeisen entfernt werden. Das ganze irgendwann als Puzzle wieder zusammenzubauen dürfte nicht ganz so schwierig werden, das steht dann aber an, wenn wir wieder zurück aus Deutschland sind. Montag geht unser Flug, Sonntag werden wir hier von Freunden abgeholt, und zuvor kommen wir unmöglich an eine neue Welle. Es eilt ja aber nun auch nicht wirklich.

Nach dem Sturm

Donnerstag auf Freitag hatten wir eine ziemlich unruhige Nacht, diesmal war es ein wenig anders als bei Florence. Alle waren recht entspannt, sollte Michael ja auch recht schnell über uns hinwegziehen. Das hat er glücklicherweise auch getan! Der Wind, den er mitgebracht hat, war aber nicht ganz in der Höhe erwartet. 

Irgendwann abends hatte es zu regnen begonnen, ein wenig windig war es auch – da allerdings noch weniger als angekündigt. Für in etwa Mitternacht war eine Winddrehung vorhergesagt, speziell für uns hat das bedeutet, dass der Wind von bisher aus Süden kommend über Osten auf Nord mit westlicher Tendenz dreht. Kassiopeia steht relativ offen und ungeschützt für Wind aus Nordost. Irgendwann nahm der Wind zu, die Drehung hatten wir dann wirklich recht flott hinter uns, aber dann hat der Wind so richtig zugelegt. Ein Stück weiter südlich wurde uns von gut 70kn (~130km/h) berichtet, die Marina nebenan hat angeblich 100kn (~185km/h) gemessen, weiter geht ihre Skala nicht. Kassiopeia wurde durch ein paar Bäume ein wenig geschützt, glücklicherweise stehen die alle noch. Zwischendurch hat sie regelrecht gewackelt, was doch kein gutes Gefühl ist, wenn man gut gesichert an Land steht.

In Mathews, etwa 20 Minuten entfernt soll sich ein Tornado gebildet haben, da haben wir aber keine zuverläassige Bestätigung. In Saluda, 20 Minuten in die andere Richtung, war schon einer im Werden, der sich dann aber anscheinend nicht vollständig gebildet hatte. Davon wurden wir glücklicherweise verschont. 

Das Wichtigste für uns: wir haben keinen Schaden, die Äste, Nadeln und das Laub, das auf Kassiopeia gelandet waren, sind weggeräumt und uns ist nichts passiert. Nochmal brauchen wir das allerdings nicht.

In Deltaville scheint es außer ein paar umgewehten und entwurzelten Bäumen und drei umgefallenen Booten in einem Yard keine größeren Schäden zu geben. Teilweise ist der Strom ausgefallen, unter anderem bei uns. Laut Energieversorger könnte es bis Montag klappen, dass die herunterhängende Leitung repariert wird. Die haben ja auch noch ein paar andere Baustellen aktuell… Kein Strom heißt für uns in der Werft kein Wasser – somit auch keine Klospülung. Das lässt sich aber halbwegs pragmatisch lösen, wir gehen inzwischen immer mit Eimer, den wir zuvor am Steg mit Wasser füllen. Und nachdem es deutlich abgekühlt hat, kann man auch mal auf die Dusche verzichten 😉

Michael

wahrscheinliche Zugrichtung, Quelle NOAA

So heißt der aktuelle Hurrikan, der kurz vor dem Landfall an der US-Ostküste ist. Mittlerweile ist er auf Kategorie 4 hochgestuft, die Skala geht bis 5. Aktuell ist er noch weit weg von uns, er wird Florida von Westen her treffen. Für uns ist das dennoch interessant, weil er anschließend entlang der Küste wohl bis zur südöstlichen Ecke Virginias wandern wird. Die Vorhersagen sind sich nicht so ganz einig, wo genau das Auge entlang marschiert, aber weit von uns wird es vermutlich nicht sein. Der Wind wird sich über Land wohl abschwächen, allerdings ist auch sehr viel Regen vorhergesagt.

Wir sind gespannt, was diesmal hier tatsächlich ankommt, die Auswirkungen von Florence waren ja doch deutlich geringer als angekündigt, im Fall von Michael hätten wir da auch nichts dagegen. Hier kann man übrigens die aktuellen Infos von NHC der NOAA bekommen.

Projekt: Vorräte reduzieren

Ein wenig ruhig ist es derzeit auf unserem Blog, es passiert auch nicht so sehr viel. Das Wetter ist meist angenehm, wir genießen es, noch in Sommerkleidung unterwegs zu sein, abends muss allerdings doch schon mal die lange Hose herhalten. Aber alles kein Grund zur Klage! Inzwischen haben wir uns endgültig wieder auf Kassiopeia und dem Yard eingelebt, das Auto ist ausgeräumt und wir haben fast alles gleichmäßig im Boot verteilt – was nicht so einfach ist… So nebenbei sind wir nämlich auch generell am Räumen, wir müssen Koffer packen und dabei alles finden, was mit muss. Die Koffer packen wir, weil wir beschlossen haben, eine Reisepause einzulegen.

warten auf Füllung…

Wir beide, besonders ich, vermissen nach über sechs Jahren Reise doch so langsam immer mehr Familie und Freunde, da wollen wir ein Jahr lang etwas dagegen unternehmen. Ende Oktober fliegen wir nach Hause (wir suchen übrigens noch eine Wohnung, falls jemand da einen Tipp hat – immer her damit!), Kassiopeia bleibt hier am Yard stehen. Wir kennen alle und alles hier inzwischen so gut, dass wir sicher sind, Kassiopeia ist für ein Jahr bestens aufgehoben – danach sehen wir weiter. Zolltechnisch ist das in den USA übrigens kein Problem, anders als es in anderen Ländern wäre.

An Kassiopeia sind Kleinigkeiten zu erledigen, ein Fenster war undicht, und wir haben eine Grundreinigung angefangen. Das Auto haben wir zum Verkauf angeboten, das würde keinen Sinn machen, es hier rumstehen zu lassen. Und unsere Vorräte haben wir aufgeteilt in „muss noch weg“ und „hält noch lang genug“. Der „muss noch weg“ Stapel wird so langsam kleiner und der Speiseplan richtet sich hauptsächlich danach, irgendetwas davon zu verwenden. Die kleinen „Rückschläge“ in Form von Kühlschrankresten der NAJA und der WORLDDANCER II sind auch schon teilweise verdaut.

unsere Kanada Landreise – ein wenig Statistik und Info

Ein wenig was über diese gut drei Monate wollen wir zum Abschluss noch zusammenfassen. Vielleicht kann auch der ein oder andere etwas mit unseren Infos anfangen. Zuerst die Zahlen:

  • 107 Tage waren wir unterwegs
  • rund 16.300km bzw. 10.100 Meilen sind wir in der Zeit gefahren
  • an 63 Orten haben wir angehalten
  • zwischen 1 und 9 Nächten sind wir jeweils geblieben
  • unsere nördlichste Übernachtung war in Hinton,
  • die höchstgelegene im Yellowstone NP,
  • die westlichste in Ucluelet.
  • gut 5.600 Bilder (die noch nicht aussortiert sind…)

Generell empfehlen wir eine AAA/CAA Mitgliedschaft, auch mit neueren Autos. Wir haben Premium, da war das Abschleppen über mehr als 240km nach Saskatoon inklusive. Zudem gibt es gelegentlich Rabatt an Campingplätzen. Wir fanden, das gibt doch ein entspanntes Gefühl auf den teilweise ziemlich langen Strecken ohne Ortschaft, Tankstelle oder auch Werkstatt (so Schilder wie „nächster McDonald in 500km“ oder „nächste Tankstelle in 230km“ sind einem in Europa einfach nicht so geläufig, verdeutlichen aber die Weite des Landes eindrucksvoll ;-)). Auch verdienen manche Schlaglöcher eher die Bezeichnung Krater, nicht alle erkennt man frühzeitig.

„Overflow“-Camping (die regulären Plätze waren schon voll) im Mosquito Creek, Icefields Parkway

Wir wissen nicht, wie viel wir für Sprit ausgegeben haben oder für die Übernachtungen, darüber führen wir kein Buch. Geld sparen konnten wir auf etlichen Walmart-Parkplätzen, ansonsten waren wir auf regulären Campingplätzen oder in National/Provincial/Regional Parks. Parks liegen preislich etwas günstiger, im Schnitt bei etwa 20CAD (aktuell ~13€), bieten im Allgemeinen aber auch weniger Luxus als ein Campingplatz. Allerdings waren sie landschaftlich ausnahmslos wunderschön. Duschen hatten wir nur in den allerwenigsten Parks, Trinkwasser gibt es überall. Campingplätze mit Vollausstattung lagen für uns bei um die 40CAD (~26€), so richtig schlecht war nur einer (zu groß, zu laut, leider der einzige, der Platz hatte).

Die Campingplätze haben wir meist mit Stromanschluss genommen, zwischendurch mussten wir ja auch mal was arbeiten und die Laptops laden. Ganz generell gibt es Plätze mit „Full Hook Up“ (Abwasser, Wasser, Strom), „Partial Hook Up“ (üblicherweise Wasser + Strom) oder ohne Service (einen Wasserhahn findet man trotzdem immer irgendwo in der Nähe). Das macht natürlich auch noch einen Preisunterschied. Generell hatten alle „regulären“ Übernachtungsplätze einen Picknicktisch, viele auch eine Feuerstelle (in den Parks ist das Standard, je nach Feuergefahr darf man dann auch Lagerfeuer machen). Holz gibt es vor Ort zu kaufen, es ist wegen Schädlingen keine gute Idee, das von irgendwo mitzubringen. Reservierungen waren sehr selten nötig, zweimal hatten wir Probleme, einen Platz zu finden (einmal davon war ein Feiertag zum Ende der Sommerferien, den wir nicht auf dem Schirm hatten).

„Overflow“ für Radfahrer

Aus unserer Sicht war unser Auto das beste Reisemittel überhaupt! Wir haben alles untergebracht (sehr begrenzter Stauraum reduziert zumindest ein wenig die Souvenirsuche…), hatten ein bequemes, warmes Bett (die kanadischen Nächte können auch im Hochsommer ziemlich kühl werden!), der Spritverbrauch liegt im Erträglichen, mit einem kleinen Fahrzeug kommt man überall hin und man findet leicht einen Parkplatz. Ein Zelt hatten wir zwar dabei, aber nur in Red Deer als Alibi aufgestellt (offiziell darf man da nicht im PKW übernachten, dem Platzbetreiber hat das aufgestellte Zelt zum Anschein gereicht).

Kanada ist DAS Reiseziel für Outdoor- und Campingfans, der Westen noch ein Stück mehr als der Osten (unserer Meinung nach). Es gibt eine gefühlt unendliche Anzahl von Parks mit Campingplätzen und gut angelegten Wanderwegen, generell darf man überall in der Natur stehenbleiben, wo es nicht verboten ist – und davon gibt es etliche Orte, wenn man mal die ausgetretenen Pfade verlässt. Es mag komisch klingen, aber aus Zeitgründen haben wir das nicht mehr ausgekostet. Fahrräder dabei zu haben wäre nicht schlecht gewesen, dann hätten wir noch ein wenig mehr jeweils um uns herum erkunden können und z.B. zum Einkaufen nicht immer ins Auto steigen müssen. Kanu und/oder Kajak fahren ist ein Muss, es ist einfach eine der am weitesten verbreiteten Sportarten  – und macht Spaß!

da haben wir übernachtet

Wer sich die Nationalsparks (wie z.B: Banff oder Jasper) nicht entgehen lassen will, muss Eintritt zahlen. Ab etwa sechs Tagen Aufenthalt rentiert sich der Jahrespass, den wir uns gleich im ersten Park gekauft haben. Der Familienpass hat uns knapp 140CAD (~90€) gekostet. Davon finanziert werden unter anderem Straßen (die besten im Lande), Museen, Pflege der Wanderwege, Infocenter mit viel Material und persönlicher Beratung, usw.. Und wir könnten uns noch bis Ende Juni nächsten Jahres so lang in den Parks aufhalten, wie wir wollen. Mal sehn… 😉

Supermärkte gibt es in ausreichender Menge, die Auswahl ist gut, wenn auch nicht billig. Zwischendurch findet man Märkte oder kleine, individuelle Läden mit allen möglichen Spezialitäten. Wer Wert auf Bio legt, ist in Kanada gut aufgehoben. Die Versorgung ist zwar nicht billiger als in den USA, jedoch deutlich vielfältiger! Zudem haben wir in Kanada mit die besten Steaks unserer bisherigen kompletten Reise gegessen. Es gibt etliche Metzger und Bäcker – hatten wir beides lange nicht gesehen – mit eigenen Produkten, ohne Massenware.

Kurz und knapp zusammengefasst: wir hatten einen unglaublich schönen, unvergesslichen Sommer! Kanada bietet wahnsinnig viel überwältigende Natur, schöne Städte, tolle Museen und nicht zuletzt wundervolle Menschen.