Baños de Agua Santa

Über Karneval haben die Kinder schulfrei und somit hatten wir natürlich auch frei. Die Zeit haben wir für einen Ausflug nach Baños de Agua Santa genutzt. Es ist eine Busfahrt von etwa zwei Stunden von Riobamba aus, zum Preis von $2 pro Nase und Richtung. Ein Zimmer hatten wir schon vorher reserviert, das war auch ganz gut so, denn zum Fasching versammelt sich eine riesige Touristenschar in Baños, die Zimmer werden entsprechend knapp.

Wir waren zweimal bei der Casa del Arbol, einem Baumhaus mit Schaukel und fantastischer Sicht auf den Tungurahua – vorausgesetzt, es ist nicht wolkenverhangen. Das war auch der Grund, weshalb wir ein zweites Mal hingefahren sind. Das ganze hat mitten im Dunst zwar eine besondere Stimmung, aber man sieht eben den Gipfel nicht. Gestern haben wir noch eine Wasserfall-Tour mitgemacht, und uns dabei mal wieder bestätigt, dass wir einfach nicht die Typen für Touristenveranstaltungen sind. Die Tour war grausam, mit Animation und viel zu viel Zeit an Orten, die war gar nicht sehen wollten. Am Pailón del Diablo, dem beeindruckendsten Wasserfall der Gegend, war dann wirklich nur noch Zeit, um mal schnell hinzuhetzen und ein paar Fotos zu schießen. Genießen konnten wir ihn nicht wirklich. Noch dazu war es da auch ziemlich überlaufen. 

Ansonsten sind wir viel im Ort unterwegs gewesen, haben auf dem Markt und in einem Lokal äußerst lecker gegessen, haben tollen Kakao genossen und leckeren Espresso getrunken. Wir waren am Wasserfall am Ort (Cascada de la Virgen) und sind einfach ein wneig durch die Gegend gebummelt. Und Michl hat sich eine Schaumdose gekauft und ist erfolgreich in die Schlacht gezogen 🙂

Heute auf der Heimfahrt haben wir uns gefragt, ob uns Baños jetzt so richtig gefallen hat oder nicht und wußten die Antwort selbst nicht. Wahrscheinlich waren es einfach zu viele Menschen, zu viele Touristen und die Tour hätten wir nicht organisiert sondern auf eigene Faust machen sollen. Naja, für den nächsten Ausflug sind wir jetzt schlauer.

Carnaval in Ecuador

Ein wenig was hatten wir im Vorfeld schon gehört über Fasching in Ecuador, heute haben wir ihn am eigenen Leib erfahren. Der Vormittag gehörte den Schülern. Jede Jahrgangsstufe hat einen Beitrag zum Thema Carnaval vor allen anderen vorgeführt, die Besten wurden ausgezeichnet. Wir waren sehr begeistert, wie gut die Kinder und Jugendlichen teilweise waren! Nach und zwischen den Präsentationen gab es dann die ersten Einblicke in weit verbreitete Gebräuche: das gegenseitige Bespritzen und Bewerfen mit Schaum, Mehl und Wasserbomben.

Ab mittags waren wir dann zusammen mit allen Lehrern bei einer internen Faschingsveranstaltung. Wir haben die ganze (wir vermuten zumindest, dass das alles war) Palette an Sitten und Gebräuchen mitbekommen: die Kür des Taita Carnaval und Mama Skalva, „Papa  und Mama Karneval“, die Verteilung einer Unmenge an Essen an alle (es ist Brauch, dass man so viel bekommt, dass es bis Faschingsdienstag reicht), das allgemeine Verteilen von Mehl, Sprühschaum, Eiern und Wasser auf allen Anwesenden von allen Anwesenden (manche hatten regelrechte Betonplatten im Haar ;-)), viel laute Musik, viel Tanz, Chicha (wir wissen nicht, ob es tatsächlich ganz traditionell hergestellt wurde…), Bier und Rum (die nicht aus eigenen Bechern getrunken wurden, sondern jeweils von einem an alle im gleichen Becher ausgeschenkt wurden), immer wieder Musik und Tanz und zwischendurch das Abspritzen mit dem Wasserschlauch. Glücklicherweise war es warm und die Sonne hat geschienen (natürlich hatten wir uns wieder einen fetzen Sonnenbrand geholt – irgendwie war keine Zeit zum Eincremen…)!

Heute mal mit zwei Videos von den Schülern: Video1 und Video2

Schulalltag

Der kehrt so langsam ein bei uns. Michl ist fleißig bei den Metallern und kommt mit Wörterbuch, Händen und Füßen bisher wunderbar zurecht. Zwischendurch bin ich auch mal da zum Übersetzen, aber viel ist da gar nicht nötig. Inzwischen ist er über einem Katalog mit verschiedenen Beispielen, aus dem sich dann die Schüler Ideen holen können. Ab der achten Klasse wird in den Werkstätten gearbeitet, die Jugendlichen bekommen Theorie-Unterricht und arbeiten mit allem Werkzeug, wie Flex, Bohrmaschine, Säge, Schweißgeräte, Biegemaschinen, usw.. Sie arbeiten relativ selbständig und Michl ist ganz angetan, wie gut die Jungs das tun!

Ich hab ein wenig Kontrastprogramm dazu: meist bin ich bei den kleineren, bis zur siebten Klasse. Alle haben drei Stunden Englisch die Woche und meine Aufgabe ist, ein wenig mehr Praxis reinzubringen. Bei der ersten Klasse ist das etwas schwieriger, die können ja noch nicht lesen und schreiben (aber sind dafür zuckersüß!). Bei den größeren geht da schon mehr, nach dem Carneval werden sich die Jungs und Mädels auf mehr Texte, Lesen und Übersetzen einstellen müssen. Mal sehen, wie das ankommt…

Wir fühlen uns immer noch sehr wohl, sind auch sehr angetan von der Schule. Die Lehrer sind sehr engagiert, die Kinder und Jugendlichen werden gut motiviert. Es finden immer wieder auch Wettbewerbe statt – einer mit Gedichten zum Valentinstag und morgen zeigt jeder Jahrgang (es gibt pro Jahrgang eine Klasse) eine Vorführung zum Karneval. Die Besten werden prämiert!

PS: Nachdem die erste Frage zum Thema Spenden für die Schule schon kam (wie bereits erwähnt, sie wird ausschließlich über Spenden finanziert) – da werden wir die nächsten Tage mal genauer drüber schreiben, auch wie es mit Verwaltungsgebühren usw. aussieht.

Wanderung

Zugegeben, es war eine kleine Wanderung. Nachdem sich mein Darm erholt hat, macht seit Mittwoch Michls leichte Zicken. Und praktisch jeder Weg, der hier rausführt, geht bergauf. Und so 100% sind wir wohl vielleicht auch noch nicht an die Höhenluft angepasst. Auf alle Fälle haben wir die geplante Route nach Pucará Tambo relativ schnell auf eine deutlich kürzere Strecke abgekürzt. Nachdem wir schon ziemlich steil den Berg auf einem Nebenweg hochgekeucht sind und dann gesehen haben, wie viel wir noch nach oben müssen (noch weitere etwa 5km bergauf), fiel auf meine Initiative hin der gemeinsame Entschluss, dass wir da auch ein anderes Mal hinkönnen. 

Also haben wir nach einem Abstieg gesucht. Der ging wieder ziemlich querfeldein, aber irgendwann haben wir uns wieder ausgekannt. Verlaufen wäre hier auch schwierig gewesen, da nunmal alle Wege ins Tal irgendwie nach Yaruquíes führen. Zumindest von unserem Ausgangspunkt aus. 

Es war dann auch ganz gut, dass wir nicht die komplette Strecke gelaufen sind, sonst wären wir wohl noch in das Gewitter geraten, dass drei Stunden, nachdem wir zurück waren, genau aus Richtung Pucará Tambo kam. Vorher konnten wir noch ein wenig Wärme ins Apartamento lassen und auf unserem Balkon die Aussicht genießen.

Marktbesuch

Wir sind ja große Liebhaber von Märkten. Seit einer ganzen Weile kam diese Vorliebe ziemlich zu kurz, in den USA gibt es da einfach nicht so wirklich viel. Also mussten wir natürlich heute, am Markttag, nach Riobamba, „in die Stadt“. Und wir wurden nicht enttäuscht. Wir haben verschiedene Märkte gefunden, noch dazu etliche kleine Läden, in denen es alles gibt, was man so zum täglichen Leben braucht. Und es gibt eine herrliche Fülle an Obst und Gemüse in toller Qualität und beeindruckender Auswahl.

Zuerst sind wir nur durch die Straßen flaniert und haben mal hier und mal da reingeguckt, nebenbei haben wir uns eine Telefonkarte besorgt (zum bisher unschlagbar günstigen Preis von $5 inkl. $3 Guthaben) und uns schon Appetit geholt, wenn wir demnächst mal auf dem Markt essen gehen. Die Essensstände haben uns schon ein gutes Stück an Bolivien und Peru erinnert – da hatten wir ja auch sehr gute Erfahrungen gemacht!

Wir bekommen unter der Woche Mittagessen in der Schule und brauchen somit eigentlich nur ein wenig Kleinigkeiten für abends. Doch bei dem vielen Gemüse (es gibt alles, was das Herz begehrt), leckeren unterschiedlichen Kartoffeln und auch dem sehr verführerischen Obst (Mango, Papaya, Brombeeren, Äpfel, Rambutan, und noch vieles mehr) fällt es uns sehr schwer, uns zu beherrschen. Letzte Woche haben wir alles aufgegessen, mal sehen, ob wir das wieder schaffen 🙂

das erste Wochenende

Da waren wir etwas ausgebremst, weil mich Freitag Montezumas Rache erwischt hat, begleitet von einem Fieberschub. Somit sind wir erst gestern aus dem Haus gegangen, haben uns aber am Stand von „El Molino“ in Riobamba gleich ein paar Vitamine besorgt. Endlich haben wir wieder Zugang zu gutem, frischem Gemüse, das auch noch günstig und nicht übermäßig in Plastik verpackt ist! Als Zugabe gab es noch einen netten Plausch, Annette und Thomas von El Molino sind sehr nette Schweizer, die ihre Finca mit viel Leidenschaft betreiben. Wir freuen uns darauf, sie auch irgendwann mal dort zu besuchen!

Den Ausflug in die Stadt haben wir gleich dazu genutzt, unsere Grundausstattung im Apartamento etwas aufzufüllen – Gewürze, Ají (eine Chili-Sorte) in Soßenform, Küchentücher und weiteres Kleinzeug. Für den Weg nach Riobamba und zurück haben wir uns ein Taxi gegönnt, mit $2 ist das durchaus bezahlbar (in Ecuador gilt der US-$). Es fährt auch ein Bus (25ct), aber so fit war ich dann doch noch nicht…

Heute haben wir uns noch einen ruhigen Tag gegönnt und sind ein wenig durch Yaruquíes spaziert – wir wurden überall freundlich gegrüßt und auch gleich ein wenig neugierig ausgefragt, wann wir denn angekommen sind und wie lange wir bleiben 😉 Das Klima ist durchaus angenehm, tagsüber knapp über 20°C, je nach Sonne, nachts kühlt es ab. Vormittags braucht es ein wenig, bis unser Apartamento richtig warm ist, jetzt wissen wir auch, warum wir unsere warmen Jacken dabei haben. Gelegentlich regnet es, dann aber bisher in Gewitterform: kräftig, aber nicht zu sehr ausdauernd. Damit können wir gut leben 🙂

in Yaruquíes

Gestern früh wurden wir in Quito von unserem Sammeltaxi abgeholt und gut drei Stunden später am Colegio Adolfo Kolping abgeliefert. Nachdem wir unsere Sachen in unserem neuen Zuhause (zumindest für die nächsten knapp drei Monate) abgelegt hatten, bekamen wir eine ausführliche Führung durch alle Räume und Werkstätten. Es sind etwa 300 Kinder in der Schule. Das mit der Schulpflicht in Ecuador ist folgendermaßen: mit 4 Jahren beginnt sie mit der Vorschule, der „Inicial“ (gibt es nicht an der Kolping-Schule), von 5 Jahren an beginnt die „Básica“, 1. bis 10. Klasse, anschließend müssen alle ins „Bachillerato“ 11. bis 13. Klasse. Also definitiv sogar 14 Jahre Schulpflicht. Wer nach der „Básica“ mit etwa 15 Jahren keine Lust mehr auf Schule hat – hat Pech: er MUSS weitermachen, weil auch keinerlei Chance auf einen legalen Arbeitsplatz besteht. Eine berufliche Ausbildung ist laut ecuadorianischem Schulgesetz erst NACH der 13. Klasse vorgesehen und zwar nicht so wie bei uns in Betrieben, sondern nur und ausschließlich an den polytechnischen Hochschulen und Universitäten.

Das Colegio Adolfo Kolping ist weit und breit die Ausnahme, weil sie bereits ab der 8. Klasse eine zusätzliche Ausbildung in den drei Berufsfeldern anbieten. Das bedeutet für die Jugendlichen eine Doppelbelastung – eröffnet ihnen dann aber nach der 13. Klasse sofort die Chance auf einen Arbeitsplatz. Die Schüler kommen aus indigenen Familien und sollen durch die Ausbildung mehr Chancen im Leben bekommen. Die Schule ist ein Projekt des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ und finanziert sich ausschließlich durch Spenden.

Willkommensgruß

Wir wurden von allen Maestros sehr herzlich empfangen und hoffen, uns auch bald die Namen merken zu können… Ein erstes Mittagessen bekamen wir noch, dann wurden wir ins Wochenende entlassen. Diese Woche sind Ferien, ernst wird es dann am Montag. Für mich mit englisch, Michl wird in den Werkstätten eingespannt. Und  wir müssen uns an frühes Aufstehen gewöhnen – um zehn nach sieben geht es für alle los.

Blick aus dem Fenster auf den Chimborazo

Yaruquíes ist ein Vorort von Riobamba, das knapp 200km südlich von Quito in den Anden liegt. Riobamba liegt auf etwa 2750m Höhe und ist von sechs, teilweise aktiven, Vulkanen umgeben. Aus unserem Zimmer sehen wir den Chimborazo, den mit gut 6.000m höchsten Berg Ecuadors und gleichzeitig der Gipfel der Erde, der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernt ist. Dadurch, dass die Erde am Äqutor dicker ist, sind das laut wikipedia sogar ganze 2km mehr als der Mount Everest.

Museumstag

Wir wollten heute ein wenig weniger in der Sonne herumspazieren (obwohl wir uns diesmal eingecremt haben!), also haben wir uns zwei Museen gleich in der Nähe rausgesucht. Zuerst das Museo Antropológico Amazónico. Ein nicht sehr großes Museum, aber wie wir fanden durchaus interessant. Es waren etliche Stücke aus der Zeit von deutlich vor unserer Zeitrechnung ausgestellt, auch Informationen zu Stämmen, die aktuell noch im Amazonas-Gebiet leben, ihre Lebensweise, Sprache und Kultur und auch wie bedroht ihr Lebensraum ist. Leider aufgrund von vorhandenen Bodeschätzen ziemlich gefährdet für die meisten!

Eigentlich wollten wir danach ins nächste Museum weitergehen, wurden aber in einem wunderschönen Laden aufgehalten: Casa Mariscal, voll mit wunderschönem Kunsthandwerk – Schmuck, Webwaren, Figuren, Kleidung und noch mehr. Das alles von verschiedenen Künstlern zu sehr fairen Preisen. Noch dazu wird man äußerst herzlich beraten von Maria und Jenny. Bevor wir wieder in die USA fliegen, werden wir wohl nochmal ein wenig einkaufen müssen (die zusätzliche Tasche Reisegepäck ist gedanklich schon eingeplant)…

Nach einem sehr feinen und auch sehr herzlich begleiteten Essen im Puerto Manabí sind wir dann endlich ins Mindalae Museo Etnohistorico de Artesanias del Ecuador. Wir haben eine ausführliche Erklärung bekommen, was in welcher Etage ist, wie wir am besten durch die einzelnen Ausstellungen gehen und sind losmarschiert. Sehr interessante Ausstellungsstücke haben wir gesehen, aus verschiedenen Epochen, nach Materialien wie Keramik, Stoffe, Holz, usw. gruppiert. 

erster Tag in Quito

Der Flug gestern verlief völlig problemlos, wir sind sogar eine dreiviertel Stunde zu früh in Quito gelandet. Immigration und Zoll waren schnell erledigt, wir haben uns dann sehr gefreut, dass unser Taxifahrer, den wir im Vorfeld organisiert hatten, wohl mit einer früheren Landung gerechnet hat. Mit allem Drum und Dran sind wir trotzdem erst kurz vor zwei nachts ins Bett gekommen, wir haben tief und gut geschlafen.

Heute stand dann die Altstadt von Quito auf dem Plan. Wir waren uns im Vorfeld leicht unsicher, wie wir mit der Höhe zurechtkommen (immerhin liegt Quito auf etwa 2800m ü. NN und ist somit höchstgelegene Hauptstadt der Welt). Außer ein wenig Kurzatmigkeit die Hügel hoch haben wir bisher keine Probleme (könnte aber auch an unserem allgemeinen Trainingslevel liegen…).

Unser erster Eindruck ist gut. Es ist Leben auf den Straßen, der Verkehr ist wild (verglichen mit den USA), es gibt viele kleine Stände mit Essen und Snacks, viel Gewusel ist unterwegs – wir mögen es! Es gibt unheimlich viele Kirchen (zwei haben wir von innen gesehen), wir haben extrem leckeren Cacao getrunken, sind durch das Centro Cultural Metropolitano  mit einer tollen Fotoausstellung geschlendert, haben aus der Ferne den Panecillo mit seiner (laut Reiseführer hässlichen) Madonna aus Aluminium betrachtet, uns ein wenig das Gesicht verbrannt (man sollte gekaufte Sonnencreme auch nutzen) und uns den ganzen Tag über gefragt, warum wir so viele warme Jacken im Gepäck haben. Die Sonne hat geschienen und es war bestes T-Shirt-Wetter.

auf dem Weg nach Süden

Gepäck im Zug

Wir haben uns sehr darauf gefreut, heute ist es soweit: wir sind schon unterwegs nach Ecuador. Zwei Tage werden wir in Quito bleiben, dann geht es weiter nach Yaruquíes. Mal sehen, wie groß der Kulturschock wird. 😉

einer der Jungs

An dieser Stelle auch mal ein riesiges Danke an Jeannette und Randy, deren Gäste wir sein durften. Ihr und die Jungs werdet uns fehlen!

Alexandria, knapp unterhalb von Washington

So ganz eigentlich wollten wir ja jede Woche mindestens einen Ausflug machen. Seit wir wieder hier sind, waren wir da etwas nachlässig. Teilweise dadurch bedingt, dass an Michls Laptop die Festplatte kaputt ging (schon die zweite SSD, die an Bord das zeitliche segnet) und der Austausch sich bei dem inzwischen sieben Jahre alten Macbook Pro etwas schwieriger gestaltet hat (aber immerhin war er noch möglich!) – das hat viel Zeit gekostet. Und vielleicht auch durch das Wetter bedingt, es ist grau, kühl, diese Woche sogar einen Tag mit Schnee, somit nicht wirklich einladend für Ausflüge.

Gestern haben wir uns dann aufgerafft und sind nach Alexandria gefahren – ein sehr schöner Ort mit herrlichen Häusern und vielen, netten, kleinen Läden. Ideal zum Bummeln. Bevor wir das gemacht haben, waren wir noch im Torpedo Factory Art Center, einer ehemaligen Munitionsfabrik, die in eine sinnvolle Nutzung umgewandelt wurde. Auf drei Etagen befinden sich über 80 Kunstwerkstätten, dazu Gallerien, ein kleines archäologisches Museum und noch ein wenig mehr. Das ganze bei freiem Eintritt – wie wir finden eine tolle und interessante Einrichtung!

Weil wir natürlich immer wieder nach Booten schaun, sind wir weiter in die Washington Sailing Marina gefahren, mit tollem Blick auf den Ronald Reagan Washington National Airport. Das hat gleich die Vorfreude auf Montag gesteigert, da geht es ja endlich nach Ecuador! Und um uns noch ein Stück mehr auf Lateinamerika einzustimmen, haben wir auf dem Rückweg in einem kleinen, mexikanischen Restaurant angehalten. Es war extrem lecker und hat richtig Lust auf mal wieder neue kulinarische Genüsse gemacht! Nicht nur deswegen freuen wir uns sehr auf Ecuador!

Ausflug nach Deltaville

Irgendwann wollen wir ja dann doch gen Süden fahren, zudem müssen wir mal wieder ein wenig an Kassiopeia basteln. Und so schön es in Solomons ist, zum Arbeiten ist es einfach nicht der ideale Platz in der Chesapeake Bay. Den findet man in Deltaville, ein wenig südlicher. Unsere Idee ist es, im Sommer auf dem Weg in wärmere Gefilde einen Stopp in Deltaville einzulegen und dort konzentriert an Kassiopeia zu arbeiten. Recht viel mehr kann man dort auch nicht machen… 

Nachdem wir zwar eine Idee hatten, in welche Werft wir wollen, dort aber eine ganze Menge Boatyards auf einem Haufen sind, haben wir uns gestern auf den Weg dorthin gemacht. Bei fünf Werften haben wir nachgefragt, eine ist gleich aus der Auswahl geflogen, weil man nicht an Bord wohnen kann, eine sticht durch Zusatzkosten heraus (für jede Nacht, die wir an Bord verbringen, müssten wir $15 extra zahlen) und eine dritte würde sicherlich für abenteuerliche Geschichten sorgen, auf die wir jedoch nicht scharf sind.

Somit sind noch zwei in der engeren Auswahl. Sie ähneln sich vom Preis ($6,50/Fuß Bootslänge bzw. $7,50/Fuß für Raus- und Reinkranen inkl. Reinigung von Unterwasserschiff und Böcken zum Abstützen und $100 bzw. $110 monatliche Stellplatzgebühr – beim ersten zzgl. Strom) und vom Drumherum – einer hat einen gut sortierten Laden, der andere einen Waschsalon, gute Bewertungen im Internet haben sie beide. Ein wenig Zeit zum Entscheiden haben wir noch, in zwei Wochen geht es ja ersteinmal nach Ecuador und für den Sommer müssen wir da auch nicht lange vorreservieren.

Kassiopeia geht es gut

Wir hatten am Sonntag richtig Glück mit dem Wetter – wir kamen bei Sonnenschein bei Kassiopeia an und erst als wir wieder fuhren, hat es sich ein wenig zugezogen. Kassiopeia geht es bestens. Der Winter war bisher noch nicht so sehr kalt, im Prinzip war erst ein Wochenende mit deutlich unter 0°C und Schnee, das hat sie gut überstanden. Selbst in den Entfeuchtern war wenig Wasser, und auch sonst konnten wir keinerlei Probleme finden. Gut so! Natürlich wollten wir auch sehen, ob unser Motor Karl anspringt, und das tat er auch ohne Beanstandung. Ein wenig mehr Gas hat er zum Anlaufen gebraucht, das ist bei etwa 8°C ja aber auch kein Wunder.

In der Marina ist es sehr ruhig, außer im Laden haben wir niemanden gesehen. Ein paar Leute sollen auf den Booten wohnen – wir sind froh, dass wir unser beheiztes Quartier in Fredericksburg bei Freunden noch nutzen können (nur mit Heizlüfter wäre es einfach ungemütlich…).

Ach ja, und auf dem Rückweg haben wir wohl das Fundstück des Jahres gemacht: als wir im Dezember das letzte Mal bei Kassiopeia waren, haben wir auf der Strecke angehalten um in einem Vorgarten die Weihnachtsbeleuchtung zu fotografieren. Dabei ist eine Mütze von Michl, die wir in Sucre in Bolivien gekauft hatten, aus dem Auto gefallen. Gemerkt haben wir das in Fredericksburg, also etwa 50 Meilen weiter. Sonntag haben wir bei genau dem Vorgarten nochmal angehalten und tatsächlich die Mütze in einem Rinnsal entlang der Straße gefunden. Sie war ein wenig grün bewachsen, Laub hing dran, aber nach ein paar Handwaschgängen sieht sie schon wieder richtig gut aus und alles eventuell vorhandene fremde Leben darin sollte vertrieben sein. Schön, dass sie wieder da ist, sie hat doch einen ziemlichen ideellen Wert! 

gut angekommen

Die (speziell für mich) gute Nachricht vorab: die Medikamente haben geholfen, ich hatte einen schmerzfreien Flug. Wir sind gut in Washington gelandet, wenn auch mit deutlicher Verspätung durch ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik. Von Air Canada wurden wir deshalb direkt auf einen späteren Anschlussflug umgebucht. So ganz theoretisch hätten wir mit ein wenig rennen den Flieger noch erwischen können, allerdings mussten wir schon in Toronto die kompletten Einreiseformalitäten für die USA erledigen und damit war es dann nicht mehr zu schaffen. Wir hatten zwar keinerlei Probleme und uns wurde auch nichts aus dem Gepäck entfernt (weder Grotamar noch in Saftflaschen abgefülltes Imprägniermittel), das Prozedere war jedoch deutlich langwieriger als bei der Einreise mit Kassiopeia.

Hier sind wir gut angekommen, bis Ecuador werden wir noch bei Freunden in Fredericksburg wohnen und selbstverständlich zwischendurch Kassiopeia besuchen. Morgen ist es soweit, wir freuen uns schon 🙂

Ausgerechnet…

… kurz vor Abflug zurück in die USA meldet sich bei mir eine Zyste im Kiefer. Seit über zehn Jahren macht sie jetzt das dritte Mal Probleme, das letzte Mal, als wir im Oktober 2015 zurück nach Brasilien geflogen sind. Nachdem der Flug damals extrem schmerzhaft war, war ich gestern noch beim Zahnarzt, habe mich mit Antibiotika zur Eindämmung und vorsichtshalber auch Schmerztabletten versorgt und hoffe, diesmal schmerzfrei fliegen zu können.

Wir haben fast alles beisammen, was wir mitnehmen müssen (bzw. wollen), alle Bestellungen sind rechtzeitig angekommen. Ob wir an alles gedacht haben, merken wir noch, die USA sind ja aber auch kein Land des generellen Mangels… Manches ist nur eben hier in Deutschland günstiger oder einfacher zu bekommen (wir mögen ein spezielles Kräutersalz oder z.B. beeindruckenderweise haben wir noch keine Taschentücher gefunden). Morgen wird gepackt, da sehen wir dann auch, wie wir gewichtstechnisch hinkommen. Leider haben wir nicht mehr so viel Freigepäck wie nach Brasilien, dafür haben wir wohl keine Kleidung im Gepäck (sehr praktisch, wenn man am elterlichen Dachboden eine Restgarderobe hat!).

In den gut vier Wochen hier haben wir es geschafft, viele Freunde zu treffen, noch dazu auch Zeit mit der Familie zu haben. Besonders gefreut hat uns, dass wir gestern noch Besuch aus Bad-Godesberg von Barbara und Manfred bekamen. Einfach toll, wie sich Segler-Freundschaften über die Zeit und Entfernung halten und vertiefen und besonders schön, wenn man seine Erlebnisse miteinander mischen kann!