Motoren…

David schleppt uns ab

David schleppt uns ab

Irgendwie haben sie anscheinend eine Seele, zumindest unser Außenborder. Wir hatten ihm ja ein paar Tage Ruhe hinten an der Reling hängend versprochen, und die nimmt er sich nun. Was uns ein wenig unpassend kommt, da wir ja noch hier sind und ihn brauchen. Zweimal haben wir seit dem Wochenende Abschlepphilfe gebraucht jean_claude– und auch bekommen – inzwischen hat Michl JohnWayne zusammen mit Jean-Claude (dem hiesigen Außenborderspezialisten) zerlegt, gereinigt und wieder zusammengebaut und er läuft zumindest wieder. Er klingt ein wenig „weicher“, wie wir finden, so richtig Power hat er nur grad nicht mehr. Aber das kriegen wir schon wieder hin, alles eine Frage der Einstellungen!

Ansonsten schwitzen wir die letzten Tage und Nächte vor uns hin. Es regnet nicht mehr sehr viel und der Wind ist weniger. Einerseits ist das schön, wir können mehr raus, andererseits wäre so eine kleine Abkühlung auch nett. Nachts sind es aktuell so um die 28°C, tagsüber locker über 30°C, das ganze auf der Nordhalbkugel im Winter. Und weil wir ja jetzt doch schon ein paar Tage hier sind und die Originalschauplätze teilweise kennen, gibt es heute einen Kinoabend mit Papillon.

Manchmal…

… entscheidet man sich eben anders. So wie wir gestern abend. Wir waren schon mitten im Vorbereiten für den heutigen Aufbruch, hatten sogar schon was zum Essen für unterwegs rausgesucht und dann nochmal auf die Wettervorhersage geschaut. Naja, so richtig schlecht ist sie nicht, so richtig gut aber auch nicht.seglernachwuchs Ein Tief wandert recht weit südlich über den Nord-Atlantik, dadurch dreht sich auf unserer Strecke der Wind etwas in Richtung Norden. Es wäre damit schwieriger, von der Küste wegzukommen und wir wollten nicht zu knapp an Venezuela entlang fahren. Außerdem wird der Wind weniger, dafür die Wellen höher. Wir wollen auch nicht unbedingt provozieren, dass wir mit unserem gerade nicht 100% fitten Motor mehr als unbedingt nötig motoren müssen. Da wir Zeit haben, bleiben wir eben noch ein paar Tage länger. Sooo schlecht ist es hier ja nun auch wieder nicht 😉 (französischen Wein haben wir noch nicht über!).

Und weil wir ja jetzt mehr Zeit haben, haben wir uns gleich mal dem Patienten gewidmet. Er hat zur Sicherheit einen neuen Dieselfilter bekommen, Kühlwasser nachgefüllt und Ölstand kontrolliert und der Luftfilter ist mit einer neuen Mullbinde versehen. Jetzt gerade hat er einen Probelauf und das Geräusch ist beim schnellen Drehzahl hochjagen leider immer noch nicht ganz weg (wir bilden uns zumindest ein, dass es besser wird). Dürfen wir eben nur langsam beschleunigen bis zum nächsten Volvo-Experten… So ganz glücklich sind wir damit allerdings nicht…

Schneller Stempel

Gestern waren wir schon beim Zoll, heute bei der Immigration. Der Beamte beim Zoll war sehr freundlich und gut drauf, mit einem Lächeln und einem Au Revoir waren wir nach kurzer Zeit wieder draußen. Der Stempel bei der Immigration heute ging noch deutlich schneller: wir standen am Schalter, der Beamte hat uns nicht mal richtig angesehen und schon waren die Stempel im Pass. Keine zwei Minuten hat das gedauert. Wow!

So hundert Prozent sind wir bis jetzt mit Französisch Guyana nicht warm geworden, vielleicht war die Zeit zu kurz. Vielleicht hatten wir aber auch einfach die falschen Eindrücke bekommen. Einerseits haben wir viele nette, auch hilfsbereite (besonders in der Touri-Info!) Menschen getroffen, viele grüßen, besonders Kinder, es herrscht wenig Stress. So einen entspannten Service wie in dem Restaurant diese Woche hatten wir schon lange nicht mehr. Andererseits können wir uns nicht erinnern, in einem der bisherigen besuchten Länder so viele regelrechte menschliche Wracks gesehen zu haben. Durch Drogen und/oder Alkohol zerstörte Menschen, die am hellichten Tag völlig verdreckt und/oder halbnackt z.B. durch den Markt laufen und neben den Esstischen ihre Streitereien austragen. Es gibt Menschen, die sich in der französischen, sozialen Hängematte ausruhen und andere, die von der „Metropole“ mit viel Geld zum Arbeiten hergelockt werden (wir hörten von einem Angebot für einen HNO mit 13.000€/mtl., acht Wochen Urlaub, Unterkunft und Heimflüge inkl.). Die Einkommensspannen sind groß, die Lebenshaltungskosten nicht günstig. Der ein oder andere, besonders Jugendliche, verdient sein Geld mit Drogenschmuggel  (letzthin wurden in einem Flieger nach Frankreich 18 (!) Jugendliche mit verschluckten Drogenpäckchen gefasst). Die soziale Hängematte lässt sich mithilfe von Kindern anscheinend gut aufbessern – die Anzahl der Geburten in der Stadt ist nicht so sehr weit von der Nürnbergs entfernt, allerdings hat Saint Laurent du Maroni nicht mal ein Zehntel der Einwohner. Jedoch muss man dazu fairerweise sagen, dass viele aus Surinam zum Entbinden kommen (dadurch bekommen die Kinder zwar nicht die französische Staatsbürgerschaft, aber anscheinend ist die medizinische Versorgung besser).

Stromausfall

Schon am Dienstag am späten Nachmittag fiel plötzlich in der ganzen Stadt der Strom aus. Von Brasilien her fanden wir das jetzt nichts ungewöhnliches, doch dort war er nach allerspätestens zwei Stunden immer wieder zurück. Hier hat es etwas länger gedauert. Irgendwann später am Abend gab es ein kurzes Aufleuchten der Straßenlaternen, aber nach nicht mal einer Minute war schon wieder alles vorbei. Gestern gab es dann beim Bäcker oder im Supermarkt kein Baguette, obwohl im Stadtzentrum eine Notstromversorgung eingerichtet war. Die Kühltheken, Gefriertruhen, Beleuchtung in den Läden, Kassen, Geldautomaten – eben alles, was Strom braucht, sind ausgefallen. Wir werden definitiv hier nichts tiefgekühltes kaufen, wer weiß, wie lange das schon aufgetaut war…

Das Stromproblem hat sich als etwas gravierender herausgestellt, wie wir gehört haben: angeblich war die Überlandleitung zwischen Kourou und Cayenne betroffen, somit war halb Französisch Guyana ohne Strom. Seit gestern abend läuft wieder alles, anscheinend wurde der Fehler gefunden. Was allerdings sehr schön war, war die unbeleuchtete Silhuette der Stadt vom Boot aus mit einem leichten Lichtschimmer dahinter (die Notstromgeneratoren waren beleuchtet).

Und dann haben wir es heute tatsächlich noch geschafft, essen zu gehen. Marie-Jo und Michel waren wieder dabei und das hat sprachlich ein wenig geholfen. Henri hatte sein Restaurant „Cossou“ geöffnet und hat uns äußerst leckeres Essen mit einem tollen Service geboten. Es hat sich definitiv gelohnt, nochmal bei Mittagshitze den Spaziergang zu machen!

Satz mit X

Zwei Dinge hatten wir uns für gestern vorgenommen: wir wollten uns ein typisches Mittagessen in einem bestimmten, uns empfohlenen Restaurant gönnen, und nachmittags stand endlich eine Führung durch das „Camp de la Transportation“ auf dem Plan. Zu dem Restaurant sind wir gemeinsam mit Marie-Jo und Michel gelaufen, selbstverständlich in der Mittagshitze – und haben vor Ort herausgefunden, dass es Dienstag geschlossen hat. Der Spaziergang war trotzdem sehr nett und interessant, auf dem Rückweg haben wir sogar noch etwas geschenkt bekommen. Essen gab’s dann beim Chinesen, das andere werden wir aber noch nachholen!

Die Führung hatten wir deswegen für heute geplant, weil da der Fremdenführer Dienst hatte, der auch englisch spricht. Tja, und das tut er grundsätzlich schon, nur macht er die Führung eben nicht in englisch UND französisch, sondern in der Sprache, die die Mehrheit spricht. Wir waren allein unter Franzosen… Also haben wir leider wieder nicht so ganz alles mitbekommen, die ganz wichtigen Punkte hatte er jedoch freundlicherweise dennoch auf englisch wiederholt. Die Führung war jedoch insgesamt sehr gut, er hatte das sehr lebendig gemacht.

Das „Camp de la Transportation“ ist vielleicht dem ein oder anderen aus dem Film Papillon ein Begriff. Hier wurden alle Gefangenen „gesammelt“, die auf den Îles du Salut ihre Strafe absitzen mussten. Es war jedoch nicht nur ein Durchgangslager, sondern hat für etwa 100 Jahre ebenso als Gefängnis und Hinrichtungsstätte (anfangs wurde der Kopf abgehackt, dann hatten sie eine Guillotine) gedient. Geschlossen wurde es erst 1953. Erst 1994 wurde der Komplex zu einen Historischen Monument erklärt, das ganze gehört also noch eher zur jüngeren Geschichte. Wir wurden im Vorfeld von mehreren Franzosen auf die Îles du Salut verwiesen, dass das doch ganz wichtige Geschichte ist, die noch aufzuarbeiten ist. Dass das in Deutschland im Geschichtsunterricht nicht unbedingt an erster Stelle steht, konnten sie sich nicht so recht vorstellen.

Mooringleben

Feuerwerk von Kassiopeia aus gesehen

Feuerwerk von Kassiopeia aus gesehen

Seit knapp zwei Wochen sind wir ja nun inzwischen hier, das Leben an der Mooring gefällt uns immer noch gut. Kleiner Nachteil: unsere Batterien sind ziemlich am Ende, das heißt, Kühlschrank gibt es nur, wenn genug Wind und Sonne sind um den erzeugten Strom direkt wieder zu verbrauchen. Was richtig gut läuft, ist unser Außenborder – tock tock tock auf Holz. Bisher hat er keine Schwierigkeiten gemacht und bringt uns zuverlässig auch gegen Wind und Strömung immer wieder zum Steg und zurück. Wir sind inzwischen auch so gut, dass wir ihn schon fast im Schlaf auch bei wackeliger Welle zurück an die Reling bekommen (wir wollen ihn nicht bei den teilweise kappeligen Wellen an Schorsch hängen lassen). Scheint, als ob wir in Jacaré bei den letzten Bastelarbeiten an ihm alles richtig gemacht haben 😉

Ein wenig ungemütlich sind gelegentlich die Nachmittage (wie jetzt z.B.), da bläst es meist ein wenig und im Moment steht noch Strömung gehen Wind. Macht alles etwas wackeliger, aber wir könnten ja auch an Land gehen.

Falls irgendjemand mit dem Gedanken spielt, hierherzukommen, ein paar Infos

  • es gibt Mooringbojen, die gut gewartet und auch videoüberwacht sind. Kosten allerdings auch (noch) 8€ am Tag. Und zwar für alle dasselbe. Internet kostet extra, ist aber richtig schnell.
  • Trinkwasser gibt es zum Abzapfen gratis im nahegelegenen Camp de la Transportation, wenn da zu ist, kann man auch bei David Flaschen füllen.
  • David ist der, der hier die „Marina“ aufbaut. Er hilft bei Fragen aller Art gerne weiter, sein Café ist auch Anlaufstelle und Treffpunkt. In nächster Zukunft soll hier auch ein Restaurant entstehen.
  • Duschen kann man im nahegelegenen Schwimmbad (2€ Eintritt, leider gibt es keinen Nur-Duschen-Tarif).

Awala-Yalimapo

Da sind wir heute hingefahren! Zuerst aber noch kurz, wie wir ins neue Jahr gekommen sind: David hat vor dem Marina-Büro wieder den Grill angeschürt und wir hatten einen sehr schönen Abend. Auf ein Glas Wein/Whisky sind wir noch zu Karen und Chris gefahren, haben gemeinsam „Dinner for One“ geschaut und waren dann pünktlich zum Feuerwerk auf unserem Logenplatz Kassiopeia. Saint Laurent du Maroni auf der französischen Seite und Albina in Surinam haben um die Wette Raketen in die Luft geschossen – wir konnten zwei herrliche Feuerwerke genießen und wussten zeitweise gar nicht, in welche Richtung wir schauen sollen. Ein schöner Auftakt für 2016!

Heute ging es dann ein wenig später los, wir hatten auch nicht so viel Programm wie vorgestern mit Kourou. Yalimapo liegt an der Mündung des Maroni, wir wollten uns gern ansehen, wo wir reingefahren sind. Und das sieht von Land deutlich hübscher aus als vom Boot! Es gibt einen Strand, eine Feriensiedlung, eine toll gelegene Jugendherberge und leider auch viele, viele, tagaktive Stechviecher. Deswegen haben wir dann auch schweren Herzens einen Spaziergang zu ein paar Aussichtspunkten gestrichen.

Wir sind noch ein wenig weiter in der Gegend rumgekurvt und haben kurz vor Saint Laurent noch einen Spaziergang in den Wald gemacht. So dicht und grün – herrlich!

Centre Spatial

Gestern früh so gegen acht sind wir aufgebrochen und haben uns in unseren kleinen Flitzer geschwungen. Etwa 200km sind es bis Kourou, irgendwie hatten wir uns gedanklich mit der Fahrzeit vertan, zwei Stunden war doch etwas optimistisch gedacht. Es ging über Landstraße, die sich gemütlich durch das dichte Grün am Straßenrand schlängelt. Zwischendurch sehen wir Verkaufsstände, die meisten leer, auf manchen liegt ein wenig Gemüse. Und zweimal stehen Leute daneben, die frisch geschlachtete und ausgenommene Tapire hochhalten. Wäre vielleicht eine Idee für das heutige Silvestergrillen gewesen?

Auf dem Weg lag noch ein netter Halt: Pri-Pri de Yiyi. Es ist ein geschützter Mangrovenwald, durch den man mit genug Zeit auch mit dem Kanu paddeln und viele Tiere beobachten kann. Angeschlossen ist ein nettes, kleines Museum, durch das man bei Bedarf auch noch geführt wird. Wir haben nur einen kurzen Spaziergang gemacht, so sehr viel Zeit hatten wir leider nicht. Das würde sich aber wohl lohnen! Anschließend noch ein kurzer Stopp in Sinnamary und schon waren wir Centre Spatial.

Wir hatten noch Zeit für das Museum (das man sich auch sparen kann) und dann ging es zur Tour. Unserer Meinung nach kann man sich das ganze Centre Spatial ohne die Tour komplett sparen. Das Museum ist für Kinder interessant, uns hat es nicht von den Socken gehauen. Zudem kostet das Museum 7€ Eintritt, wenn man die vierstündige Gratis-Tour mitmacht, zahlt man nur 4€ (die Logik versteh einer…).

Die Tour war beeindruckend! Wir waren im Salle Jupiter, von dem aus Politiker, Prominente, Kunden und die sonstige Bevölkerung den Start mit Blick auf die Technik verfolgen können, dann waren wir hinter dem speziellen Kontrollraum für den Start der Ariane 5 (ziemlich oldfashioned, braucht mal ein Refit) und Vega (schon deutlich moderner, ist ja aber auch neuer) und standen mit dem Bus direkt am Startplatz der Ariane 5. Da durften wir leider nicht aussteigen, war aber auch so bemerkenswert! Während der Tour gab es eine Unzahl an Informationen, wir konnten uns beim allerbesten Willen nicht alles merken, zudem waren sie komplett in Französisch, wir haben schonmal nicht alles verstanden. Man kann ja zudem auch alles nachlesen bei Interesse. Dennoch ein paar Stichpunkte, die sich uns eingeprägt haben:

  • beim Start der Ariane werden 1 Mio Liter Wasser zur Reduzierung der Vibrationen und damit zum Schutz der Satelliten auf den Tisch zum Start gesprüht
  • der Kontrollraum zum Start ist über 2km von der Startrampe entfernt, näher befindet sich zum Start niemand. Man spürt dort noch die Vibrationen in der Erde.
  • ganz wichtig sind Kunden, die für die Starts bezahlen. Im Prinzip könnte praktisch jeder einen Satelliten hochschicken, man muss sich nur die etwa 25 Mio € pro Kilo Nutzlast leisten können.
  • der Start läuft vollautomatisch ab. Kann aber, zumindest bei der Ariane, noch kurz nach dem Zünden des Haupttriebwerkes abgebrochen werden.
  • da werden nach dem Start richtig viele Teile in den Atlantik „entsorgt“. Muss ein besonderes Pech sein, wenn man da mitten auf dem Ozean davon getroffen wird…
  • wir dachten, dass Satelliten tonnenschwer sind, aber als Nutzlast könnte man grad knapp eineinhalbmal Kassiopeia nach oben schicken (10to, bei einem Startgewicht von gesamt 777to).
  • mit der Ariane können zeitgleich zwei Satelliten in den Orbit geschickt werden, mit Vega oder Soyus nur jeweils einer
  • es gab tatsächlich bei der Führung Teilnehmer, die sich nicht vorstellen konnten, warum man Satelliten braucht. Ihnen war nicht bewusst, dass allein ihr Navi ohne nicht arbeiten könnte.
  • die vier Stahlgitter-Türme, die um den Startplatz stehen, bilden einen Faradayschen Käfig. Uns hat beeindruckt, dass mit so relativ einfachen Mitteln ein so großer gebaut werden kann.
  • die Teile für die Raketen werden nicht hier gefertigt sondern in Europa. Sie kommen per Frachtschiff nach Kourou und werden vor Ort zusammengebaut. Die Satelliten werden per Luftfracht geliefert.

Bevor wir zurück gefahren sind, haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Atlantik gemacht, schön, den auch mal wieder zu sehen! Die Heimfahrt ging dann durch eine stockdunkle Nacht, Fußgänger und Radfahrer waren absolut schwer zu erkennen. Auch die Straße – es war einfach anstrengend. In Deutschland hat man ja auf Landstraßen alle paar Kilometer eine Ortschaft, wir hatten gestern auf 200km ganze drei davon. Um neun waren wir wieder zurück und sind dann auch relativ bald ins Bett gefallen. Ein schöner, aber anstrengender Tag!

Leihauto und Bargeld

So langsam hat sich unser Bargeld dem Ende zugeneigt, also dachten wir gestern, dass wir mal schnell am Automaten die Geldbeutel nachfüllen. Aber denkste – alle Automaten in der Stadt waren leer! Fast überall stand jemand davor und hat probiert, doch alle sind mit Kopfschütteln wieder davon gezogen. Heute vormittag war es noch dasselbe, nachmittags war aber anscheinend der Geldbote unterwegs und wir haben auch wieder etwas bekommen. Das scheint hier gelegentlich mal vorzukommen, aber solange sie dann doch immer wieder nachfüllen, ist das ja auch kein ernstes Problem. Außerdem kann man eh überall mit Karte bezahlen.

Das mit dem Leihwagen hatte sich noch etwas verkompliziert. Wie uns gestern im Autoverleih gesagt wurde, hatten wir online reserviert und wollten heute pünktlich das Auto holen. Blöderweise hatte uns keiner gesagt, dass man bei Budget Guyana reservieren muss, und nicht bei budget.com. Das bekommen die hier nämlich erst Wochen später übermittelt… Wir haben dann nach einigem Hin und Her das Auto doch zum reservierten Preis bekommen, waren aber schon fast am Gehen, weil die eine Mitarbeiterin alles, nur nicht freundlich war (als ich sie versucht hatte zu bitten, doch ein wenig langsamer und deutlicher zu sprechen, weil ich ihr Französisch nur schwer verstand, fiel sie mir ins Wort und meinte nur, dass wir in Frankreich wären und da spricht man eben so. Nun ja…). Ihr hatten wir am Ende aber dann tatsächlich den Preis zu verdanken, der Kollege wollte 12€ mehr pro Tag. Fazit: wir haben jetzt für vier Tage, 800km und 132€ einen kleinen Flitzer und freuen uns morgen auf Museum und Tour durch das Space Center. Und auf mehr Eindrücke vom Land. Und mal sehn!

Preise…

So sehr anders sind manche Preise hier nicht, zumindest vom Betrag her. Nur sind vier Real für das Kilo Tomaten eben doch deutlich weniger als die vier Euro hier (nämlich ein viertel davon). Die Qualität war auch besser. Also gibt eben keinen Tomatensalat. Wir profitieren von unseren Vorräten und kaufen die günstigen Sachen auf dem Markt, da gibt es auch genug Auswahl. Leckere Bohnen, Suppengemüse, knackig scharfe Chili und ähnliches haben wir uns bisher schmecken lassen.

Die etwas anderen Preise merkt man auch, wenn man sich ein wenig im Land umsehen will. Wir würden z.B. gerne nach Kourou fahren und das Centre Spatial, den europäischen Raumflughafen, ansehen. Ob wir zum nächsten Raketenstart Ende Januar noch da sind, ist fraglich. Also eben nur das Centre. Man kommt mit einem Minibus nach Kourou, schlappe 25€ pro Person für Hin- und Rückfahrt mit einer ganzen Stunde Aufenthalt. Finden wir nicht so klasse. Also einen Mietwagen – der kostet für einen Tag eigentlich ungefähr so viel wie der Bus für zwei, allerdings reichen die inklusiven Kilometer nicht aus und man kommt damit auf einen knappen Hunderter. Also haben wir jetzt in den sauren Apfel gebissen und für drei Tage ein Auto reserviert, dann haben wir genug Kilometer (600km inkl.) und können hier noch gemütlich einkaufen für Silvester. Nach Kourou sind es einfach 200km, vielleicht fahren wir noch 50 weiter bis Cayenne, mal sehen. Morgen holen wir das Auto ab, Mittwoch sind wir unterwegs.

Erste Eindrücke

Und schon wieder sind wir ein paar Tage da und haben noch nicht viel geschrieben. Die vergingen aber auch recht flott. Dienstag haben wir uns ersteinmal nur ein wenig orientiert, Mittwoch waren wir dann schon auf dem beeindruckend schönen, bunten Markt, der zweimal die Woche stattfindet. Wir freuen uns schon auf morgen, da ist er wieder, angeblich noch größer 🙂 Die Stadt wirkt sehr sauber (nach Brasilien…), bunt und lebendig. Bisher fühlen wir uns sehr wohl und sind froh, rechtzeitig vor den Feiertagen den Absprung aus Dégrad des Cannes geschafft zu haben. Zudem wir hier tatsächlich deutlich ruhiger liegen!

Das Weihnachts-Grillen gestern abend war sehr schön, jeder hatte ein wenig was zu essen mitgebracht, wir haben uns gut unterhalten und in angenehmer Gesellschaft einfach den Abend genossen. Der volle Mond hat noch zur Stimmung beigetragen!

Hier noch ein paar Bilder aus Dégrad des Cannes, da war es ein wenig schwierig, etwas hochzuladen:

Und natürlich noch ein paar aktuelle Bilder aus Saint Laurent du Maroni:

Fahrt nach Saint Laurent du Maroni

Gestern früh sind wir aufgebrochen, uns hat das Geschaukel am Steg und besonders der Samstag Abend den Aufenthalt ein wenig vermießt. Somit haben wir das erste halbwegs passende Wetterfensterchen genommen. Kurz vor neun ging es los und wir sind wie geplant gut voran gekommen. Und das trotz eines Risses im Großsegel, das wir nur im zweiten Reff nutzen konnten. An die Geschwindigkeitszugabe dank Strömung hier an der Küste entlang könnten wir uns echt gewöhnen 🙂

Die Fahrt war gut, zumindest ab dem Zeitpunkt, als wir ungefähr auf der 20m-Linie waren. Vorher war es etwas ruppig und der hohe Schwell hatte sich bemerkbar gemacht. Sonst gibt es nicht viel drüber zu sagen, außer dass unser Motor sich langsam zu einem kleinen Sorgenkind entwickelt. Nach der Abfahrt aus Jacaré hatte er angefangen, sich an der Handpumpe der Förderpumpe festzusaugen (d.h. wir müssen vor jedem Start manuell „warmpumpen“), heute hat er plötzlich beim Starten kurz genagelt – wir hoffen, das ist nichts Gravierendes! (Falls jemand einen Tipp oder eine Idee hat – immer her damit! Wir haben einen Volvo Penta D2-55.)

Auf den ersten Blick gefällt uns Saint Laurent du Maroni gut, es gibt ein recht neues Bojenfeld und allen möglichen Service außenrum. Zum Barbecue an Heilig Abend sind wir schon eingeladen, es scheint auch eine ganz gut gemischte Gruppe Segler hier zu sein.

Position: 5° 30.473′ N, 54° 01.847′ W, gefahrene Strecke seit Dégrad des Cannes: 160sm, gesamt: 6666sm

erste Tage in Französisch Guyana

Gestern hat uns Mariella, die mit Boot und Familie seit einer Weile in der Marina liegt, zu einem Hofmarkt mitgenommen, wir haben die Gelegenheit gern genutzt. So konnten wir auch ein wenig Landschaft sehen – und die ist unheimlich grün. Was wohl auch daher kommt, dass es recht viel regnet, seit vorgestern abend fast durchgehend. Für das Hoffest war das natürlich nicht so toll, entsprechend wenig war los. Interessant war es trotzdem für uns! Es hat ein wenig den bisherigen, kurzen Eindruck bestätigt, den wir von Französisch Guyana haben: ein deutliches Stück weit europäisch, klar französisch, afrikanisch (insbesondere die Hautfarben, die man so sieht und die Stoffmuster), aber nicht südamerikanisch (zumindest verglichen mit dem, was wir in den bisherigen Ländern so gesehen haben). Kulinarisch ein deutliches Stück vor Brasilien (abwechslungsreicher), was ja kein Fehler ist 🙂 Und wir haben unsere ersten Steeldrums live gehört und gesehen!

Noch eine „Spezialität“ von Dégrad des Cannes haben wir gestern mitbekommen, wir haben direkt gespürt, wie man sich in einer Waschmaschine am Steg fühlt. So gegen acht abends kam ein mächtiger Squall, der bis hier zur Marina durch nicht viel abgebremst wird. Wir hatten über 30kn Wind und Welle, die sich durch die ganze Einfahrt mit Hafen aufbauen konnte. Einen Wellenbrecher oder ähnliches gibt es hier nicht. Alle Boote am Steg sind regelrecht gesprungen und haben an den Leinen gerissen. Wir waren gerade beim Abspülen, das Wasser ist nur so über das Becken geschwappt. Die Fender wurden durch die Luft geworfen und mussten immer wieder an Ort und Stelle, also zwischen Steg und Boot, gebracht werden. Kaputt ist nichts, unsere Fender und Leinen haben gehalten (die aller anderen auch). Kassiopeia lag sogar etwas „ruhiger“ als andere Boote, trotzdem brauchen wir sowas nicht mehr so schnell. Nach einer guten halben Stunde war der Spuk vorbei und wir hatten den restlichen Abend absolute Ruhe. Zeit für einen Filmabend zum Runterkommen.

Dégrad des Cannes

Gestern mittag sind wir angekommen, die letzte Nacht war ruhiger als erwartet, wenn man mal von den beiden Squalls kurz nach Sonnenuntergang absieht. Die Einfahrt durch den Kanal hier ist hervorragend betonnt, da kann man sich praktisch gar nicht verfahren. Gleich neben dem Hafen ist eine kleine Marina mit Schwimmstegen, einen vorübergehend freien Platz konnten wir ergattern.

Unser erster Eindruck war ein wenig ernüchternd: ziemlich viele Boote liegen offensichtlich schon länger hier und werden auch die nächsten Tage oder Wochen nicht ablegen. Auf dem Steg sind Tische, Stühle, Werkzeuge, Waschmaschinen und Werkzeugbänke, es wird auch fleißig gebastelt. Es hatten wohl auch nicht alle geplant, so lange hier zu liegen. Rund um die „Marina“ (eher verkabelter Schwimmsteg) gibt es den größten Industriehafen von Französisch Guyana. Sonst nicht viel. So sehr lange wird es uns hier wohl nicht halten.

Die Leute hier sind allerdings sehr freundlich. Wir hatten (und brauchten auch bei recht viel Wind und Strömung) Hilfe beim Anlegen, haben direkt ein paar Mangos von der Stegnachbarin bekommen, den Schlüssel zur heißen Dusche von dem auf der anderen Seite und nach dem Einklarieren fanden wir für Hin- und Rückfahrt zum Carrefour per Anhalter schnell nette Mitfahrgelegenheiten, die sogar einen Umweg für uns gemacht haben.

Einklarieren mussten wir nur beim Zoll, selber mussten wir nicht zur Immigration, wir sind ja jetzt in Frankreich. Wir zahlen mit Euro, die Autos haben europäische Kennzeichen mit F und im Supermarkt gibt es knuspriges Baguette und leckeren Käse. Allerdings auch zu französischen Preisen.

Internet ist hier etwas schwierig, mehr Bilder werden wir nachliefern.

Position: 4° 51.125′ N, 52° 16.981′ W, gefahrene Strecke seit Lençois: 656sm, gesamt: 6506sm