eingewöhnt

Wir denken mal, wir haben uns inzwischen so halbwegs wieder eingewöhnt. Es ist ja auch nicht so, dass wir hier in einem für uns völlig fremden Kulturkreis sind 😉 Was wir sehr vermissen, sind die Temperaturen, obwohl es so laaaangsam Frühling wird, ist es früh doch noch recht kühl. Und wir sind ja immerhin schon kurz vor sieben Uhr früh (mitten in der Nacht also) unterwegs, kriegen das also live mit.

Worüber wir uns immer noch freuen:

  • man kann hier an einen beliebigen Geldautomaten einer willkürlich gewählten Bank gehen und bekommt mit der Kreditkarte Bargeld ausgezahlt (in Brasilien mit unserer nur bei zwei Banken und da auch nicht immer)
  • die Auswahl im Supermarkt ist unglaublich. Es ist nicht so, dass es woanders in der Welt kein gutes Essen gibt, aber eine solche Auswahl zu den Preisen ist inzwischen ungewohnt für uns.
  • man hat Rechte als Fußgänger und Fahrradfahrer! Ein tolles Gefühl, wenn Autofahrer beim Abbiegen warten. Da werden wir uns wieder umgewöhnen müssen!
  • das Bier schmeckt immer noch 🙂
  • zurück auf Kassiopeia werden wir uns erstmal schmerzhaft wieder an andere Internetgeschwindigkeiten gewöhnen müssen…

Den Blog werden wir wohl, solange wir in Deutschland sind, nicht ganz so oft aktualisieren, wir wollen niemanden mit Neuigkeiten aus dem Arbeitsleben langweilen. Aber da wir das ja nicht nur machen und auch ein wenig Nürnberg und Franken genießen wollen, werden wir da wohl gelegentlich was schreiben und fotografieren. Außerdem sind wir am Überlegen, ob wir mal irgendwo eine Bilderauswahl zeigen. Gibt es da Interesse?

Wochenende!

Und schon ist es wieder vorbei, unser erstes Wochenende seit Längerem als Mitglieder der arbeitenden Bevölkerung. Und wir haben uns nicht nur auf die faule Haut gelegt, sondern es uns richtig gegeben: IKEA am Samstag, zusammen mit vielen, vielen anderen! Wir haben noch ein wenig was an Kleinzeug gebraucht, um unsere aktuelle Bleibe ein wenig auszustatten. Etliches haben wir auch aus den Kartons bei meinen Eltern gefischt, inzwischen sind wir richtig gut ausgestattet. Sogar unsere Fahrräder haben wir wieder aktiviert, auf die haben wir uns sehr gefreut.

Tja, und wie schmeckt das Arbeitsleben? Bassd scho, würden wir als Franken so sagen. Klar wäre es auf Kassiopeia angenehmer, insbesondere, weil wir ja nun doch schon in Suriname angekommen sein müssten, aber manchmal kommt es eben einfach anders. Gelegentlich wurden wir schon gefragt, wie denn das gar so schnell geklappt hat, so kurzfristig und einen begrenzten Zeitraum eine Arbeit zu bekommen. Wir hatten Glück und auch zur richtigen Zeit die richtigen Kontakte genutzt. Somit haben wir beide etwas gefundrotesen, ich warte noch auf eine (hoffentlich) Zusage, dann kann auch der Zweit-Job beginnen.

Aber die Zeit verbringen wir auch durchaus mit Angenehmem: leckeres Bier mit guten Freunden, feines Essen bei Muttern und noch weitere Treffen mit Freunden in den nächsten Tagen. Unser Kalender füllt sich so langsam, und das ist durchaus schön! Außerdem merkt man schon den Frühling kommen, heute waren die Temperaturen bereits äußerst angenehm.

Gut gelandet

Vorgestern früh sind wir gut in Frankfurt gelandet, pünktlich zum Mittagessen waren wir dann zuhause bei meinen Eltern in Wendelstein. Das Wetter war zwar schön sonnig, aber die Temperaturen doch noch ein wenig ungewohnt – von 34° runter auf 7° – brrrrr. So langsam haben wir uns ein wenig akklimatisiert, unsere Füße murren aber noch bei Socken und Stiefeln. Wir hoffen auf einen baldigen Frühling (wie vermutlich viele andere auch).

Seit Mittwoch haben wir ein wenig organisiert, ab Montag beginnt das Arbeitsleben. Wir wollen die Zeit ja  nutzen, um unsere Kasse aufzubessern, glücklicherweise klappt das auch ohne große Anlaufzeit. Michl hat dann damit zum ersten Mal seit gut 15 Jahren Anspruch auf Urlaub, ein ganz neues Gefühl 😉anna

Ein ganz besonderes Gefühl war der erste Bissen in ein richtig gutes Brot, der erste Schluck fränkischen Bieres und einfach eine leckere Brotzeit. Ist schon beeindruckend, wie lecker sowas eigentlich einfaches sein kann. Das lässt einen doch dann auch kurzfristig die Temperaturen vergessen.

Abflug

Inzwischen sitzen wir in Recife am Flughafen und warten darauf, einsteigen und abfliegen zu können. Unsere Ausreisestempel haben wir beide bekommen, ich sogar ohne Strafe, Michl hatte ja ein wenig mehr überzogen und muss bei der nächsten Einreise Strafe bezahlen. In Erwartung der kalten Temperaturen in Nürnberg haben wir uns gestern noch gründlich mit Vitamin C(aipi) gedopt. Hoffentlich hilft das gegen die aktuelle Grippewelle 😉

Kassiopeia haben wir gut verpackt, Artillo und der Rest in der Marina werden ein sorgsames Auge auf sie haben, sie ist da sehr gut aufgehoben. Vermissen werden wir sie trotzdem sehr! Heute früh sind wir extra nochmal bald aufgestanden, um zum Schwimmen zu gehen – so herrliche Temperaturen haben wir dann hoffentlich im Sommer in Deutschland wieder.

Vorbereitungen

Die letzten Tage haben wir hauptsächlich mit Vorbereitungen für unsere Reise nach Deutschland verbracht. Wir hatten ja eigentlich Vorräte besorgt und nicht alles davon hält sich, bis wir wieder zurück kommen. Also haben wir einen Teil hier unters Volk gebracht und verkauft (unter anderem 10kg Müsli…), einen Teil nehmen wir aber einfach mit. Wir müssen in der Heimat ja auch etwas essen, also warum nicht was aus Brasilien. Dann sind wir am Überlegen, was wir an Kleidung mitnehmen. Wir fliegen ja in den Winter, werden aber bis zum Sommer bleiben. Und viele unserer T-Shirts sind so ausgeblichen, dass sie wohl nicht mehr deutschen Standard entsprechen. Morgen wird gepackt, wir werden die Rucksäcke schon mit irgendwas füllen!

Nebenbei findet natürlich auch noch ein wenig soziales Leben statt. Wir waren zu Besuch auf der Youmin bei Valerie und Benoit, Marcio war mit der kompletten Familie bei uns an Bord, sie hatten noch nie ein Segelboot von innen oder auch nur vom Cockpit aus gesehen. Und auch sonst findet sich immer mal Zeit für einen Plausch.

Und den ein oder anderen Punkt auf Kassiopeia haben wir auch noch zu erledigen. Seit gut zwei Jahren fahren wir z.B. einen Trennschalter für den Anlasser durch die Gegend, den wir jetzt eingebaut haben. Endlich kann man also nicht mehr wie bisher ohne Schlüssel einfach den Motor anlassen und losfahren.

Behörden und Pläne

geburtstagUnseren ersten brasilianischen Geburtstag durften wir gestern mitfeiern. Marcio hat Freunde, Segler und Nachbarn eingeladen und hier in der Marina gefeiert. Es gab leckeres Essen, schöne Gespräche und alle haben ein wenig was vom Anderen gelernt. Es ging z.B. um die kälteste je erlebte Temperatur. Bei Natalia waren das 20°C, plus wohlbemerkt. Sie fand das schon ziemlich kühl. Dasselbe unter Null war da schon fast unvorstellbar kalt!

Wir werden demnächst (hoffentlich) nicht ganz so kalte Temperaturen erleben, auf jeden Fall wird es jedoch kühler als hier werden, wir fliegen nämlich nächste Woche nach Deutschland. Da wir noch ein bestimmtes Ersatzteil benötigen und die Post hierher ziemlich dauern kann (Freunde haben mit Priority-Mail und garantierten 10 Tagen Lieferzeit etwas herschicken lassen – nach drei Monaten war es da), haben wir beschlossen, das Teil direkt abzuholen und die Gelegenheit zum Aufstocken der Ersparnisse zu nutzen. Das wäre zwar noch nicht wirklich nötig, aber irgendwann wäre es soweit gewesen. Also freuen wir uns auf einen hoffentlich schönen Sommer in der Heimat und bei Rückkehr auf ein komplett neues Visum in Brasilien.

Bei der Receita Federal haben wir heute Kassiopeias Aufenthalt verlängert, nach der Capitania dürften wir ja eh noch nicht auslaufen. Der einzige, der gezickt hat, war der bei der Policia Federal. Mal sehen, was nächste Woche die Beamten am Flughafen sagen.

Testfahrt

Da der Motor am Steg immer noch läuft und wir den Autopiloten auch nur unterwegs so richtig testen können, stand eine Probefahrt auf dem Plan. Bei Niedrigwasser haben wir abgelegt und sind ein Stück weit den Fluß entlang gefahren. Zuerst haben wir zur Sicherheit den Kompass neu kalibriert, anschließend Dori (unseren Autopiloten) steuern lassen. Und sie hat das einwandfrei gemacht! Wir hoffen, dass der Zustand so anhält, letzthin kam die Fehlermeldung ja auch erst nach einer ganzen Weile. Der Dauertest kommt dann beim nächsten Ablegen.

Der Motor ist wunderbar gelaufen, auch mit dem Gas spielen unter Belastung war kein Problem. Sein einziger Mucker war wieder beim Einlegen des Rückwärtsganges, aber wir haben im Moment auch das Standgas sehr niedrig eingestellt, das lag wohl daran. Zumindest ist er sofort wieder angesprungen!

Carnaval em Olinda

Wenn wir hier eh schon festsitzen,  können wir uns auch den Karneval in Brasilien gönnen, dachten wir uns. Festsitzen, da inzwischen Kassiopeia von der Capitania als nicht auslaufsicher bestimmt wurde. Erst, wenn alles wieder zuverlässig funktioniert und von uns und der Capitania als für gut befunden wurde, dürfen wir los. Und solange noch Karneval ist, passiert da sowieso nix. Also sind wir gestern mit dem Bus mit nach Olinda gefahren, dort ist einer der ältesten und originalsten „Carnavals“ Brasiliens. Und das hat mit den bekannten Paraden in Rio nicht das geringste zu tun.

Olinda bietet schonmal eine wunderschöne Kulisse, das Wetter war herrlich und so konnten wir brasilianisches Flair genießen. Es waren etliche Gruppen unterwegs, die nicht in einem Zug sondern einzeln durch die Straßen ziehen. Wenn eine vorbei kommt, tanzt man mit, geht ein Stück mit oder bleibt stehen, auf jeden Fall fängt man irgendwann an, mindestens im Takt mitzuwippen. So viel Rhythmus ist da um einen herum, das geht gar nicht anders. Zwischen durch war es recht voll, dann wabert man mit der Menge mit, es gab aber auch Lücken, wo wir uns etwas freier bewegen konnten.

Teilweise haben wir sehr originelle Kostüme entdeckt, was gefällt, ist erlaubt. Ziemlich originell fanden wir die leere Klopapierrolle, die Damendusche (selbstverständlich von einem Mann verkörpert) oder das Che-Guevara-T-Shirt. Auch toll geschminkte Gesichter haben wir entdeckt, leider haben wir nicht bei allen den Foto schnell genug gezückt.

viel Papierkram

So gelegentlich haben wir die letzten Tage schon überlegt, ob das eine gute Idee war, unsere Rückkehr am Freitag Nacht legal zu machen. Wir haben den ein oder anderen Tipp bekommen, doch einfach illegal hier zu bleiben, bis wieder alles läuft. Da wir nicht wissen, wie lange das ist und wir von so illegalen Aufenthalten auch nicht viel halten, kämpfen wir uns eben durch die Ämter. Und dabei haben wir mit durchaus wohlwollenden und hilfreichen Beamten zu tun! Beim Zoll gibt es nur ein kleines Problem: Kassiopeia darf so lange bleiben, wie das Visum vom Captain läuft. Und das endet heute. Die Verlängerung, die wir für unsere Südamerika-Reise bekommen haben, gibt es nur, wenn man vorübergehend ohne Boot das Land verlässt. Tja, somit muss nun Kassiopeia von der Capitania für nicht auslauffähig erklärt werden, dann kann alles andere weiter gehen.

Und alles andere läuft tatsächlich so nebenbei weiter: das Thema Verkabelung sollte erledigt sein (ein besonderes Vergnügen: bei 38°C Kabel durch die Backskiste zu ziehen), nur um die Instrumente zu vervollständigen, warten wir noch auf eine Antwort vom Händler in Deutschland. Der Windgeber hat, soweit wir testen konnten, seine Kündigung eingereicht. Einen Ersatz können wir nur aus Deutschland bekommen. Außerdem sind noch ein paar Fragen und Unklarheiten zum Autopiloten offen.

wieder drin

Seit gestern sind wir offiziell wieder eingereist, bei Kassiopeia ist das etwa zeitaufwendiger, ist aber schon am Laufen. Wir haben beide neue Stempel in die Pässe bekommen, Michl für drei Tage, ich für sieben. Falls wir länger als die drei Tage bleiben, ist das kein wirkliches Problem, dann kostet es eben eine Strafe von gut acht Reais pro Tag. Eine Visumsverlängerung über die 90 Tage hinaus ist eben einfach nicht möglich.

Wir haben inzwischen ein Ersatz-Datenkabel gefunden, auch ein Relais, das wir in die Stromleitung vom Autopiloten einbauen sollen. Morgen ist dann großer Kabelverlegetag. Den Windgeber haben wir kurz vor Sonnenuntergang abgebaut, den testen wir morgen als erstes. Hier hoffen wir auf ein Kabelproblem, das ließe sich vor Ort lösen.

Und übrigens: der Motor (er heißt übrigens Karl) läuft immer noch!

Er läuft!

Michl liegt im Motorraum

Michl liegt im Motorraum

Heute nach einem gemütlichen Frühstück haben wir (bzw. Michl) uns nochmal in aller Ruhe um den Motor gekümmert. Ein Röhrchen und ein Schlauch sind gestern um die Reinigungsaktion herum gekommen, heute wurden auch die durchgepustet. Und bevor wir uns an weitere Ursachenforschung gemacht haben, wollten wir einfach mal testen – und er ist angesprungen! stueck_fuer_stueckBeim ersten Versuch zwar noch etwas zögernd, aber er lief wunderbar gleichmäßig, nach einer Weile haben wir nochmal gestartet und wie gewohnt hat er sofort losgeschnurrt. Ein schönes Geräusch 🙂 Mehr und weniger Gas, auch Gang einlegen vorwärts und rückwärts waren überhaupt kein Problem, wie es scheint, haben wir das Problem behoben!

Jetzt geht es ans nächste: das Thema Autopilot und Hydraulikpumpe. Wir hatten schon gelegentlich eine Fehlermeldung beim Autopilot, bisher war jedoch nie die Lenkung blockiert und das wollen wir auch nicht mehr haben. Also müssen wir den Fehler beheben und der deutet auf irgendein defektes Kabel der Navi-Instrumente irgendwo im Boot hin. Somit haben wir beschlossen, die Verkabelung komplett zu erneuern. Damit sollten wir auch unseren Windgeber aus dem Urlaub zurück holen können, der liefert nämlich seit etwa einer Woche keine Werte mehr. Also werden wir uns erstmal auf die Suche nach passenden Kabeln machen…

Was uns heute abend sehr gefreut hat: als wir zum üblichen Sonntagskonzert kamen, waren fast alle schon richtig neugierig, ob wir vorangekommen sind. Schön, wenn sich andere mit einem freuen 🙂

abergläubische Segler

Das sind wir eigentlich nicht, inzwischen sind wir aber bereit, das zu überdenken. Einer von vielen Aberglauben ist, dass man freitags nicht abfährt. Gestern war Freitag. Und für uns kein guter Tag. Anfangs lief alles bestens, wir sind gemütlich gen Norden gesegelt. Wir hatten genug Wind, um mit 3-4kn gegen ein wenig Strömung anzusegeln, richtig angenehmes Segeln also. Dann kam ein größerer Squall und wir wollten zur Sicherheit den Motor mitlaufen lassen. Tja, und der sprang nicht an. Das war eine Premiere. Trotz all des Drecks, den wir am Anfang unserer Tour im Tank hatten, ist das nie passiert. Also haben wir den Squall abgewartet und danach nochmal probiert. Auf den wohl fünften Versuch hat es geklappt, nun wollten wir ihn aber nicht mehr ausmachen, bis wir nicht irgendwo sind, wo wir das Problem angehen können. Und der dafür nächste Ort war Jacaré, weshalb wir beschlossen haben, wieder umzudrehen.

Auf dem Rückweg kam dann das nächste Problem: plötzlich eine Fehlermeldung vom Autopilot und trotz Ausschalten der Hydraulikpumpe konnten wir nicht steuern. Also haben wir manuell die Hydraulik deaktiviert und Michl hat mit der Pinne gesteuert. Was sehr gewöhnungsbedürftig ist, wenn man das sonst nie macht, dazu auf der Heckkabine sitzen muss, es Nacht ist, man durchgeschaukelt wird und sich erstmal neu orientieren muss. Irgendwann haben wir die Hydraulik wieder eingeschaltet, so hätten wir unmöglich anlegen können, da man von der Pinne nicht an den Gashebel kommt. Und zumindest das hat wieder funktioniert. Puh! Die Einfahrt war dann einerseits mit Sicht (Seezeichen sind nachts ziemlich schwer zu erkennen, wenn dahinter eine beleuchtete Stadt ist), andererseits ein Instrumentenanflug, wir hatten ja schon zwei aufgezeichnete Tracks für die Einfahrt.

Während der Flußfahrt konnten wir so langsam unseren Adrenalinspiegel runterbringen und uns auf das Anlegemanöver seelisch und moralisch vorbereiten. Fender und Leinen waren schnell verteilt und wir hatten uns auch überlegt, wie wir den Steg anfahren. Ankern wollten wir nicht, zum Arbeiten ist es am Steg deutlich einfacher und wir wußten ja nicht, ob wir den Motor nochmal starten können. Kurz vor Mitternacht sind wir angekommen. Nunja, die Anfahrt ist durch´s Mooringfeld bei Nacht nicht so nett, deswegen haben wir den Steg auch ein wenig steil angefahren. Abbremsen durch Rückwärtsgang war leider nicht möglich, denn beim Einlegen desselben ist der Motor abgestorben, entsprechend hart sind wir angedockt. Ich bin irgendwie auf den Steg gekommen und durch unser Geschrei haben wir Nathalie und Thierry am Platz nebenan geweckt, sie sind sofort gekommen und haben geholfen. Wir wissen nicht, ob wir ohne die beiden Kassiopeia noch so gut hätten festmachen können. Glücklicherweise war wenigstens unser Timing gut: die Tide ist gerade gekippt, somit war keine Strömung, Wind war auch keiner, das hat geholfen.

Nachdem wir das Gröbste auf- und das Bett zum schlafen freigeräumt hatten, sind wir ziemlich schnell eingeschlafen. Heute vormittag hat uns Artillo auf den Platz nebenan verlegt, der Ankommerplatz musste wieder geräumt werden. Und schon ging die Suche los: wir vermuten Probleme bei der Kraftstoffzufuhr. Also hat Michl den einen Filter gereinigt, den anderen ausgetauscht, Schläuche durchgepustet und entlüftet – leider bisher alles ohne Erfolg, er springt einfach nicht an. Jetzt schlafen wir erstmal noch eine Nacht drüber, morgen sehen wir in aller Ruhe weiter.

Unser Fazit: der Squall kam im richtigen Moment und Freitag auslaufen ist eine ganz blöde Idee!

Los geht´s!

Lang genug hat es gedauert, heute legen wir endlich ab (wenn jetzt nicht die letzte Stunde irgendwas Blödes dazwischen kommt…). So ganz grundsätzlich peilen wir Guyana an, das wäre auf direktem Weg ein wenig mehr als unsere Atlantiküberquerung, diesmal nur mit dem Unterschied, dass wir zwischendrin anhalten können. Und da gibt es ein paar durchaus interessante Ziele dafür! Wir werden sehen, wo wir tatsächlich unseren Anker werfen.

Zoobesuch

Gestern musste noch Zeit für einen Ausflug sein! Marcio, der Schlagzeuger der Sonntagsabendkonzerte in der Marina, hat uns eingeladen, er wollte uns noch ein wenig mehr von João Pessoa zeigen. Naja, und da wäre es schon unhöflich gewesen, vorher abzulegen. Zwei interessante Orte hatte er sich herausgesucht: das Franziskanerkloster São Francisco und den Zoo. Mitgebracht hatte er seine Tochter Natalia, sie kann gut englisch und konnte somit einerseits übersetzen, andererseits ein wenig üben, nachmittags hatte sich noch eine Englisch-Prüfung.

Das Kloster war riesig, mit teilweise sehr alten, unrestaurierten Deckenmalereien, Fresken und Schnitzereien. Als portugiesisches Erbe sind auch viel Azulejos, bemalte Kacheln, zu sehen. Etliche Kapellen, die alten Zellen und auch vieles aus der Restauration konnten wir besichtigen. Anschließend ging es zum Zoo Bica. Und der war für uns eine echte Überraschung: mitten in der Stadt, in einem der ältesten Bereiche und absolut grün. Die Bäume sind riesig und wir sind teilweise durch regelrechten Dschungel gelaufen. Ein wirklich sehr, sehr schöner Ausflug, danke euch beiden nochmal!!

Wir hören immer wieder von unterschiedlichen Brasilianern, dass es hier so gefährlich ist. Unterwegs werden Autos geschlossen (beim Fahren Knöpfe runter), wir werden gewarnt vor Straßen oder Stadtvierteln, usw.. Dieselbe Warnung gestern auch von Natalia, daraufhin meinte ich, dass wir uns hier bisher immer sicher gefühlt hatten und nur gute Erfahrungen gemacht haben, selbst bei dem Menschenauflauf an Silvester am Strand. Ihre Antwort: „vielleicht liegt das daran, dass man sieht, dass ihr Fremde seid.“ Uns hat das ziemlich zu denken gegeben, insbesondere wenn wir hier über´s Internet so Sachen wie Pegida und ähnliches mitbekommen – schade, dass Fremde in Deutschland lange nicht so willkommen sind wie hier!

Tja, und eigentlich wollten wir heute endlich mal wieder sauberes Wasser unter dem Kiel haben und ablegen, nur hatte da leider die kurz-vor-Abfahrt-ToDo-Liste etwas dagegen. Die Muscheln und der sonstige Schmutz an den Mooringleinen erweisen sich als ziemlich hartnäckig, das Dinghi liegt noch am Steg und ein paar weitere Kleinigkeiten waren einfach nicht zu schaffen. Und wir haben ja immer noch Zeit 🙂

Die ersten paar Meter…

unser jetzt leerer Liegeplatz

unser jetzt leerer Liegeplatz

… hätten wir geschafft. Inzwischen liegen wir nämlich am Außensteg, da können wir auch ablegen, wenn nicht gerade Hochwasser ist. Ablegen hat bilderbuchmäßig geklappt, beim Anlegen haben wir bemerkt, dass wir das doch schon fast neun Monate nicht mehr gemacht haben… Hat aber ohne Schäden geklappt, was will man mehr 🙂 Jetzt liegen wir so, dass die Ausflugsboote bei der Fahrt zum Bolero mit direktem Blick auf unsere frischgewaschene Wäsche an der Leine vorbeifahren.

Ausflugsboot

Ausflugsboot

Einen weiteren Schritt zur Abreise haben wir gemacht, wir haben heute ausklariert. Zuerst zur Receita Federal (Zoll), die haben uns zur Policia Federal geschickt, von dort zur Marinha do Brasil (Hafenamt), wieder zum Zoll und zum Abschluss nochmal Marinha do Brasil. Inklusive Hin- und Herfahrerei haben wir für alle Behördengänge nicht mal zweieinhalb Stunden gebraucht (zzgl. Fahrzeit nach Cabedelo und zurück), ging also richtig flott! Probleme gab es keine, die hatten wir aber auch nicht erwartet. Jetzt haben wir offiziell noch drei Tage, bis wir das Land verlassen müssen.