Carlos Dreyer und Sillustani

Heute am letzten Tag in Puno stand ein wenig Kultur an. Vormittag sind wir ins sehr schöne Museo Municipal Carlos Dreyer. Ausgestellt sind verschiedene Inka- und Prä-Inka-Keramiken, Arbeitssteine der Pucara-Kultur, Gemälde, Schätze aus der Kolonialzeit, Objekte aus Sillustani (dazu später mehr) und verschiedene Exponate des Namensgebers. Carlos Dreyer war Deutscher, der sich aber auf Reisen insbesondere in Puno verliebt hatte und dort etwa 30 Jahre gelebt hat. Er hat sehr viele Regionen und Menschen in Peru und Bolivien fotografiert, studiert und gezeichnet. Als einer der wenigen Künstler seiner Zeit (geboren 1895, gestorben 1975) konnte er auch von seinen Werken leben. Die Carlos-Dreyer-Stiftung, welche das Museum unterhält, wurde von seinen Kindern gegründet. Wirklich sehenswert, wie wir finden!

Für den Nachmittag hatten wir eine Tour mit Ziel Sillustani gebucht. Das ist ein Begräbnisplatz mit gigantischer Aussicht auf den Umayosee. Das alte Volk der Colla hat seinen Adel in den sogenannten Chullpas beigesetzt. Das sind Türme, die je nach Entstehungszeit mehr oder weniger überirdisch sind, in denen die Verstorbenen zusammen mit Bediensteten (die nicht so ganz freiwillig gestorben sind) und Grabbeigaben entsprechend zur Mumifizierung präpariert bestattet wurden. Die Türme da in der etwas wilderen Landschaft sehen sehr beeindruckend aus, der Himmel war auch etwas dramatisch bewölkt. Sehr schön! Wir hätten es ein wenig mehr genossen, wenn wir nicht von unserem Reiseleiter über die Hügel gescheucht worden wären, aber das ist denn eben der Nachteil einer organisierten Tour. Andererseits bekommt man mehr Info.

Aber genug der hiesigen Kultur, die Rucksäcke sind gepackt, es geht heute Nacht weiter nach Cusco!

Spaziergang in Puno

Eigentlich wollten wir früh ins hiesige Coca-Museum, aber das hat sich irgendwie vor uns versteckt. Wir waren zwar an der richtigen Adresse, haben aber nichts gefunden. Morgen wollen wir nochmal suchen, wir haben nämlich inzwischen eine Internetseite des Museums gefunden, nach der es tatsächlich auch noch existieren sollte.

Nach dem Mittagessen (na, wo wohl?) wollten wir ein wenig Sightseeing anfangen, wurden aber durch ein kurzes Gewitter gestört. „Leider“ mussten wir eine Pause in einem Café mit extrem leckeren Kuchen einlegen – Ricos Pan. Vielleicht regnet´s ja morgen nochmal 🙂 Anschließend sind wir zur Plaza mit Kathedrale, in der gerade ein Gottesdienst stattgefunden hat, da wollten wir nicht stören.

Also sind wir zum Busbahnhof, wir wollten uns nach der Weiterfahrt erkunden. Das haben wir so erfolgreich getan, dass wir gleich ein Ticket bis Cuzco gekauft haben, Montag abend geht es dorthin. Auf dem Weg zum Terminal sind wir über einen Markt gestolpert, der riesig groß war. Anscheinend der samstägliche Markt, nachdem er unter anderem auf der Hauptstrasse war, kann das nicht täglich sein. Selbstverständlich sind wir auf dem Rückweg nochmal gemütlich durch die Stände geschlendert. Ein wahres Paradies für uns 🙂 Wir hatten sehr viel Freude beim Bummeln, Schaun, Kaufen und Plauschen mit den Verkäufern.

am Titicacasee

Selbstverständlich wollten wir heute zuerst einmal in Richtung See. Wir waren ja nun schon länger nicht mehr am Wasser, da war das natürlich Pflicht. Und wir haben auch gleich die Gelegenheit zu einer Bootsfahrt genutzt – mit dem Tretboot 🙂 So wirklich appetitlich war die Brühe nicht, durch die wir geschippert sind, aber das Vergnügen mussten wir uns einfach gönnen. Und wir wollten ja nicht schwimmen.

Zum Mittagessen haben wir den Markt erkundet. Hin sind wir mit einem Moto gefahren, das sind umgebaute Motorräder oder Roller mit Rücksitzbank. Die Dinger erinnern uns stark an Trycycles auf den Philippinen, also mussten wir das einfach ausprobieren. Und die Dinger sind günstig und schnell! Gestern abend haben wir im Einkaufszentrum nebenan in einem Schnellimbiss was gegessen und das war wirklich ein Reinfall. Das heute am Markt war wie zu erwarten deutlich besser: endlich mal wieder Fisch und davor eine feine Suppe. Deutlich günstiger war es noch dazu!

Mit der für uns neuen Währung „Sol“ müssen wir uns ein Stück umstellen, der Umrechnungskurs ist ganz anders, die Preise auch. Wie sind wir doch verwöhnt vom günstigen Bolivien! Aber wenn wir so von anderen Preise aus der Karibik lesen, ist das immer noch Jammern auf hohem Niveau, also beherrschen wir uns 😉

Fast vergessen: gestern auf der Fahrt mussten wir eine ganze Weile warten, weil die Straße von vielen, vielen, Demonstrierenden verstopft war. Da war einfach kein Durchkommen. Etliche Hundert haben mit verschiedenen Fahnen und auch Musik ihre politische Überzeugung dargestellt. Übermorgen sind in Peru Wahlen – Bürgermeister und Präsident – und die Menschen engagieren sich ganz offensichtlich. Die Wahlbeteiligung wird hoch sein, in Peru herrscht Wahlpflicht! Für den, der nicht hingeht, wird es teuer. Laut unserem Taxifahrer gestern, funktioniert nur so die Demokratie. Wir finden da spontan keine Argumente dagegen.

Puno in Peru

Da sind wir seit heute abend. Gestern waren wir nochmal in La Paz unterwegs. Eine nette Stadt, aber irgendwie ist La Paz nicht unser Favorit in Bolivien. Vielleicht, weil es einfach zu voll ist, zuviele Touristen und die Verkäufer schon deutlich zu gut darauf eingestellt.

Heute früh mussten wir bald raus, um acht ging der Bus zuerst in Richtung Copacabana am Titicacasee, dort hatten wir ein wenig Aufenthalt, bis es dann erst über die Grenze nach Peru und dann weiter nach Puno ging. Die Aussichten unterwegs – herrlich! Gletscher, Berge, Hügel und selbstverständlich der Titicacasee (immerhin mehr als 15mal so groß wie der Bodensee)! Ein Stück mussten wir mit dem Boot übersetzen – der Bus getrennt von den Pasagieren – endlich mal wieder Wasser unter uns 🙂

Bilder gibt es morgen, heute sind wir einfach schon zu müde.

Erster Eindruck von La Paz

Nach einer recht kühlen Nachtfahrt (die Busse hier haben keine Heizung) sind wir heute früh in Nuestra Señora de La Paz, Sitz der Regierung Boliviens angekommen. Zuvor haben wir Gletscher aus der Ferne gesehen und einen grandiosen Blick auf das Tal, in das sich La Paz schmiegt, bei der Einfahrt auf die Schnellstraße. La Paz ist laut, ist voller Menschen, viel Verkehr – zwar „nur“ drittgrößte Stadt des Landes, mit komplettem Einzugsbereich allerdings die größte mit etwa 2 Mio Menschen. Und noch dazu mit einer Höhe zwischen 3200 bis 4100 m (wie gesagt, schmiegt sich in ein Tal) ist die Stadt der höchstgelegene Regierungssitz der Erde.

Und das mit der Höhe merken wir schon wieder, ist ganz schön anstrengend, hier die Gassen rauf und runter zu marschieren. Wir sind heute ein wenig rumspaziert, wie wir das mögen am ersten Tag in einer neuen Stadt. Dabei haben wir ein schweizer Cafe gefunden (lecker Frühstück um halb zwei nachmittags), das Coca-Museum und zum Schluß das Museo de Instrumentos Musicales.

Im Coca-Museum war es sehr interessant (wir haben sogar ein deutsches Skript bekommen), es ging um die Geschichte der Verwendung der Coca-Blätter bis sie von den Conquistadores erst verboten, dann, als sie die Nützlichkeit um die Arbeiter besser ausbeuten zu können erkannten, wieder erlaubt wurden (da hat allerdings die Kirche noch eine Steuer draufgeschlagen) bis zur beschlossenen Ausrottung der UN in den 60er Jahren. Das ist bekanntermaßen noch nicht umgesetzt. Selbstverständlich ging es auch um Kokain und seine Derivate, die ja auch heute noch in der Medizin eingesetzt werden. Die Inca haben übrigens die medizinischen Eigenschaften sehr früh erkannt, sie konnten schon Hirnoperationen unter Betäubung durchführen, als in Europa noch mit Holzhammer und Alkohol „Narkosen“ verabreicht wurden.

sowas wie Heimweh

Acht Wochen sind wir nun schon auf Landreise und es gefällt uns ausnehmend gut. Wir haben uns an das Leben aus dem Rucksack gewöhnt und sind inzwischen richtig flott beim Packen. Mit den Hostels hatten wir bisher viel Glück, die meisten waren sehr sauber, mit freundlichem Personal und auch gelegentlich im Dorm gab es mit den temporären „Mitbewohnern“ nicht wirklich Probleme. All die Eindrücke, die wir bisher von Ländern, Natur und Kultur sammeln durften sind absolut grandios.

Nur, jetzt kommt das kleine Aber: wir vermissen Kassiopeia. Unser Bett, unsere Küche, unser Bad (auch wenn es nur recht klein ist), … Und die vielen, vielen Eindrücke müssen auch irgendwie verarbeitet werden, das braucht Zeit. Ab 6. November können wir wieder nach Brasilien, und das werden wir wohl auch halbwegs pünktlich ausnutzen 🙂

immer noch Sucre

Aber nicht mehr lang! Vorgestern waren wir noch etwas ungeduldig und haben uns ein leckeres Mittagessen im Markt gegönnt – das war nur leider ziemlich schnell durch den Verdauungstrakt durch… Also gab es bis einschließelich heute noch unsere Bananen-Apfel-Diät und wir sind nun guten Mutes. Unser Busticket nach La Paz morgen abend haben wir schon, wird schon klappen 🙂

Die letzten Tage sind wir noch ein wenig in der Stadt umhergeschlendert, sehr weit vom Hostel haben wir uns allerdings nicht weggetraut. Halt, bis auf einen Ausflug zum Museo de Arte Indígena, einem wunderschönen und äußerst interessanten Museum, wenn man sich für die vielen unterschiedlichen Webarbeiten des Landes und ein wenig für seine Musik interessiert. Im angrenzenden Shop kann man natürlich einkaufen, in dem Fall werden allerdings auch die Weberinnen selbst direkt unterstützt. Und die Arbeiten sind ziemlich beeindruckend! Wir könnten kaufen und kaufen, nur wohin damit? Und tragen müssten wir das alles ja! Naja, und bezahlt werden sollte es auch noch… Obwohl die Preise für deutsche Verhältnisse schon äußerst günstig sind…

Casa de la Libertad

Sucre hat etliches an Kultur zu bieten, zudem auch einiges zur Geschichte des Landes. Hier in der Stadt (genauer in der Casa de la Libertad) wurde am 6. August 1825 die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben. Vorausgegangen war eine bewegte Geschichte, insbesondere seit im 16. Jh die spanischen Conquistadores die Herrschaft im Land übernommen hatten. Der Kampf um die Unabhängigkeit begann 1809. Das Land blieb jedoch spanische Kolonie, bis eine internationale Unabhängigkeitsarmee unter Antonio José de Sucre im Auftrag Simón Bolívars im Jahre 1825 die Unabhängigkeit militärisch durchsetzte, worauf das Land nach Bolívar benannt wurde – offizieller Name heute: Plurinationaler Staat Bolivien.

Die Geschichte blieb weiter bewegt, unter anderem auch, weil andere Länder gerne die reichen Bodenschätze des Landes für sich nutzten. Nach etlichen Präsidentenwechseln, Streiks, Unruhen und Demonstrationen hat 2005 mit Evo Morales der erste indigene Präsident des Landes mit absoluter Mehrheit die Wahl ins Amt gewonnen. Er vertritt eine sozialistische Bewegung (Movimiento al Socialismo) und beansprucht für sich, die indigene Bevölkerungsmehrheit zu repräsentieren (was wohl auch so funktioniert).

Seitdem hat sich etliches getan:

  • es gibt eine neue Verfassung
  • die Erdgasvorkommen wurden verstaatlicht (zuvor hatten argentinische und brasilianische Firmen die Hand darauf)
  • neue Straßen
  • auch kleinere Orte haben nun Strom
  • neue Arbeitsplätze im Land (zuvor sind viele Bolivianer in spanischsprachige Länder ausgewandert)
  • Katholizismus ist keine Staatsreligion mehr
  • die indigenen Kulturen werden gefördert – in den Schulen ist Quechua Pflichtfach und wer die Sprache nicht kann, tut sich bei der Jobsuche schwer (laut Info unseres Busfahrers gestern)
  • der Anbau von Quinoa wird wieder gefördert
  • und sicher noch etliches mehr

Im Oktober stehen Präsidentschaftswahlen an und es wird wohl wieder Evo Morales gewinnen, obwohl sich die anderen Kandidaten kräftig ins Zeug legen. Wir werden praktisch überall von Kandidaten beschallt… Aber das Ergebnis werden wir noch mitbekommen 🙂

So, genug der trockenen Geschichte, noch was zu Sucre: wir haben uns in den Markt hier verliebt! Er ist riesig, hat unterschiedliche Abteilungen und man (wir zumindest ;-)) kann problemlos einen Tag drin verbringen, ohne sich zu langweilen. Es gibt unterschiedliche Abteilungen – Gemüse, Obst, Obstsalate, Torten, Fleisch (nach Sorten aufgeteilt), Essstände, Brot, Gewürze, … Man kann sich regelrecht drin verlaufen, es geht Treppen hoch und runter auf unterschiedliche Ebenen und irgendwie kommt man immer wieder dort hin, wo man hin will. Herrlich 🙂 Und das Allerbeste: man kann äußerst lecker und günstig essen!

Genau das werden wir noch ein paar Tage genießen können. Uns hat Montezumas Rache ereilt, wir vermuten mal, das kommt von einem nicht so wirklich sauberen Becher, aus dem wir vorgestern auf der Tour ein Maisgebräu getrunken haben. Und in dem Zustand fänden wir es eine äußerst blöde Idee, die zwölf Stunden Busfahrt nach La Paz zu starten… Unser heutiges Menü ist somit heute zermatschte Banane, geriebener, brauner Apfel, Elektrolyte und was für die Darmflora. Buen Aprovecho!

Inka-Trail und Maragua-Krater

Gestern kamen wir recht spontan auf die Idee, einen Ausflug zum Maragua-Krater zu machen. Heute früh um kurz nach acht wurden wir am Hostel abgeholt und los ging es zuerst noch über geteerte Straßen, anschließend über Schotterpiste. Mit einem Bus übrigens. Der Jeep von unserer vier-Tages-Tour war ein wenig besser geeignet für solche Strecken, aber ging schon 🙂

Unser erster Stopp war an einem Amphi-Theater, an dem sich am 15. August regelmäßig viele Menschen aus der Gegend versammeln, um zu tanzen, essen und zu feiern. Angeschlossen ist auch eine Kapelle, die Spanier haben während der Eroberung ganz Arbeit geleitet – ganz Bolivien ist katholisch. Allerdings ist Pachamama, wie ja auch bei den Minenarbeitern, mindestens gleichwertig. Also gibt es z.B. hier eine Seitenkapelle mit einem kleinen Altar, auf dem Pachamama, also Mutter Erde, Coca-Blätter, Kerzen, Zigaretten und ähnliches geopfert werden können. Bei größeren Vorhaben, wie z.B: Häuserbau, ist es immer noch üblich, auch größere Opfer wie beispielsweise Lama-Föten darzubringen.

Vom Amphi-Theater aus sind wir den Inka-Trail Chataquila entlang marschiert. Wunderschöne Ausblicke auf die umliegenden Berge gab es zwischendurch! Und obwohl es „nur“ bergab ging, waren wir alle nach den gut vier Kilometern doch froh, wieder im Bus zu sitzen. Nach dem Mittagessen (generell gaaaanz wichtig und reichlich in Bolivien) sind wir mit dem Bus weiter gerumpelt in Richtung Maragua-Krater. Acht Kilometer im Umfang mit beeindruckenden Farben und Formen konnte bis heute nicht endgültig geklärt werden, wie er entstanden ist: entweder durch zwei Vulkane in seinem Inneren und einen See, der das Gestein ausgewaschen hat oder einen Meteoriten-Einschlag. Wir konnten uns auf jeden Fall an den Farben nicht sattsehen. Leider war es recht bewölkt, mit Sonne hätte alles wohl noch schöner geleuchtet.

Nächster Stopp war Niñu Mayu, bzw. ein Stück davor. Wir mussten nämlich wieder ein Stück laufen, eigentlich kein Problem, aber irgendwie mochte mein Knie nicht mehr so viel bergab. Also bin ich wieder umgedreht und Michl ist mit den anderen weiter zu den Dinosaurier-Fußabdrücken. Wie sich die da so gebildet haben und vor allem geblieben sind, weiß man nicht, sie sind aber echt. Und da wir ein volles Programm hatten, ging es direkt weiter nach Maragua, dort konnten wir einer der Frauen beim Weben zusehen. Unfassbar, wie genau und fein die Arbeiten sind, die man natürlich auch kaufen kann. Die sind ihr Geld allerdings aber auch wert! Etwa 300 Bolivianos (~33€) muss man für eine mittelgroße Arbeit rechnen, dafür braucht die Weberin etwa zwei Monate und man bekommt ein Unikat.

Letztes Highlight des Ausfluges war die Garganta del Diablo (unsere insgesamt dritte Schlucht des Teufels) – ein wunderschöner Wasserfall, der sich grün und idyllisch ins Tal stürzt. Das hätten wir in dem Krater nicht mehr erwartet!

Zurück kamen wir erst bei Dunkelheit, der Tag war so vollbepackt, dass es doch ein wenig länger dauert hat als angekündigt. Aber wir wollen uns da nicht im Ansatz beschweren, war ein sehr schöner Tag! Die Gruppe, mit der wir unterwegs waren, hat auch gepasst, wir sind dann gleich noch alle zusammen was essen gegangen.

Kaffeefahrt auf bolivianisch

Als wir gestern im Hostal ankamen, wurden wir gleich damit begrüßt, dass morgen, also heute, nichts in der Stadt los ist und ganz Sucre nach Tarabuco fährt. Dort ist ein recht bekannter Markt und in einer der Agenturen an der Plaza bekommen wir auch ein Ticket für die Fahrt. Also haben wir uns da gestern noch drum gekümmert. Wie dann schon fast zu erwarten, waren in dem Bus bis auf den Fahrer ausschließlich Touristen. In Tarabuco angekommen, wurden wir auch noch im Bus sitzend gleich von einer netten Dame in englisch begrüßt und sie hat uns erzählt, was wir denn alles so unternehmen können und auch, dass es in ihrem Restaurant, neben dem wir geparkt haben, sehr lecker Essen gibt und obendrein noch eine Tanzvorführung.

Im Gegensatz zu dem, was wir bisher über deutsche Kaffeefahrten so gehört haben, war das aber keine Pflichtveranstaltung und Heizdecken wurden auch keine angeboten 😉 Wir haben sogar eine Einführung bekommen, worauf wir bei den Webwaren achten sollen (Kunst- oder Naturfarben) und was eine Decke kosten darf. Der Markt war schön und gar nicht so sehr von Touristen überlaufen, wie wir befürchtet hatten. Und natürlich haben wir ein klitzekleinwenig eingekauft… Hilfreich war dabei, dass wir in Marokko ja schon verhandeln gelernt hatten. Leckeres und günstiges Mittagessen gab es auf dem Markt, da haben wir dann auch gleich noch eine Kleinigkeit für abends mitgenommen.

Sucre, Hauptstadt von Bolivien

Da sind wir heute hingefahren. Die Busfahrt war angenehm, der Busfahrer war glücklicherweise kein so offensichtlicher Fan von Modern Talking als der von Uyuni nach Potosí. Wieder haben wir viel abwechslungsreiche Landschaft gesehen, insgesamt aber ein wenig verändert als rund um Potosí: die Hügel sind sanfter und vor allem grüner! Was wohl auch daran liegt, dass Sucre ein ganzes Stück tiefer liegt als Potosí – wir sind jetzt auf etwa 2800m. Es ist auch gleich viel wärmer, das tut mal wieder richtig gut!

Sucre wird überall als schönste Stadt Boliviens angepriesen. Ob sie das tatsächlich ist, können wir natürlich noch nicht beurteilen, aber sie liegt wohl sicher auf einem der vorderen Plätze. Potosí hat einen in der Vergangenheit liegenden, spröden Charme, Sucre ist weiß und hell und auf den ersten Blick offener. Wir werden das noch ein wenig näher erkunden 🙂

Silber in Potosí

Die letzten beiden Tage haben wir uns intensiv verschiedenen Rohstoffen, insbesondere Silber und dem lieben Geld gewidmet. Irgendwann wurde von einem Indigenen, der am Berg ein Lama verloren hat, zufällig (beim nächtlichen Feuermachen) entdeckt, dass es im „Cerro Rico“ (Berg, an dem Potosí gebaut ist) Silberadern gibt. Und zwar nicht wenige! Die Conquistadores, die im 16. Jahrhundert kamen, fanden das natürlich klasse und haben entsprechend den Abbau für ihre Zwecke weiter organisiert. Sie haben nicht selbst in den Minen geschuftet, dafür gab es ja Eingeborene und afrikanische Sklaven. Das meiste Silber, das die damalige spanische Macht mitbegründet hat, stammte aus Potosí. Zwischendurch, Anfang des 17.Jh. wurde die Stadt aufgrund der Bodenschätzen zu einer der größten und reichsten Städte weltweit.

Einen wichtigen Teil dazu beigetragen hat die Casa de la Moneda, eine der wichtigsten Münzprägeanstalten weltweit. Zumindest zur Zeit der Conquistadores. In einer sehr interessanten Führung haben wir die „Maschinen“, die einmal zum Gießen, dann Plätten, Stanzen und Prägen des Silber verwendet wurden, bestaunen können. Selbstverständlich war das im 17./18. und auch 19.Jh. weder vollautomatisiert noch leichte Arbeit – also wurden auch hier Eingeborene und Afrikaner zu Sklavenarbeit herangezogen. Durch die schwere körperliche und auch gefährliche Arbeit in der Höhenluft war der Verbrauch an Sklaven enorm (Aussage in unserer englischen Führung: „They used to die“). Leider durften wir im Museum nicht fotografieren, anhand der massiven Maschinen war der „Personalverschleiß“ allerdings durchaus glaubhaft. Durch das Klima hier verwittert das Holz nicht, somit sind das wohl die einzigen Maschinen dieser Art, die weltweit noch existieren. Bis Anfang des 20.Jh. wurden hier noch Münzen hergestellt, dann jedoch schon etwas „personalschonender“. Ironie des Schicksals: inzwischen lässt Bolivien die eigenen Münzen im Ausland prägen, da ist es günstiger.

Ein weiterer Ort, an dem viele Eingeborene und Afrikaner ihr Leben lassen mussten, war am Cerro Rico (Reicher Berg) – die Minen. Die haben wir heute besucht, es wird ja immer noch abgebaut – nur eben inzwischen ohne Sklaven. Es gibt aktuell etwa 500 Zugänge in den Berg, 240 davon werden noch benutzt. Bevor es in die Mine geht, wird eingekauft. Auf dem „Mercado de los Mineros“ sollte man sich mit Gastgeschenken für die Minenarbeiter, die man während der Führungen trifft, eindecken. Da gibt es dann so Dinge wie Coca-Blätter, Saft, Whiskey-Boliviano (96%iger Zuckerrohrschnaps) oder Dynamit. Potosí ist damit der weltweit einzige Ort, auf dem Dynamit frei verkäuflich ist. Haben wir natürlich mitgenommen (und später verschenkt)! Dann sind wir in die Mine. Und es ist unglaublich, unter welchen Bedingungen Menschen auch heute noch ihr Geld verdienen müssen (die Alternative für die meisten wäre wohl die Arbeitslosigkeit ohne soziales Auffangnetz). Es war eng, teilweise mit gebrochenen Deckenbalken (falls vorhanden), staubig, ohne Licht, ohne Lüftung, teilweise eine steile, glitschige Kletterei und das ganze mit körperlicher Schwerstarbeit: die Loren mit 1to Gewicht müssen von Hand geschoben werden, Säcke mit gesammeltem Material mit bis zu 60kg werden auf dem Rücken die Wege geschleppt und gearbeitet wird mit Hammer und Meisel. Das alles für einen Tageslohn von etwa 100-150 Bolivianos (11-16€).

Sehr wichtig für die Mineros ist El Tío. Eigentlich ist das der Teufel (spricht man nur nicht aus), aber er ist auch der Mann von Pachamama, Mutter Erde. El Tío wacht über die Minenarbeiter, er muss gnädig gestimmt werden. Das passiert z.B. in Form von regelmäßigen Lama-Opfen, deren Blut über dem Eingang verspritzt und deren noch schlagendes Herz in die Mine geworfen wird. Weiter gibt es in allen Minen viele Statuen von El Tío, die mit Coca-Blättern, Alkohol-Flaschen und Zigaretten geschmückt sind – alles Opfergaben der Mineros, die um eine gute Ausbeute bitten. Frauen sind übrigens in den Minen nur als Besucher geduldet, sie würden sonst Pachamama eifersüchtig machen und das wäre gar nicht gut.

Potosí

01_von_uyuni_potosiGestern sind wir direkt weiter nach Potosí gefahren, Uyuni selbst bietet nicht soooo sehr viel und ist mehr Zwischenstation für alle, die eine Tour wie wir gemacht haben oder in die andere Richtung vorhaben. Die Busfahrt war eher ereignislos, bis auf die wieder mal abwechslungsreiche Landschaft, an der wir vorbeigedüst sind. Halt, doch, eines: endlich mal wieder geteerte Straßen 🙂

04_nationaltracht 02_smaltalk 03_frauendemoPotosí ist mit knapp 4100m eine der am höchsten gelegenen Städte und war früher durch Silbervorkommen sehr reich. Silber wird immer noch abgebaut, ebenso wie Kupfer und Zinn, der Reichtum ist aber nicht mehr so sehr vorhanden. Viele Mineros sterben immer noch recht früh aufgrund der Arbeitsbedingungen in den Minen. Uns ist heute bei einem Spaziergang durch die Stadt erstmal sehr deutlich bewußt geworden, dass das mit der puren Natur wohl erstmal vorbei ist. Hier ist viel Verkehr, Abgase, viele Menschen auf den Straßen – mit ruhig und beschaulich hat das wenig zu tun. Nun ja, ist aber eben die achtgrößte Stadt in Bolivien, da ist das kein Wunder.

Schreibbüro

Schreibbüro

Anwaltsbüro

Anwaltsbüro

Heute haben wir es noch langsam angehen lassen, wir haben zwar keine Kopfschmerzen oder ähnliches, die dünne Luft merken wir aber doch bei den Straßen hier, es geht ständig bergauf und bergab. Was wir immer wieder sehen, da gab es allerdings auch schon in Tupiza welche, sind kleine Anwaltsbüros. Ein Schild an der Tür und dahinter ist ein Schreibtisch mit zwei, drei Stühlen davor, dort kann man sich dann beraten lassen. Die Tische sind jeweils gut mit Papieren, also Arbeit, gefüllt, es sind in den meisten Büros aber auch Klienten. Unterwegs haben wir sogar ein mobiles Schreibbüro gesehen: Schreibmaschine, ein Packen Papier und schon kann´s losgehen.

vierter Tag der Tour

Sehr früh raus mussten wir heute, unser erster Punkt war der Sonnenaufgang, den wir auf dem Salar de Uyuni erleben wollten. Und das Aufstehn um fünf hat sich wirklich gelohnt! Wir haben ja jetzt schon den ein oder anderen Sonnenaufgang auf See erlebt und das ist bei passendem Wetter schon etwas besonderes. Bei der klaren Luft, ohne eine Wolke am Himmel und rundherum um uns nur die weiße Fläche (über 10.000km2, größer als Niederbayern) mit ein paar Bergen am Horizont war das allerdings ein für uns unübertroffen schöner Sonnenaufgang!

Anschließend sind wir weiter zu einer der 32 Inseln im Salar gefahren, zur Isla Incahuasi. Sie besteht aus Korallenblöcken (vor langer, langer Zeit war der Salar mal auf Meeresniveau), die von Kakteen bewachsen sind. Da sind ziemlich riesige darunter, und wenn man bedenkt, dass sie nur einen Zentimeter pro Jahr wachsen, hat die höchste mit 9 Metern, also 900 Jahren schon ein beachtliches Alter. Außerdem waren da drei halbwegs zahme Lamas, zumindest so zahm, dass wir mal ins Fell langen konnten – superflauschig! Inzwischen hatte Maura das Frühstück fertig vorbereitet, dazu war zuvor einfach keine Zeit.

Bevor wir den Salar wieder verlassen haben, haben wir nochmal mitten im Salz angehalten. Victor hat ein wenig erzählt, wie es zur Regenzeit ist (dann steht eine spiegelglatte Fläche von etwa 30cm Wasser auf dem Salz), dass die obere Salzschicht eben nur eine von etlichen Schichten ist und dass es in dem Salt, das ist der Wasserschicht darunter ist, perfekte quadratische Kristalle gibt. Außerdem meinte er noch, dass jedes Jahr ein paar Leute verloren gehen und mit Hubschrauber gerettet werden müssen. Wenn es regnet, sind die Berge am Rand nicht zu sehen und man hat keine Orientierung mehr. Wir haben noch ein wenig fotografiert und Salz eingesammelt, dann sind wir weiter.

Auf dem Weg rauswärts haben wir zwei Tandemfahrer überholt – ein kurzer Plausch hat ergeben, dass es eine französische Familie war, die Eltern hatten jeweils eins der Kinder mit auf dem Tandem. Alle zusammen fahren sie für ein Jahr die etwa 5000km von Lima nach Santiago de Chile. Klasse Projekt, wie wir finden!

Zum Abschluss der kompletten Tour waren wir beim Cemeterio de Tren (Einsenbahnfriedhof), auf dem etliche Tonnen Stahl so langsam vor sich hinrosten. Victor und Maura haben uns in Uyuni noch ins Hostel gebracht, dann waren vier wunderbare Tage tatsächlich vorbei.

Die Tour war ein für uns einmaliges Erlebnis! Sie war bestens organisiert, mit Victor hatten wir einen tiefenentspannten Fahrer, der noch dazu auf alle Fragen eine Antwort geben konnte. Maura hat uns die Tage immer mit frischem, leckerem Essen versorgt (heute stand sie zum Vorkochen bereits um drei Uhr auf, sonst zwischen vier und fünf!). Das Auto war gut in Schuss (nicht selbstverständlich, da waren auch welche in anderem Zustand unterwegs…) und die Unterkünfte einwandfrei. Dass die landschaftlichen Eindrücke unglaublich schön waren, muss ich wohl nicht mehr betonen 😉 Wer in der Nähe ist – auf gar keinen Fall verpassen!! Unsere Empfehlung: Los Salares Tours in Tupiza.

Übrigens haben wir dank Françoise und Danièl auch Bilder in guter Qualität, wir konnten ihre Kamera mitnutzen. Die ist deutlich besser, als unsere alte, die wir ansonsten immer noch nutzen.

dritter Tag der Tour

Wir sind gestern nach der Laguna Colorada noch ein Stück gefahren, haben somit auch die Höhen über 4000m verlassen. Es gibt für die Viertagestouren zwei Routen, wir waren uns mit Françoise und Danièl einig, die weniger befahrene zu nehmen. Somit sind wir heute fast keinem anderen Jeep begegnet, erst abends waren alle wieder versammelt. Was auch durchaus sehr schön war, so hatten wir nämlich alle die wunderbaren Stellen für uns allein.

Los ging es mit dem Valle de los Rocas – Tal der Felsen. Hier sind ganz unterschiedliche Felsformationen zu sehen – Copa de Mundo, Kamel, ein Herz haben wir entdeckt und ganz klein einen Vogel und einen Dinosaurier. Mit entsprechender Fantasie gibt es da natürlich noch viel mehr zu sehen, wir hatten einen sehr angenehmen Spaziergang. Weiter ging es in Richtung Laguna Negra (Schwarze Lagune). Da mussten wir erst ein Stück laufen, bis wir sie genießen konnten. Zu Fuß ging es über eine Mooslandschaft, eingebettet in Felsen, die seitlich ein paar Meter aufgeragt sind. In den Felsen fanden wir dann so Dinge wie ein vermutlich von einem Puma erlegtes Lama, Viscachas (putzige Nagetiere), etliche kleinere Vögel und auch wieder diverse Figuren.

Die Lagune selbst war wunderschön. Eingebettet in die Felsen ist sie ein herrlicher Fleck Erde, wo sich so schnell niemand hinverirrt. Ein paar schwarze Enten (?) haben gemütlich Äste für den Nestbau gesammelt, einfach sehr idyllisch. Vielleicht hat es uns auch deswegen so gut gefallen, weil der Weg dorthin schon so schön war. Zurück kam uns eine Herde Lamas entgegen – die sieht man fast überall. Und überall freun wir uns drüber 🙂

Als nächstes waren wir an einem Cañon, dem Cañon de la Anaconda. Den Namen hat er von Form und Farbe des Flusses, der sich durch das Tal schlängelt. Wir konnten auf einen Vorsprung und hatten da eine ideale Sicht in die 300m-tiefe Schlucht. Der heutige Weg (übrigens alles Schotterpiste bisher) hat uns durch etliche Flüsse geführt, Brücken haben wir bis heute ganze zwei überquert. Mittagessen gab es heute in einem absolut genialen Ambiente: ein langes, moosiges Tal, seitlich die Berge und in dem Tal war ganz gemütlich eine riesige Lama-Herde beim Grasen. Und genau auf die haben wir beim Essen geschaut. Sehr idyllisch!

Den ganzen Tag über sind wir an Quinoa-Feldern vorbei gefahren. Die sind eigentlich hauptsächlich daran zu erkennen, dass keine Gräser oder ähnliches darauf wachsen, die Erntezeit steht nämlich gerade an. Quinoa ist eine sehr genügsame Pflanze, da reicht ein wenig Regen aus, dass sie gut wachsen kann. Schon vor den Spaniern wurde sie angebaut, dann unter Todesstrafe verboten, jetzt wird es wieder gefördert. Leider haben die Bolivianer selbst nicht viel davon, mit 50 Bolivar pro Kilo (etwa 6€) kann sich der „normale“ Bolivianer das nicht leisten (ein kg Reis kostet etwa 9 Bolivar, etwa 1€). In Bolivien auf der Hochebene werden 46% der Weltproduktion an Quinoa angebaut, das meiste landet in Europa. Ein paar Erklärungen dazu und zur Geschichte vor den Spaniern haben wir in einem Museum bekommen, dort waren auch Grabmäler zu besichtigen. Ein wenig gruselig – da liegen noch die originalen Skelette drin, auch von Kindern.

Die heutige Unterkunft steht ganz im Zeichen des morgigen Tages: wir werden den Salar de Uyuni, eine Salzwüste, ansehen und schlafen in einem Hostel komplett aus Salz gebaut. Wände, Tische, Hocker und Bett“gestelle“ sind aus Salzblöcken, der Boden ist mit grobem Salz bestreut.