Wir wünschen allen Frohe Ostern, schöne Feiertage und sofern noch nicht eingetroffen einen baldigen Frühling!
Archiv des Autors: Claudi
Im Zeichen der Erdbeere
Seit einiger Zeit gibt es auf dem Markt hier schöne Erdbeeren. Heute war dann der Tag gekommen, an dem wir uns über Marmelade hergemacht haben. Aus den 3kg gekauften Erdbeeren wurden somit 10 Gläser lecker Brotaufstrich und ein paar Gläser Weißwein mit Erdbeere (Sekt o.ä. haben wir leider nicht da…). Yummie!
Heute abend durfte dann noch Michl den Hammam genießen. Er hat ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich auch, ein paar Hautschichten weniger sind´s jetzt schon nach dem Geschrubbt-Werden 😉
Und heute früh hat Radio Gong mal wieder ein Update über uns gesendet. Danke euch dafür! Wer es nachhören will, hier oder im Menü Presse ist der Mitschnitt zu finden.
Meknès – noch ein Tagestrip
Nachdem sich der Wetterbericht für die nächsten Tage schon wieder nicht grandios anhört, haben wir mit Suuz und Cees den angekündigten Sonnenschein zu einem Tagesausflug nach Meknès ausgenutzt. Und der Wetterbericht hat nicht zuviel versprochen! Wir hatten strahlenden Sonnenschein, aber es war nicht zu warm, sehr angenehm.
Meknès ist eine der Königsstädte Marokkos und die Fahrt dorthin hat uns die Möglichkeit gegeben, auch ein wenig vom Hinterland zu sehen. Die Stadt liegt am Fuße des mittleren Atlasgebirges, wir waren also in Richtung Berge unterwegs. Die Landschaft war saftig, grün, überall blüht es – man merkt einfach den ungewöhnlich vielen Regen der letzten Tage und Wochen. Wir haben auch viele Schafherden, Esel, Kühe und was eben sonst so auf den Feldern unterwegs ist beobachten dürfen.
In Meknès angekommen sind wir in Richtung Medina gelaufen, die Sehenswürdigkeiten sind nunmal meist in der Altstadt. Dort auf dem zentralen Platz angekommen, sind uns direkt die vielen Touristen aufgefallen. So viele haben wir bisher in unserer ganzen Zeit in Marokko noch nicht gesehen… Suuz meinte, in Fes sind es noch deutlich mehr… Aber man muss den Rudeln ja nicht direkt folgen und wir fanden so doch auch etliche ruhigere Ecken. Nach einem leckeren Mittagessen ging es durch den Souk weiter in Richtung Medersa (Koranschule) Bou Inania aus dem 14. Jahrhundert. Wahnsinn, welch eine Kunstfertigkeit die Handwerker damals schon beherrscht haben! Danach ging es durch die Gassen zum Mausoleum des Moulay Ismael (ein Sultan) aus dem 18. Jahrhundert. Flankiert wird sein Grabmal von zwei Standuhren, die ein Geschenk vom Sonnenkönig Ludwig dem XIV. waren. Stilistisch etwas auffällig 😉
Gleich in der Nähe ist der Koubat Al Khayatine, der Saal, in dem der Sultan früher seine Audienzen gehalten hat. Der war – hm – hauptsächlich leer. Darunter liegt allerdings ein früheres Gefängnis, das Prison de Cara, in dem Sklaven gehalten wurden, die die Palastanlagen gebaut haben. Man steigt dazu eine Treppe in ein auf den ersten Eindruck dunkles Verlies, aber wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist es sehr beeindruckend! Hoch, weit und mit ein wenig Licht aus Öffnungen in der Decke versorgt. Zusätzlich wurde es als Getreidespeicher genutzt. Angeblich sind von hier aus Tunnel über Fes bis durch das Atlasgebirge angelegt.
Nach einer wohlverdienten Kaffeepause sind wir mit dem Zug wieder heimgefahren und konnten dabei nochmal Landschaft, Weite und Wolken genießen.
Regen und Erkältung
Eigentlich wollte ich heute einen Artikel darüber schreiben, warum es uns hier so gut gefällt. Das hätte heute nicht gepasst, denn seit gestern mittag hat es immer wieder geregnet, gewittert und gestürmt. Außerdem hat es von traumhaften deutlich über 20°C auf 14°C abgekühlt. Ein Punkt im Artikel hätte nämlich das Wetter werden sollen… Noch dazu schniefen wir seit vorgestern bzw. gestern, uns hat beide ein Schnupfen erwischt. Also schreiben wir über einen gemütlichen Tag, an dem Michl genug Energie hatte, all unsere Schapps und Regale in Pantry und Bugkabine auszuräumen und auszuwischen. Ich war froh, dass ich mich nicht sehr bewegen musste.
Morgen soll es im Lauf des Tages wieder besser werden, die Temperaturen werden auch Stück für Stück steigen. Ein passender Wind in Richtung Kanaren ist leider immer noch nicht in Sicht. Die vorhergesagte Wellenhöhe würde es auch nicht erlauben, hier abzulegen. Aber wir haben ja inzwischen viel Geduld erlernt 🙂
Archäologisches Museum
Wir haben es gefunden! Und haben somit nicht ganz so viele Anläufe gebraucht als bei Oulja mit den Töpfereien 😉 Das Museum ist klein aber fein. Es sind Funde aus verschiedenen Gegenden Marokkos ausgestellt, ebenso aus unterschiedlichen Zeitabschnitten. Die Exponate gehen von der Altsteinzeit über die Jungsteinzeit und die Römerzeit bis ins 9. Jahrhundert. Beeindruckend, wie lange hier schon gesiedelt wurde und auch welche Werkzeuge mit den damaligen Mitteln hergestellt wurden. Gezeigt werden z.B. Skelette, sehr gut erhaltene Totenschädel, Pfeilspitzen, Glasvasen, Skulpturen, Schmuck, Münzen, Inschriften, usw.. Obwohl fotografieren verboten ist, dachte ich, ich bin ganz schlau und nehme das Handy, aber ich wurde freundlich ermahnt, das zu lassen. Einen Saal weiter hat uns der Mitarbeiter dann erklärt, dass wir gern fotografieren können, nur in dem anderen Saal war es doof, weil da gleich die Administration daneben war 😉
Auf dem Rückweg zum Boot sind wir durch das Regierungsviertel gelaufen. Tolle Gebäude (bei denen wir uns nicht getraut haben, den Foto rauszuholen, das mögen sie hier bei offiziellen Gebäuden nicht), viel Bewachung und viele wichtig aussehende Menschen. Und auch da wurden wir wieder angesprochen, ob wir Hilfe brauchen. Anscheinend haben wir zu fragend geguckt – wir finden die Hilfsangebote aber immer noch schön und freuen uns sehr darüber!
Casablanca – ein Tagestrip
Gestern kurz vor dem Schlafengehen hat Suuz noch gefragt, ob wir morgen (also heute) mit nach Casablanca fahren. Da wir nichts konkretes vorhatten, haben wir spontan zugesagt. Also haben wir seit langem mal wieder den Wecker stellen müssen, um halb acht wachen wir irgendwie nicht mehr von selbst auf 😉 Noch vor neun ging es zum Bahnhof, der Zug ist für die Fahrt die beste Wahl. Nach einem schnellen Espresso kommen wir zum ersten Stauner des Tages: wir müssen durch eine Unterführung zum Gleis gegenüber und sind alle völlig baff, dass es da unten sauber ist, gut riecht und auch noch Pflanzen stehen! Solch eine Unterführung haben wir in Deutschland noch nie erleben dürfen!!
Unterwegs nach Casablanca konnten wir das erste Mal auch ein wenig Landschaft sehen. Die Fahrt ging am Meer entlang, also nicht ins Hinterland (das sicher auch seinen Reiz hat) und wir konnten unterwegs eine saftige Landschaft genießen. Zwischen den einzelnen Städten waren Viehweiden (nach diesem Auslauf können sich andere nur sehen!), einfach nur Grünfläche, viele leerstehende neuere Bauten oder auch Barackensiedlungen. Auffallend besonders bei den Baracken ist, dass sie von einem regelrechten Wald von Satelliten-Schüsseln bedeckt sind. Wir waren uns alle einig, dass es hier sicher mehr Fernseher als Kühlschränke gibt (leider!! In fast jedem Geschäft steht einer und düdelt vor sich hin).
In Casablanca angekommen sind uns erstmal Lärm und Verkehr aufgefallen. Nach dem beschaulichen Lagos dachten wir ja, in Rabat ist viel Verkehr, aber das ist nichts gegen Casablanca. Zuerst sind wir ein wenig durch die Stadt geschlendert und nachmittags dann in die Moschee Hassan II. Die Stadt selber hat uns nicht wirklich vom Hocker gerissen, irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen: zuviel Verkehr, zuviel Lärm, viele verfallene Gebäude, die im Reiseführer aber angepriesen werden (wie z.B. Cinema Rialto), … Suuz und Cees wollten auch mal nach der Marina sehen, es gibt schon seit Jahren Gerüchte, dass eine neue gebaut wird. Das können wir ganz grundsätzlich bestätigen, aber erstens ist sie noch nicht in Betrieb (geplant für Ende 2013) und zweitens sind schnöde Fahrtensegler nicht sooooo willkommen (außer das Boot ist groß genug, dass entspechend Liegegebühr hängen bleibt). Gewünschte Bootseigner sind eher die, die sich eine Wohnung in der noch zu bauenden Luxussiedlung leisten…
Sehr nett war, dass wir beim äußerst leckeren Mittagssnack einen Deutschlehrer vom Goethe-Institut kennengelernt haben. Ach ja, an Rick´s Café, bekannt aus dem Film Casablanca, sind wir auch vorbei gekommen. Wir waren aber nicht drin, es war zu (wäre auch ein wenig teuer gewesen). Außerdem wurde da ja nichtmal gedreht, der Film wurde bis auf eine Szene (nein, nicht die letzte am Flughafen) in Hollywood-Studios aufgenommen (ich hatte gerade sehr viel Freude beim Nachlesen auf Wikipedia :-), sehr interessant). Später haben wir noch eine Demonstration gesehen, bei der auch Frauen mitdemonstriert haben! Für ein islamisches Land finden wir das bemerkenswert.
Das absolute Highlight des Tages war die Moschee Hassan II (مسجد الحسن الثاني)! Es ist eine der wenigen, die auch von nicht-Moslems besichtigt werden darf. Allerdings auch nur mit Führung und zu bestimmten Zeiten. Die Führung war jedoch sehr interessant! Hier ein paar Fakten:
- insgesamt bietet die Moschee Platz für 105.000 Menschen, innen für 25.000, auf dem Außenplatz für den Rest und ist damit die mit dem viertgrößten „Fassungsvermögen“ der Welt
- auf zwei Balkonen ist innen Platz für gesamt 5.000 Frauen, wenn das nicht ausreicht, dürfen sie auch unten hinter den Männern beten
- das Minarett ist mit 210m das höchste religiöse Bauwerk der Welt. Nachts leuchtet ein Laser mit einer Reichweite von über 30km in Richtung Mekka
- der Gebetsraum hat eine Fläche von 20.000m2
- das Dach lässt sich hydraulisch öffnen (unser Fremdenführer meinte dazu: Cabrio-Moschee)
- im Untergeschoss befinden sich ein Waschraum (Pflicht vor dem Gebet) und ein Hammam, der jedoch noch nicht verwendet wird.
- die Bauzeit betrug 6 Jahre (1987 bis 1993), während dieser Zeit haben 2.500 Handwerker und 10.000 Kunsthandwerker sieben Tage die Woche 24 Stunden gearbeitet
- alle Materialien (wie z.B. das Zedernholz als Verkleidung der Balkone oder der Marmor) kamen aus Marokko (bis auf den in der Gebetsnische, der kommt aus Carrara, Italien)
- das Traggerüst besteht aus Stahlbeton, jedoch ist alles mit obigen Materialien kunstvoll verkleidet
- die Baukosten werden auf etwa 800.000.000US$ geschätzt, was insbesondere während der Bauzeit in der Bevölkerung nicht nur gut ankam. Die, die zuvor dort gewohnt hatten wurden nicht entschädigt
So, genug der Fakten (es gäbe noch etliche), jetzt sollen die Bilder sprechen.
Chellah, das Storchenparadies
Nachdem wir vormittag kurzfristig den Steg wechseln mussten (unserer wurde komplett geräumt, weil ein größeres Boot demnächst den ganzen Steg benötigt, wir sind schon neugierig), haben wir uns mal wieder auf Besichtigungstour begeben. Ach ja: danke noch an Ton und Aneke für den schönen, geselligen Abend gestern zum Abschied! Die beiden sind heute in Richtung Gibraltar aufgebrochen, wir hoffen, sie kommen gut an. Gerade haben wir uns mit ihnen über KW-Funk unterhalten, alles ist bestens an Bord.
Unser heutiger Plan war die Besichtigung der Chellah, einer Ausgrabungsstätte. Die Chellah ist die Grabstätte verschiedener Sultane und auch eine alte Römersiedlung. Umgeben ist das ganze Gebiet von einer Mauer aus dem 14. Jahrhundert. Schon die mächtige Eingangspforte hat uns sehr beeindruckt. Anschließend wurden wir von einem herrlichen, grünen Garten empfangen. Pflanzen überall, es blüht und wächst, es ist eine wahre Pracht! Einen Weg entlang geht es zur Ausgrabungsstätte, uns erwartet die Ruine einer Moschee, eines Mausoleums, eines Hammams und weitere Steinreste. Zudem war noch ein wunderschöner Garten zu besichtigen, durch den ein kleiner Bach fließt. Sehr beeinduckt haben uns die vielen Störche, die ihre Nester gebaut haben. Es waren bestimmt über 20 Nester und immer wieder konnten wir die sehr majestätischen Vögel herangleiten und landen sehen. Immer wieder war auch das laute Klappern ihrer Schnäbel zu hören. Wir haben beide noch nie so viele Störche und auch noch nicht in dieser kleinen Entfernung gesehen. Wunderschön!
Leider haben wir sehr wenige Informationen über die Chellah gefunden. Früher war es ein heiliger Ort, er durfte lange Zeit nur von gläubigen Muslims betreten werden. In unterschiedlichen Beschreibungen der Chellah haben wir gefunden, dass es sich um einen sehr ruhigen und besinnlichen Ort handelt. Das konnten wir so leider nicht nachvollziehen, da gleichzeitig mit uns mindestens drei Schulklassen mit etwa 10jährigen Kindern in der Chellah waren. Und die haben sich alles andere als ruhig und besinnlich benommen, sondern sind mit lautem Getöse überall herumgetobt. Vielleicht gehen wir nochmal hin um auch die eigentliche Stimmung einzufangen 😉
Auf dem Weg zur Chellah sind wir am Königspalast entlang gelaufen – ist der riesig! – und durch einen richtig schönen Park gekommen. Auf dem Rückweg sind wir (unbewußt) am Archäologischen Museum vorbei gelaufen, das werden wir uns am nächsten Regentag gönnen. Von der vielen Lauferei dann doch recht platt haben wir trotzdem noch einen kleinen Umweg durch die Medina in Salé gemacht und uns einen wohlverdienten Snack mitgenommen. Das Essen hier ist einfach äußerst lecker und auch günstig!
Hammam
Heute habe ich etwas ganz besonderes unternommen. Suuz hatte vor ein paar Tagen schon die Idee, dass wir doch mal in einen Hammam gehen könnten. Im Büro hat sie die nötigen Infos bekommen: wo er ist, wann die beste Zeit ist, was wir dazu brauchen und was uns der Spaß in etwa kosten würde. Und nachdem Aneke noch mit wollte (sie fahren morgen Richtung Norden los), war heute der Tag, an dem wir das ausprobieren wollten. Glücklicherweise hatte Suuz schon vorher geschaut, wo der Eingang ist, wir hätten das wohl sonst nie gefunden. Eine unscheinbare Tür in einem unscheinbaren Haus – wir wären sicher etliche male dran vorbei gelaufen. Und dann hat auch noch alles geschlossen ausgesehen. Wagemutig haben wir gerufen und sind reingegangen. Und schon waren wir mittendrin.
Nachdem nur Aneke in Fes einmal in einem Hammam war, waren wir alle auch recht neugierig, was auf uns zukam. Aber wir konnten gar nichts falsch machen, uns wurde recht bestimmt gesagt, was wir tun müssen 😉 Erstmal ausziehen, die Handtücher haben wir in einen extra Eimer gegeben. Unsere Klamotten wurden uns abgenommen und irgendwo verwahrt. Und dann ging es in den eigentlichen Hammam. Zuerst einmal war es heiß und dampfig. Und es war nicht besonders orientalisch gefliest oder dekoriert, eigentlich sehr einfach mit weißen Fliesen bis in Kopfhöhe, mehrere Räume hintereinander mit einzelnen Nischen. Aber wir wollten in einen Hammam ohne Touristen – und in genau so einem waren wir. Uns wurde eine Ecke zugewiesen, in den Nischen und anderen Ecken saßen bereits Frauen ganz unterschiedlichen Alters, die bereits beschäftigt waren. Wir bekamen dann etliche Eimer und Bottiche mit heißem Wasser, mit dem wir uns übergossen haben. Wir haben uns eingeseift, wurden abwechselnd mit einem Massagehandschuh behandelt (das kostet extra, ansonsten macht frau das gegenseitig) und haben gründlichst alles gewaschen und mit dem heißen Wasser schöpferweise immer wieder abgespült. Als wir fertig waren, wurden wir mit unseren Handtüchern versorgt, in die Umkleide gebracht, wo wir unsere Sachen wieder bekommen haben.
Der Hammam war ein tolles Erlebnis! Die Marokkanerinnen waren ganz anders als auf der Strasse, alles war sehr offen und entspannt untereinander, völlig ohne Show oder Scham. Wir haben laute Diskussionen mitbekommen und gute Stimmung. Der Hammam ist für islamische Frauen der einzige Ort, an dem sie unter sich sind und an den keine Männer kommen. Ein Besuch kann gerne auch zwei Stunden dauern, frau lässt sich da durchaus Zeit. Und es wird miteinander geredet. Anscheinend waren wir drei eine Sensation, aber eine gern gesehene. Wir wurden auch besorgt gefragt, welcher Preis uns genannt wurde, aber wir haben offensichtlich den Normalpreis gezahlt. Es gab am Ende noch eine kleine Verwirrung über die Verteilung des Geldes (Eintritt, Massage, Kleideraufbewahrung, jeder bekommt etwas), aber auch das konnte dank einer marokkanischen Dame, die sehr gut französisch sprach geklärt werden. Es ist allerdings auch durchaus interessant, in einer leidenschaftlichen, arabischen Diskussion unter Frauen mitten drin zu sein 😉
Gemischtes
Die letzten Tage hat sich nicht allzuviel getan, das Wetter war immer noch – sagen wir – nicht sehr freundlich… Gestern und heute zwar wieder mit Sonne (und dann gleich knapp 20°C :-)), aber eben auch nicht dauerhaft. Für morgen ist schon wieder Regen vorhergesagt. Aber danach! Sonne und zum nächsten Wochenende über 20°C, wir hoffen mal, das stimmt und bleibt so! Das mit dem Wind, der uns auf die Kanaren pustet, wird wohl noch ein wenig dauern, zumindest ist für die aktuelle Dauer der Vorhersage (eine Woche) kein konstanter Wind aus Nord in Sicht. Aber wir genießen es hier immer noch, fühlen uns sehr wohl.
Samstag hat unser Stegnachbar Herve eine Trockenfall-Aktion gestartet. Er wollte eigentlich schon vorletzte Woche ablegen, aber er hatte eine Leine in der Schraube und bevor er es bemerkt hatte, war die Welle bereits so verzogen, dass die Dichtung gebrochen war. Somit konnte er nicht mehr motoren und musste aber irgendwie aus dem Wasser kommen, um von außen die Dichtung zu wechseln. Da hier kein Kran ist (zumindest keiner, der Boote mit Mast kranen kann), musste eine andere Idee her. Sich an der seitlichen Wand festmachen und in Gurte hängen, hatte nicht geklappt (das Boot bog sich durch), also ist er bei Hochwasser an die Rampe gefahren und hat sich da an der Wand angelehnt. Bei Niedrigwasser stand er dann am Kiel und konnte sich ans Reparieren machen. Unter tatkräftiger Mithilfe von Michl, Kees und Ton hat dann auch alles geklappt und nachts, beim nächsten Hochwasser, konnte Daniel wieder zurück an den Steg motoren. Die Aktion war ein Erfolg: die Welle läuft wieder rund und alles ist dicht. Los kommt er im Moment trotzdem nicht, der Hafen ist wegen zu hoher Welle gesperrt.
Gestern waren wir zum Sundowner bei Suuz und Cees eingeladen. Das ganze hat sich dann noch etwas länger hingezogen…, es war ein sehr schöner Abend! Mal sehen, ob wir all die ausgemachten Treffpunkte unterwegs einhalten können 🙂 Danke für das lecker Essen und den Wein. Ach ja, es gab übrigens marokkanischen Wein! Obwohl wir hier in einem islamischen Land sind, wird sehr guter Wein hergestellt, es gibt auch lokales Bier (und das wird wohl nicht nur von Ausländern getrunken ;-)).
Heute gab es ein feines Abendessen. Auf den ersten Blick recht heimisch, aber komplett marokkanisch. Dazu hatten wir Fenchel-Salat mit Orangen, der Balsamico darin war die einzige importierte Zutat.
Schöne Erlebnisse
Der Sturm ist so langsam durchgezogen, heute abend durften wir uns sogar wieder über blauen Himmel freuen. Die letzten Tage waren eher verregnet und windig… Im Gegensatz zu den Kanaren hat es uns aber nicht wirklich schlimm erwischt, besonders auf den westlichen Inseln muss es ziemlich gewütet haben. Wir waren doch ganz froh, dass wir hier relativ ruhig und sicher liegen!
Gestern hatten wir schon wieder ein schönes Erlebnis auf dem Markt. Wir wollten noch Minze für den Tee besorgen, da haben wir von einer anderen Kundin einen Tipp bekommen, wie man Kräuterbüschel am besten prüft: zwei/dreimal auf die Hand schlagen und dann am Büschel riechen. Dann hat sie uns ein paar zusätzliche zu unseren bisher üblichen Minzblättern empfohlen. Die haben wir dann auch mitgenommen, hatten aber nicht mehr genug Kleingeld (ganz wichtig auf dem Markt) und hätten bei der Verkäuferin wechseln lassen müssen. Kurz entschlossen hat die Kundin einen Dirham (der hatte gefehlt, zwei hatten wir noch als Kleingeld) dazugegeben, sich gefreut, dass wir das probieren und ist weiter gegangen. Inzwischen wissen wir auch, dass es sich um Basilikumminze (rechts) und Feigenminze (Mitte) handelt (Danke Andrea für die Info!). Und der Tee schmeckt so tatsächlich besser 🙂
Die letzten Tage haben wir mal eine Wurstdose aufgemacht, die wir im Supermarkt gefunden hatten. Wir wollten probieren, ob das was als Vorrat ist. Bei der geschlossenen Dose konnte man hören, wie die Wurst hin und her rutscht. Das hat uns schon leicht verwundert. Als wir die Dose dann geöffnet hatten, waren wir doch überrascht. Irgendwie hatten wir nicht erwartet, dass die komplette Wurst in der Pelle aus der Dose kommt 🙂 Geschmeckt hat sie übrigens lecker, da werden wir wohl die ein oder andere bunkern (die Dinger halten sich ungekühlt 5 Jahre, wir wollen aber nicht wissen, wie sie zusätzlich zur Vakuumverpackung haltbar gemacht wurden ;-)).
Päckchenversand in Salé
Gestern hatten wir ein schönes Erlebnis beim Verschicken eines Päckchens nach Deutschland. Es geht hier zwar nicht so flott, ist aber deutlich interessanter.
Unseren ersten Versuch haben wir bei der Post in der Medina in Salé gestartet. Als wir in den Vorraum gekommen sind, sind uns zuersteinmal ziemlich viele wartende Menschen aufgefallen, die aber nicht in einer Reihe angestanden sind, sondern alle gemütlich auf Stühlen saßen. Erst mit der Zeit haben wir mitbekommen, dass es ein Nummern-System für die Reihenfolge gibt. Da es gestern (?) aber das ein oder andere technische Problem gab, saß am Eingang jemand, der die Nummern, die aufgerufen wurden, auf Zettel geschrieben hat. Das hätte uns nicht viel geholfen, da die Nummern auf arabisch aufgerufen wurden, wir wurden aber sowieso zu einem extra Schalter geschickt. Pakete nimmt nicht jeder. Und der, zu dem wir geschickt wurden, nahm auch keine an, sein Computer war abgestürzt und er hatte keine Ahnung, wie lange das dauern kann… Also hat er uns mit der Tram zur Hauptpost geschickt.
Dort angekommen wollten wir aus dem funktionierenden (!) Automaten unsere Nummer ziehen, mussten aber erstmal entschlüsseln, welchen Service wir überhaupt brauchen. Und wieder wurde uns, wie schon ganz oft hier (auch in der ersten Post), von Menschen geholfen, die ganz einfach mitbekommen, dass wir etwas suchen. Es ist wirklich wundervoll, wie hilfsbereit hier jeder ist. Wenn ein Verkäufer die Zahlen nicht auf französisch weiß, wir uns nicht deutlich genug ausdrücken oder Wechselgeld gebraucht wird – immer sind ansonsten unbeteiligte helfende Menschen da! Die Hilfe in dem Fall war der Hinweis, dass wir mit unserem Päckchen in ein anders Gebäude müssen.
Dort angekommen wurden wir gleich an den richtigen Schalter geschickt, wo wir ein Formular in die Hand gedrückt bekommen haben. Nachdem das ausgefüllt war, sind wir zum nächsten Schalter geschickt worden. Und da war richtig Highlife 🙂 Eine Familie hat ein größeres Paket bekommen, wir vermuten aus dem Ausland. Und das musste unter den Augen des Zollbeamten ausgepackt werden. Das wurde natürlich von allen, die sonst auf ihre Pakete gewartet haben, begutachtet und der Stimmung nach auch kommentiert 🙂 Wie wir es bisher so gewohnt waren, hatten wir unser Päckchen fertig addressiert und verklebt mitgebracht. Das war ein Fehler! Auch unser Päckchen wurde vom Zoll genauestens unter die Lupe genommen und vorher selbstverständlich ausgepackt. Wir hatten ja eher den Verdacht, dass der Beamte Drogen gesucht hat. Auf jeden Fall hat sich die Dame neben uns sehr gefreut, dass wir marokkanische Spezialitäten nach Deutschland verschicken. 🙂
Nach der Zollkontrolle ging es wieder zurück zu unserem Schalter, wo uns erklärt wurde, dass wir eigentlich auch gar keinen Karton hätten mitbringen brauchen, da das Paket eh neutral sein muss, also kein Firmenname sichtbar sein darf. Was jetzt durch die vielen Lagen Klebeband auch erreicht wurde… Der Mitarbeiter hatte deutlich seinen Spaß beim äußerst sorgfältigen Verkleben. Zum guten Schluss haben wir eine Tracking-Nummer mitbekommen, leider taucht da noch nichts auf. Mal sehn, wie lang es unterwegs ist 🙂
(Zum Thema: was machen die zwei den ganzen Tag? – Die ganze Aktion hat gut zwei Stunden gedauert :-))
Gegrilltes
Der Grillabend bzw. -nachmittag hat erst heute stattgefunden, der Wetterbericht war einfach ein wenig freundlicher. Es war sehr lecker, jeder hat was mitgebracht und so konnten wir ganz vielseitig schlemmen. Und interessante Gespräche gab es dazu auch noch. Es ist immer wieder schön, wenn Segler, die auch ganz andere Ziele oder Routen fahren, von ihren Erfahrungen erzählen 🙂
Die letzten beiden Tage haben wir mit Einkaufen für´s Grillen, ein wenig Vorräte bunkern, einem Paprika-Chutney, Wäsche waschen und sonstigem Kleinzeug verbracht. Also eigentlich Alltag. Nebenbei schauen wir selbstverständlich immer auf´s Wetter, das wird uns die nächsten Tage an Bord fesseln. Ab morgen vormittag geht es mit viel Wind los, der Regen setzt sogar schon nachts ein. Das Bild ist ein Ausschnitt aus einem Grib-File (das ist ein Format für Wettervorhersagen, daraus ablesbar ist die voraussichtliche Windrichtung und -stärke, der Luftdruck, Bewölkung, je nach Programm auch Wellenhöhe und -richtung, Temperatur, usw.) mit der Vorhersage für Montag früh 6 Uhr. Je mehr kurze Striche an einem längeren sind, desto stärker ist der Wind. Wir sind bei dem roten Kreuz, dürfen uns also noch auf all das Wetter freuen, was die nächste Zeit von Westen so angepustet kommt. Die blaue Schraffur bedeutet Regen… Das ganze bedeutet auch Wellen, somit ist wohl mindestens die ganze nächste Woche der Hafen hier gesperrt. Naja, bei dem Wetter würde wohl auch keiner freiwillig losfahren wollen. Auf jeden Fall sind wir neugierig, wie sich das Wetter weiter entwickelt, nach dem Tief hat sich nämlich schon das nächste angekündigt.
Michl, mein Held!
Seit ein paar Tagen müffelt es ein wenig unter unserem Bett hervor. Wir hatten zuerst unsere dreckige Wäsche in Verdacht, aber die hat ja auch das letzte halbe Jahr nicht so sehr gerochen. Dann haben wir unsere Arbeitsklamotten verdächtigt, die auch da unten sind. Auch die waren es nicht. Die Matratzen sind auch nicht verschimmelt. Also ging es heute vormittag daran, die Bugkabine auszuräumen und nach dem Übeltäter zu suchen. Und war haben ihn gefunden! In Lagos hatten wir noch H-Milch besorgt, die wir unter dem Bett gelagert haben. Und blöderweise ist genau dort, wo die Tüten lagen, ein einzelner Nagel, der herausgestanden ist. Und selbstverständlich ist eine Tüte genau darauf gelegen und der Nagel hat sich reingebohrt… Und wer schon einmal eine H-Milch-Tüte offen stehen gelassen hat und nach ein paar Tagen seine Nase reingehalten hat, weiß, was Michl beim kopfüber Saubermachen in der Nase hatte… Und das macht ihn heute zu meinem Helden!
Unter unserem Bett duftet es jetzt wieder und der Rest des Tages verlief eher gemütlich. Wir hatten Besuch zum Kaffee und haben vorher noch einen kurzen Spaziergang zum Bäcker gemacht. Die Auswahl kombiniert mit den Preisen wird uns mal fehlen…
Wer suchet, der findet
Die Tage ziehen ins Land und damit sammelt sich natürlich auch wieder die ganz normale und alltägliche Bordarbeit an. Somit war mal wieder Wäsche waschen angesagt (mit der Hand, eine Waschmaschine ist in der Marina Mangelware), Vorräte nachfüllen und kleineres Gebastel.
Nebenbei sind wir fleißig am Suchen und vor allem auch Finden einiger Kleinigkeiten, denen wir schon länger hinterherspüren. Da wir ja spätestens auf den Kanaren alles mit Fliegengitter versehen haben sollten, suchen wir da natürlich entsprechendes Material. Für die Klappe in der Bugkabine stellen wir uns eine Haube vor, die durch Bleiband erschwert liegen bleibt. Den Stoff dazu haben wir schon seit Holland, aber das mit dem Bleiband ist irgendwie schwierig… Wir kannten es bisher zum Beschweren von Gardinenunterkanten, aber das kennt anscheinend sonst niemand auf der Welt. Gefunden haben wir heute Bleikugeln, die zum Beschweren von Fischernetzen verwendet werden. Aus diesen basteln wir uns eben unser Bleiband selbst.
Für die Heckkabine haben wir schon ein Gitter zum Anknöpfen, aber das ist löchrig. Heute haben wir ein etwas festeres Gitter zum Austauschen gefunden. Weiter haben wir einen Stoff für Taschen in der Bugkabine besorgt. Wir haben beide im Bett etliches an Büchern und Kleinzeug rumliegen, das macht es immer schwierig, wenn wir die Matratzen lüften oder neu beziehen wollen. Dann sind wir über Stoff für Geschirrtücher gestolpert, da wollten wir eh noch nachlegen, warum also nicht selber nähen? Ach ja, fast vergessen hätte ich die Nähnadeln für die Nähmaschine. Wir dachten, es schadet nicht, da einen größeren Vorrat zu haben und haben welche Made in W. Germany gefunden!
Den Holzleim hat Michl gleich ausprobiert, an zwei Stellen im Cockpit war etwas abgeplatzt, außerdem war beim Getränkehalter ein Stück abgebrochen. Morgen sehen wir dann, ob der Kleber was taugt.
Ansonsten genießen wir die Sonne (nächste Woche soll sich das ändern), trinken viel marokkanischen Tee und freuen uns immer wieder, neue Ecken in der Medina zu entdecken. An allen Ecken sind die unterschiedlichsten Stände, größere, kleine, mit den unterschiedlichsten Waren, nur kleine Tische oder ganze Läden. Die kleinen Länden sind faszinierend: auf sehr wenig Grundfläche (keine 10qm), aber etwa 3-4m Höhe ist ein Warenangebot wie in Deutschland im normalen Supermarkt zu finden. Vollgestopft bis obenhin und alles über eine Leiter erreichbar. Man bestellt am Tresen was man will und bekommt es dann teilweise durch ein Gitter gereicht.
Hassan-Turm in Rabat
Nachdem wir uns schon länger keine Kultur mehr gegönnt hatten, war das heute mal wieder fällig. Unser Ziel war der Hassan-Turm. Auf diesem Gelände war im 12. Jahrhundert begonnen worden, die größte islamische Moschee zu bauen, jedoch nach dem Tod des Initiators abgebrochen worden. Bei einem Erdbeben im Jahr 1755 (demselben Erdbeben, das auch Lissabon zerstört und den Tsunami, der unter anderem Lagos überrollt hat, verursacht hat) wurden weite Teile der immer noch nicht vollendeten Anlage zerstört. Der Hassan-Turm war z.B. ursprünglich mit einer Höhe von 80m geplant, seine aktuelle Höhe liegt bei 44m. Er sollte das Minarett der Moschee werden. Die Lehm-Mauern auf den Bildern sollten die Außenmauern bilden, die Säulen das Dach tragen.
In den 1960er Jahren wurde auf dem Gelände noch ein Mausoleum gebaut, für König Mohammed V., inzwischen ist auch sein Sohn König Hassan II. dort bestattet. Darin und auch auf dem Platz außenrum fühlt man sich wie in einem Märchen aus 1001er Nacht. Mit all dem Goldschmuck, den Ornamenten und den Mosaikfliesen ist es sehr prachtvoll! Das Mausoleum wird an allen vier Eingängen bewacht, innen stehen weitere vier Wachen. Und die stellen sich sogar in Position zum Fotografieren! Die beiden Eingänge zum kompletten Gelände werden von berittenen Wachen flankiert, wir haben sogar einen Wachwechsel sehen dürfen.
Das Wetter war heute übrigens wieder richtig schön. Zwar ist der Wind noch ein wenig kühl, aber das ist schon auf hohem Niveau gejammert 😉 Und apropos Wetter: der ein oder andere wird sich fragen, wie lange wir hier wohl noch bleiben. Das fragen wir uns auch. Aktuell wäre aufgrund der unsteten Windrichtung keine Fahrt von knapp 500sm (bis zu den Kanaren) möglich und für kommendes Wochenende hat sich ein Tief mit kräftigen Winden aus Süd angekündigt, somit genau die falsche Richtung. Also: mal sehn 🙂