Langstreckendinghifahrt

Gestern haben wir mal eine etwas längere Fahrt mit Schorsch unternommen. Dem Außenborder hat es gut getan, seine Brennkammer ist richtig sauber 🙂 Die Bucht ist nett und groß – wir waren bestimmt ein halbe Stunde in eine Richtung unterwegs. An einer etwas geschützteren Stelle sind Bojen, an denen man auch dauerhaft liegen kann, das nutzen hier etliche sogar während der Hurrikan-Saison. Wir haben da kurz bei Regina und Peter (die wir in der Bücherei kennengelernt hatten) vorbeigeschaut, die nachmittags dann zum Kaffee gekommen sind. Vielen Dank für noch weitere Tipps, auch zu Puerto Rico! Heute sind wir zum Abendessen eingeladen, mal sehen ob wir dann nachts auf dem Rückweg Kassiopeia wieder finden.

Port of Spain

Aufgrund eines Abschiedsgrillabends gestern mit Gin Tonic und der Erkenntnis, dass wir Port of Spain, also die gleich um die Ecke liegende Hauptstadt des Landes, noch gar nicht wirklich gesehen haben, hat uns nochmal die Abfahrt verschieben lassen (naja, vielleicht auch noch der ein oder andere unerledigte Punkt ;-)).

Nachdem der Grillabend recht spontan beschlossen war, mussten wir natürlich noch Grillgut besorgen – da wir eh grad Schorsch eine Unterbodenwäsche gegönnt hatten, sind wir gleich mit ihm losgedüst. Ist nett, in der Mittagshitze nicht zu Fuß gehen zu müssen 😉 Der Abend war dann sehr schön! Wir hätten den Grillplatz hier mal früher entdecken sollen, den hätten wir schon gelegentlich nutzen können.

Heute vormittag sind wir dann los zur Stadtbesichtigung. Und inzwischen würden wir sagen, das ist kein echtes Muss hier. So richtig attraktiv fanden wir Port of Spain nicht, vielleicht haben wir aber nur die falschen Ecken gefunden? Grundsätzlich interessant war das National Museum, in dem eine ganze Menge an Themen zu Port of Spain angeschnitten wurden (von der Einführung eines Schulsystems über die Erdölförderung, Flora und Fauna, Einwanderer, Bevölkerungszusammensetzung, Entdeckung, Sport und noch vieles mehr). Leider waren die meisten Themen aber eben nur kurz abgehandelt und die aktuellen Infos fehlten uns (die WM-Teilnahme 2006 hat z.B. komplett gefehlt und wie das aktuelle Schulsystem ist, konnten wir auch nicht herausfinden).

Nachmittags waren wir dann wieder zurück, wir haben ja immer noch unsere Liste…

im Nordosten von Trinidad

Gestern und heute hatten wir nochmal ein Auto, morgen früh müssen wir es wieder zurückgeben. Also haben wir gestern nach einer Einkaufstour abends noch einen kurzen Ausflug gemacht. Heute ging es dann mit Marie-Jo und Michel in Richtung Ostküste.Der Plan war, eventuell Schildkröten zu besichtigen und auf jeden Fall ein wenig mehr von der Insel zu sehen. Den ersten Stopp haben wir in Salybia eingelegt an einem Strand, wo sich viele für den Sonntagnachmittag versammelt hatten. Es waren insgesamt recht viele Menschen unterwegs, anscheinend zieht es die Trinidadians am Wochenende nach draußen.

Nächster Stopp war in Matura, einer Schildkrötenbeobachtungsstation. Leider ist die am Wochenende unbesetzt und für Schildkröten war das Meer wohl auch ein wenig zu unruhig. Soll heißen: wir haben keine gesehen. Nach einem kurzen Mittagessen sind wir noch zum Leuchtturm an der nordöstlichsten Ecke der Insel gefahren und haben dort ein wenig die Aussicht genossen. Glücklicherweise hatten wir ruhigere Bedingungen, als wir dort vorbeigefahren sind, heute war doch gut Wind und Welle!

Wir schwimmen wieder!

Kassiopeia wird abgeholt

Kassiopeia wird abgeholt

Heute vormittag war es dann endlich soweit – um zehn hatten wir Krantermin, im Büro hieß es, es könnte ein wenig später werden, so etwa halb elf, abgeholt wurde Kassiopeia um halb zehn. Glücklicherweise lagen wir gut in der Zeit und waren praktisch fertig. Die haben hier einen Wagen, mit dem sie einfacher rangieren können, darauf wird das Boot gepackt (wenn´s kein richtig großes ist) und zum Travellift gefahren. Und das geht wirklich alles ratzfatz schnell. Die Arbeiter wissen genau, wo sie hinlangen müssen, der Kranfahrer versteht seinen Job, wir hatten dann später Hilfe beim Anlegen und somit waren wir um halb elf bereits fertig festgemacht am Dock. Endlich wieder im Wasser 🙂 Und das alles ohne Stress und Hektik – da müssen wir auch mal Peake lobend erwähnen: bisher gab es absolut nichts zu mäkeln, wir sind vollauf zufrieden mit unserer Werft-Wahl. Bisher waren alle, mit denen wir zu tun hatten, ohne Ausnahme freundlich, hilfsbereit und kompetent.

Der Motor hat nur so geschnurrt, ein richtig schönes Geräusch! Der Dieseltausch hat sich definitiv gelohnt, würden wir mal jetzt schon sagen. Einen kleinen „Verlust“ haben wir, aber da hätten wir auch dran denken können: die Dichtung der Toilettenpumpe war eingetrocknet und dichtet jetzt nicht mehr. Die hätten wir einölen oder sonstwie feucht halten sollen. Einen Ersatz hatten wir noch an Bord, jetzt müssen wir uns umsehen, ob wir hier wieder eine für den Notfall finden. Ach ja, und wir hatten drangedacht, den Kranfahrer zu fragen, wie viel Kassiopeia denn so auf die Waage bringt… 10 Tonnen! OK, das waren 10 US-Tonnen, also etwa 9 metrische Tonnen, aber da ist trotz voller Tanks abspecken angesagt! Wir werden da wohl noch ein Stück strenger sein müssen beim Aussortieren…

Zur Belohnung und zum Abschluss der Landzeit haben wir uns heute noch einen kleinen Ausflug nach Port of Spain gegönnt. Schon seit längerem wollten wir einen 15_cocobelSchokoladenladen besuchen – Cocobel. Wir mögen ja nunmal gern gute Schokolade und hörten von einer hervorragenden Quelle hier auf der Insel. Die Kakaobohnen wachsen auf Trinidad und werden auch hier fermentiert, geröstet und zu Schokolade verarbeitet. Und zu Pralinen. Und zu Kakaobohnen umhüllt von Schokolade. Und zu etlichen weiteren leckeren Varianten. Wir durften großzügig probieren, haben aber auch noch ein bißchen eingekauft. Ein wenig Luxus für zwischendurch 😉

Wieder vereint

Seit Montag abend sind wir wieder vereint, mein kurzer Aufenthalt in Deutschland ist vorbei. Michl hat mich abends mit einem Mietwagen vom Flughafen abgeholt, das Auto haben wir dann gleich gestern und heute noch genutzt. Zum einen muss ja unser Tank wieder voll werden und außerdem wollten wir endlich auch ein wenig von der Insel sehen. Tanken könnten wir theoretisch auch hier an einer Bootstankstelle, aber da ist der Diesel nicht subventioniert und würde ein vielfaches kosten. So haben wir bisher für 160 Liter sauberen Diesel ganze 36€ bezahlt. Das mit dem Tankinhalt ersetzen hätte uns auch an deutlich teureren Orten passieren können… Morgen früh, bevor wir das Auto zurückgeben, holen wir die letzte Fuhre, dann ist der Tank erstmal wieder voll.

Gestern haben wir uns ein wenig die Nordküste angeschaut. Zuerst sind wir zur sogenannten „Bamboo Cathedral“, einem Weg, der von riesigen Bambushalmen überdacht wird und damit wie eine Kathedrale wirkt. Sehr schön und beeindruckend, zur Regenzeit stellen wir uns das noch ein wenig besser vor, dann sind die Gräser grüner. Danach ging es zu zwei Stränden an der Nordküste, Tyrico Beach und Maracas Beach – beide sehr schön! Es war mächtiger Wellengang, nur wollten wir eigentlich ein wenig schwimmen und schnorcheln gehen. Das wurde dann nichts, aber dennoch war es wunderbar, am Strand zu sitzen und ein wenig die Seele baumeln zu lassen!

Heute war der Süden dran. Wir wollten den Asphaltsee, den „La Brea Pitch Lake„, sehen. Es ist das weltweit größte, natürliche Vorkommen von Asphalt. Bei der Einfahrt wurden wir schon wegen einer Führung angesprochen, haben uns dann aber für eine offizielle Tour entschieden. Mit knapp über 8€ für uns beide für eine ganz private Führung, die bestimmt eine Stunde gedauert hat, waren wir da auch tatsächlich gut aufgehoben. Cerial hat sich richtig Zeit genommen und uns ausführlich die verschiedenen Mineralien, Oberflächen, Wasserstellen, Schlammlöcher und Flüssigasphaltpfützen gezeigt. Wir sind über den kompletten See gelaufen, haben Fischchen gesehen, die es nur hier gibt, den weichen Boden gefühlt und gemerkt, wie man tatsächlich so langsam einsinkt, wenn man stehen bleibt (alles schwere Gerät, das zum Abbau verwendet wird, muss ständig in Bewegung bleiben) und zum Abschluss gab es noch eine Seerose als Andenken. Der Pitch Lake gehört vielleicht nicht zu den allerschönsten Plätzen auf der Insel, aber ganz sicher zu den interessantesten! Für uns war er die etwas weitere Anfahrt von knapp 2h wert.

Auf dem Heimweg haben wir uns noch an ein paar Straßenständen mit Obst, Gemüse und frischen Garnelen versorgt – die Qualität im Supermarkt könnte sich gerne nach der an der Straße richten! Morgen geht es dann endlich wieder an die Arbeit auf Kassiopeia, ein paar Sachen sind noch zu verstauen und dann wartet da eine ToDo-Liste ganz sehnsüchtig auf’s Durchstreichen….

Carnival Tuesday in Port of Spain

Um 8 Uhr in der Früh geht es schon los, tausende von den Maskierten sind voll ausgestattet, d.h. mit schweren, auf Gestellen zu tragenden Kostümen bestückt und warten darauf, dass sie losziehen können. Die Bands sind in drei Kategorien eingeteilt: klein, mittel oder gross. Jede Band hat ein historisches, mythologisches oder tropisches Konzept. Auch hier gibt es eine Jury, die alles bewertet und der Gewinner wird zur „Masquerade Band“ des Jahres gekrönt.

03_carnivalDie Züge werden meist von einem Musik-Truck angeführt, an dem hängt entweder ein Versorgungswagen (Getränke, Essen etc.) oder eine Monstersoundanlage, die einem ordentlich die Ohren durchpustet. Ich musste mir ein paar mal die Ohren zuhalten, das heisst was 😉 Es war ein buntes, wildes Treiben und Tanzen durch die Straßen. Jeder hatte so richtig Spass.

Meistens ist es so, dass man entweder am Straßenrand steht und alles an sich vorbei ziehen lässt oder man schließt sich einem Zug an, z.B. wenn einen die Musik da so richtig mitreisst. Das kann oft der Fall sein 🙂 🙂

Panorama

wasserpassBei Kassiopeia kommen wir langsam in Schwung, die ersten Punkte sind entweder erledigt, angefangen oder in Gang gebracht. Der größte Zeitaufwand steckt wohl erstmal im Wasserpass, den müssen wir neu grundieren und mit Coppercoat versehen, an den Bändern am Ruder ist auch wieder ein wenig Arbeit fällig. Allerdings steht vor dem Grundieren das gründliche Abschleifen! Da rächt sich der Stress beim Refit vor über vier Jahren… Nebenbei haben wir gepackt, ich (Claudi) fliege morgen aus familiären Gründen für zwei Wochen nach Deutschland, deswegen haben wir auch mal wieder ein wenig ausgemistet. Es findet sich doch immer wieder was. Leider gibt es von hier aus die schöne Option mit den 2x32kg Gepäck nicht mehr wie von Brasilien, das schränkt schon ein 😉

Gestern stand unsere nächste Carnival-Veranstaltung an, die „National Steelband Panorama 2016 FINALS“. Das ist eine der wichtigsten Veranstaltungen im Carnival und wohl auch eine der größten. Vorausgegangen waren schon die Vorentscheidungen, gestern war das Finale der großen und mittleren Gruppen. Es wurde wieder eine Fahrt von Jesse James organisiert, das war uns diesmal aber deutlich zu teuer. Insbesondere, nachdem wir mitbekommen haben, dass man die ganzen Bands auch kurz vor dem Auftritt beim Warmspielen beobachten kann und das auch noch gratis, war klar: wir fahren mit dem Bus! Und jetzt so im Nachhinein war das tatsächlich die bessere Idee!

Rund um das Stadion waren unzählige Stände aufgebaut, es gab Essen, Trinken und auch verschiedenes an Kunsthandwerk. Schönes, wenig nicht so schönes, sehr viel kreatives, glücklicherweise hatten wir nicht so sehr viel Geld mitgenommen, das hätte teuer werden können 😉 Wir kamen ganz nah an die Bands ran und konnten sehr deutlich sehen, dass das teilweise richtig Arbeit ist! Die aber offensichtlich auch viel Spaß macht und was für´s Auge ist (u.a. Mädels in knappen, goldenen Höschen und Jungs ohne Shirt 😉 ). Dem Rhythmus und Schwung, den über 50 Steeldrums in einer Band ausstrahlen, kann man sich nicht wirklich entziehen. Extrem beeindruckend, wenn man da direkt davor steht! Es war richtig viel los, etliche haben die Gelegenheit zum gemütlichen Flanieren zwischen den probenden Bands genutzt, andere haben sich am Weg zum Stadion mit Stühlen und Tischen niedergelassen und gewartet, wenn die Bands kommen und die letzte Probe vor dem Auftritt absolvieren.

Heute mal mit zwei Videos, viel Spaß dabei: Panorama1 und Panorama2

Allerlei und Carnival

Die Segel sind beim Segelmacher, morgen früh schaun wir sie uns gemeinsam an, was alles daran gemacht werden soll. Ein paar Meilen haben sie ja schon hinter sich, wir hoffen auf wenige Reparaturen! Dann haben wir inzwischen eine grobe Ausmistaktion gemacht, in Bug- und Heckkabine haben wir die Stauräume kontrolliert und nur sehr wenig Ausmistbares gefunden. Da müssen wir in den Backskisten noch ein wenig strenger sein, wir müssen reduzieren!

Vorgestern wurde spontan unser Speiseplan durcheinander gebracht. Ein Mitarbeiter der Werft (bzw. einer, der hier ab und an mal arbeitet) war mit seinem Motorboot beim Angeln und hat am Dock seinen Fang verkauft. Und wir konnten nicht widerstehen – einen Mahi-Mahi mit knapp 4kg für umgerechnet 11€ (80TT) haben wir genommen. Und da der Angler nicht rausgeben konnte, haben wir als Wechselgeld für die 20TT noch einen kleineren dazu bekommen. Damit war natürlich erstmal Sashimi-Essen angesagt (nachdem die beiden ausgenommen und filetiert waren)! Den Rest gab es in Zitronensaft „gegart“ und gebraten – extrem lecker!

Und heute ging es dann zum ersten Teil Carnival. Es gibt eine Unzahl an Veranstaltungen und überall teilnehmen wollen wir eh nicht. Und eigentlich sind wir ja Faschingsmuffel. Dennoch hat uns das in Olinda ja nun doch auch sehr gefallen, also wollen wir Trinidad auch die ein oder andere Chance geben. Heute stand „The Old Yard“ auf dem Plan. Hin und zurück sind wir mit Jesse James gekommen (ja, der heißt tatsächlich so und ja, er ist noch aktiv), dazwischen gab es eine Karnevalsveranstaltung mit Figuren, Tänzen und Musik aus früherer Zeit. Das „Dept of Creative and Festival Arts (DCFA)“ bildet dafür aus, es waren fast nur Jugendliche beteiligt. Wir sahen eine farbenprächtige, bunte und sportliche Mischung. Lecker Essen gab es auch noch! Die Stände mit Kunstgewerbe waren jetzt nicht ganz so künstlerisch…

Einleben

Und schon wieder fühlt es sich an, als ob wir schon ewig hier wären. Dennoch zur Fahrt noch ein paar Worte. Wir hatten am Ende doch deutlich mehr Motorstunden als gehofft, das jedoch ohne Probleme. Vielleicht auch weil wir recht niedertourig gefahren sind. Die Anfahrt entlang der Nordküste von Trinidad war traumhaft schön: glattes Wasser bei maximal 4kn Wind, im Sonnenaufgang ist so langsam der Dunst über der Insel verschwunden und wir wurden von Pelikanen umkreist. Segelnd hätten wir die Strecke noch mehr genießen können, das Motorgebrumm hat doch ein wenig gestört (aber wir wollen nicht mosern, immerhin hat er gebrummt und nicht geknattert!).

Gleich nach der Ankunft hier hatten wir uns entschieden, bis wir einen Platz in einer Werft haben, uns noch ein paar Nächte Luxus in der Marina zu leisten. Wir hatten einfach keine Lust auf Mooring. Und tatsächlich bekommt man was geboten fürs Geld: Duschen (hatten wir in der Form seit Dégrad des Cannes nicht mehr), Pool, Tageszeitung, flottes Internet, einen Dockmaster, der jederzeit zur Verfügung ist, einen privaten, geruchsfreien Mülleimer direkt neben dem Liegeplatz, Eiswürfel und äußerst freundliches Personal. Wie es aussieht, ist es damit aber am Montag vorbei – wir haben eine Reservierung in einer der Werften hier. Dann geht die Arbeit los…

Die Werften haben wir gestern abgeklappert, natürlich sind wir wieder erst zur Nachmittagshitze losgekommen. Unser eigentlicher Favorit hat miserabel abgeschnitten, unsere Entscheidung fiel inzwischen auf Peake, die haben tatsächlich das günstigste Angebot und den besten Eindruck gemacht. Geplant sind erstmal ein paar Tage im Wasser, um uns dem Motor widmen zu können, wenn der wieder gesund ist, geht es an Land. Unsere ToDo-Liste wird nicht viel Langeweile zulassen, obwohl es glücklicherweise zwar etliche, aber wenige gravierende Punkte sind.

Auch neben den Arbeiten an Kassiopeia werden wir uns nicht langweilen, erstens naht der Carnival (schreibt sich hier tatsächlich so) und zweitens gibt es etliche Wiedersehen zu feiern. Debbie und Patrice haben wir seit drei Jahren nicht gesehen (ihre Taka Trois liegt über die Boxengasse hinter uns), René seit Praia nicht mehr (gestern während unserer Werfttour sind wir uns begegnet) und wir sind gespannt, wer uns hier sonst noch über den Weg läuft. Ja, und dazu werden wohl noch ein paar neue Menschen kennenlernen, ein Anfang ist schon gemacht. Direkt am Donnerstag, unserem Ankunftstag, hat abends ein gemeinsamer Grillabend stattgefunden und schon haben wir die ersten Kontakte geknüpft.

Und bevor wir uns dann doch langweilen, haben wir nebenbei noch einen (zugegebenermaßen unfreiwilligen) Test unserer wasserdichten Kamera gemacht. Beim Rüberreichen von Taschen von Steg auf Kassiopeia ist sie uns ausgerutscht und selbstverständlich hat sie problemlos den Spalt dazwischen erwischt und ist ins Hafenbecken geglitten. Mal schnell hinterherhüpfen ist bei 8m Wassertiefe auch nicht so der Knüller und um die Tauchausrüstung rauszusuchen war es zu spät bzw. dunkel. Gestern waren dann zwei Taucher unterwegs, die Unterwasserschiffe gereinigt haben, die haben wir uns geschnappt und sie konnten die Kamera wieder finden. Langer Rede kurzer Sinn: die Kamera überlebt problemlos 18 Stunden auf 8m Tiefe! Puh, Glück gehabt!

Stromausfall

Schon am Dienstag am späten Nachmittag fiel plötzlich in der ganzen Stadt der Strom aus. Von Brasilien her fanden wir das jetzt nichts ungewöhnliches, doch dort war er nach allerspätestens zwei Stunden immer wieder zurück. Hier hat es etwas länger gedauert. Irgendwann später am Abend gab es ein kurzes Aufleuchten der Straßenlaternen, aber nach nicht mal einer Minute war schon wieder alles vorbei. Gestern gab es dann beim Bäcker oder im Supermarkt kein Baguette, obwohl im Stadtzentrum eine Notstromversorgung eingerichtet war. Die Kühltheken, Gefriertruhen, Beleuchtung in den Läden, Kassen, Geldautomaten – eben alles, was Strom braucht, sind ausgefallen. Wir werden definitiv hier nichts tiefgekühltes kaufen, wer weiß, wie lange das schon aufgetaut war…

Das Stromproblem hat sich als etwas gravierender herausgestellt, wie wir gehört haben: angeblich war die Überlandleitung zwischen Kourou und Cayenne betroffen, somit war halb Französisch Guyana ohne Strom. Seit gestern abend läuft wieder alles, anscheinend wurde der Fehler gefunden. Was allerdings sehr schön war, war die unbeleuchtete Silhuette der Stadt vom Boot aus mit einem leichten Lichtschimmer dahinter (die Notstromgeneratoren waren beleuchtet).

Und dann haben wir es heute tatsächlich noch geschafft, essen zu gehen. Marie-Jo und Michel waren wieder dabei und das hat sprachlich ein wenig geholfen. Henri hatte sein Restaurant „Cossou“ geöffnet und hat uns äußerst leckeres Essen mit einem tollen Service geboten. Es hat sich definitiv gelohnt, nochmal bei Mittagshitze den Spaziergang zu machen!

Satz mit X

Zwei Dinge hatten wir uns für gestern vorgenommen: wir wollten uns ein typisches Mittagessen in einem bestimmten, uns empfohlenen Restaurant gönnen, und nachmittags stand endlich eine Führung durch das „Camp de la Transportation“ auf dem Plan. Zu dem Restaurant sind wir gemeinsam mit Marie-Jo und Michel gelaufen, selbstverständlich in der Mittagshitze – und haben vor Ort herausgefunden, dass es Dienstag geschlossen hat. Der Spaziergang war trotzdem sehr nett und interessant, auf dem Rückweg haben wir sogar noch etwas geschenkt bekommen. Essen gab’s dann beim Chinesen, das andere werden wir aber noch nachholen!

Die Führung hatten wir deswegen für heute geplant, weil da der Fremdenführer Dienst hatte, der auch englisch spricht. Tja, und das tut er grundsätzlich schon, nur macht er die Führung eben nicht in englisch UND französisch, sondern in der Sprache, die die Mehrheit spricht. Wir waren allein unter Franzosen… Also haben wir leider wieder nicht so ganz alles mitbekommen, die ganz wichtigen Punkte hatte er jedoch freundlicherweise dennoch auf englisch wiederholt. Die Führung war jedoch insgesamt sehr gut, er hatte das sehr lebendig gemacht.

Das „Camp de la Transportation“ ist vielleicht dem ein oder anderen aus dem Film Papillon ein Begriff. Hier wurden alle Gefangenen „gesammelt“, die auf den Îles du Salut ihre Strafe absitzen mussten. Es war jedoch nicht nur ein Durchgangslager, sondern hat für etwa 100 Jahre ebenso als Gefängnis und Hinrichtungsstätte (anfangs wurde der Kopf abgehackt, dann hatten sie eine Guillotine) gedient. Geschlossen wurde es erst 1953. Erst 1994 wurde der Komplex zu einen Historischen Monument erklärt, das ganze gehört also noch eher zur jüngeren Geschichte. Wir wurden im Vorfeld von mehreren Franzosen auf die Îles du Salut verwiesen, dass das doch ganz wichtige Geschichte ist, die noch aufzuarbeiten ist. Dass das in Deutschland im Geschichtsunterricht nicht unbedingt an erster Stelle steht, konnten sie sich nicht so recht vorstellen.

Awala-Yalimapo

Da sind wir heute hingefahren! Zuerst aber noch kurz, wie wir ins neue Jahr gekommen sind: David hat vor dem Marina-Büro wieder den Grill angeschürt und wir hatten einen sehr schönen Abend. Auf ein Glas Wein/Whisky sind wir noch zu Karen und Chris gefahren, haben gemeinsam „Dinner for One“ geschaut und waren dann pünktlich zum Feuerwerk auf unserem Logenplatz Kassiopeia. Saint Laurent du Maroni auf der französischen Seite und Albina in Surinam haben um die Wette Raketen in die Luft geschossen – wir konnten zwei herrliche Feuerwerke genießen und wussten zeitweise gar nicht, in welche Richtung wir schauen sollen. Ein schöner Auftakt für 2016!

Heute ging es dann ein wenig später los, wir hatten auch nicht so viel Programm wie vorgestern mit Kourou. Yalimapo liegt an der Mündung des Maroni, wir wollten uns gern ansehen, wo wir reingefahren sind. Und das sieht von Land deutlich hübscher aus als vom Boot! Es gibt einen Strand, eine Feriensiedlung, eine toll gelegene Jugendherberge und leider auch viele, viele, tagaktive Stechviecher. Deswegen haben wir dann auch schweren Herzens einen Spaziergang zu ein paar Aussichtspunkten gestrichen.

Wir sind noch ein wenig weiter in der Gegend rumgekurvt und haben kurz vor Saint Laurent noch einen Spaziergang in den Wald gemacht. So dicht und grün – herrlich!

Centre Spatial

Gestern früh so gegen acht sind wir aufgebrochen und haben uns in unseren kleinen Flitzer geschwungen. Etwa 200km sind es bis Kourou, irgendwie hatten wir uns gedanklich mit der Fahrzeit vertan, zwei Stunden war doch etwas optimistisch gedacht. Es ging über Landstraße, die sich gemütlich durch das dichte Grün am Straßenrand schlängelt. Zwischendurch sehen wir Verkaufsstände, die meisten leer, auf manchen liegt ein wenig Gemüse. Und zweimal stehen Leute daneben, die frisch geschlachtete und ausgenommene Tapire hochhalten. Wäre vielleicht eine Idee für das heutige Silvestergrillen gewesen?

Auf dem Weg lag noch ein netter Halt: Pri-Pri de Yiyi. Es ist ein geschützter Mangrovenwald, durch den man mit genug Zeit auch mit dem Kanu paddeln und viele Tiere beobachten kann. Angeschlossen ist ein nettes, kleines Museum, durch das man bei Bedarf auch noch geführt wird. Wir haben nur einen kurzen Spaziergang gemacht, so sehr viel Zeit hatten wir leider nicht. Das würde sich aber wohl lohnen! Anschließend noch ein kurzer Stopp in Sinnamary und schon waren wir Centre Spatial.

Wir hatten noch Zeit für das Museum (das man sich auch sparen kann) und dann ging es zur Tour. Unserer Meinung nach kann man sich das ganze Centre Spatial ohne die Tour komplett sparen. Das Museum ist für Kinder interessant, uns hat es nicht von den Socken gehauen. Zudem kostet das Museum 7€ Eintritt, wenn man die vierstündige Gratis-Tour mitmacht, zahlt man nur 4€ (die Logik versteh einer…).

Die Tour war beeindruckend! Wir waren im Salle Jupiter, von dem aus Politiker, Prominente, Kunden und die sonstige Bevölkerung den Start mit Blick auf die Technik verfolgen können, dann waren wir hinter dem speziellen Kontrollraum für den Start der Ariane 5 (ziemlich oldfashioned, braucht mal ein Refit) und Vega (schon deutlich moderner, ist ja aber auch neuer) und standen mit dem Bus direkt am Startplatz der Ariane 5. Da durften wir leider nicht aussteigen, war aber auch so bemerkenswert! Während der Tour gab es eine Unzahl an Informationen, wir konnten uns beim allerbesten Willen nicht alles merken, zudem waren sie komplett in Französisch, wir haben schonmal nicht alles verstanden. Man kann ja zudem auch alles nachlesen bei Interesse. Dennoch ein paar Stichpunkte, die sich uns eingeprägt haben:

  • beim Start der Ariane werden 1 Mio Liter Wasser zur Reduzierung der Vibrationen und damit zum Schutz der Satelliten auf den Tisch zum Start gesprüht
  • der Kontrollraum zum Start ist über 2km von der Startrampe entfernt, näher befindet sich zum Start niemand. Man spürt dort noch die Vibrationen in der Erde.
  • ganz wichtig sind Kunden, die für die Starts bezahlen. Im Prinzip könnte praktisch jeder einen Satelliten hochschicken, man muss sich nur die etwa 25 Mio € pro Kilo Nutzlast leisten können.
  • der Start läuft vollautomatisch ab. Kann aber, zumindest bei der Ariane, noch kurz nach dem Zünden des Haupttriebwerkes abgebrochen werden.
  • da werden nach dem Start richtig viele Teile in den Atlantik „entsorgt“. Muss ein besonderes Pech sein, wenn man da mitten auf dem Ozean davon getroffen wird…
  • wir dachten, dass Satelliten tonnenschwer sind, aber als Nutzlast könnte man grad knapp eineinhalbmal Kassiopeia nach oben schicken (10to, bei einem Startgewicht von gesamt 777to).
  • mit der Ariane können zeitgleich zwei Satelliten in den Orbit geschickt werden, mit Vega oder Soyus nur jeweils einer
  • es gab tatsächlich bei der Führung Teilnehmer, die sich nicht vorstellen konnten, warum man Satelliten braucht. Ihnen war nicht bewusst, dass allein ihr Navi ohne nicht arbeiten könnte.
  • die vier Stahlgitter-Türme, die um den Startplatz stehen, bilden einen Faradayschen Käfig. Uns hat beeindruckt, dass mit so relativ einfachen Mitteln ein so großer gebaut werden kann.
  • die Teile für die Raketen werden nicht hier gefertigt sondern in Europa. Sie kommen per Frachtschiff nach Kourou und werden vor Ort zusammengebaut. Die Satelliten werden per Luftfracht geliefert.

Bevor wir zurück gefahren sind, haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Atlantik gemacht, schön, den auch mal wieder zu sehen! Die Heimfahrt ging dann durch eine stockdunkle Nacht, Fußgänger und Radfahrer waren absolut schwer zu erkennen. Auch die Straße – es war einfach anstrengend. In Deutschland hat man ja auf Landstraßen alle paar Kilometer eine Ortschaft, wir hatten gestern auf 200km ganze drei davon. Um neun waren wir wieder zurück und sind dann auch relativ bald ins Bett gefallen. Ein schöner, aber anstrengender Tag!

Erste Eindrücke

Und schon wieder sind wir ein paar Tage da und haben noch nicht viel geschrieben. Die vergingen aber auch recht flott. Dienstag haben wir uns ersteinmal nur ein wenig orientiert, Mittwoch waren wir dann schon auf dem beeindruckend schönen, bunten Markt, der zweimal die Woche stattfindet. Wir freuen uns schon auf morgen, da ist er wieder, angeblich noch größer 🙂 Die Stadt wirkt sehr sauber (nach Brasilien…), bunt und lebendig. Bisher fühlen wir uns sehr wohl und sind froh, rechtzeitig vor den Feiertagen den Absprung aus Dégrad des Cannes geschafft zu haben. Zudem wir hier tatsächlich deutlich ruhiger liegen!

Das Weihnachts-Grillen gestern abend war sehr schön, jeder hatte ein wenig was zu essen mitgebracht, wir haben uns gut unterhalten und in angenehmer Gesellschaft einfach den Abend genossen. Der volle Mond hat noch zur Stimmung beigetragen!

Hier noch ein paar Bilder aus Dégrad des Cannes, da war es ein wenig schwierig, etwas hochzuladen:

Und natürlich noch ein paar aktuelle Bilder aus Saint Laurent du Maroni:

endlich wieder Sabadinho

Jetzt sind wir ja doch schon ein paar Tage da und haben es erst heute zum Sabadinho geschafft. Peinlich, aber besser spät als nie! Und es hat sich wirklich gelohnt! Immer wieder sind wir begeistert, wie fröhlich die Menschen hier sind, wie musikalisch und welches Rhythmusgefühl sie haben. Das ist einfach toll anzusehen. Was auch schön ist und dazu gehört: man trifft eine Menge Leute. Aus der Marina waren etliche da, dann haben wir Paul wiedergesehen, der letztes Jahr eine Weile in der Marina gewohnt hat und inzwischen hier wohnt, der Suppen- und Capiiverkäufer hat Michl wiedererkannt (was blonde Haare und blaue Augen in einem südamerikanischen Land doch ausmachen 😉 ), Marcio hat gespielt und so langsam kommt uns einfach das ein oder andere Gesicht bekannt vor – schön!

Heute übrigens nicht nur mit Bildern, auch mit Video!