Los geht´s

Der Wind gibt gerade eine Abschiedsvorstellung und zeigt nochmal, was er so kann. Michl wäre beim Abbau fast die Kuchenbude ins Wasser geweht. Die Segel sind schon ausgepackt und wir sind über den letzten Vorbereitungen.

Wir hoffen, dass es von unterwegs wieder so gut mit dem Aktualisieren klappt, ansonsten melden wir uns, wenn wir an Land sind. Wir sind auch gespannt, wo wir tatsächlich raus kommen, ein gewisses Ziel haben wir angepeilt.

Biotop

Detail des Biotops

Detail des Biotops

Grünzeug unter Schorsch

Grünzeug unter Schorsch

Heute haben wir in einer der inzwischen längeren Starkwindpausen unser Dinghi an Deck gebracht. Und dabei wohl ein Biotop zerstört. Nach den drei Wochen im Brackwasser hatte sich schon ziemlich was an grünem Schmodder an der Unterseite angesiedelt. So eigentlich sind wir ja schon tierlieb, aber die lieben Kleinen sollen sich doch bitte woanders eine Heimat suchen. Also stand heute Schrubben und Putzen auf dem Programm. Selbstverständlich war danach das ganze, gestern frisch geputzte, Deck eingesäut und wir mussten da nochmal ran. Dabei haben wir mal wieder Staub abgeschwaschen, der sich hier einfach unheimlich schnell sammelt. So eine Süßwasserdusche von oben bis unten wär mal was für unser Boot – naja, vielleicht gibt´s unterwegs ja den ein oder anderen Regenschauer, der das für uns erledigt.

Wartestellung

So ganz eigentlich wollten wir ja heute losfahren. Aber seit vorgestern pfeift es hier in der Bucht derart, dass wir zum Einen nicht wirklich gut schlafen konnten (übermüdet starten finden wir nicht so prickelnd) und zum Andern noch nicht mal das Dinghi an Deck bekommen hätten. Also machen wir uns eben ein wenig gemütlicher fertig zur Abreise und hoffen, dass das Gepfeife bald nachlässt. Laut Vorhersage hat es das schon und so langsam nervt es auch…

claudi_geht_einkaufenGestern war ich nochmal am Markt um die letzten Frische-Vorräte aufzufüllen. Und da ging es zu wie in Nürnberg zur Christkindlesmarkteröffnung. Solche Menschenmengen fand ich früher ja schon nicht schön, aber inzwischen ist das schon fast Folter. Ich war richtig froh, als ich dann, zusätzlich nach einem vollen Supermarkt, zurück auf Kassiopeia war. Claudia und Jona von der INTI haben mir eine Mitfahrgelegeneheit gegeben, Michl hat inzwischen Boot aufgeräumt und sich das Pfeifen in den Wanten angehört. Wir sind uns nicht sicher, wer die blödere Aufgabe hatte 😉

ausklariert

Funkzentrale bei der Policia Maritima

Funkzentrale bei der Policia Maritima

beim Tanken durch die Strumpfhose

beim Tanken durch die Strumpfhose

Gestern waren wir bei der Immigration und der Policia Maritima – wir haben offiziell ausklariert. Zusammen mit Claudia und Jona von der INTI sind wir früh losgezogen, haben Formulare ausgefüllt (merkwürdigerweise die gleichen wie bei Einreise), unseren 700CVE-Obulus hinterlassen und können ab sofort das Land verlassen. Außerdem verkürzen wir noch die ToDo-Liste, füllen den Tank und überlegen, was wir noch so alles brauchen. Eigentlich haben wir ja tatsächlich genug Verpflegung an Bord um wohl eine komplette Atlantikrunde zu drehen, aber Frischware fehlt noch.

Schutz gegen Scheuerstelle an der Vorschot

Schutz gegen Scheuerstelle an der Vorschot

Und so ganz nebenbei informieren wir uns auch über unser Reiseziel. Wir freun uns schon sehr drauf, mal sehen, ob wir da tatsächlich landen. Durch diverse Tipps haben wir so auf den letzten Drücker das ein oder andere an der Route noch geändert, endgültig entscheiden können wir ja eh erst, wenn wir unterwegs sind und sehen, wie Wind und Wetter sind. Richtung Südwesten wollen wir zumindest anpeilen.

Wasser, Wasserpass und Klodeckel

Warten auf Wasser

Warten auf Wasser

Wenn man hier in Praia Süßwasser braucht, geht das leider nicht so einfach wie in Palmeira an der Abfüllstation, sondern man muss über die Tankstelle am Anlegesteg einen Tankwagen bestellen. Mindestbestellmenge sind 1.000 Liter, darunter geht nicht. Da die INTI keinen Wassermacher hat, hatten Claudia und Jona für heute Wasser bestellt. Sie bringen aber keine 1.000 Liter unter, also haben wir auch ein paar Flaschen zum Füllen bringen können. So zwischen neun und zehn sollte der Tankwagen kommen, praktisch vorm Aufstehn. Alle waren pünktlich da, natürlich außer dem Tankwagen. Auf Nachfrage hatte sich herausgestellt, dass der Tankwart gestern das wohl nicht so sehr ernst genommen hatte und das Auto neu bestellt werden musste… Irgendwann kam er und dann ging alles ganz schnell: erst Schlauch verlegen, Wasser in den Tank und dann in alle Kanister und Flaschen, die zur Verfügung standen (insgesamt wohl bestimmt 40 Stück mit fünf bis 20 Litern Volumen). Zum Schluss noch ein kurzes Füße waschen und zur Abkühlung Kopf unter den Strahl halten und schon war alles erledigt. Gekostet hat der Spaß 2.000CVE, dafür gab es Trinkwasserqualität.

Und nachdem wir durch die ganze Warterei in der prallen Sonne (yep, hier ist sowas wie Sommer :-)) bis mittag schon genug davon abbekommen hatten, haben wir uns erstmal in den Schatten auf Kassiopeia zurückgezogen. Ein wenig was wollten wir dann auch noch von unserer ToDo-Liste streichen, also hat Michl auf der Schattenseite vom Boot den Wasserpass sauber getoilettendeckelmacht – Dank Coppercoat musste der grüne Schleim nur abgezogen werden und alles ist wieder gut. Ich hab mich über eine Halterung unseres Klodeckels gemacht. Bei doofen Wellen kann es passieren, dass man während einer Sitzung den Klodeckel auf den Rücken bekommt, das ist etwas lästig. Jetzt können wir ihn mit einem Druckknopf an der Tür dahinter befestigen.

Wieder komplett

zurück an Bord

zurück an Bord

Wir haben wieder all unsere Anker bei uns, heute haben wir einen Ausflug nach Tarrafal gemacht und den Heckanker abgeholt. Gestern abend noch haben wir eine Nachricht von Osmar bekommen, dass er zusammen mit seinem Freund Jack den Anker inkl. Leine und Fender geborgen hat, wir sollten heute um 12Uhr in Tarrafal am Strand sein. Also sind wir früh aufgebrochen und in Richtung Aluguer losmarschiert. Die heutigen Lektionen im Aluguer-Fahren waren:

  • gefahren wird, wenn voll ist. Unabhängig davon, wie lange es dauert, das Auto zu füllen und auch unabhängig davon, wie viele Runden man durch Tarrafal drehen muss, um auch den letzten halbwegs Willigen zur Fahrt in Richtung Praia zu überreden.
  • funktionierende Stoßdämpfer sind völlig überbewertet
  • Geschwindigkeitbegrenzungen, insbesondere in Ortschaften, ebenso (wir haben keine Ahnung, ob es hier welche gibt, daran halten tut sich aber eh niemand)
  • Hupen und Bremsen sind immens wichtig
  • selbst wenn man seinen Platz im fast vollen Aluguer hat, ist noch genug Zeit, für Einkäufe und sonstiges. Weil ja noch nicht ganz voll ist!
  • das mit dem vollen Auto und Vollgas im zweiten Gang den Berg hoch schafft nicht nur VW, Toyota ist da auch nicht zu verachten

In Tarrafal haben wir uns (wenn man von der guten Stunde Stadtrundfahrten absieht) eigentlich gar nicht groß aufgehalten. Osmar hat uns den Anker gegeben, dann haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen und uns in den Aluguer gesetzt. Bei Osmar zuhause haben wir einen kleinen Einblick in eine wohl durchschnittliche Wohnsituation bekommen: ein Zimmer, zwei große Matratzen auf dem Boden, ein Tisch und ein Schrank. Da wohnt die Familie. Und alles sehr sauber.

Allerlei

Michl hatte die letzten Tage eine kleine Erkältung, also haben wir es etwas ruhiger angehen lassen. Zum ersten Mal seit Jahren hat er sich nicht mit Doping sondern mit Ruhe auskuriert. Und das ist eindeutig die bessere Variante! Auch etwas ruhiger angehen lassen hat es der Wind die letzten Tage. So zufrieden wir mit unserem Windgenerator sind – bei Flaute hat er verständlicherweise seine Probleme. Noch dazu war es teilweise recht diesig, da mussten wir das erste Mal, seit wir ankern, richtig Strom sparen. Zur Krönung kam noch Schwell aus Süden dazu, das ist die Richtung, in der die Bucht hier offen ist. Wir wackeln also wieder ein bißchen herum, aber von der Heftigkeit in Tarrafal sind wir weit entfernt.

Gestern sind wir dann mal durch noch unbekannte Ecken von Praia geschlendert. Überall an strategisch günstigen Orten verteilt sind Süßwarenstände – es gibt Lollies, Kekse, Bonbons, teilweise zu regelrechten Türmen aufgebaut. Auch in den Nebenstraßen wurden wir immer wieder freundlich gegrüßt, natürlich hilft es da selbst mal ein „Bom dia“ zu rufen. Und immer wieder sind wir fasziniert von den Frauen (und zwar nur Frauen), die teilweise richtig schwere oder zerbrechliche Waren elegant auf den Köpfen balancieren. Das ganze selbst durch´s Gewimmel auf dem Markt, ohne dass etwas runterfällt.

Geschäfte am Hafen

anlegestegEin paar Tage muss man schon hier sein, um das mit den Geschäften, die rund um den Hafen stattfinden, genauer mitzubekommen. Was auch sehr hilfreich ist, ist, wenn man sich ein wenig auf die Kinder vor Ort einlässt. Einen der Jungs, Denis, hatten wir ja letzte Woche schon mit einer Tüte Kekse „bestochen“, seitdem ist er immer zur Stelle, wenn wir mit dem Dinghi ankommen oder etwas ein- und auszuladen haben. Und er ist einfach hilfsbereit. Unter anderem, wenn wir mit Wäsche, die zu waschen ist, anlanden. Wir hatten am Wochenende schon mit einer der Frauen ausgemacht, dass wir Wäsche bringen und wollten sie gestern suchen gehen, und schon hat Denis sie uns geholt. Nachdem wir uns auf einen Preis geeinigt hatten und noch Seife besorgt haben (die reicht ihr auch für noch ein wenig mehr Wäsche ;-)), war das erstmal geklärt. Die finalen Verhandlungen zur Seife haben dann auch gleich etliche weitere Umstehende mit kommentiert und abgestimmt. Offensichtlich lief aber alles zur allgemeinen Zufriedenheit ab.

Heute haben wir dann die Wäsche wieder abgeholt. Und wir mussten nicht mal nach unserer Waschfrau suchen, sie stand schon oben am Steg und hat mit der sauberen Wäsche auf uns gewartet. Das mit der Flüsterpost funktioniert hier also offensichtlich 😉 Nach einem kleinen Obst- und Gemüseeinkauf an den Ständen, unter ständiger Beratung von Denis, wollten wir noch Thunfisch kaufen. Und hier findet sich immer jemand, der einem das Gewünschte besorgen kann! So lag plötzlich ein kompletter Thunfisch mit bestimmt 7kg vor uns, für den wir 2500-2000CVE hätten zahlen sollen. Das war uns aber doch ein wenig viel Fisch. Die ganze Diskussion darüber hat wieder eine Traube Menschen angezogen, unter anderem unsere Waschfrau.

Sie fühlt sich inzwischen auch für uns verantwortlich und hat sich, woher auch immer, einen Ausweis besorgt, um auf den Fischmarkt zu gehen. Dort dürfen anscheinend nur Händler rein. Zurück kam sie mit einen 750g-Stück herrliches Tuna-Filet, das Ganze für 500CVE (knapp 5€). Wie viel in dem Fall bei ihr hängen geblieben ist, wissen wir nicht, aber das geht auf jeden Fall in Ordnung. Wir haben so den Eindruck, dass wir inzwischen „unsere“ Kontakte haben, die sich um alles, was wir atunbrauchen kümmern, aber dadurch für andere tabu sind. Quasi eine Geschäftsbeziehung mit beiderseitigem Vorteil 😉 Außerdem haben wir so einen Aufpasser für unser Dinghi.

Der Tuna war köstlich – den einen Teil gab es mittags roh als Sashimi, den Rest abends in Limettensaft gegart zu Salat und Maniok. Yummie!

Zu Besuch bei unserem Anker

unser_anker

unser Anker…

Wir sind ja letzte Woche doch etwas spontan in Tarrafal aufgebrochen und mussten dabei unseren Heckanker zurück lassen. Da das mit der Mail an Osmar irgendwie nicht so geklappt hatte und wir den Anker mit Leine aber doch gerne wieder hätten, sind wir heute mit dem Aluguer nach Tarrafal gefahren. Und das allein war den Ausflug wert 🙂 Wichtig bei den Aluguers ist, dass sie fahren, wenn sie voll sind. Wenn man zu früh einsteigt, muss man somit gegebenenfalls eine ganze Weile warten. Andererseits bekommt man dann die besten Plätze. Heute früh auf dem Hinweg waren wir bald dran. Somit haben wir die fast komplette Prozedur des Beladens mitbekommen.

Da steigen Leute ein und wieder aus, dann werden Waren eingeladen und bestmöglich verstaut. Für die, die wieder aussteigen, werden natürlich auch die Waren wieder ausgeladen. Und selbstverständlich muss für jeden der passende Sitzplatz gefunden werden. Bei insgesamt 15 (oder 16?) Personen auf dem Hinweg ist das ein wenig Hin und Her. Zwischendurch kam dann noch jemand mit einem großen Koffer, der auf einen Sitz gewuchtet wurde, das hat natürlich die Sitzordnung nochmal durcheinander geworfen. Die auf den Klapppsitzen bei der Schiebetür mussten bei jeder Änderung raus und wieder rein. Und alles geht mit einer unheimlichen Ruhe ohne Hektik voran. Zwischendruch wird alles durch Verkäufer von Shampoo oder Snacks aufgelockert, die an die Tür kommen und ihre Ware anpreisen. Langeweile kam somit trotz der Wartezeit auf die Abfahrt nicht auf 🙂

Die Fahrt über die Insel hat uns sehr gut gefallen. Ein wenig erinnert uns Santiago landschaftlich an La Gomera, nur eben in länglich. Man sieht immer wieder Schluchten, karge Felsen, Büsche, Bäume (besonders Papaya wächst wie Unkraut) oder Bergspitzen auftauchen, überall sind mehr oder weniger Häuser verteilt. Anders ist dann die Art der Häuser, die uns mehr ans Hinterland in Marokko erinnert. Außerdem stehen auf den Kanaren keine Kinder am Straßenrand, die Snacks verkaufen. Leider ist das Fotografieren aus einem fahrenden Auto nicht so der Knüller, deswegen gibt´s bisher nur Bilder in unseren Köpfen.

In Tarrafal angekommen haben wir nochmal den Strand bewundert. Es ist wirklich schade, dass wir nicht länger bleiben konnten, er ist wunderschön. Die Brandung war schon deutlich zurückgegangen, die Boote vor Anker lagen trotzdem alles andere als ruhig. Unser Anker war noch dort, wo wir ihn gelassen hatten. Osmar konnte ihn noch nicht bergen, die Brandung wurde erst am Wochenende ruhiger. Aber zumindest haben wir jetzt sicher Kontakt und bis zu unserem nächsten Besuch wird er ihn geborgen haben.

Also konnten wir den Heimweg antreten. Bei den Aluguers hat eins schon auf uns gewartet – als wir drin waren ging es direkt los. Und zwar erstmal an die Tankstelle, Reifendruck der Beladung anpassen und tanken. Dann wurden auf einer finalen Runde durch den Ort die allerletzten Fahrgäste eingesammelt, eine Krawatte ausgeliefert und ab auf die Landstraße. Diesmal mit insgesamt 20 Personen an Bord, das Gepäck war schon teilweise auf´s Dach geschnallt. Die Rückfahrt war etwas hektischer, unser Fahrer hat zwischen den vielen Bodenwellen (die maximal mit Schrittgeschwindigkeit genommen werden können) grundsätzlich alles gegeben. Kompliment an VW, das hält wohl nicht jeder Motor so lange aus, bei Vollgas im zweiten Gang den Berg hochzudröhnen!

Sonntags vor Anker

Ein wenig was an Arbeit stand heute auf dem Plan, ansonsten wollten wir mal sehen, was sich ergibt. Und es ergab sich etwas. Schon gestern abend hatten wir irgendwie ein komisches Gefühl mit dem Regler unseres Windgenerators. Er hat nicht mehr so gearbeitet, wie er soll. schraube_kissHeute nach dem Frühstück haben wir uns das genauer angesehen und somit war der Hauptteil des Tages verplant. Eine Schraube war etwas lose, somit hat sich am Kabelschuh Wärme gebildet, die die Plastikummantelung ein Stück schmelzen lassen hat. Beim Runterdrehen ist uns die Schraube dann gleich ganz abgebrochen… Also mussten wir zur Befestigung ein Gewinde reinschneiden um das Kabel wieder fest anziehen zu können. Zur Sicherheit haben wir auch geich alle Kabel zwischen Schalter und Regler ausgetauscht und sauber neu gequetscht. Bis jetzt läuft alles wieder so, wie es soll.

Ein bißchen was war noch zu nähen – die Windfahne hatte noch keine Abdeckung. Dabei haben wir dann gleich gesehen, wie sehr inzwischen z.B. die Abdeckung vom Grill ausgeblichen ist. Beeindruckend, insbesondere da das ein spezieller Stoff für den Außenbereich ist! Und nebenbei haben wir unsere Entlastungsleine für die Ankerkette umgebaut. Jetzt läuft sie nicht mehr über den Bugspriet. Wir hatten gesehen, dass die 5mm dicke Edelstahlhalterung unten am Bug, die zum Original hin noch deutlich verstärkt wurde, verbogen ist. Das ist wohl noch eine Nachwehe aus Tarrafal. Wenn wir das nächste Mal eine Werft in der Nähe claudi_in_praiahaben, müssen wir da nachbessern. Bei René hatte es den Bugspriet auch verbogen, noch dazu hat er die Ankerrolle verloren.

Zum Tagesabschluss gab es eine Schwimmrunde ums Boot 🙂

Kap Verden und Praia

escGestern während eines Telefonats mit meinem Papa ist uns aufgefallen, dass wir noch gar nichts über die Kap Verden an sich geschrieben haben. Nachdem wir aber doch schon wieder ein Weilchen hier sind, wird es dafür Zeit. Die Kap Verden sind ein Inselstaat ein Stück westlich vom Senegal im Atlantik. Insgesamt gibt es 15 Inseln, neun davon sind bewohnt. Gesamtfläche 4.033qkm, Einwohner etwa 520.000, das ist ein bißchen mehr als in Nürnberg wohnen. Die Erkundung fand im 15. Jh durch Portugiesen statt, und zwar im Auftrag von Heinrich dem Seefahrer, der uns in Portugal ja auch schon ständig über den Weg gelaufen ist. In der Zeit nach der Entdeckung spielte der Sklavenhandel eine wichtige Rolle. Seit 1975 sind die Kap Verden unabhängig, wurden jedoch anfangs von einer Diktatur beherrscht, die seit Anfang der 90er Geschichte sein sollte. Mehr Info hat wikipedia zu bieten!

Für Segler, die auf dem Weg über den Atlantik sind, bieten sich die Kap Verden als Zwischenstopp an. Aufgrund der Wind- und Strömungsrichtung ist der Umweg nicht wirklich weit, zudem wird dabei die Etappe über den Teich kürzer. Wir finden, dass sich trotz dem Wenigen, das wir bisher gesehen haben, auch ein größerer Umweg rentiert hätte. Auch wenn Sal ein wenig trocken war, allein die Lebensfreude der Menschen hat uns fasziniert. Tarrafal ist landschaftlich herrlich und Praia eine quirlige Stadt. Allerdings gibt es auch sehr viel Armut, hier in der Stadt wird sie noch deutlicher als in Palmeira. Es liegt viel Müll herum, und bei weitem nicht alle sind so gut genährt wie die Frauen auf dem Markt. Die Kinder hier am Dinghi-Anleger (und da gibt es auch zu Schulzeiten viele davon, hier sind auch Tankstelle, Fähr- und Fischereihafen) sind extrem hilfsbereit und freuen sich ehrlich über etwas zu essen. Geld geben wir Kindern generell nicht.

Heute waren wir mit Claudia und Jonathan von der SY Inti zusammen auf dem riesigen Markt von Sucupira und sind durch die verschlungenen Pfade geschlendert. Da gibt es alles zu kaufen. Sehr angenehm war, dass man praktisch unbehelligt und unbedrängt von Verkäufern alles ansehen kann. Zum Abschluss gab es noch ein Mittagessen an einem der Stände – Reis, Bohnen, Pommes, Hühnchen, Salat für 150CVE – es war sehr lecker und wir waren alle pappsatt danach.

Bummel durch Praia

Gestern war recht viel Wind, da hatten wir keine wirkliche Lust, das Dinghi ins Wasser zu bringen. Vor allem, nachdem wir uns in Tarrafal dabei schon eher slapstickmäßig angestellt hatten. Also haben wir eben einen gemütlichen Tag an Bord verbracht. Und ein wenig was nebenbei gewerkelt, wir haben nämlich mal wieder eine ToDo-Liste. Aber eine, die nicht sehr lang ist!

Also sind wir heute los, ein wenig durch das Zentrum bummeln und Busbahnhof finden stand auf dem Programm. Aber zuerst ging es zu einer Bäckerempfehlung, die wirklich richtig gutes Brot haben! Das hätten wir nach dem weichen Zeug in Palmeira nicht mehr vermutet, aber wir sind eben doch auch einer völlig anderen Insel. Auf dem vermuteten Weg in Richtung Busbahnhof sind wir an der Touri-Info vorbei gekommen. Dort haben wir noch die letzten Richtungsangaben bekommen und auch Infos über Preise für Taxi und Bus. Ist ja immer ganz gut, wenn man schonmal ne Größenordnung dafür hat 😉 Und die Dame an der Info hat sich richtig gefreut, als wir sagten, wir fahren lieber Bus als Mietwagen.

Rund um den Mercado de Sucupira unterhalb des Plateau war dann der Sammelplatz der Aluguer und Busse nicht mehr zu übersehen. Fahrplan oder auch ein Routenplan sind nicht nötig – es kommen genug Fahrzeuge an einem vorbei, die ihr Ziel rufen auf der Suche nach Fahrgästen. Der Mercado hat auch sehr reizvoll ausgesehen, den müssen wir auf alle Fälle noch genauer unter die Lupe nehmen! Zuerst sind wir aber wieder zurück auf´s Plateau, uns das Museo Ethnográfico ansehen. Es ist nicht sehr groß, doch sehr nett gestaltet. Im Moment ist noch eine Ausstellung über kapverdische Musikinstrumente, als Daueraustellung sind verschiedene Gebrauchsgegenstände wie Mörser, Hilfsmittel zur Käseherstellung, Webarbeiten und ähnliches zu besichtigen.

Danach ging es noch zum Markt, der ist einfach herrlich! Er erinnert uns sehr an den Souk in Salé, mit so viel Leben, Menschen, Geräuschkulisse, Kindern, die einem zwischen den Füßen rumwuseln – das haben wir so vermisst. Wir werden da wohl noch öfter einkaufen. 😉

Praia, Hauptstadt der Kap Verden

Kassiopeia im Hafen von Praia

Kassiopeia im Hafen von Praia

Nach einer endlich mal wieder richtig ruhigen Nacht sind wir heute vormittag zur Policia Maritima losgedüst. Wir hatten uns ja Gedanken gemacht, was die wohl sagen, weil wir uns schon für Donnerstag abgemeldet hatten und erst jetzt am Dienstag wo ganz anders ankommen. Aber das war irgendwie so gar kein Thema. Die Beamten waren alle sehr freundlich, etliche kamen vorbei um uns zu begrüßen, selbst der Chef hat sein Deutsch getestet. Und das erste Mal bekamen wir die Info, dass wir bei welchen Problemen auch immer jederzeit über Kanal 16 die Policia Maritima anrufen können. Sehr angenehm!

Anschließend wollten wir noch nicht direkt zurück zum Boot, sondern sind zum Plateau gelaufen, so nennt sich der alte Teil der Stadt. Wie schon auf dem Weg zur Policia haben wir da Sachen erlebt, die wir schon länger nicht mehr hatten: eine vierspurige Schnellstraße, hektische Geschäftsamkeit, Fußgängerzone – eben eine Großstadt. Was uns ganz besonders gut gefallen hat, war der Frische-Markt! So viel so leckeres Obst und Gemüse haben wir schon länger nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Nach der Wüsten-Insel Sal und dem Ausblick auf die Sandberge auf Boa Vista wissen wir das Angebot hier umso mehr zu schätzen. In Tarrafal hatten wir ja auch eher weniger Gelegenheit für Marktgänge… Auf El Hierro waren wir zwar auch gut versorgt, aber diese Menge gab´s da einfach nicht. Wir hatten die freie Auswahl unter Erdbeeren (sehr lecker), Papaya (ebenso), Limetten, Zucchini, Kräuter, Paprika, Äpfel, … Alles in richtig guter Qualität mit sehr freundlichen und unaufdringlichen Marktfrauen. Das macht glücklich 🙂

Nachdem wir noch einen Supermarkt entdeckt und das Angebot inspiziert haben, ging es doch endlich zurück zu Kassiopeia und wir haben uns Erdbeeren und Papaya schmecken lassen. Den „spontanen“ Aufbruch gestern haben wir inzwischen wohl verdaut, wir sind aber doch immer noch sehr froh, da gut rausgekommen zu sein. Auf jeden Fall haben wir eine Menge dabei gelernt! Zum Fotografieren hatten wir während der Aktion keine Nerven, deswegen gibt es davon auch keine Bilder.

Blitzstart

So ganz eigentlich wollten wir ja noch ein paar Tage in Tarrafal bleiben. Herrliche Aussicht, ein netter Ort, insgesamt schöne Gegend. Aber das mit dem Schwell wurde über Nacht alles nur nicht besser. Unser Heckanker war schon relativ bald wieder ausgebrochen, leider war es da schon stockfinster – zu finster um ihn neu auszubringen. Also dachten wir, wenn wir in Richtung Strand geschwemmt werden, wird er sich schon irgendwann eingraben. Allerdings hatte sich dann die Leine um einen Fels unter dem Boot gewickelt, so dass wir sie nicht mehr fest mit Kassiopeia verbinden konnten. Anstatt dessen konnten wir sie nutzen, um uns immer wieder richtig auszurichten. Blöderweise mussten wir das die ganze Nacht durch machen, teilweise mit Motorunterstützung.

Früh haben wir dann überlegt, ob wir abfahren oder nicht, nur waren wir uns zu dem Moment sicher, dass wir den Heckanker nicht mehr ohne Tauchen oder fremde Hilfe rausbekommen. Zum Tauchen war die Sicht zu schlecht, durch die inzwischen sehr deutlich höhere Brandung (unter uns sind bei etwa 8m Wassertiefe Wellen bis 3m durchgerauscht) war das Wasser sehr aufgewühlt und dreckig. „Gelöst“ haben das Problem dann zwei Kapverdianer, die zu René gepaddelt sind und gemeint haben, wir müssen da weg, der Schwell wird abends noch deutlich heftiger. Also haben wir uns kurz über Funk verständigt und waren uns einig, sofort Anker auf zu gehen und nach Praia weiter zu fahren.

Nachdem wir etwas hektisch Kassiopeia reisefertig gemacht haben, kamen die beiden Kapverdianer von René rüber zu uns, um unseren Heckanker zu bergen. Leider war das unmöglich, auch danach zu tauchen ging bei den Bedingungen nicht (trotzdem sind wir froh, dass unsere Tauchausrüstung das erste Mal auch wirklich gebraucht wurde!). Also haben wir kurzfristig beschlossen, den Anker da zu lassen. Er wurde mit einem Fender markiert und die beiden bergen ihn, sobald es möglich ist. Dann müssen wir eben nach Tarrafal fahren und ihn abholen. Aber das wollten wir uns ja eh noch genauer anschaun. Unser Hauptanker ging einwandfrei raus (leider hat zum ersten Mal die Winsch gestreikt… aber wir hatten ja immer noch kapverdische Hilfe!) und wir sind aus dem Surfbereich, wo der Anker lag, ohne Probleme rausgekommen. Bei René ging auch alles glatt, wir haben etwas weiter draußen noch auf ihn gewartet.

Richtig grandios bei der ganzen Aktion waren die beiden Kap Verdianer! Sie wußten, was sie tun und waren hilfsbereit im richtigen Moment zur Stelle (und ansehnlich waren sie auch noch ;-)). Wir haben keine Ahnung, ob das Ablegen ohne die beiden so problemlos geklappt hätte!! Mail-Adressen haben wir ausgetauscht, morgen werden wir mal schreiben und uns noch extra bedanken. Vielleicht wissen sie ja dann auch schon, wann sie an unseren Anker ran kommen.

Die Fahrt nach Praia war eher ereignislos. Es war eine insgesamt ruhige Motorfahrt mit mehr oder weniger Welle, sehr wenig Wind (natürlich bis auf den Schluss) und hauptsächlichem Runterbringen unseres Adrenalinlevels. Kurz vor Praia rief uns eine Yacht über Funk an – die Youmin, denen wir schon in La Restinga begegnet waren, sie hatten uns über AIS gesehen. Sie waren gerade in Richtung Gambia aufgebrochen. Was natürlich mal wieder die Sprache auf Westafrika gebracht hat 😉 Inzwischen liegen wir sehr ruhig im Hafen von Praia und freuen uns darauf, mal wieder eine Nacht zu schlafen 😉 Bilder folgen, dazu hatten wir heute keinen Nerv mehr.

Position: 14°54.830’N, 23°30.252’W

gefahrene Strecke: 36sm, Gesamtstrecke: 3466sm