Umzug

Der Urlaub ist vorbei: heute stand der Umzug zu Peake an. Und irgendwie ging das alles recht flott und unkompliziert. Unser Motor sprang auf Anhieb und ohne Probleme an (er wusste wohl, dass das die letzte Strecke vor dem Maxi-Verwöhnpaket ist) und wir sind so langsam am Ankerfeld vorbeigetuckert. Am Dock haben schon Helfer gewartet und die Leinen angenommen, wir hängen jetzt mit dem Bug am Innendock, am Heck sind wir an einer Boje fest. Reinfahren war eine einfache und problemlose Übung, raus wird spannender, nicht weit hinter uns ist der Strand. Aber das wird schon klappen, sind auch noch ein paar Tage Zeit bis dahin.

Vorerst bleiben wir im Wasser, wir brauchen um den Motor testen zu können ja Wasser zur Kühlung. Außerdem ist es hier auch ein wenig angenehmer, wir können unser Klo benutzen und haben ein wenig mehr Brise. Es wackelt zwar wegen Schwell in der Bucht auch ein wenig, aber das ist eher ein sanftes Wiegen. Ab morgen geht es nun an die ToDo-Liste, wir sind gespannt, wie schnell wir voran kommen.

Einleben

Und schon wieder fühlt es sich an, als ob wir schon ewig hier wären. Dennoch zur Fahrt noch ein paar Worte. Wir hatten am Ende doch deutlich mehr Motorstunden als gehofft, das jedoch ohne Probleme. Vielleicht auch weil wir recht niedertourig gefahren sind. Die Anfahrt entlang der Nordküste von Trinidad war traumhaft schön: glattes Wasser bei maximal 4kn Wind, im Sonnenaufgang ist so langsam der Dunst über der Insel verschwunden und wir wurden von Pelikanen umkreist. Segelnd hätten wir die Strecke noch mehr genießen können, das Motorgebrumm hat doch ein wenig gestört (aber wir wollen nicht mosern, immerhin hat er gebrummt und nicht geknattert!).

Gleich nach der Ankunft hier hatten wir uns entschieden, bis wir einen Platz in einer Werft haben, uns noch ein paar Nächte Luxus in der Marina zu leisten. Wir hatten einfach keine Lust auf Mooring. Und tatsächlich bekommt man was geboten fürs Geld: Duschen (hatten wir in der Form seit Dégrad des Cannes nicht mehr), Pool, Tageszeitung, flottes Internet, einen Dockmaster, der jederzeit zur Verfügung ist, einen privaten, geruchsfreien Mülleimer direkt neben dem Liegeplatz, Eiswürfel und äußerst freundliches Personal. Wie es aussieht, ist es damit aber am Montag vorbei – wir haben eine Reservierung in einer der Werften hier. Dann geht die Arbeit los…

Die Werften haben wir gestern abgeklappert, natürlich sind wir wieder erst zur Nachmittagshitze losgekommen. Unser eigentlicher Favorit hat miserabel abgeschnitten, unsere Entscheidung fiel inzwischen auf Peake, die haben tatsächlich das günstigste Angebot und den besten Eindruck gemacht. Geplant sind erstmal ein paar Tage im Wasser, um uns dem Motor widmen zu können, wenn der wieder gesund ist, geht es an Land. Unsere ToDo-Liste wird nicht viel Langeweile zulassen, obwohl es glücklicherweise zwar etliche, aber wenige gravierende Punkte sind.

Auch neben den Arbeiten an Kassiopeia werden wir uns nicht langweilen, erstens naht der Carnival (schreibt sich hier tatsächlich so) und zweitens gibt es etliche Wiedersehen zu feiern. Debbie und Patrice haben wir seit drei Jahren nicht gesehen (ihre Taka Trois liegt über die Boxengasse hinter uns), René seit Praia nicht mehr (gestern während unserer Werfttour sind wir uns begegnet) und wir sind gespannt, wer uns hier sonst noch über den Weg läuft. Ja, und dazu werden wohl noch ein paar neue Menschen kennenlernen, ein Anfang ist schon gemacht. Direkt am Donnerstag, unserem Ankunftstag, hat abends ein gemeinsamer Grillabend stattgefunden und schon haben wir die ersten Kontakte geknüpft.

Und bevor wir uns dann doch langweilen, haben wir nebenbei noch einen (zugegebenermaßen unfreiwilligen) Test unserer wasserdichten Kamera gemacht. Beim Rüberreichen von Taschen von Steg auf Kassiopeia ist sie uns ausgerutscht und selbstverständlich hat sie problemlos den Spalt dazwischen erwischt und ist ins Hafenbecken geglitten. Mal schnell hinterherhüpfen ist bei 8m Wassertiefe auch nicht so der Knüller und um die Tauchausrüstung rauszusuchen war es zu spät bzw. dunkel. Gestern waren dann zwei Taucher unterwegs, die Unterwasserschiffe gereinigt haben, die haben wir uns geschnappt und sie konnten die Kamera wieder finden. Langer Rede kurzer Sinn: die Kamera überlebt problemlos 18 Stunden auf 8m Tiefe! Puh, Glück gehabt!

Nach über 2.200 sm seit Jacaré …

… sind wir jetzt in Trinidad & Tobago angekommen. Momentan sind wir in Chaguaramas, liegen in einer Marina an einem sauteuren Steg für 60ft Boote 🙂 mit unserer 35ft Kassiopeia, würden da allerdings fast quer reinpassen, hihihi. Wir werden jedoch morgen an einen 50ft Steg verlegt (ob wir dann da noch reinpassen? ;-)).
Nach vielen Tagen auf See trinken wir mal wieder Sekt, knabbern Chips und gehen dann duschen, in den Pool, wieder duschen, essen was leckeres und trinken ein Glas Rotwein dazu. Das haben wir uns verdient! Gehen auf unser Boot am 60ft Steg trinken noch ne Flasche Sekt und gehen „angeschickert“ ins Bett, wurscht!! Yeah, nach über 3 1/2 Jahren (vorgesehen war dafür ursprünglich ein halbes Jahr, doch wir haben die umgeplanten Pläne, die daran schuld waren, nie bereut) sind wir in der Karibik mit neuen Plänen  angekommen 🙂 🙂
Und das Nachbarboot ist mit Whoopi Goldberg 🙂
trinidad

Fahrt nach Trinidad

So sehr viel gibt es von der Fahrt nicht zu berichten, sie verläuft recht ruhig. Die Ausfahrt aus dem Maroni, die erste Nacht und teilweise der erste Tag waren recht wackelig. Wir haben über einen Tag gebraucht, um den Festlandsockel zu verlassen und damit mehr als 30m Wasser unter dem Kiel zu haben. Als das geschafft war, wurden die Wellen länger und damit angenehmer.

Die letzten beiden Nächte hatten wir Begegnungen mit Tiefseekabelverlegebooten (wie heißen die denn richtig?). Da sie manövrierbehindert sind, müssen ausnahmsweise wir ausweichen. Beim ersten war das kein Problem, wir konnten einfach Kurs halten, bei dem gestern mussten wir mit Motorhilfe einen Umweg von 7sm fahren (Mindestabstand vorne 5sm und dahinter 8sm). Dazu gab es sogar Begleitung!

Heute haben wir eine nette Unterhaltung mit einem Frachter, BUXHARMNY – MSP, bzw. einem Besatzungsmitglied geführt, das war auch mal eine schöne Abwechslung. Es sind ja viele Philippinos auf Frachtern unterwegs, und der war richtig begeistert, dass wir schon in seiner Heimat waren 🙂

Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten, außer dass unser Motor bisher gut läuft. Wir haben nämlich leider weniger Wind als vorhergesagt und es hat gestern teilweise und heute schon seit vormittag einfach nicht zum Segeln gereicht (etwa 5kn umlaufend). Dafür ist die Welle recht niedrig, es geht uns also gut.

Position: 9°44.686’N, 58°56.114’W um 20:30 UTC

Jetzt aber

Alles ist vorbereitet, wir starten heute zur nächsten Etappe. Aller Voraussicht nach werden wir uns die nächsten Tage nicht melden, für’s Funken mit Pactor bräuchten wir für Strom den Motor und den wollen wir so wenig wie möglich laufen lassen. Berichte gibt’s dann im Nachhinein, das sollte so in etwa einer Woche soweit sein.

Warten

Wir stehen in Wartestellung, bis sich das Tief wieder verabschiedet hat. Das hatte sich übrigens inzwischen zu einem Hurrikan (Alex) entwickelt, was sehr ungewöhnlich für Januar ist (den letzten Januar-Hurrikan gab es 1938). Wir hatten ja glücklicherweise nicht das Problem mit zuviel Wind, haben inzwischen aber auch mitbekommen, dass es auf unserer Strecke tatsächlich deutlich weniger Wind gab als wir gebraucht hätten. Freunde, die Sonntag aufgebrochen sind, mussten knapp 30h motoren aufgrund Windmangel, und sie haben ein leichteres Boot, das ein wenig schneller in Schwung kommt.

Die Wartezeit verbringen wir recht ruhig, viel lesen, ein wenig plauschen mit den anderen, ein wenig schrauben am Motor und wir laben uns immer noch an französischem Wein, Käse und Baguette. Ach ja, und so kleine Zufälle gibt es zwischendurch auch noch: die Tage hat eine Ärztin, die mit ihrem Mann hier wohnt, Jean-Claude besucht, wir haben ein wenig mit ihr geplauscht und herausgefunden, dass sie in Erlangen geboren ist. Wie klein ist doch die Welt!

Motoren…

David schleppt uns ab

David schleppt uns ab

Irgendwie haben sie anscheinend eine Seele, zumindest unser Außenborder. Wir hatten ihm ja ein paar Tage Ruhe hinten an der Reling hängend versprochen, und die nimmt er sich nun. Was uns ein wenig unpassend kommt, da wir ja noch hier sind und ihn brauchen. Zweimal haben wir seit dem Wochenende Abschlepphilfe gebraucht jean_claude– und auch bekommen – inzwischen hat Michl JohnWayne zusammen mit Jean-Claude (dem hiesigen Außenborderspezialisten) zerlegt, gereinigt und wieder zusammengebaut und er läuft zumindest wieder. Er klingt ein wenig „weicher“, wie wir finden, so richtig Power hat er nur grad nicht mehr. Aber das kriegen wir schon wieder hin, alles eine Frage der Einstellungen!

Ansonsten schwitzen wir die letzten Tage und Nächte vor uns hin. Es regnet nicht mehr sehr viel und der Wind ist weniger. Einerseits ist das schön, wir können mehr raus, andererseits wäre so eine kleine Abkühlung auch nett. Nachts sind es aktuell so um die 28°C, tagsüber locker über 30°C, das ganze auf der Nordhalbkugel im Winter. Und weil wir ja jetzt doch schon ein paar Tage hier sind und die Originalschauplätze teilweise kennen, gibt es heute einen Kinoabend mit Papillon.

Manchmal…

… entscheidet man sich eben anders. So wie wir gestern abend. Wir waren schon mitten im Vorbereiten für den heutigen Aufbruch, hatten sogar schon was zum Essen für unterwegs rausgesucht und dann nochmal auf die Wettervorhersage geschaut. Naja, so richtig schlecht ist sie nicht, so richtig gut aber auch nicht.seglernachwuchs Ein Tief wandert recht weit südlich über den Nord-Atlantik, dadurch dreht sich auf unserer Strecke der Wind etwas in Richtung Norden. Es wäre damit schwieriger, von der Küste wegzukommen und wir wollten nicht zu knapp an Venezuela entlang fahren. Außerdem wird der Wind weniger, dafür die Wellen höher. Wir wollen auch nicht unbedingt provozieren, dass wir mit unserem gerade nicht 100% fitten Motor mehr als unbedingt nötig motoren müssen. Da wir Zeit haben, bleiben wir eben noch ein paar Tage länger. Sooo schlecht ist es hier ja nun auch wieder nicht 😉 (französischen Wein haben wir noch nicht über!).

Und weil wir ja jetzt mehr Zeit haben, haben wir uns gleich mal dem Patienten gewidmet. Er hat zur Sicherheit einen neuen Dieselfilter bekommen, Kühlwasser nachgefüllt und Ölstand kontrolliert und der Luftfilter ist mit einer neuen Mullbinde versehen. Jetzt gerade hat er einen Probelauf und das Geräusch ist beim schnellen Drehzahl hochjagen leider immer noch nicht ganz weg (wir bilden uns zumindest ein, dass es besser wird). Dürfen wir eben nur langsam beschleunigen bis zum nächsten Volvo-Experten… So ganz glücklich sind wir damit allerdings nicht…

Schneller Stempel

Gestern waren wir schon beim Zoll, heute bei der Immigration. Der Beamte beim Zoll war sehr freundlich und gut drauf, mit einem Lächeln und einem Au Revoir waren wir nach kurzer Zeit wieder draußen. Der Stempel bei der Immigration heute ging noch deutlich schneller: wir standen am Schalter, der Beamte hat uns nicht mal richtig angesehen und schon waren die Stempel im Pass. Keine zwei Minuten hat das gedauert. Wow!

So hundert Prozent sind wir bis jetzt mit Französisch Guyana nicht warm geworden, vielleicht war die Zeit zu kurz. Vielleicht hatten wir aber auch einfach die falschen Eindrücke bekommen. Einerseits haben wir viele nette, auch hilfsbereite (besonders in der Touri-Info!) Menschen getroffen, viele grüßen, besonders Kinder, es herrscht wenig Stress. So einen entspannten Service wie in dem Restaurant diese Woche hatten wir schon lange nicht mehr. Andererseits können wir uns nicht erinnern, in einem der bisherigen besuchten Länder so viele regelrechte menschliche Wracks gesehen zu haben. Durch Drogen und/oder Alkohol zerstörte Menschen, die am hellichten Tag völlig verdreckt und/oder halbnackt z.B. durch den Markt laufen und neben den Esstischen ihre Streitereien austragen. Es gibt Menschen, die sich in der französischen, sozialen Hängematte ausruhen und andere, die von der „Metropole“ mit viel Geld zum Arbeiten hergelockt werden (wir hörten von einem Angebot für einen HNO mit 13.000€/mtl., acht Wochen Urlaub, Unterkunft und Heimflüge inkl.). Die Einkommensspannen sind groß, die Lebenshaltungskosten nicht günstig. Der ein oder andere, besonders Jugendliche, verdient sein Geld mit Drogenschmuggel  (letzthin wurden in einem Flieger nach Frankreich 18 (!) Jugendliche mit verschluckten Drogenpäckchen gefasst). Die soziale Hängematte lässt sich mithilfe von Kindern anscheinend gut aufbessern – die Anzahl der Geburten in der Stadt ist nicht so sehr weit von der Nürnbergs entfernt, allerdings hat Saint Laurent du Maroni nicht mal ein Zehntel der Einwohner. Jedoch muss man dazu fairerweise sagen, dass viele aus Surinam zum Entbinden kommen (dadurch bekommen die Kinder zwar nicht die französische Staatsbürgerschaft, aber anscheinend ist die medizinische Versorgung besser).

Stromausfall

Schon am Dienstag am späten Nachmittag fiel plötzlich in der ganzen Stadt der Strom aus. Von Brasilien her fanden wir das jetzt nichts ungewöhnliches, doch dort war er nach allerspätestens zwei Stunden immer wieder zurück. Hier hat es etwas länger gedauert. Irgendwann später am Abend gab es ein kurzes Aufleuchten der Straßenlaternen, aber nach nicht mal einer Minute war schon wieder alles vorbei. Gestern gab es dann beim Bäcker oder im Supermarkt kein Baguette, obwohl im Stadtzentrum eine Notstromversorgung eingerichtet war. Die Kühltheken, Gefriertruhen, Beleuchtung in den Läden, Kassen, Geldautomaten – eben alles, was Strom braucht, sind ausgefallen. Wir werden definitiv hier nichts tiefgekühltes kaufen, wer weiß, wie lange das schon aufgetaut war…

Das Stromproblem hat sich als etwas gravierender herausgestellt, wie wir gehört haben: angeblich war die Überlandleitung zwischen Kourou und Cayenne betroffen, somit war halb Französisch Guyana ohne Strom. Seit gestern abend läuft wieder alles, anscheinend wurde der Fehler gefunden. Was allerdings sehr schön war, war die unbeleuchtete Silhuette der Stadt vom Boot aus mit einem leichten Lichtschimmer dahinter (die Notstromgeneratoren waren beleuchtet).

Und dann haben wir es heute tatsächlich noch geschafft, essen zu gehen. Marie-Jo und Michel waren wieder dabei und das hat sprachlich ein wenig geholfen. Henri hatte sein Restaurant „Cossou“ geöffnet und hat uns äußerst leckeres Essen mit einem tollen Service geboten. Es hat sich definitiv gelohnt, nochmal bei Mittagshitze den Spaziergang zu machen!

Satz mit X

Zwei Dinge hatten wir uns für gestern vorgenommen: wir wollten uns ein typisches Mittagessen in einem bestimmten, uns empfohlenen Restaurant gönnen, und nachmittags stand endlich eine Führung durch das „Camp de la Transportation“ auf dem Plan. Zu dem Restaurant sind wir gemeinsam mit Marie-Jo und Michel gelaufen, selbstverständlich in der Mittagshitze – und haben vor Ort herausgefunden, dass es Dienstag geschlossen hat. Der Spaziergang war trotzdem sehr nett und interessant, auf dem Rückweg haben wir sogar noch etwas geschenkt bekommen. Essen gab’s dann beim Chinesen, das andere werden wir aber noch nachholen!

Die Führung hatten wir deswegen für heute geplant, weil da der Fremdenführer Dienst hatte, der auch englisch spricht. Tja, und das tut er grundsätzlich schon, nur macht er die Führung eben nicht in englisch UND französisch, sondern in der Sprache, die die Mehrheit spricht. Wir waren allein unter Franzosen… Also haben wir leider wieder nicht so ganz alles mitbekommen, die ganz wichtigen Punkte hatte er jedoch freundlicherweise dennoch auf englisch wiederholt. Die Führung war jedoch insgesamt sehr gut, er hatte das sehr lebendig gemacht.

Das „Camp de la Transportation“ ist vielleicht dem ein oder anderen aus dem Film Papillon ein Begriff. Hier wurden alle Gefangenen „gesammelt“, die auf den Îles du Salut ihre Strafe absitzen mussten. Es war jedoch nicht nur ein Durchgangslager, sondern hat für etwa 100 Jahre ebenso als Gefängnis und Hinrichtungsstätte (anfangs wurde der Kopf abgehackt, dann hatten sie eine Guillotine) gedient. Geschlossen wurde es erst 1953. Erst 1994 wurde der Komplex zu einen Historischen Monument erklärt, das ganze gehört also noch eher zur jüngeren Geschichte. Wir wurden im Vorfeld von mehreren Franzosen auf die Îles du Salut verwiesen, dass das doch ganz wichtige Geschichte ist, die noch aufzuarbeiten ist. Dass das in Deutschland im Geschichtsunterricht nicht unbedingt an erster Stelle steht, konnten sie sich nicht so recht vorstellen.

Mooringleben

Feuerwerk von Kassiopeia aus gesehen

Feuerwerk von Kassiopeia aus gesehen

Seit knapp zwei Wochen sind wir ja nun inzwischen hier, das Leben an der Mooring gefällt uns immer noch gut. Kleiner Nachteil: unsere Batterien sind ziemlich am Ende, das heißt, Kühlschrank gibt es nur, wenn genug Wind und Sonne sind um den erzeugten Strom direkt wieder zu verbrauchen. Was richtig gut läuft, ist unser Außenborder – tock tock tock auf Holz. Bisher hat er keine Schwierigkeiten gemacht und bringt uns zuverlässig auch gegen Wind und Strömung immer wieder zum Steg und zurück. Wir sind inzwischen auch so gut, dass wir ihn schon fast im Schlaf auch bei wackeliger Welle zurück an die Reling bekommen (wir wollen ihn nicht bei den teilweise kappeligen Wellen an Schorsch hängen lassen). Scheint, als ob wir in Jacaré bei den letzten Bastelarbeiten an ihm alles richtig gemacht haben 😉

Ein wenig ungemütlich sind gelegentlich die Nachmittage (wie jetzt z.B.), da bläst es meist ein wenig und im Moment steht noch Strömung gehen Wind. Macht alles etwas wackeliger, aber wir könnten ja auch an Land gehen.

Falls irgendjemand mit dem Gedanken spielt, hierherzukommen, ein paar Infos

  • es gibt Mooringbojen, die gut gewartet und auch videoüberwacht sind. Kosten allerdings auch (noch) 8€ am Tag. Und zwar für alle dasselbe. Internet kostet extra, ist aber richtig schnell.
  • Trinkwasser gibt es zum Abzapfen gratis im nahegelegenen Camp de la Transportation, wenn da zu ist, kann man auch bei David Flaschen füllen.
  • David ist der, der hier die „Marina“ aufbaut. Er hilft bei Fragen aller Art gerne weiter, sein Café ist auch Anlaufstelle und Treffpunkt. In nächster Zukunft soll hier auch ein Restaurant entstehen.
  • Duschen kann man im nahegelegenen Schwimmbad (2€ Eintritt, leider gibt es keinen Nur-Duschen-Tarif).

Awala-Yalimapo

Da sind wir heute hingefahren! Zuerst aber noch kurz, wie wir ins neue Jahr gekommen sind: David hat vor dem Marina-Büro wieder den Grill angeschürt und wir hatten einen sehr schönen Abend. Auf ein Glas Wein/Whisky sind wir noch zu Karen und Chris gefahren, haben gemeinsam „Dinner for One“ geschaut und waren dann pünktlich zum Feuerwerk auf unserem Logenplatz Kassiopeia. Saint Laurent du Maroni auf der französischen Seite und Albina in Surinam haben um die Wette Raketen in die Luft geschossen – wir konnten zwei herrliche Feuerwerke genießen und wussten zeitweise gar nicht, in welche Richtung wir schauen sollen. Ein schöner Auftakt für 2016!

Heute ging es dann ein wenig später los, wir hatten auch nicht so viel Programm wie vorgestern mit Kourou. Yalimapo liegt an der Mündung des Maroni, wir wollten uns gern ansehen, wo wir reingefahren sind. Und das sieht von Land deutlich hübscher aus als vom Boot! Es gibt einen Strand, eine Feriensiedlung, eine toll gelegene Jugendherberge und leider auch viele, viele, tagaktive Stechviecher. Deswegen haben wir dann auch schweren Herzens einen Spaziergang zu ein paar Aussichtspunkten gestrichen.

Wir sind noch ein wenig weiter in der Gegend rumgekurvt und haben kurz vor Saint Laurent noch einen Spaziergang in den Wald gemacht. So dicht und grün – herrlich!

Centre Spatial

Gestern früh so gegen acht sind wir aufgebrochen und haben uns in unseren kleinen Flitzer geschwungen. Etwa 200km sind es bis Kourou, irgendwie hatten wir uns gedanklich mit der Fahrzeit vertan, zwei Stunden war doch etwas optimistisch gedacht. Es ging über Landstraße, die sich gemütlich durch das dichte Grün am Straßenrand schlängelt. Zwischendurch sehen wir Verkaufsstände, die meisten leer, auf manchen liegt ein wenig Gemüse. Und zweimal stehen Leute daneben, die frisch geschlachtete und ausgenommene Tapire hochhalten. Wäre vielleicht eine Idee für das heutige Silvestergrillen gewesen?

Auf dem Weg lag noch ein netter Halt: Pri-Pri de Yiyi. Es ist ein geschützter Mangrovenwald, durch den man mit genug Zeit auch mit dem Kanu paddeln und viele Tiere beobachten kann. Angeschlossen ist ein nettes, kleines Museum, durch das man bei Bedarf auch noch geführt wird. Wir haben nur einen kurzen Spaziergang gemacht, so sehr viel Zeit hatten wir leider nicht. Das würde sich aber wohl lohnen! Anschließend noch ein kurzer Stopp in Sinnamary und schon waren wir Centre Spatial.

Wir hatten noch Zeit für das Museum (das man sich auch sparen kann) und dann ging es zur Tour. Unserer Meinung nach kann man sich das ganze Centre Spatial ohne die Tour komplett sparen. Das Museum ist für Kinder interessant, uns hat es nicht von den Socken gehauen. Zudem kostet das Museum 7€ Eintritt, wenn man die vierstündige Gratis-Tour mitmacht, zahlt man nur 4€ (die Logik versteh einer…).

Die Tour war beeindruckend! Wir waren im Salle Jupiter, von dem aus Politiker, Prominente, Kunden und die sonstige Bevölkerung den Start mit Blick auf die Technik verfolgen können, dann waren wir hinter dem speziellen Kontrollraum für den Start der Ariane 5 (ziemlich oldfashioned, braucht mal ein Refit) und Vega (schon deutlich moderner, ist ja aber auch neuer) und standen mit dem Bus direkt am Startplatz der Ariane 5. Da durften wir leider nicht aussteigen, war aber auch so bemerkenswert! Während der Tour gab es eine Unzahl an Informationen, wir konnten uns beim allerbesten Willen nicht alles merken, zudem waren sie komplett in Französisch, wir haben schonmal nicht alles verstanden. Man kann ja zudem auch alles nachlesen bei Interesse. Dennoch ein paar Stichpunkte, die sich uns eingeprägt haben:

  • beim Start der Ariane werden 1 Mio Liter Wasser zur Reduzierung der Vibrationen und damit zum Schutz der Satelliten auf den Tisch zum Start gesprüht
  • der Kontrollraum zum Start ist über 2km von der Startrampe entfernt, näher befindet sich zum Start niemand. Man spürt dort noch die Vibrationen in der Erde.
  • ganz wichtig sind Kunden, die für die Starts bezahlen. Im Prinzip könnte praktisch jeder einen Satelliten hochschicken, man muss sich nur die etwa 25 Mio € pro Kilo Nutzlast leisten können.
  • der Start läuft vollautomatisch ab. Kann aber, zumindest bei der Ariane, noch kurz nach dem Zünden des Haupttriebwerkes abgebrochen werden.
  • da werden nach dem Start richtig viele Teile in den Atlantik „entsorgt“. Muss ein besonderes Pech sein, wenn man da mitten auf dem Ozean davon getroffen wird…
  • wir dachten, dass Satelliten tonnenschwer sind, aber als Nutzlast könnte man grad knapp eineinhalbmal Kassiopeia nach oben schicken (10to, bei einem Startgewicht von gesamt 777to).
  • mit der Ariane können zeitgleich zwei Satelliten in den Orbit geschickt werden, mit Vega oder Soyus nur jeweils einer
  • es gab tatsächlich bei der Führung Teilnehmer, die sich nicht vorstellen konnten, warum man Satelliten braucht. Ihnen war nicht bewusst, dass allein ihr Navi ohne nicht arbeiten könnte.
  • die vier Stahlgitter-Türme, die um den Startplatz stehen, bilden einen Faradayschen Käfig. Uns hat beeindruckt, dass mit so relativ einfachen Mitteln ein so großer gebaut werden kann.
  • die Teile für die Raketen werden nicht hier gefertigt sondern in Europa. Sie kommen per Frachtschiff nach Kourou und werden vor Ort zusammengebaut. Die Satelliten werden per Luftfracht geliefert.

Bevor wir zurück gefahren sind, haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Atlantik gemacht, schön, den auch mal wieder zu sehen! Die Heimfahrt ging dann durch eine stockdunkle Nacht, Fußgänger und Radfahrer waren absolut schwer zu erkennen. Auch die Straße – es war einfach anstrengend. In Deutschland hat man ja auf Landstraßen alle paar Kilometer eine Ortschaft, wir hatten gestern auf 200km ganze drei davon. Um neun waren wir wieder zurück und sind dann auch relativ bald ins Bett gefallen. Ein schöner, aber anstrengender Tag!

Danke und einen guten Rutsch

Heute ist der Tag, an dem wir uns auch mal bei denen bedanken wollen, die uns das ganze Jahr über begleitet haben. Obwohl wir in diesem Jahr unsere Reise ja durch einen längeren Deutschlandaufenthalt unterbrochen haben, konnten wir vielleicht mit dem einen oder anderen Bericht über Nürnberg unsere Heimatstadt manchem Leser ein wenig näher bringen. DANKE!

Dann bleibt uns nur noch eines:
auf in 2016