Markttag

Wir wollen uns ja gemütlich akklimatisieren und was passt da besser, als ein gemütlicher Bummel über den Markt? Ein gemütlicher Bummel über gleich drei Märkte natürlich! Heute waren der Mercado Campesino (ein Straßenmarkt), Mercado Negro (da gibt es ALLES) und der Mercado de Ferias (Lebensmittel jeglicher Art, zubereitet und als Rohware) geöffnet und wir sind durch alle mal durchgeschlendert. Am besten hat uns der Mercado Campesino gefallen, der war am luftigsten und lockersten. Montag ist er wieder, dann werden wir uns dort ein Mittagessen gönnen.

über La Quiaca und Villazón nach Tupiza, Bolivia

Gestern haben wir zum Abschied noch ein Konzert bekommen – Pablo, der Betreiber des Hostels La Albahaca, in dem wir waren, gab ein paar Lieder zum Besten und ein paar andere haben direkt mitgesungen. Sehr angenehm, so ein argentinischer Abend zum Abschluss! Heute früh sind wir dann weiter. Die Strecke war toll und abwechslungsreich! Herrliche Bergformationen, grüne Täler, trockene Steppe – beeindruckend abwechslungsreiche Landschaft.

An der Grenze, in La Quiaca, mussten wir aussteigen und zu Fuß weiter laufen. Auf der argentinischen Seite wurden wir direkt an die Spitze der etwas längeren Schlange gestellt und sofort drangenommen. Aber nicht, dass sich da jemand beschwert hat! Alle haben uns freundlich angelächelt und eine Bolivianerin, die ebenfalls gerade noch auf ihre Papiere gewartet hat, hat sich ein wenig mit mir unterhalten, sich danach gleich mit Küßchen verabschiedet, mich gedrückt und uns eine schöne Zeit in Bolivien gewünscht. Auf der bolivianischen Seite ging es genauso freundlich weiter: wir wurden mit einem Lächeln und „Guten Tag“ begrüßt und inkl. Stempel im Pass mit „Auf Wiedersehen“ verabschiedet.

In Villazón geht es gleich noch ein Stück lebendiger zu als auf der argentinischen Seite. Verkaufsstände bis auf die Straßen und viele Leute wuseln durch die Gegend. Auch der Anteil an indigener Bevölkerung steigt auf nahezu 100% (das wurde in Argentinien auf dem Weg nach Norden schon immer mehr). Hat uns auf den ersten Blick gut gefallen! Auf dem Weg zum Terminál haben wir noch einen uns freundlich gesonnenen Geldautomaten gefunden und hatten das Glück, dass wir direkt einen Bus nach Tuppiza erwischt haben. Naja, es hieß zumindest, er fährt „jetzt“ – was dann in Wirklichkeit 20 min. später war. Also perfektes Timing 🙂 Die Busfahrt war schon etwas anders als mit den „Luxus“-Bussen in Argentinien – so ein merkwürdiges Geräusch beim Schalten hatten wir beide noch nie gehört und das Klappern immer wieder sollte wohl vielleicht auch einfach nur die Höchstgeschwindigkeit anzeigen 😉

Unser Hostel in Tupiza gefällt uns bisher sehr gut, da werden wir jetzt erstmal die restliche Erkältung auskurieren und uns an die nächsten Höhenmeter gewöhnen, Tupiza liegt mit 2965m etwa 500m höher als Tilcara.

Zum Abschluss Purmamarca

Als letztes Highlight in Argentinien haben wir heute einen kleinen Ausflug nach Purmamarca gemacht. Das ist etwa eine halbe Stunde mit dem Bus weiter südlich und zu sehen gibt es bunte Hänge. Ansonsten ist der Ort eher unspektakulär, landschaftlich allerdings wirklich besonders schön gelegen! Wir sind den Paseo de los Colorados gelaufen, da sind eher interessante Felsformationen zu sehen, von einem Aussichtshügel auf der anderen Seite sieht man dann den Cerro de Siete Colores (Hügel der sieben Farben) in seiner ganzen Pracht! Äußerst sehenswert, wie wir finden!

Letztes Highlight deswegen, weil es morgen (endlich) weiter nach Bolivien geht! Früh geht der Bus, wir haben wieder unsere Lieblingsplätze direkt ganz vorne. Auf Bolivien freuen wir uns sehr, nach allem, was wir bisher gesehen und gehört haben, wird es ziemlich spannend 🙂 Nicht nur landschaftlich und kulturell, auch das kulinarische dürfte nicht zu kurz kommen. Argentinien ist schon eine deutliche Steigerung zu Brasilien (sorry, Brasilianer – wir mögen euch wirklich sehr, aber kulinarisch ist einfach noch gut Luft nach oben), aber Bolivien hat es sogar geschafft, dass sich McDonalds freiwillig wegen Erfolglosigkeit zurückgezogen hat. Die Bolivianer konnten nicht glauben, dass so schnell zubereitetes Essen gut und nahrhaft sein kann, interessanter Artikel dazu hier. Für uns klingt das nach lecker Essen in Bolivien 🙂 Übrigens haben wir uns hier in Tilcara auch schon mit Lama angefreundet: sehr hübsche Tiere, geben sehr weiche Wolle und schmecken auch noch lecker!

Zum Abschluss noch ein kleines Update zu Michls Führerschein, den wir ja in der Heimat beantragen mussten: wir konnten glücklicherweise von unterwegs zuhause eine Diebstahlsanzeige aufgeben, mit welcher der Antrag, den wir inkl. biometrischem Passbild per Post auf den Weg gebracht hatten, bearbeitet werden konnte. Und wenn jetzt noch alles glatt geht, ist er nächste Woche schon abholbereit! Dann muss er nur noch zu uns kommen, aber da könnte auch was schnelles klappen – wir berichten!

Garganta del Diablo

Also früher, wenn wir mal mit den Eltern in den Alpen Urlaub gemacht haben, fand ich das immer doof, zum Mittagessen auf den Berg rauf zu laufen und danach wieder runter. Scheint, als ob mir damals der Blick für die Natur gefehlt hat 😉 Heute haben wir nämlich genau dasselbe gemacht und es war richtig schön! Wir wollten mal testen, was nach der Erkältung die Fitness so macht, außerdem stand der Ausflug hier noch auf unserer ToDo-Liste. Es ging zum Garganta del Diablo, einer Schlucht, der man noch bis zu einem herrlichen, natürlichen Wasserfall folgen kann.

Nachdem wir etwa eineinhalb Stunden mehr oder weniger steil bergauf marschiert sind, ging es erstmal wieder steil in die Schlucht hinunter. Wir mussten beide ganz schön schnaufen – bei mir war es wohl eher die Segler-Kondition, bei Michl noch die Erkältung. Aber die Mühe hat sich wirklich gelohnt! Die Schlucht ist herrlich und zickzack laufend kommt man über etliche Stein“brücken“ über den Fluß und ein wenig klettern zum Wasserfall. Obwohl doch auch etliche unterwegs sind, war es nirgends überlaufen und wir konnten in aller Ruhe und praktisch allein hin und zurück marschieren. Und ja, wir haben zwischendurch Mittag gegessen 🙂

Pucará de Tilcara und Coca

Die Festung Pucará de Tilcara (auf Quechua, indigene Sprache im Andenraum – Pucará) besteht aus teilweise wieder aufgebauten Ruinen eines ursprünglichen Dorfes. In der Quebrada Humahuaca, in der wir ja gerade sind, wurden Hinweise auf Besiedelungen aus etwa 10.000 v.Chr. gefunden, intensiv wurde sie wohl aber erst 1000 bis 1480 n.Chr. bis in die Zeit der Einwanderung der Spanier besiedelt. Nach der Eroberung wurden die Festungen aufgegeben, die Bewohner durften nur noch an bestimmten Orten wohnen und für bestimmte Auftraggeber arbeiten.

1908 begannen zwei Archäologen (Ambrosetti und Debenedetti) mit Forschungen auf der Festungsanlage und haben euch erste Restaurationen durchgeführt. Das Gelände wird weiterhin erforscht, zu besichtigen sind der Wohnbereich, Stallungen für Lamas, ein Gräberfeld, ein Kultsektor und der ehemalige Eingangbereich. Vom Denkmalbereich aus hat man eine spektakuläre Aussicht in alle Richtungen – verständlich, dass die Festung hier angelegt wurde, jeder, der sich näherte konnte sehr bald gesehen werden.

cocateeSo ganz nebenbei fangen wir auch mit einer Coca-Kur an. Coca-Blätter kann man entweder kauen oder in Form von Tee zu sich nehmen. Das soll helfen Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und ist sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit (nein wir haben keine Symptome, reine Prophylaxe), da dadurch die Sauerstoffaufnahme verbessert wird. Das Ganze hat nicht wirklich was mit Kokain zu tun, auch wenn das aus den Coca-Blättern gewonnen werden kann. Das Kauen der Blätter und auch der Tee haben kein Suchtpotential, ganz im Gegensatz zu Kokain. In Peru wird die Produktion des Tees staatlich gefördert (Nationalgetränk), in Deutschland wäre schon der Besitz eines Teebeutels ein Fall für das Betäubungsmittelgesetz.

zwei Ruhetage

Eigentlich war das nicht so ganz geplant, aber gestern und heute haben wir praktisch nicht wirklich viel unternommen. Ungeplant deswegen, weil zum Einen ich noch ein wenig mit einer Erkältung gekämpft habe und ich es zum Anderen erfolgreich geschafft habe, Michl anzustecken. Wir müssen uns wohl tatsächlich erst auch an die kühleren Temperaturen gewöhnen. Obwohl es tagsüber durchaus richtig heiß ist! In der Sonne! Im Schatten mit Wind ist das schon frischer, nachts erst recht. Ohne Jacke geht da nichts mehr bei etwa 10°C.

Wir haben das Beste draus gemacht: Lesen in der Sonne auf der Dachterrasse des Hostels mit grandioser Aussicht, ein gemütlicher Spaziergang zum nahegelegenen Rio Huasamayo und ein wenig entlang in seinem gerade trockenen Flußbett, ein wenig Suchen nach Hostels in Bolivien, Wäsche in der Lavandería abliefern und wieder abholen und anderes Kleinzeug.

Was wir aus gesundheitstechnischen Gründen lieber sein lassen hätten sollen, war ein Pizza-Abend mit den anderen im Hostel gestern. Um etwa 21Uhr sollte es zusammen in ein anderes Hostel gehen, so gegen halb zehn war dann Pizza satt für alle angekündigt. Jetzt sind wir ja doch schon lang genug unterwegs, dass wir nicht ernsthaft erwartet hatten, tatsächlich Punkt halb zehn was zu essen zu bekommen. Aber als dann irgendwann kurz nach halb elf die erste (sehr leckere!!) Pizza eingetrudelt kam, hing uns der Magen schon ein wenig zwischen den Kniekehlen. Dennoch: der Abend war schön, teilweise begleitet durch Musik und Gesang (wir hatten echte Mühe beim Text von „Eisgekühlter Bommerlunder“… sehr peinlich). Ach ja, was das Hostel u.a. sehr sympathisch macht: die sind alle Fans der Toten Hosen 🙂

in den Bergen

unterwegs2Seit Mendoza fahren wir entlang der Anden, seit heute sind wir auch tatsächlich in den Bergen. Genauer gesagt in Tilcara in der Quebrada de Humahuaca auf 2461m ü.d.M. (Quebrada ist eine Schlucht). unterwegsDie Fahrt durch verschiedene Schluchten hinauf war schon sehr vielversprechend, die Berge sind beeindruckend und schön. Ein wenig durch den Ort spaziert sind wir noch, gefällt uns auf den ersten Eindruck sehr gut hier.

unterwegs_kreuzungUnd beim Laufen vom Terminál zum Hostel haben wir die erste leichte Bekanntschaft mit der dünneren Luft hier oben gemacht: wir dachten, die 650m laufen wir locker, wir hatten ja schon weitere Wege, auch mit Gepäck. Aber bergauf und bei der Luft kamen wir dann tatsächlich etwas ins Schnaufen… markt_tilcaraDas heißt so viel wie: wir müssen uns langsam an die Höhenluft gewöhnen, auf Höhenkrankheit haben wir beide keine Lust. Und der Altiplano in Bolivien liegt ja nochmal ein Stück höher!

Blick von der Hostel-Terrasse

Blick von der Hostel-Terrasse

Im Hostel haben wir von Pablo eine sehr ausführliche Einführung bekommen, was wir hier so alles anstellen können und auch, wie wir weiter nach Norden kommen. Klingt alles so, als würde weiterhin keine Langeweile aufkommen.

nochmal in Salta unterwegs

Eine ganz bekannte Attraktion in Salta in der sogenannte Teleférico, das ist eine Seilbahn auf den San Bernardo, eine Erhebung neben der Stadt. Und genau das stand heute auf unserem Plan. Zuerst haben wir allerdings noch eine Runde durch die Stadt gedreht, vormittags ist es immer noch gut kühl, außerdem war es ein wenig diesig. Wir sind nochmal an der Kathedrale vorbei, haben zwei Demonstrationen gesehen (keine Ahnung, ob die miteinander, gegeneinander waren oder nur zufällig zeitgleich unterwegs waren) und nochmal den schönen Platz genossen. Weiter sind wir nach einem kurzen Besuch im Museo de la Ciudad (noch so ein herrliches Gebäude mit Patio) vorbei an der Iglesia de San Francisco und ganz, ganz vielen Läden mit Artesanía (Kunsthandwerk) dann irgendwann zum Teleférico gekommen.

Sportliche (also eher weniger Segler ;-)) machen den Aufstieg über die 1021 Stufen, wir haben die Seilbahn genommen. Etwa 10min dauert die Fahrt, dann hat man von etwa 280m drüber eine schöne Aussicht auf die Stadt und die drumherum liegenden Berge. Von oben konnten wir sehr gut sehen, wie argentinische Städte aufgebaut sind (zumindest die, die wir bisher besucht haben): anscheinend alle am Reißbrett entstanden, die Straßen verlaufen meist rechtwinklig. Man findet sich dadurch sehr gut zurecht, weil auch die Hausnummern jeweils auf die Quadros (Häuserblöcke) in hunderter Schritten verteilt werden. Auf dem San Bernardo haben wir Sonne, Aussicht und einfach die schöne Atmosphäre da oben ein wenig genossen, bevor wir uns an den Abstieg gemacht haben. Runter geht´s ja etwas weniger auf die Kondition 😉

Auf dem Rückweg wollten wir eigentlich noch einen Happen im Mercado essen, die hatten nur leider wie fast alle anderen Geschäfte inzwischen Siesta. Naja, dann eben nur noch schnell was zum Abendessen im Supermarkt einkaufen (wir haben uns noch immer nicht sattgegessen an den leckeren Steaks) und ab zurück ins Hostel.

Salta

Bei herrlichem Sonnenschein haben wir uns heute ein wenig mehr von Salta gegönnt. Erstmal einen gemütlichen Bummel durch die Straßen, vorbei an der sehr reich ausgestatteten Kathedrale über den Plaza 9 de Julio ins MAC – Museo Arte Contemporáneo mit gerade zwei Gratis-Ausstellungen (Malerei und Fotografie, beides sehr interessant!). Wieder über den Platz wollten wir eigentlich ins MAAM – Museo Archeológico Alta Montaña. Das war aber leider gerade wegen einer Konferenz geschlossen und so konnten wir „nur“ die erste Etage des grandiosen Gebäudes ansehen – auch hier gab es eine kleine aber schöne Ausstellung, ebenso mit freiem Eintritt (wir sollten unser Eintrittsgeld noch loswerden…).

Nachdem dann so langsam Hunger aufkam, haben wir uns in Richtung Markt bewegt. Angeblich sollte man da gut und günstig essen können, in der Kombination genau unser Fall. Zuerst einmal waren wir aber vom Markt begeistert – er ist bunt, eng, vielfältig, lebendig und es duftet nach Gewürzen. Ganz nach unserem Geschmack 🙂 Etliche Stände haben schon die für die Anden typischen Webwaren, das wird noch hart zu widerstehen werden in Bolivien… Gegessen haben wir auch was: Humitas und Tamales, beides sehr lecker! Dazu gab es Live-Panflöten-Musik, die dort deutlich besser hingepasst hat als in die Füßgängerzone in Nürnberg! An einem Stand haben wir dann noch einen Teil des Abendessens mitgenommen: drei verschiedene Sorten Andenkartoffeln (die gab´s als intensiv und lecker schmeckende Ofenkartoffeln).

Nach einer kurzen Siesta haben wir uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht, unterwegs aber noch einen Zwischenstopp eingelegt. Bei der Fundación Pajcha im Museo de Arte Étnico Americano wurden wir unser Eintrittsgeld los, haben dafür aber eine sehr interessante, informative und private Führung von Diego genossen. Es ist wohl (wenn man Diego glauben darf und er klang durchaus glaubwürdig) die größte Sammlung indigener Kunst- und Handwerksarbeiten Süd- und Zentralamerikas. Wir haben sehr viel erklärt bekommen, hatten aber auch genug Zeit, uns in aller Ruhe die wundervollen ausgestellten Stücke anzusehen. Prädikat: äußerst sehenswert!

Am Bahnhof wurden wir dann ausgebremst. Wir wollten uns über Preise und Fahrtzeiten vom „Tren a las Nubes – Zug in die Wolken“ informieren, haben aber leider erfahren, dass er wegen Reparaturarbeiten erst im Dezember wieder fährt. Da sind wir dann aber doch schon wieder weiter. Schade, die Fahrt damit stellen wir uns sehr beeindruckend vor!

Busfahren in Argentinien

andengipfelWir haben bisher ja doch etwas größere Entfernungen zurückgelegt, jeweils so um die 1000km bzw. jetzt die letzte etwa 400km, und das ist in Argentinien am günstigsten per Bus. Die Busbahnhöfe in den größeren Städten sind teilweise richtig groß und in ziemlich kurzen Abständen verlassen ganze Horden von Bussen die Bahnhöfe. In Buenos Aires waren das natürlich besonders viele, aber in Mendoza ist auch gut was lobergigs. Es gibt verschiedene Klassen im Bus, Semi-Cama, Cama und noch eine, bei der man komplett liegen kann. Je nachdem, wie flach es wird, zahlt man eben auch entsprechend mehr. Wir sind mit Semi-Cama bisher gut gefahren, die Füße kann man oben abstellen und dann liegt man schon halbwegs bequem. Ist ja nur für eine Nacht. Wir bevorzugen Nachtfahrten, weil wir dann schlicht und ergreifend mehr von den Tage haben. Heute bis Salta war eine Tagfahrt, waren ja nur gut vier Stunden.

unser heutiger Bus

unser heutiger Bus

Die Busse sind, zumindest bisher, alle Doppeldecker, unser Lieblingsplatz ist direkt ganz vorne – die Aussicht ist einfach am Besten! Für so eine etwa 1000km Fahrt braucht der Bus so um die 14-16h. Autobahnen wie in Deutschland gibt es hier nicht, dafür ist der Verkehr weniger. Was wir recht lustig finden: zwischendurch pfeift´s mal laut im Bus, das ist dann, wenn der Fahrer zu schnell fährt 😉 Es muss auch immer wieder mal abgebremst werden, es gibt Polizeikontrollen, Mautstellen oder auch Pinkelpausen für den Fahrer.

kaffee_im_beutel rinderFür Unterhaltung ist gesorgt, es gibt Filme unterschiedlicher Qualität zu sehen, allerdings spanisch mit spanischen Untertiteln (lustigerweise wird nicht immer das gesagt, was geschrieben wird). Für Verpflegung ist nicht so ganz gut gesorgt – einmal gab es sehr leckere Empanadas, aber das erst um halb zehn abends, und bei der zweiten Fahrt gab es abgepackte Kekse – abends zur Begrüßung einen, zum Frühstück zwei. Dazu gab es aber Kaffee im Filterbeutel, geniale Idee (anstatt löslichem Kaffee). Heute bekamen wir sogar für die Kurzstrecke Essen und Getränk – nichts kulinarisch wertvolles, aber immerhin. Das bedeutet so viel wie: wir fahren mit Verpflegung, die wir aber auch aufheben könnten 😉

Noch kurz zu Salta: erster Eindruck gefällt uns, nette Häuser, sehr freundliche Menschen.

San Miguel de Tucumán

Im Nachhinein haben wir uns fast schon ein wenig schnell von Mendoza verabschiedet, aber es zieht uns einfach endlich nach Bolivien. Nächster Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden ist San Miguel de Tucumán, besonders für die Unabhängigkeit Argentiniens ein wichtiger Ort. Prompt haben wir uns heute ein wenig Kultur gegönnt: die Casa Independencia, das Gebäude, in dem am  9. Juli 1816 vom Tucumán-Kongress die Unabhängigkeit von Spanien erklärt wurde. Und das kam laut wikipedia so: nach den Geschehnissen des 25. Mai 1810 in Buenos Aires, als sich die Bürger der Stadt gegen den Vizekönig auflehnten, kam 1812 Manuel Belgrano nach Tucumán. Dort besiegte er am 24. September des gleichen Jahres in der Schlacht von Tucumán die königlichen Truppen.Nach vier Jahren und weiteren Schlachten kam dann die Unabhängigkeitserklärung.

In dem Gebäude ist inzwischen ein Museum eingerichtet mit etlichen Möbelstücken, Gemälden, Kleidung, Waffen aus der Zeit. Und natürlich Ausschnitte der Unabhängigkeitserklärung und eine Liste der Kongress-Mitglieder. Für uns etwas unpassender aber zu der Zeit wohl typischer Beigeschmack: das waren bis auf einen ausschließlich europäische Gesichter…

Tucumán gefällt uns heute schon ein wenig besser als gestern, da war´s bewölkt und durch den Sonntag waren die Straßen wie ausgestorben. Heute kam im Lauf des Tages die Sonne raus und irgendwie ist dann einfach alles gleich freundlicher. Es ist aber trotzdem nur ein kurzer Stopp, morgen gönnen wir uns vier Stunden 3D-Landschaftskino auf der Fahrt nach Salta.

hicks!

Die Region rund um Mendoza ist besonders bekannt für ihren Wein, dabei insbesondere den Malbec. Ein sehr leckeres Stöffchen! Was man hier in der Gegend gar nicht verpassen darf, ist eine Weinprobe. Das war uns natürlich schon klar bevor wir hergekommen sind (nunja, es war wohl ehrlicherweise eher auch ein Grund, dass wir hergekommen sind ;-)).

Angefangen haben wir gestern abend (nachdem wir vorgestern schon ausgiebig den Wine-Tasting-Flatrate-Wein probiert haben) – jeden Donnerstag wird im Hostel ein Wein-Olivenöl-Tasting veranstaltet. Selbstverständlich haben wir daran teilgenommen. Alejandro, der nebenbei auch ein Restaurant mit verschiedenen Leckereien mit Olivenöl betreibt, ist Sommelier, stellt sein Öl selbst her und veranstaltet Öl-Tastings. Wir durften einen leckeren Weißwein, ein sehr feines Öl und zum Schluß noch einen ebenso leckeren Rotwein probieren. So ganz nebenbei haben wir sehr viel erfahren, wie man denn testet: Farbe, Geruch, Verweildauer im Mund und noch etliches mehr.

Heute ging es dann weiter. Überall werden Touren angeboten mit dem Besuch von zwei Bodegas und natürlich Fahrt hin und zurück – wir haben uns für die individuelle und günstigere Lösung entschieden: Lageplan von der sehr hilfreichen Touri-Info, Busticket und ab in Richtung Maipú (dort sind die Bodegas). Nach einem Bummel durch den sehr schönen Ort haben wir zwei traumhafte Villen entdeckt und direkt daneben die erste Bodega „Giol“. Leider wird hier nichts mehr produziert und das Gebäude kann gerade auch nicht besichtigt werden. Was uns natürlich nicht an einer Weinprobe gehindert hat! Vier sehr gute Weine standen auf dem Programm unseres privaten Tastings, und wieder war ein besonderer Weißer darunter. Irgendwie hatten wir uns bisher nur auf rot konzentriert, das war vielleicht ein Fehler 😉

Danach sind wir weiter zur Bodega López, der einzigen, die, wie wir bei Giol erfahren haben, Gratis-Führungen und -Tastings anbieten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Die Führung war leider nicht sooo sehr verständlich, aber allein die unterschiedlichen und riesigen Fässer, an denen wir vorbeigekommen sind, waren den Besuch schon wert. Natürlich gab es auch da Wein zum Abschluss – und wieder einen von uns bisher unterschätzten Weißen! Den haben wir aber gekauft. Leider (oder glücklicherweise?) können wir grad keine Vorräte anlegen, das würde sich wirklich lohnen. Im Gegensatz zu Lanzarote sind die Weine hier nämlich beim Hersteller günstiger als im Supermarkt!

Mendoza

Die Busfahrt nach Mendoza verlief völlig ohne Probleme, nachts ging es los, früh zum Sonnenaufgang waren wir schon wieder ein einer völlig anderen Gegend: alles um uns herum war plattes Land. Den ersten Blick auf die Anden konnten wir erst etwa zwei Stunden vor Ankunft erhaschen. Und die erheben sich schon ganz schön mächtig! Selbst den Aconcagua, den mit 6962m höchsten Gipfel der Anden, konnten wir erkennen, immerhin liegt er über 6km höher als Mendoza (824m).

Mit unserem Hostel hier haben wir es gut getroffen – drei Nächte zum Preis von zweien, abends Wein gratis, nachmittags Kuchen, Doppelzimmer statt dem gebuchten Dorm und zum Frühstück gibt es neben Crepes auch noch Eier nach Wunsch. Ach ja, und schön und sauber ist es auch noch! Wir werden trotzdem nicht ewig bleiben, Bolivien ruft schon immer lauter nach uns.

Heute haben wir uns dann, nachdem ein wenig organisatorisches zum Thema Führerschein erledigt war, Kultur gegönnt. Zuerst ein Spaziergang durch die wunderschönen und teilweise schon grün sprießenden Alleen, dann ins Museo Área Fundacional. Da waren wir sogar gratis drin, sie konnten nicht wechseln – ein Stück Führung gab es noch dazu – super Service! Das Museum steht am früheren Stadtzentrum, nach einem Erdbeben 1861 wurde die Stadt komplett neu aufgebaut und das Zentrum liegt jetzt 2km weiter südlich. Ausgestellt sind Dinge von vor Gründung der Stadt, aus der Kolonialzeit, zur Zeit des Erdbebens und aus der Phase, als der Weinanbau begonnen wurde.

Adiós Buenos Aires

Es war wirklich sehr schön hier, den Schluss hätten wir uns anders gewünscht. Wir verbuchen das mal unter dem Kapitel „Lebenserfahrung“. Nachdem sich heute der erste Schock gelegt hatte, haben wir uns um Schadensbegrenzung bemüht. Als Kamera muss die nächste Zeit unsere alte, kleine herhalten. Die macht zwar schöne Bilder, frisst aber ziemlich Batterien… Das wird dennoch vermutlich günstiger, als hier eine zu kaufen – Elektronik ist in Südamerika einfach deutlich teurer als in Deutschland.

Als ein wenig schwierig stellt sich das Thema „Ersatzführerschein“ heraus: die Botschaften dürfen da leider nichts ausstellen und unser Landratsamt in Roth ist nicht so das wahnsinnig flexible, die wollen noch nicht mal was an eine Botschaft oder ein Konsulat schicken – persönliche Abholung oder Vollmacht sind das einzig wahre. Außerdem akzeptieren sie nur Diebstahlsanzeigen der deutschen Polizei… Nunja, wir werden den Papierkram per Post über den Atlantik schicken und der Führerschein findet dann hoffentlich, nachdem er mit Vollmacht abgeholt wurde, den Weg zu uns über den Atlantik.

Danke an alle, die uns HIlfe angeboten haben! Tut gut, so viel Rückhalt zuhause zu haben!

Hier noch ein paar Gedanken zu Buenos Aires, die wir noch nicht losgeworden sind:

  • das kulinarische Angebot ist der Knüller, wenn man aus Brasilien kommt! Leckeres Brot, Medialunas, Empanadas, Steaks, bezahlbaren und sehr guten Wein, und und und.
  • es sind viele Hunde unterwegs, entsprechend hoch ist die Tretminendichte. Wer nicht auf den Boden schaut, muss Schuhsolen putzen
  • wir freuen uns auf mehr Natur (obwohl es nicht an Parks mangelt!) und generell weniger Verkehr
  • die Welt ist klein! Und wenn man sich als Nünberger irgendwo auf diesem Planeten trifft, dann kennt man sich über wenige Ecken
  • es gibt unheimlich viele unheimlich schöne Graffiti in ganz vielen Ecken
  • Buenos Aires hat uns unheimlich gut gefallen und wir freuen uns über alle, die wir hier kennenlernen durften!

Und jetzt ab nach Mendoza!

Mist, ganz großer Mist!

Eine der Erfahrungen, die wir z.B. nicht machen wollten, ist mit der Polizei durch die Gegend kutschiert zu werden. Und zwar weder zuhause noch unterwegs. Jetzt wissen wir, wie das in Buenos Aires ist – es ist ungemütlich, weil die auf den hinteren Plätzen nur Blech haben, kein Polster. Tja, aber wie kam das?

Auf dem Weg zur Subte haben uns ein paar Betrüger ausgetrickst und einen Rucksack geklaut. Selbstverständlich haben sich alle Beteiligten inkl. Rucksack von einem Moment auf den anderem in Luft aufgelöst, auch die Polizei, die nicht weit war und sofort reagiert hat, konnte nichts machen. Glücklicherweise wurde nichts lebenswichtiges geklaut, keine Reisepässe, kein Geld, nur eine Kreditkarte (die wir aber nicht genutzt haben), Führerschein und Personalausweis, leider aber war die Kamera inklusive der Bilder, die wir in den letzten zwei Wochen aufgenommen haben, darin. Und das ist SEHR ärgerlich!! Führerschein und Personalausweis lassen sich wiederbeschaffen, das ist nicht schön, aber möglich. Aber die Bilder… Weg sind auch der Leatherman, das Schweizer Messer (unser einziger Korkenzieher!) und ein paar Stifte (die sind nun wirklich nicht dramatisch).

Wir haben eine Anzeige aufgegeben, die Streife, die uns zum Präsidium gefahren hat, hat auf einem Umweg auch noch eine Kollegin zum Übersetzen abgeholt. Alle waren sehr freundlich, zuvorkommend, konnten uns aber leider keinerlei Hoffnung machen, dass wir die Sachen wieder sehen. Das wäre wohl auch etwas zu optimistisch gewesen. Kurz bevor sie uns wieder am Hostel abgesetzt haben, meinte die eine Polizistin, dass wir froh sein können, dass wir gesund sind. Das scheint nicht immer so „gut“ auszugehen.

Nunja, ein paar Bilder hatten wir gestern auf der Feria de San Telmo gemacht, die hatten wir schon bearbeitet. Zum Trost wollten wir heute Tango ansehen und hören – es scheint wohl aber definitiv nicht unser Tag zu sein: am heutigen Feiertag finden keine Aufführungen statt. Schade, dass Buenos Aires sich so doof verabschiedet, bisher haben wir die Zeit hier sehr genossen, BA ist definitiv eine Reise wert! Dennoch geht es morgen abend weiter: Mendoza wartet schon!