Leben auf dem Yard

Die Zeit verfliegt! Eigentlich wollten wir schon öfter mal was schreiben, aber irgendwie kommt dann immer was dazwischen. Scheint, als ob wir uns das in Deutschland über den Winter abgewöhnt haben… Wir sitzen aber nicht nur rum und gucken Löcher in die Luft, wir sind ganz gut beschäftigt. Zuallererst haben wir eine Entscheidung getroffen – sehr schweren Herzens werden wir uns von Kassiopeia trennen. Nach einer wunderbaren Reise von über 6 Jahren freuen wir uns tatsächlich mal wieder auf ein Leben mit einer festen Zentrale, nahe an Familie und Freunden. Wir haben schon eine Wohnung gefunden, die auf Einrichtung und ihre Bewohner wartet, ich hab eine feste Stelle mit Büro und Kollegen vor Ort und Michl wird im Homeoffice vermutlich auch weiterhin gut zu tun haben.

Damit verbunden ist unsere hauptsächliche Beschäftigung die letzten Wochen: Ausmisten, Ausräumen, Packen – und immer wieder entscheiden, welches Teil in welche der drei Kategorien fällt. Wir würden gerne mehr mitnehmen, aber die Preise für zusätzliches Gepäck sind hoch, somit ist das Auswahlkomitee sehr streng. Die ersten Rucksäcke und Taschen sind gepackt, für mich geht es am Sonntag mit einem ersten Teil zurück. Michl bleibt noch ein wenig, aber es wird wohl keine Langeweile aufkommen. Kassiopeia wird etwas aufgehübscht und die Backskisten sind noch nicht aussortiert…

alte und neue Welle im Vergleich
das muss jetzt nur noch ein- und zusammengebaut werden

Ein weiterer etwas größerer Punkt stand auf der ToDo-Liste – wir wurden ja letztes Jahr vom Zustand der Welle eine wenig „überrascht“, als wir eigentlich nur das Wellenlager wechseln wollten. Die neue Welle ist inzwischen da (etwas tricky bei der Bestellung: Kassiopeia ist schwedisch und somit benötigten wir eine metrische!) und kann eingebaut werden. Das geht natürlich nicht schnell mal nebenbei, sondern ist etwas aufwendiger, wie üblich verursachen ein paar fehlende Zentimeter ein deutliches Stück Aufwand…

Freizeit gibt es natürlich auch: letzten Samstag war wieder Hāngi angesagt, diesmal (hier der Bericht zu letztem Jahr) mit ein wenig mehr Gemüse aber immer noch deutlich zuviel Essen. Weltklasse war die Lammkeule! Das Wetter war perfekt, am Tag zuvor hat es gestürmt und geregnet, Samstag pünktlich zum Sonnenaufgang war der Himmel blau und er blieb das auch den Rest des Tages.

gut angekommen

die Mündung des Potomac
zwischen LaGuardia und Richmond

… und das ja immerhin schon vor gut einer Woche. Wir sind einfach nicht mehr gewohnt, regelmäßig was zu schreiben… Aber nun: wir sind gut bei Kassiopeia angekommen, sie hat unsere Abwesenheit ohne Probleme überstanden. Alles funktioniert noch soweit, bis auf den Wasserhahn im Bad, der muss ausgetauscht werden. Der hat allerdings auch schon 7 Jahre auf dem Buckel, für einen normalen Haushaltshahn auf dem Boot in salziger Luft schon nicht schlecht. Die neue Welle ist bestellt, in ein, zwei Wochen sollte sie da sein, dann können wir Kassiopeia wieder „vervollständigen“.

Das Wetter hier ist herrlich (wenn man mal von der Sturmnacht mit Tornadowarnung von Sonntag auf Montag absieht), tagsüber meist sonnig und angenehm, nachts nicht zu kalt zum im Cockpit sitzen und nicht zu warm zum Schlafen. Kann so bleiben! In Deltaville haben wir uns schnell wieder zurecht gefunden, das ist nicht so die Art Ort, wo sich viel verändert… Dass wir hier schon recht viel Zeit verbracht haben, merken wir dann daran, dass wir immer wieder von ganz unterschiedlichen Leuten darauf angesprochen werden, dass es ja schön ist, dass wir wieder da sind, wir waren ja lange weg.

Wellenlager

Das wollten wir wechseln, solange wir noch da sind, die Welle hatte etwas viel Spiel und Bewegungsfreiheit. Im September war es zu heiß, jetzt nach dem Sturm kam auch der Herbst und damit Temperaturen, die nicht mehr bei jeder Bewegung einen Schweißausbruch auslösen – also Zeit für letzte „Kleinigkeiten“. Die eigentliche Idee zum Wechsel des Lagers war, den Propeller abzuschrauben und die innen liegende Gummidichtung von innen nach außen zu klopfen (bei dem Lager handelt es sich um ein Messingrohr mit Gummidichtung, durch die die Antriebswelle nach außen geführt wird und auch die Lage stabilisiert).

Wie wir uns eigentlich hätten denken können, war das nun doch nicht so einfach. Die Messinghülse des alten Lagers war eine innige Verbindung mit ihrer Halterung eingegangen und wollte sich partout nicht lösen. Also musste die Welle raus – um sie vom Getriebe zu lösen, mussten „nur“ 13 ziemlich fest sitzende Schrauben gelöst werden (die selbstverständlich „super zugänglich“ hinter dem Motor unter der Steuersäule saßen). Und dann noch die Welle aus ihrer Halterung lösen (die beiden konnten sich auch nur schwer trennen). Und schon konnten wir sehen, dass es unabhängig vom Lager gut war, die Welle zu ziehen – die muss nämlich auch gewechselt werden.

Edelstahl und Salzwasser vertragen sich nicht so wirklich, der Stahl wird regelrecht aufgefressen, auch Lochfraß genannt (dem ein oder anderen sicher noch aus der Werbung bekannt). Eine Opferanode hatten wir zwar mal, diese aber irgendwann verloren und einfach keine passende mehr gefunden.

Obwohl die Welle raus war, galt das nun immer noch nicht für die Messinghülse des Lagers. Diese konnte jetzt aber mit Hilfe von Säge, Hammer und Rundeisen entfernt werden. Das ganze irgendwann als Puzzle wieder zusammenzubauen dürfte nicht ganz so schwierig werden, das steht dann aber an, wenn wir wieder zurück aus Deutschland sind. Montag geht unser Flug, Sonntag werden wir hier von Freunden abgeholt, und zuvor kommen wir unmöglich an eine neue Welle. Es eilt ja aber nun auch nicht wirklich.

Nach dem Sturm

Donnerstag auf Freitag hatten wir eine ziemlich unruhige Nacht, diesmal war es ein wenig anders als bei Florence. Alle waren recht entspannt, sollte Michael ja auch recht schnell über uns hinwegziehen. Das hat er glücklicherweise auch getan! Der Wind, den er mitgebracht hat, war aber nicht ganz in der Höhe erwartet. 

Irgendwann abends hatte es zu regnen begonnen, ein wenig windig war es auch – da allerdings noch weniger als angekündigt. Für in etwa Mitternacht war eine Winddrehung vorhergesagt, speziell für uns hat das bedeutet, dass der Wind von bisher aus Süden kommend über Osten auf Nord mit westlicher Tendenz dreht. Kassiopeia steht relativ offen und ungeschützt für Wind aus Nordost. Irgendwann nahm der Wind zu, die Drehung hatten wir dann wirklich recht flott hinter uns, aber dann hat der Wind so richtig zugelegt. Ein Stück weiter südlich wurde uns von gut 70kn (~130km/h) berichtet, die Marina nebenan hat angeblich 100kn (~185km/h) gemessen, weiter geht ihre Skala nicht. Kassiopeia wurde durch ein paar Bäume ein wenig geschützt, glücklicherweise stehen die alle noch. Zwischendurch hat sie regelrecht gewackelt, was doch kein gutes Gefühl ist, wenn man gut gesichert an Land steht.

In Mathews, etwa 20 Minuten entfernt soll sich ein Tornado gebildet haben, da haben wir aber keine zuverläassige Bestätigung. In Saluda, 20 Minuten in die andere Richtung, war schon einer im Werden, der sich dann aber anscheinend nicht vollständig gebildet hatte. Davon wurden wir glücklicherweise verschont. 

Das Wichtigste für uns: wir haben keinen Schaden, die Äste, Nadeln und das Laub, das auf Kassiopeia gelandet waren, sind weggeräumt und uns ist nichts passiert. Nochmal brauchen wir das allerdings nicht.

In Deltaville scheint es außer ein paar umgewehten und entwurzelten Bäumen und drei umgefallenen Booten in einem Yard keine größeren Schäden zu geben. Teilweise ist der Strom ausgefallen, unter anderem bei uns. Laut Energieversorger könnte es bis Montag klappen, dass die herunterhängende Leitung repariert wird. Die haben ja auch noch ein paar andere Baustellen aktuell… Kein Strom heißt für uns in der Werft kein Wasser – somit auch keine Klospülung. Das lässt sich aber halbwegs pragmatisch lösen, wir gehen inzwischen immer mit Eimer, den wir zuvor am Steg mit Wasser füllen. Und nachdem es deutlich abgekühlt hat, kann man auch mal auf die Dusche verzichten 😉

Michael

wahrscheinliche Zugrichtung, Quelle NOAA

So heißt der aktuelle Hurrikan, der kurz vor dem Landfall an der US-Ostküste ist. Mittlerweile ist er auf Kategorie 4 hochgestuft, die Skala geht bis 5. Aktuell ist er noch weit weg von uns, er wird Florida von Westen her treffen. Für uns ist das dennoch interessant, weil er anschließend entlang der Küste wohl bis zur südöstlichen Ecke Virginias wandern wird. Die Vorhersagen sind sich nicht so ganz einig, wo genau das Auge entlang marschiert, aber weit von uns wird es vermutlich nicht sein. Der Wind wird sich über Land wohl abschwächen, allerdings ist auch sehr viel Regen vorhergesagt.

Wir sind gespannt, was diesmal hier tatsächlich ankommt, die Auswirkungen von Florence waren ja doch deutlich geringer als angekündigt, im Fall von Michael hätten wir da auch nichts dagegen. Hier kann man übrigens die aktuellen Infos von NHC der NOAA bekommen.

Projekt: Vorräte reduzieren

Ein wenig ruhig ist es derzeit auf unserem Blog, es passiert auch nicht so sehr viel. Das Wetter ist meist angenehm, wir genießen es, noch in Sommerkleidung unterwegs zu sein, abends muss allerdings doch schon mal die lange Hose herhalten. Aber alles kein Grund zur Klage! Inzwischen haben wir uns endgültig wieder auf Kassiopeia und dem Yard eingelebt, das Auto ist ausgeräumt und wir haben fast alles gleichmäßig im Boot verteilt – was nicht so einfach ist… So nebenbei sind wir nämlich auch generell am Räumen, wir müssen Koffer packen und dabei alles finden, was mit muss. Die Koffer packen wir, weil wir beschlossen haben, eine Reisepause einzulegen.

warten auf Füllung…

Wir beide, besonders ich, vermissen nach über sechs Jahren Reise doch so langsam immer mehr Familie und Freunde, da wollen wir ein Jahr lang etwas dagegen unternehmen. Ende Oktober fliegen wir nach Hause (wir suchen übrigens noch eine Wohnung, falls jemand da einen Tipp hat – immer her damit!), Kassiopeia bleibt hier am Yard stehen. Wir kennen alle und alles hier inzwischen so gut, dass wir sicher sind, Kassiopeia ist für ein Jahr bestens aufgehoben – danach sehen wir weiter. Zolltechnisch ist das in den USA übrigens kein Problem, anders als es in anderen Ländern wäre.

An Kassiopeia sind Kleinigkeiten zu erledigen, ein Fenster war undicht, und wir haben eine Grundreinigung angefangen. Das Auto haben wir zum Verkauf angeboten, das würde keinen Sinn machen, es hier rumstehen zu lassen. Und unsere Vorräte haben wir aufgeteilt in „muss noch weg“ und „hält noch lang genug“. Der „muss noch weg“ Stapel wird so langsam kleiner und der Speiseplan richtet sich hauptsächlich danach, irgendetwas davon zu verwenden. Die kleinen „Rückschläge“ in Form von Kühlschrankresten der NAJA und der WORLDDANCER II sind auch schon teilweise verdaut.

unsere Kanada Landreise – ein wenig Statistik und Info

Ein wenig was über diese gut drei Monate wollen wir zum Abschluss noch zusammenfassen. Vielleicht kann auch der ein oder andere etwas mit unseren Infos anfangen. Zuerst die Zahlen:

  • 107 Tage waren wir unterwegs
  • rund 16.300km bzw. 10.100 Meilen sind wir in der Zeit gefahren
  • an 63 Orten haben wir angehalten
  • zwischen 1 und 9 Nächten sind wir jeweils geblieben
  • unsere nördlichste Übernachtung war in Hinton,
  • die höchstgelegene im Yellowstone NP,
  • die westlichste in Ucluelet.
  • gut 5.600 Bilder (die noch nicht aussortiert sind…)

Generell empfehlen wir eine AAA/CAA Mitgliedschaft, auch mit neueren Autos. Wir haben Premium, da war das Abschleppen über mehr als 240km nach Saskatoon inklusive. Zudem gibt es gelegentlich Rabatt an Campingplätzen. Wir fanden, das gibt doch ein entspanntes Gefühl auf den teilweise ziemlich langen Strecken ohne Ortschaft, Tankstelle oder auch Werkstatt (so Schilder wie „nächster McDonald in 500km“ oder „nächste Tankstelle in 230km“ sind einem in Europa einfach nicht so geläufig, verdeutlichen aber die Weite des Landes eindrucksvoll ;-)). Auch verdienen manche Schlaglöcher eher die Bezeichnung Krater, nicht alle erkennt man frühzeitig.

„Overflow“-Camping (die regulären Plätze waren schon voll) im Mosquito Creek, Icefields Parkway

Wir wissen nicht, wie viel wir für Sprit ausgegeben haben oder für die Übernachtungen, darüber führen wir kein Buch. Geld sparen konnten wir auf etlichen Walmart-Parkplätzen, ansonsten waren wir auf regulären Campingplätzen oder in National/Provincial/Regional Parks. Parks liegen preislich etwas günstiger, im Schnitt bei etwa 20CAD (aktuell ~13€), bieten im Allgemeinen aber auch weniger Luxus als ein Campingplatz. Allerdings waren sie landschaftlich ausnahmslos wunderschön. Duschen hatten wir nur in den allerwenigsten Parks, Trinkwasser gibt es überall. Campingplätze mit Vollausstattung lagen für uns bei um die 40CAD (~26€), so richtig schlecht war nur einer (zu groß, zu laut, leider der einzige, der Platz hatte).

Die Campingplätze haben wir meist mit Stromanschluss genommen, zwischendurch mussten wir ja auch mal was arbeiten und die Laptops laden. Ganz generell gibt es Plätze mit „Full Hook Up“ (Abwasser, Wasser, Strom), „Partial Hook Up“ (üblicherweise Wasser + Strom) oder ohne Service (einen Wasserhahn findet man trotzdem immer irgendwo in der Nähe). Das macht natürlich auch noch einen Preisunterschied. Generell hatten alle „regulären“ Übernachtungsplätze einen Picknicktisch, viele auch eine Feuerstelle (in den Parks ist das Standard, je nach Feuergefahr darf man dann auch Lagerfeuer machen). Holz gibt es vor Ort zu kaufen, es ist wegen Schädlingen keine gute Idee, das von irgendwo mitzubringen. Reservierungen waren sehr selten nötig, zweimal hatten wir Probleme, einen Platz zu finden (einmal davon war ein Feiertag zum Ende der Sommerferien, den wir nicht auf dem Schirm hatten).

„Overflow“ für Radfahrer

Aus unserer Sicht war unser Auto das beste Reisemittel überhaupt! Wir haben alles untergebracht (sehr begrenzter Stauraum reduziert zumindest ein wenig die Souvenirsuche…), hatten ein bequemes, warmes Bett (die kanadischen Nächte können auch im Hochsommer ziemlich kühl werden!), der Spritverbrauch liegt im Erträglichen, mit einem kleinen Fahrzeug kommt man überall hin und man findet leicht einen Parkplatz. Ein Zelt hatten wir zwar dabei, aber nur in Red Deer als Alibi aufgestellt (offiziell darf man da nicht im PKW übernachten, dem Platzbetreiber hat das aufgestellte Zelt zum Anschein gereicht).

Kanada ist DAS Reiseziel für Outdoor- und Campingfans, der Westen noch ein Stück mehr als der Osten (unserer Meinung nach). Es gibt eine gefühlt unendliche Anzahl von Parks mit Campingplätzen und gut angelegten Wanderwegen, generell darf man überall in der Natur stehenbleiben, wo es nicht verboten ist – und davon gibt es etliche Orte, wenn man mal die ausgetretenen Pfade verlässt. Es mag komisch klingen, aber aus Zeitgründen haben wir das nicht mehr ausgekostet. Fahrräder dabei zu haben wäre nicht schlecht gewesen, dann hätten wir noch ein wenig mehr jeweils um uns herum erkunden können und z.B. zum Einkaufen nicht immer ins Auto steigen müssen. Kanu und/oder Kajak fahren ist ein Muss, es ist einfach eine der am weitesten verbreiteten Sportarten  – und macht Spaß!

da haben wir übernachtet

Wer sich die Nationalsparks (wie z.B: Banff oder Jasper) nicht entgehen lassen will, muss Eintritt zahlen. Ab etwa sechs Tagen Aufenthalt rentiert sich der Jahrespass, den wir uns gleich im ersten Park gekauft haben. Der Familienpass hat uns knapp 140CAD (~90€) gekostet. Davon finanziert werden unter anderem Straßen (die besten im Lande), Museen, Pflege der Wanderwege, Infocenter mit viel Material und persönlicher Beratung, usw.. Und wir könnten uns noch bis Ende Juni nächsten Jahres so lang in den Parks aufhalten, wie wir wollen. Mal sehn… 😉

Supermärkte gibt es in ausreichender Menge, die Auswahl ist gut, wenn auch nicht billig. Zwischendurch findet man Märkte oder kleine, individuelle Läden mit allen möglichen Spezialitäten. Wer Wert auf Bio legt, ist in Kanada gut aufgehoben. Die Versorgung ist zwar nicht billiger als in den USA, jedoch deutlich vielfältiger! Zudem haben wir in Kanada mit die besten Steaks unserer bisherigen kompletten Reise gegessen. Es gibt etliche Metzger und Bäcker – hatten wir beides lange nicht gesehen – mit eigenen Produkten, ohne Massenware.

Kurz und knapp zusammengefasst: wir hatten einen unglaublich schönen, unvergesslichen Sommer! Kanada bietet wahnsinnig viel überwältigende Natur, schöne Städte, tolle Museen und nicht zuletzt wundervolle Menschen.

Rückweg, Einleben und Florence

Mittagspause in Ogallala

Leider hatten wir es die letzten Tage nicht wirklich geschafft, ausführlich zu schreiben. Zuerst mal stand der Rückweg zu Kassiopeia an. Tatsächlich wollten wir uns zwar nicht so sehr viel Zeit lassen, gar so hetzen war allerdings auch nicht geplant. Immerhin ein wenig über 1.900 Meilen, etwa 3.060km, in insgesamt drei Tagen. Auf mehr und weniger guten Straßen und mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 130km/h, meist 110km/h. Bei Überschreitung wird man auch gerne mal weiter ausgebremst, in unserem Fall von der Nebraska State Police – 2 Meilen vor dem Tagesziel.

Straßenkreuzung irgendwo unterwegs

Wir wurden freundlich aber sehr bestimmt auf die Höchstgeschwindigkeit hingewiesen, nach Alkohol im Fahrzeug (darf man haben, darf nur nicht während der Fahrt erreichbar sein) und Waffen gefragt (haben wir nicht, naja, vom Küchenmesser abgesehen). Nach einer gründlichen Kontrolle der Papiere (ein deutscher Führerschein reicht übrigens aus) und einer schriftlichen, aber kostenlosen Verwarnung durften wir weiter fahren. Auf der restlichen Strecke haben wir keine Verwarnung mehr riskiert…

Wir sind nach dem Yellowstone NP durch insgesamt acht Bundesstaaten gefahren und haben dabei ganz unterschiedliche Landschaften gesehen. Highlight war definitiv Wyoming. Für uns beide zuvor noch ein völlig unbeschriebenes Blatt hat es uns mit Canyons, Stauseen und weiter Hügellandschaft überrascht. Nebraska liegt aus unserer Sicht dagegen eher am anderen Ende der Skala (was nicht an der Verkehrskontrolle lag).

Kansas City

Mittwoch spätnachmittag kamen wir hier an und haben direkt losgelegt, Kassiopeia so gut wie möglich auf schlechtes Wetter vorzubereiten. So sehr viel war zwar nicht mehr zu tun, das Wichtigste hatten wir vor Abfahrt im Mai schon gemacht, aber es gibt doch ein gutes Gefühl, nochmal alles zu kontrollieren. Den Wassertank haben wir ein wenig gefüllt und die ersten Sachen aus dem Auto geräumt. Wäsche waschen war auch mal wieder angesagt, eben so ganz normale Sachen, wenn man nach längerer Abwesenheit wieder heimkommt 🙂

ein klein wenig Hochwasser hatten wir

Florence hat sich aus unserer Sicht immer weiter entspannt, selbst vom vorhergesagten Sturzregen ist bis jetzt nicht viel angekommen. Gut für uns, schlecht für andere, die dafür mehr abbekommen haben… 

Wir haben uns schon wieder eingelebt, der erste Grillabend mit anderen Seglern liegt hinter uns und so langsam kommen wir auch mit den unterwegs nicht mehr geschafften Artikeln mit Bildern hinterher. Allein im Yellowstone NP hatten wir über 400 Bilder mit einer der Kameras gemacht…

Übrigens haben wir Artikel nachgeliefert, wir haben sie zu den passenden Terminen eingestellt – bei Interesse einfach mal nachschaun, was noch unbekannt ist (Moorecroft und Wasserfälle, Westküste Vancouver Island, Zurück in die USA bis kurz vor Yellowstone und Yellowstone Nationalpark).

Gut angekommen

Nochmal nur ganz kurz, die nächsten Artikel werden wieder länger!

Wir sind gestern am späten Nachmittag gut in Deltaville bei Kassiopeia angekommen. Und nein, wir sind nicht sehenden Auges in den Hurrikan gefahren, Deltaville lag schon die ganze Zeit nicht im Zentrum der vorausgesagten Zugbahn, sondern am Rand. Aus unserer Sicht wurde die Vorhersage immer besser, aktuell sollten wir zwei, drei windigere Tage mit viel Regen vor uns haben. Unser Plan war, möglichst vor Florence an den demnächst vermutlich überschwemmten Gebieten vorbei zu kommen.

Bei Kassiopeia ist soweit alles OK, wir haben sie heute sturmfest gemacht und harren der Dinge, die da kommen.

Yellowstone Nationalpark

Da der Yellowstone Nationalpark (hier die offizielle Seite) auf dem Weg nach Osten so gut wie auf dem Weg liegt, war es für uns keine Frage, da noch einen Zwischenstopp einzulegen. Wir hatten uns eine Route durch den Park überlegt, so dass wir an den für uns interessantesten Punkten vorbei kommen. Eigentlich war das auch die einzig logische Route, wenn man im Norden einfährt und dann nach Osten will, also den Ost-Ausgang nimmt. Und es war eine sehr schöne!

Am Ankunftstag wurden wir schon während der Anfahrt belohnt. Durch wunderschöne, weite Täler geht die Straße, gesäumt von leicht ansteigenden Hügeln, spätestens hier sind wir im weitern, wilden Westen der USA angekommen. Auf Empfehlung der Info am Eingang sind wir direkt zum Campingplatz gefahren, da die Plätze nach dem Windhundprinzip („first-come, first-served“) vergeben werden (wie übrigens bei den meisten Plätzen in den kanadischen Parks). Nachdem wir unseren Platz gesichert haben, sind wir noch zu den Mamoth Hot Springs gleich im Norden des Parks gefahren. Und waren direkt mittendrin im leichten „Duft“ nach faulen Eiern, der uns den ganzen Park über begleiten sollte.

Im ganzen Park gibt es immer wieder Stellen, an denen Rauch aus dem Boden aufsteigt, mehr oder weniger große weiße Flächen, und das ganze zwischen Wiesen, Flussläufen, Wäldern und Schluchten. Beeindruckend schön! Leider gibt es im Park, trotz der Nachsaison (der Herbst ist schon deutlich zu spüren und nicht mehr alle Campingplätze haben geöffnet), unglaublich viele Menschen. Dass wir allein unterwegs sind, hatten wir nicht erwartet, aber zur Hochsaison würden wir uns das nicht antun wollen.

Für den nächsten Tag hatten wir abends einen Campingplatz reserviert, also konnten wir uns auf der Tour Zeit lassen. Wir haben recht oft angehalten und uns auch Zeit für die einzelnen Wanderungen genommen – so ganz ohne Laufen bekommt man von den Attraktionen nur am Rande etwas mit. Wir sind durch verschiedene Geysir-Felder gelaufen, haben die Grand Prismatic Spring aus zwei Perspektiven besichtigt und am Ende beschlossen, nicht noch eine Stunde auf den Ausbruch des Old Faithful Geysirs zu warten. Wir waren einfach platt nach viel laufen und noch viel mehr tollen Eindrücken.

Die letzte Nacht im Park war dann auch eine unserer kältesten, bei +2°C sind wir nach dem Kaffee aufgebrochen. Da merkt man halt doch die Höhe von über 2.000m… Nach einem kurzen Stopp an weiteren heißen Quellen und einem Frühstück am Fluss in der Sonne haben wir uns auf den Weg gen Osten gemacht. Und sind direkt durch das Tal des Windy River gefahren, ein wunderschönes, schroffes Tal, entlang dessen sich Straße und Bahnlinie schlängeln.

Zurück in die USA bis kurz vor Yellowstone

Nach dem Ausflug an die Westküste von Vancouver Island machen wir uns so langsam Gedanken über die Rückfahrt, Anfang September wollten wir uns wieder auf den Weg nach Osten machen. Es gibt verschiedene Fähren, mit denen man auf´s Festland kommt: nach Vancouver (dann müssen wir von dort noch ein Stück nach Süden, bevor es nach Osten geht), von Victoria direkt südlich nach Port Angeles, Washington State (das würde einen Umweg um Seattle herum bedeuten) oder von Sidney aus an den Inseln vorbei nach Anacortes, das auch schon in den USA liegt. Da das den kürzesten Weg bedeutet hat und gleichzeitig die schönste Strecke war, haben wir uns dafür entschieden. Ein klein wenig Spannung war dabei – als wir uns vorab vor Ort informieren wollten, haben wir erfahren, dass die Fähre gerade außer Betrieb ist und die Coast Guard entscheidet, wann sie wieder fahren darf. Zu unserem Wunschtermin war aber wieder alles gut!

Vor der Fähre haben wir uns noch ein Wochenende im Bamberton Provincial Park gegönnt und zum Abschluss einen schönen Campingplatz mit Waschmaschine und Dusche (haben die Parks üblicherweise nicht…) im Süden der Insel.

Die Einreise in die USA war etwas langwierig, aber problemlos. Unsere Einreisestempel haben wir bereits vor Abfahrt der Fähre bekommen, der Zoll in Anacortes wollte dann nochmal alles ganz genau wissen. Die Dame vom Zoll hat uns schon mit den Worten begrüßt, dass wir ja ein Segelboot in Virginia hätten (der Informationsfluss innerhalb der Behörde funktioniert offensichtlich) und da unser Auto ja doch ein wenig voll und für ungeübte auch unübersichtlich war, mussten wir extra warten, bis sie zusammen mit einem Kollegen alles gründlich unter die Lupe genommen hat. Beide haben uns nebenbei nach unseren weiteren Plänen befragt, ob wir Alkohol mit uns führen, Drogen, sonstige Waren, Bargeld, usw.. Offensichtlich konnten wir alles zur Zufriedenheit beantworten und mit einem „Have a good trip“ und freundlichem Winken wurden wir endgültig ins Land gelassen.

Auf die Großstadt Seattle hatten wir beide keine Lust, also haben wir uns mit zwei Stopps bis kurz vor den Yellowstone Nationalpark auf den Weg gemacht. Ein Stopp war bei einem äußerst beeindruckenden Souvenirshop mit Hotel und Tankstelle. Beeindruckend deswegen, weil wir beide noch nie eine so große Ansammlung an fürchterlichen Souvenirs gesehen haben. Und offensichtlich gibt es Menschen, die das kaufen – nunja, die Geschmäcker sind glücklicherweise verschieden 🙂 

Lebenszeichen

Blick auf den Pazifik

Regenwald im Pacific Rim NP

Ja, wir leben noch und es geht uns gut! Wir genießen die letzten Tage in Kanada in vollen Zügen, nur nicht immer mit Zugang zu Strom und/oder Internet. Deswegen ist das mit den neuen Beiträgen gerade ein wenig schwierig. Deshalb hier ganz kurz: wir waren im Moorecroft Regional Park, sind die Küste entlang nach Campbell River gefahren, haben im Elk Falls Provincial Park übernachtet, den Wasserfall dort und im Little Qualicum Provincial Park besucht, sind über Port Alberni an die Pazifik-Küste nach Ucluelet, Tofino und den Pacific Rim National Park gefahren, haben unterwegs an einem Parkplatz unter absolut überwältigendem Sternenhimmel übernachtet und sind inzwischen nach einem kleinen Umweg über Sidney und Victoria im Bamberton Provincial Park gelandet.

Den genießen wir heute noch, morgen geht es ein letztes Mal auf der Insel an die Südküste und für Dienstag haben wir eine Reservierung für die Fähre zurück in die USA. Der Plan ist, relativ flott nach Deltaville zu fahren, Bilder der vergangenen Tage gibt es dann spätestens von dort. Die Vorfreude kann somit beginnen 🙂

Ergänzung am 16.9.: wir haben die fehlenden Artikel nachgeliefert. Zu finden sind sie hier (28.8.), hier (31.8.) und hier (6.9.)

Westküste Vancouver Island

Von Port Alberni sind wir dann weiter an die Westküste. Zwei Orte sind da, Ucluelet und Tofino, dazwischen liegt der Pacific Rim National Park. Die Fahrt bis an die Küste führt über eine enge, gewundene Straße, teilweise steil (18%), nah vorbei an Stellen mit gelegentlichem Steinschlag, die dennoch gut befahren ist – ist ja auch die einzige Straßenverbindung.

In Ucluelet hat uns Nebel empfangen – diesmal kein Smog, die Sicht war dadurch aber auch nicht viel besser. Nur hat es nicht nach Rauch gerochen. Trotz des Wetter wollten wir noch ein wenig was sehen, und es hat sich gelohnt! Beim Leuchtturm ist der Lighthouse Loop, ein Teil des Wild Pacific Trail, ein gut ausgebauter Rundweg entlang der Küste, mit Erklärungen zur Natur und noch einem kurzen Abschnitt, der sehr ausführlich vorkommende Pflanzen beschreibt mit ihrem Nutzen und wie sie sich in der Landschaft und den Bedingungen entwickeln.

Donnerstag früh stand der Pacific Rim National Park auf unserem Plan. Zuerst mal haben wir gleich beim spektukulär am Strand liegenden Info-Zentrum die Aussicht genossen. Eine wunderschöne Küste, zwischendurch Felsen, Nebelschwaden auf dem Meer und ein breiter, endlos scheinender Sandstrand. Herrlich! Anschließend sind wir beide Rainforest Trails gelaufen – der eine geht durch den alten Regenwald, der andere durch einen neueren Teil, der erst im letzten Jahrhundert nach Rodung für eine Radarantenne neu nachgewachsen ist. Beide Wege sind wieder mit ausführlichen Erklärungen ausgestattet, man lernt viel über die Geschichte und Entstehung der Vegetation unter den vorhandenen Bedingungen.

Nach einem kurzen Abstecher in Tofino sind wir wieder zurück gen Osten gefahren, übernachtet haben wir an einem Parkplatz an der Straße. So ganz offiziell darf man da zwar nicht über Nacht stehen bleiben, das wird dort aber selten kontrolliert. Und wir hatten so mitten in der Pampa den schönsten und beeindruckendsten Sternenhimmel seit langem genießen können (hat doch gelegentlich positive Auswirkungen, kein Klo im Fahrzeug zu haben, wenn nachts die Blase drückt…).

Moorecroft und Wasserfälle

Nachdem es immer noch sonnig blieb, sind wir Sonntag in den Moorecroft Regional Park gefahren. Der Park ist nicht sehr groß, aber man trotzdem eine wunderschöne Aussicht und kann herrlich spazieren gehen. Montag haben wir dann unseren Campingplatz verlassen (war auch mal schön und entspannend, nicht nur eine Nacht stehen zu bleiben!) und sie an der Ostküste weiter gen Norden gefahren. Ganz hoch in den Norden der Insel wollten wir nicht, das war uns dann ganz einfach zu weit. Nach leckeren Fish&Chips (frischer Lachs eignet sich da bestens) am Hafen in Campbell River sind wir direkt weiter zum Elk Falls Provincial Park und haben uns einen schönen Platz gesucht.

Wir hatten überlegt, gleich noch am selben Tag die Wasserfälle zu besuchen, dann aber einfach nur unseren mal wieder herrlichen Platz genossen. OK, einen kleinen Spaziergang haben wir noch gemacht, aber je näher das Ende unserer Kanada-Reise rückt, desto mehr wird uns bewußt, wie wunderschön die Campingplätze in den Provincial und National Parks sind. Da war kein einziger Reinfall dabei und ein paar drängeln sich um den besten Platz herum…

Der nächste Tag war dann Wasserfall-Tag: zuerst sind wir gleich um die Ecke zu den Elk-Falls, dann später auf dem Weg in Richtung Port Alberni haben wir im Little Qualicum Falls Provincial Park Mittagspause und gleich einen ausführlichen und wunderschönen Verdauungsspaziergang gemacht. Übernachtet haben wir dann in Port Alberni, das über ein Inlet direkten Zugang zum Pazifik hat.