Leben auf dem Yard

Die Zeit verfliegt! Eigentlich wollten wir schon öfter mal was schreiben, aber irgendwie kommt dann immer was dazwischen. Scheint, als ob wir uns das in Deutschland über den Winter abgewöhnt haben… Wir sitzen aber nicht nur rum und gucken Löcher in die Luft, wir sind ganz gut beschäftigt. Zuallererst haben wir eine Entscheidung getroffen – sehr schweren Herzens werden wir uns von Kassiopeia trennen. Nach einer wunderbaren Reise von über 6 Jahren freuen wir uns tatsächlich mal wieder auf ein Leben mit einer festen Zentrale, nahe an Familie und Freunden. Wir haben schon eine Wohnung gefunden, die auf Einrichtung und ihre Bewohner wartet, ich hab eine feste Stelle mit Büro und Kollegen vor Ort und Michl wird im Homeoffice vermutlich auch weiterhin gut zu tun haben.

Damit verbunden ist unsere hauptsächliche Beschäftigung die letzten Wochen: Ausmisten, Ausräumen, Packen – und immer wieder entscheiden, welches Teil in welche der drei Kategorien fällt. Wir würden gerne mehr mitnehmen, aber die Preise für zusätzliches Gepäck sind hoch, somit ist das Auswahlkomitee sehr streng. Die ersten Rucksäcke und Taschen sind gepackt, für mich geht es am Sonntag mit einem ersten Teil zurück. Michl bleibt noch ein wenig, aber es wird wohl keine Langeweile aufkommen. Kassiopeia wird etwas aufgehübscht und die Backskisten sind noch nicht aussortiert…

alte und neue Welle im Vergleich
das muss jetzt nur noch ein- und zusammengebaut werden

Ein weiterer etwas größerer Punkt stand auf der ToDo-Liste – wir wurden ja letztes Jahr vom Zustand der Welle eine wenig „überrascht“, als wir eigentlich nur das Wellenlager wechseln wollten. Die neue Welle ist inzwischen da (etwas tricky bei der Bestellung: Kassiopeia ist schwedisch und somit benötigten wir eine metrische!) und kann eingebaut werden. Das geht natürlich nicht schnell mal nebenbei, sondern ist etwas aufwendiger, wie üblich verursachen ein paar fehlende Zentimeter ein deutliches Stück Aufwand…

Freizeit gibt es natürlich auch: letzten Samstag war wieder Hāngi angesagt, diesmal (hier der Bericht zu letztem Jahr) mit ein wenig mehr Gemüse aber immer noch deutlich zuviel Essen. Weltklasse war die Lammkeule! Das Wetter war perfekt, am Tag zuvor hat es gestürmt und geregnet, Samstag pünktlich zum Sonnenaufgang war der Himmel blau und er blieb das auch den Rest des Tages.

gut angekommen

die Mündung des Potomac
zwischen LaGuardia und Richmond

… und das ja immerhin schon vor gut einer Woche. Wir sind einfach nicht mehr gewohnt, regelmäßig was zu schreiben… Aber nun: wir sind gut bei Kassiopeia angekommen, sie hat unsere Abwesenheit ohne Probleme überstanden. Alles funktioniert noch soweit, bis auf den Wasserhahn im Bad, der muss ausgetauscht werden. Der hat allerdings auch schon 7 Jahre auf dem Buckel, für einen normalen Haushaltshahn auf dem Boot in salziger Luft schon nicht schlecht. Die neue Welle ist bestellt, in ein, zwei Wochen sollte sie da sein, dann können wir Kassiopeia wieder „vervollständigen“.

Das Wetter hier ist herrlich (wenn man mal von der Sturmnacht mit Tornadowarnung von Sonntag auf Montag absieht), tagsüber meist sonnig und angenehm, nachts nicht zu kalt zum im Cockpit sitzen und nicht zu warm zum Schlafen. Kann so bleiben! In Deltaville haben wir uns schnell wieder zurecht gefunden, das ist nicht so die Art Ort, wo sich viel verändert… Dass wir hier schon recht viel Zeit verbracht haben, merken wir dann daran, dass wir immer wieder von ganz unterschiedlichen Leuten darauf angesprochen werden, dass es ja schön ist, dass wir wieder da sind, wir waren ja lange weg.

Wellenlager

Das wollten wir wechseln, solange wir noch da sind, die Welle hatte etwas viel Spiel und Bewegungsfreiheit. Im September war es zu heiß, jetzt nach dem Sturm kam auch der Herbst und damit Temperaturen, die nicht mehr bei jeder Bewegung einen Schweißausbruch auslösen – also Zeit für letzte „Kleinigkeiten“. Die eigentliche Idee zum Wechsel des Lagers war, den Propeller abzuschrauben und die innen liegende Gummidichtung von innen nach außen zu klopfen (bei dem Lager handelt es sich um ein Messingrohr mit Gummidichtung, durch die die Antriebswelle nach außen geführt wird und auch die Lage stabilisiert).

Wie wir uns eigentlich hätten denken können, war das nun doch nicht so einfach. Die Messinghülse des alten Lagers war eine innige Verbindung mit ihrer Halterung eingegangen und wollte sich partout nicht lösen. Also musste die Welle raus – um sie vom Getriebe zu lösen, mussten „nur“ 13 ziemlich fest sitzende Schrauben gelöst werden (die selbstverständlich „super zugänglich“ hinter dem Motor unter der Steuersäule saßen). Und dann noch die Welle aus ihrer Halterung lösen (die beiden konnten sich auch nur schwer trennen). Und schon konnten wir sehen, dass es unabhängig vom Lager gut war, die Welle zu ziehen – die muss nämlich auch gewechselt werden.

Edelstahl und Salzwasser vertragen sich nicht so wirklich, der Stahl wird regelrecht aufgefressen, auch Lochfraß genannt (dem ein oder anderen sicher noch aus der Werbung bekannt). Eine Opferanode hatten wir zwar mal, diese aber irgendwann verloren und einfach keine passende mehr gefunden.

Obwohl die Welle raus war, galt das nun immer noch nicht für die Messinghülse des Lagers. Diese konnte jetzt aber mit Hilfe von Säge, Hammer und Rundeisen entfernt werden. Das ganze irgendwann als Puzzle wieder zusammenzubauen dürfte nicht ganz so schwierig werden, das steht dann aber an, wenn wir wieder zurück aus Deutschland sind. Montag geht unser Flug, Sonntag werden wir hier von Freunden abgeholt, und zuvor kommen wir unmöglich an eine neue Welle. Es eilt ja aber nun auch nicht wirklich.

Nach dem Sturm

Donnerstag auf Freitag hatten wir eine ziemlich unruhige Nacht, diesmal war es ein wenig anders als bei Florence. Alle waren recht entspannt, sollte Michael ja auch recht schnell über uns hinwegziehen. Das hat er glücklicherweise auch getan! Der Wind, den er mitgebracht hat, war aber nicht ganz in der Höhe erwartet. 

Irgendwann abends hatte es zu regnen begonnen, ein wenig windig war es auch – da allerdings noch weniger als angekündigt. Für in etwa Mitternacht war eine Winddrehung vorhergesagt, speziell für uns hat das bedeutet, dass der Wind von bisher aus Süden kommend über Osten auf Nord mit westlicher Tendenz dreht. Kassiopeia steht relativ offen und ungeschützt für Wind aus Nordost. Irgendwann nahm der Wind zu, die Drehung hatten wir dann wirklich recht flott hinter uns, aber dann hat der Wind so richtig zugelegt. Ein Stück weiter südlich wurde uns von gut 70kn (~130km/h) berichtet, die Marina nebenan hat angeblich 100kn (~185km/h) gemessen, weiter geht ihre Skala nicht. Kassiopeia wurde durch ein paar Bäume ein wenig geschützt, glücklicherweise stehen die alle noch. Zwischendurch hat sie regelrecht gewackelt, was doch kein gutes Gefühl ist, wenn man gut gesichert an Land steht.

In Mathews, etwa 20 Minuten entfernt soll sich ein Tornado gebildet haben, da haben wir aber keine zuverläassige Bestätigung. In Saluda, 20 Minuten in die andere Richtung, war schon einer im Werden, der sich dann aber anscheinend nicht vollständig gebildet hatte. Davon wurden wir glücklicherweise verschont. 

Das Wichtigste für uns: wir haben keinen Schaden, die Äste, Nadeln und das Laub, das auf Kassiopeia gelandet waren, sind weggeräumt und uns ist nichts passiert. Nochmal brauchen wir das allerdings nicht.

In Deltaville scheint es außer ein paar umgewehten und entwurzelten Bäumen und drei umgefallenen Booten in einem Yard keine größeren Schäden zu geben. Teilweise ist der Strom ausgefallen, unter anderem bei uns. Laut Energieversorger könnte es bis Montag klappen, dass die herunterhängende Leitung repariert wird. Die haben ja auch noch ein paar andere Baustellen aktuell… Kein Strom heißt für uns in der Werft kein Wasser – somit auch keine Klospülung. Das lässt sich aber halbwegs pragmatisch lösen, wir gehen inzwischen immer mit Eimer, den wir zuvor am Steg mit Wasser füllen. Und nachdem es deutlich abgekühlt hat, kann man auch mal auf die Dusche verzichten 😉

Michael

wahrscheinliche Zugrichtung, Quelle NOAA

So heißt der aktuelle Hurrikan, der kurz vor dem Landfall an der US-Ostküste ist. Mittlerweile ist er auf Kategorie 4 hochgestuft, die Skala geht bis 5. Aktuell ist er noch weit weg von uns, er wird Florida von Westen her treffen. Für uns ist das dennoch interessant, weil er anschließend entlang der Küste wohl bis zur südöstlichen Ecke Virginias wandern wird. Die Vorhersagen sind sich nicht so ganz einig, wo genau das Auge entlang marschiert, aber weit von uns wird es vermutlich nicht sein. Der Wind wird sich über Land wohl abschwächen, allerdings ist auch sehr viel Regen vorhergesagt.

Wir sind gespannt, was diesmal hier tatsächlich ankommt, die Auswirkungen von Florence waren ja doch deutlich geringer als angekündigt, im Fall von Michael hätten wir da auch nichts dagegen. Hier kann man übrigens die aktuellen Infos von NHC der NOAA bekommen.

Projekt: Vorräte reduzieren

Ein wenig ruhig ist es derzeit auf unserem Blog, es passiert auch nicht so sehr viel. Das Wetter ist meist angenehm, wir genießen es, noch in Sommerkleidung unterwegs zu sein, abends muss allerdings doch schon mal die lange Hose herhalten. Aber alles kein Grund zur Klage! Inzwischen haben wir uns endgültig wieder auf Kassiopeia und dem Yard eingelebt, das Auto ist ausgeräumt und wir haben fast alles gleichmäßig im Boot verteilt – was nicht so einfach ist… So nebenbei sind wir nämlich auch generell am Räumen, wir müssen Koffer packen und dabei alles finden, was mit muss. Die Koffer packen wir, weil wir beschlossen haben, eine Reisepause einzulegen.

warten auf Füllung…

Wir beide, besonders ich, vermissen nach über sechs Jahren Reise doch so langsam immer mehr Familie und Freunde, da wollen wir ein Jahr lang etwas dagegen unternehmen. Ende Oktober fliegen wir nach Hause (wir suchen übrigens noch eine Wohnung, falls jemand da einen Tipp hat – immer her damit!), Kassiopeia bleibt hier am Yard stehen. Wir kennen alle und alles hier inzwischen so gut, dass wir sicher sind, Kassiopeia ist für ein Jahr bestens aufgehoben – danach sehen wir weiter. Zolltechnisch ist das in den USA übrigens kein Problem, anders als es in anderen Ländern wäre.

An Kassiopeia sind Kleinigkeiten zu erledigen, ein Fenster war undicht, und wir haben eine Grundreinigung angefangen. Das Auto haben wir zum Verkauf angeboten, das würde keinen Sinn machen, es hier rumstehen zu lassen. Und unsere Vorräte haben wir aufgeteilt in „muss noch weg“ und „hält noch lang genug“. Der „muss noch weg“ Stapel wird so langsam kleiner und der Speiseplan richtet sich hauptsächlich danach, irgendetwas davon zu verwenden. Die kleinen „Rückschläge“ in Form von Kühlschrankresten der NAJA und der WORLDDANCER II sind auch schon teilweise verdaut.

Rückweg, Einleben und Florence

Mittagspause in Ogallala

Leider hatten wir es die letzten Tage nicht wirklich geschafft, ausführlich zu schreiben. Zuerst mal stand der Rückweg zu Kassiopeia an. Tatsächlich wollten wir uns zwar nicht so sehr viel Zeit lassen, gar so hetzen war allerdings auch nicht geplant. Immerhin ein wenig über 1.900 Meilen, etwa 3.060km, in insgesamt drei Tagen. Auf mehr und weniger guten Straßen und mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 130km/h, meist 110km/h. Bei Überschreitung wird man auch gerne mal weiter ausgebremst, in unserem Fall von der Nebraska State Police – 2 Meilen vor dem Tagesziel.

Straßenkreuzung irgendwo unterwegs

Wir wurden freundlich aber sehr bestimmt auf die Höchstgeschwindigkeit hingewiesen, nach Alkohol im Fahrzeug (darf man haben, darf nur nicht während der Fahrt erreichbar sein) und Waffen gefragt (haben wir nicht, naja, vom Küchenmesser abgesehen). Nach einer gründlichen Kontrolle der Papiere (ein deutscher Führerschein reicht übrigens aus) und einer schriftlichen, aber kostenlosen Verwarnung durften wir weiter fahren. Auf der restlichen Strecke haben wir keine Verwarnung mehr riskiert…

Wir sind nach dem Yellowstone NP durch insgesamt acht Bundesstaaten gefahren und haben dabei ganz unterschiedliche Landschaften gesehen. Highlight war definitiv Wyoming. Für uns beide zuvor noch ein völlig unbeschriebenes Blatt hat es uns mit Canyons, Stauseen und weiter Hügellandschaft überrascht. Nebraska liegt aus unserer Sicht dagegen eher am anderen Ende der Skala (was nicht an der Verkehrskontrolle lag).

Kansas City

Mittwoch spätnachmittag kamen wir hier an und haben direkt losgelegt, Kassiopeia so gut wie möglich auf schlechtes Wetter vorzubereiten. So sehr viel war zwar nicht mehr zu tun, das Wichtigste hatten wir vor Abfahrt im Mai schon gemacht, aber es gibt doch ein gutes Gefühl, nochmal alles zu kontrollieren. Den Wassertank haben wir ein wenig gefüllt und die ersten Sachen aus dem Auto geräumt. Wäsche waschen war auch mal wieder angesagt, eben so ganz normale Sachen, wenn man nach längerer Abwesenheit wieder heimkommt 🙂

ein klein wenig Hochwasser hatten wir

Florence hat sich aus unserer Sicht immer weiter entspannt, selbst vom vorhergesagten Sturzregen ist bis jetzt nicht viel angekommen. Gut für uns, schlecht für andere, die dafür mehr abbekommen haben… 

Wir haben uns schon wieder eingelebt, der erste Grillabend mit anderen Seglern liegt hinter uns und so langsam kommen wir auch mit den unterwegs nicht mehr geschafften Artikeln mit Bildern hinterher. Allein im Yellowstone NP hatten wir über 400 Bilder mit einer der Kameras gemacht…

Übrigens haben wir Artikel nachgeliefert, wir haben sie zu den passenden Terminen eingestellt – bei Interesse einfach mal nachschaun, was noch unbekannt ist (Moorecroft und Wasserfälle, Westküste Vancouver Island, Zurück in die USA bis kurz vor Yellowstone und Yellowstone Nationalpark).

Gut angekommen

Nochmal nur ganz kurz, die nächsten Artikel werden wieder länger!

Wir sind gestern am späten Nachmittag gut in Deltaville bei Kassiopeia angekommen. Und nein, wir sind nicht sehenden Auges in den Hurrikan gefahren, Deltaville lag schon die ganze Zeit nicht im Zentrum der vorausgesagten Zugbahn, sondern am Rand. Aus unserer Sicht wurde die Vorhersage immer besser, aktuell sollten wir zwei, drei windigere Tage mit viel Regen vor uns haben. Unser Plan war, möglichst vor Florence an den demnächst vermutlich überschwemmten Gebieten vorbei zu kommen.

Bei Kassiopeia ist soweit alles OK, wir haben sie heute sturmfest gemacht und harren der Dinge, die da kommen.

Yellowstone Nationalpark

Da der Yellowstone Nationalpark (hier die offizielle Seite) auf dem Weg nach Osten so gut wie auf dem Weg liegt, war es für uns keine Frage, da noch einen Zwischenstopp einzulegen. Wir hatten uns eine Route durch den Park überlegt, so dass wir an den für uns interessantesten Punkten vorbei kommen. Eigentlich war das auch die einzig logische Route, wenn man im Norden einfährt und dann nach Osten will, also den Ost-Ausgang nimmt. Und es war eine sehr schöne!

Am Ankunftstag wurden wir schon während der Anfahrt belohnt. Durch wunderschöne, weite Täler geht die Straße, gesäumt von leicht ansteigenden Hügeln, spätestens hier sind wir im weitern, wilden Westen der USA angekommen. Auf Empfehlung der Info am Eingang sind wir direkt zum Campingplatz gefahren, da die Plätze nach dem Windhundprinzip („first-come, first-served“) vergeben werden (wie übrigens bei den meisten Plätzen in den kanadischen Parks). Nachdem wir unseren Platz gesichert haben, sind wir noch zu den Mamoth Hot Springs gleich im Norden des Parks gefahren. Und waren direkt mittendrin im leichten „Duft“ nach faulen Eiern, der uns den ganzen Park über begleiten sollte.

Im ganzen Park gibt es immer wieder Stellen, an denen Rauch aus dem Boden aufsteigt, mehr oder weniger große weiße Flächen, und das ganze zwischen Wiesen, Flussläufen, Wäldern und Schluchten. Beeindruckend schön! Leider gibt es im Park, trotz der Nachsaison (der Herbst ist schon deutlich zu spüren und nicht mehr alle Campingplätze haben geöffnet), unglaublich viele Menschen. Dass wir allein unterwegs sind, hatten wir nicht erwartet, aber zur Hochsaison würden wir uns das nicht antun wollen.

Für den nächsten Tag hatten wir abends einen Campingplatz reserviert, also konnten wir uns auf der Tour Zeit lassen. Wir haben recht oft angehalten und uns auch Zeit für die einzelnen Wanderungen genommen – so ganz ohne Laufen bekommt man von den Attraktionen nur am Rande etwas mit. Wir sind durch verschiedene Geysir-Felder gelaufen, haben die Grand Prismatic Spring aus zwei Perspektiven besichtigt und am Ende beschlossen, nicht noch eine Stunde auf den Ausbruch des Old Faithful Geysirs zu warten. Wir waren einfach platt nach viel laufen und noch viel mehr tollen Eindrücken.

Die letzte Nacht im Park war dann auch eine unserer kältesten, bei +2°C sind wir nach dem Kaffee aufgebrochen. Da merkt man halt doch die Höhe von über 2.000m… Nach einem kurzen Stopp an weiteren heißen Quellen und einem Frühstück am Fluss in der Sonne haben wir uns auf den Weg gen Osten gemacht. Und sind direkt durch das Tal des Windy River gefahren, ein wunderschönes, schroffes Tal, entlang dessen sich Straße und Bahnlinie schlängeln.

Zurück in die USA bis kurz vor Yellowstone

Nach dem Ausflug an die Westküste von Vancouver Island machen wir uns so langsam Gedanken über die Rückfahrt, Anfang September wollten wir uns wieder auf den Weg nach Osten machen. Es gibt verschiedene Fähren, mit denen man auf´s Festland kommt: nach Vancouver (dann müssen wir von dort noch ein Stück nach Süden, bevor es nach Osten geht), von Victoria direkt südlich nach Port Angeles, Washington State (das würde einen Umweg um Seattle herum bedeuten) oder von Sidney aus an den Inseln vorbei nach Anacortes, das auch schon in den USA liegt. Da das den kürzesten Weg bedeutet hat und gleichzeitig die schönste Strecke war, haben wir uns dafür entschieden. Ein klein wenig Spannung war dabei – als wir uns vorab vor Ort informieren wollten, haben wir erfahren, dass die Fähre gerade außer Betrieb ist und die Coast Guard entscheidet, wann sie wieder fahren darf. Zu unserem Wunschtermin war aber wieder alles gut!

Vor der Fähre haben wir uns noch ein Wochenende im Bamberton Provincial Park gegönnt und zum Abschluss einen schönen Campingplatz mit Waschmaschine und Dusche (haben die Parks üblicherweise nicht…) im Süden der Insel.

Die Einreise in die USA war etwas langwierig, aber problemlos. Unsere Einreisestempel haben wir bereits vor Abfahrt der Fähre bekommen, der Zoll in Anacortes wollte dann nochmal alles ganz genau wissen. Die Dame vom Zoll hat uns schon mit den Worten begrüßt, dass wir ja ein Segelboot in Virginia hätten (der Informationsfluss innerhalb der Behörde funktioniert offensichtlich) und da unser Auto ja doch ein wenig voll und für ungeübte auch unübersichtlich war, mussten wir extra warten, bis sie zusammen mit einem Kollegen alles gründlich unter die Lupe genommen hat. Beide haben uns nebenbei nach unseren weiteren Plänen befragt, ob wir Alkohol mit uns führen, Drogen, sonstige Waren, Bargeld, usw.. Offensichtlich konnten wir alles zur Zufriedenheit beantworten und mit einem „Have a good trip“ und freundlichem Winken wurden wir endgültig ins Land gelassen.

Auf die Großstadt Seattle hatten wir beide keine Lust, also haben wir uns mit zwei Stopps bis kurz vor den Yellowstone Nationalpark auf den Weg gemacht. Ein Stopp war bei einem äußerst beeindruckenden Souvenirshop mit Hotel und Tankstelle. Beeindruckend deswegen, weil wir beide noch nie eine so große Ansammlung an fürchterlichen Souvenirs gesehen haben. Und offensichtlich gibt es Menschen, die das kaufen – nunja, die Geschmäcker sind glücklicherweise verschieden 🙂 

weiter nach Norden

Gestern und heute ging es ziemlich genau gen Norden weiter. Obwohl – in New York City hatten wir noch eine leichte Irrfahrt, die auch ein wenig Zeit gekostet hat, aber irgendwann waren wir dann aus dem ganzen Verkehrsgewühl raus. Und es wurde grüner und grüner. Wunderschön! Wir hatten wohl auch beide eine leichte Überdosis an Menschentrubel und Verkehr zu verdauen…

Zwei Stopps machten wir gestern: in der Berkshire Mountain Bakery (wir hatten in einer Kochsendung gesehen, dass sie anscheinend richtig gutes Brot backen und es lag eh in etwa auf unserem Weg – den Stopp war es definitiv wert!) und bei zwei überdachten Brücken in der Nähe von Bennington in Vermont. Die waren hübsch, aber nicht sooo der Brüller (lagen aber auch auf dem Weg). Übernachtet haben wir mitten im Wald, dem Emerald Lake State Park. Endlich im Grünen! Ein sehr schöner Stopp, aber wir wollten ja heute noch nach Kanada, also haben wir uns nicht zu spät auf den Weg gemacht. Wir sind weiter auf der Landstraße gen Norden (das Thema mit dem Erhalt von Straßen sollten sich alle Zuständigen für unsere gefahrenen Strecken ab New York City nochmal im Lehrbuch genauer ansehen…) und nach einer kurzen Mittagspause am Lake Champlain nach Kanada eingereist. Kurz nach der Grenze, noch vor Montréal, sind wir auf einen Campingplatz, von dort aus planen wir für morgen einen Trip in die Stadt. Gedanklich werde ich bis dahin mein Französisch wieder auspacken, wir sind im französischsprachigen Teil Kanadas…

zweimal Manhattan

Wir hatten uns die Tage perfekt eingeteilt, das Wetter hat genau so mitgespielt, wie wir es gebraucht haben. Gestern sind wir High Line Park entlang gelaufen. Es ist eine alte Bahntrasse, die über den Straßen Manhattans verläuft und inzwischen wunderschön begrünt ist. Man kann entlang des Weges viel Zeit verbringen, sich immer wieder mal hinsetzen, den Ausblick auf die Straßenschluchten von ein wenig weiter oben genießen und muss dabei weder auf Ampeln noch auf Autos aufpassen. War ein sehr schöner Spaziergang! Anschließend sind wir durch Chelsea Market geschlendert – hauptsächlich gibt es bunt gemischte Essensstände oder kleinere Lokale für Snacks und ein ganz buntes Treiben. Wir haben uns eine (taiwanesische? koreanische? auf jeden Fall asiatische) Suppe gegönnt, die durchaus an die im Markt in Saint-Laurent-du-Maroni rankam! Zumindest geschmacklich, preislich lag ein Eck dazwischen… Zum Abschluss des Tages sind wir noch kurz zum Central Park gefahren, wir wollten ein paar Sonnenstrahlen einfangen.

Heute hatten wir nicht so viel Programm geplant, das Wetter war auch sehr unfreundlich: Nebel (der sich nicht wie gestern aufgelöst hat), Nieselregen und ein Stück kühler. Hauptpunkt heute: das National Museum of the American Indian. Es ist ein Smithsonian, was für Qualität spricht. Außerdem kosten die Smithsonian-Museen keinen Eintritt, kann man also nicht viel falsch machen. Und wir fanden es richtig gut! Das zum gleichen Thema in Washington DC hatten wir ja schon gesehen (sehr empfehlenswert!), das hier in Manhattan ist eine gute Ergänzung dazu. Es gibt hauptsächlich Exponate aus ganz Amerika, also vom kompletten Kontinent, die zeigen, welch unterschiedliches und beeindruckendes Kunsthandwerk gefertigt wurde.

Von Wolkenkratzern mit viel Verkehr drumherum haben wir erstmal genug. Morgen geht es dann also weiter, wir wissen noch nicht, wo wir landen. Wie es die nächste Zeit mit Berichten und insbesondere Bildern dazu klappt, wissen wir auch noch nicht. Wenn wir keinen Übernachtungsplatz mit Strom haben, können wir die Computer nur unterwegs laden und da werden wir sehen, wie weit die Akkus reichen. Wir sind auch darauf gespannt!

Unterwegs

Gestern haben wir wie geplant den Absprung geschafft, heute sind wir schon auf Long Island. Wir hatten uns für die Route entlang der Küste entschieden, es ging also erstmal gen Süden und dann ab dem Chesapeake-Bay-Bridge-Tunnel nach Norden. Gefahren sind wir bis Lewes in Delaware, haben dort nach der ersten Nacht im Auto (man liegt echt bequem) die Fähre nach Cape May genommen. Von dort sind wir, teilweise über Nebenstraßen und auch ein Stück Küstenstrasse mit Kurzausflug an den Strand bis New York weiter. Die Fahrt war angenehm – bis wir über die Verrazano-Brücke kamen. Ab da haben wir für die letzten 19 Meilen noch ganze 3 Stunden gebraucht. Es ist uns völlig unverständlich, wie sich jemand so einen Verkehr jeden Tag antun kann…

Die Route war schön, die Gegend entlang der Küste hatten wir noch nicht gesehen! Und morgen geht´s nach Manhattan – aber nicht mit dem Auto!

Natur pur

Wir stehen mit dem Heck in Richtung eines Streifens Wald. Direkt dahinter sieht man den Creek durchschimmern, aber das Grüne dazwischen platzt vor Leben. Wir können am Heck sitzend einem bunten Treiben zusehen: Krähen, Kardinäle, Grauhörnchen, Libellen und noch allerlei mehr. Die Grauhörnchen stehen dabei natürlich unter besonderer Beobachtung (das von letzter Woche haben wir inzwischen gefangen und weit, weit weg wieder ausgesetzt), es hat sich aber keines mehr Kassiopeia genähert. Und wir hoffen, dass sie sich auch weiterhin von ihr fernhalten!

Und da wir ja auch schon eine Weile hier sind, sammeln sich mit der Zeit Bilder, die wir bisher nicht in Artikeln untergebracht haben. Wie zum Beispiel die, die wir von etlichen Häusern hier in der Umgebung gemacht haben. Deltaville ist im Prinzip ein kleines Dorf am Ende der Welt und hat mit Hurd`s auch sowas wie einen Ortskern – die Häuser sind aber alle weit verteilt. Die Häuser und Grundstücke sind mehr oder weniger verfallen, manche auch sehr schön gepflegt.

Inzwischen haben wir unser Auto fast komplett bestückt, der Stauraum unter dem Bett ist Gold wert! Wir haben (vermutlich) alles dabei, was wir so brauchen, auch die Verpflegung zwischendurch ist gesichert. Und für alles andere gibt es sicherlich auch in Kanada Geschäfte, in denen man einkaufen kann.