Gestern um 11Uhr sind wir aufgebrochen in Richtung Porto. Nachdem wir bei der Einfahrt in den Ría Muros deutlich gegen die Strömung ankämpfen mussten, wollten wir das gerade noch ablaufende Wasser ausnutzen und mit rausrutschen. Das hat auch wunderbar geklappt. Was ein wenig mager war, war der Wind. 3-4Bft aus segelbarer Richtung waren vorhergesagt, die kamen dann irgendwann nachmittags. Da konnten wir dann tatsächlich 4 Stunden lang segeln, vorher und nachher war praktisch kein Wind, den Rest mussten wir leider komplett motoren. Zwischendurch hatten wir tatsächlich 0kn Wind, da gab es dann wieder das Augsburger-Puppenkisten-Wasser (sieht einfach aus, wie mit Folie überspannt). Das Großsegel haben wir zur Stütze stehen lassen, aber selbst dafür war der Wind teilweise nicht wirklich ausreichend.
Was uns sehr beeindruckt hat, war die Welle. Obwohl, kann man eigentlich gar nicht Welle nennen, das war eher Dünung: wir wurden immer wieder bestimmt 2-3m angehoben und sanft wieder heruntergelassen. Das ganze bei einer Dünungslänge von vielleicht 50m. Teilweise haben wir es gar nicht direkt gemerkt sondern nur daran gesehen, dass Boote oder auch Lichter an Land plötzlich verschwunden waren, dann aber wieder aufgetaucht sind. Und Boote hatten wir diesmal etliche zu sehen! Sehr viele Fischerboote waren unterwegs, die auch ziemlich knapp an einem vorbeirauschen. Da ist man auf einem großen Ozean unterwegs, und die halten grad mal gefühlte 100m Abstand 😉
Trotz vieler Motorstunden hatten wir wieder das ein oder andere Erlebnis zum Neidischwerden: gestern, während wir gesegelt sind, hat uns wieder eine Delphinschule besucht. Wir könnten da beide stundenlang zusehen, so schön ist das (auch wenn wir das schon mehrfach geschrieben haben – wir können nicht genug davon bekommen). Das leichte Spiel mit der Bugwelle, immer wieder springen und abtauchen und das alles so nah am Boot, dass ich Gischt vom Abblasen an der Sonnenbrille hatte. Von den vereinzelten nächtlichen Besuchen ganz zu schweigen. Und die Sonnenauf- und untergänge sind einfach traumhaft schön auf See – auch wenn die Bilder den ein oder anderen Kitschpreis gewinnen würden. Von dem Mondaufgang, bei dem der Fast-Vollmond goldgelb hinter den Bergen hervorkam möchte ich gar nicht so ausführlich schreiben. Als er dann komplett aufgegangen war, hatte er die ganze Nacht einen Ring um sich. Bei der Sonne heißt das Phänomen Halo, keine Ahnung, wie man das beim Mond nennt. Auf jeden Fall sieht es toll aus.
Es gibt aber durchaus auch etwas, was uns nicht so gut gefallen hat: es ist nachts einfach sehr kühl. Wir wollen endlich mal eine Nachtfahrt machen, bei der wir nicht unsere Skiunterwäsche anziehen müssen! Mit all den Schichten Klamotten übereinander fühlen wir uns wie Michelin-Männchen, die sich auf engem Raum bewegen müssen. (Und ja, wir wissen es: Jammern auf hohem Niveau ;-))
Pünktlich wie geplant zum Sonnenaufgang sind wir vor der Hafeneinfahrt gewesen. Man muss in den Douro einfahren, es war recht wellig mit etlichen Strömungsstrudeln, wir würden hier nicht nachts ankommen wollen. Nachdem die Marina sehr neu ist (die Gebäude sind noch Baustelle), hatten wir auch kein Kartenmaterial, wo sie genau zu finden ist. Aber sie war nicht zu verfehlen! Außerdem wurden wir sogar mit einem Motorboot vor der Marina empfangen und zu unserer Box geleitet. In Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft beim Anlegen stehen die Portugiesen bisher den Spaniern in nichts nach (und das will was heißen!). Wir haben allerdings inzwischen die Box gewechselt – wir liegen wieder wie schon in A Coruna neben Tanja und Mike mit der Stormsvale. Gute Nachbarschaft muss man pflegen 😉
Recht viel haben wir heute sonst nicht mehr gemacht: einen kurzen Spaziergang durch den Ort, Dusche, Essensversorgung von der Stormsvale, einen netten Plausch mit Joe aus Freemantle (wir werden wohl unsere Route um Australien nochmal überdenken – gell Andrea, Pläne können sich ändern ;-)) und jetzt einem gemütlichen Ausklang im Cockpit. Wir sind auf morgen früh gespannt – angeblich gibt es hier sogar einen Brötchenservice, das wäre tatsächlich eine Steigerung im Vergleich zu Spanien.
zurückgelegte Strecke: 107,1sm, Gesamt: 1269,8sm