Arbeiten am Boot und Ostfriesischer Tag

Kassiopeia

Nach einem leckeren Frühstück ging es direkt zu Kassiopeia. Wir hatten ja noch unsere ToDo-Liste, die wollten wir soweit möglich abarbeiten bevor es weiter nach Hooksiel ging.

In der Werft angekommen konnten wir erleichtert feststellen, dass die bisherigen Stürme bei uns keinen Schaden angerichtet haben, das war schonmal sehr beruhigend! Die nächste freudige Überraschung haben wir im Motorraum gefunden: er hat total aufgeräumt ausgesehen. Die Werft sollte ja ein wenig was am Motor basteln und das haben sie inwzischen getan. Ein neuer Dieselfilter ist eingebaut, mit Schauglas und sehr übersichtlicher Anordnung. Und die Zweikreiskühlung hat jetzt eine Entlüftung, die in der Steuersäule über einem Schwanenhals angebracht ist und somit nicht mehr auf die Welle tropft. Außerdem ist unser Propeller abmontiert und zum Kanten brechen gegeben. Bei einer bestimmte Drehzahl hat die Welle das Singen angefangen, das soll damit behoben werden. Wir können uns somit in Zukunft leise und unauffällig in die Box schleichen 😉 Und noch etwas ist uns aufgefallen, weil es schlicht und ergreifend gefehlt hat: unser Motorraumdeckel knarzt nicht mehr! Eine gute Seele in der Werft hat uns einen Dämpfungsgummi auf die Aufkantung geklebt! Ungewohnt leise, aber schön 🙂

Dann ging´s ans Ausmessen: am Herd für einen eventuellen Spritzschutz, das Dach für Solarpanels, der Navisitz und die Sitzbank für Battereien, … Einen Teil unserer Weihnachtsgeschenke wie Sieb oder Aufbewahrungsdosen haben wir gleich verstaut und auch Dinge, die wir nicht mitnehmen wollen eingepackt für daheim. Die Entfeuchter haben wir ausgeleert, bei einem war inzwischen sogar das Salz schon aufgelöst. Da haben wir später im Baumarkt noch einen Nachfüllpack besorgt, wir wollen ja morgen nochmal zum Boot.

Hooksiel

So gegen eins mussten wir uns dann schon wieder auf die Socken machen, wir wollten ja rechtzeitig zum Boßeln in Hooksiel sein.Und selbstverständlich konnten wir nicht ohne einen Blick auf die Nordsee zu werfen einfach an der Schleuse vorbeifahren! Das Wetter hat es auch noch hervorragend mit uns gemeint, überwiegend blauer Himmel und ein leichter Wind. Zwar kalt, aber da braucht man ja nur die passenden Klamotten (und die hatten wir).

Boßeln

Nach der großen allgemeinen Begrüßung (schön, euch alle mal wieder gesehen zu haben!) ging es auch schon los mit Boßeln. Zuerst haben wir alle von Grete eine Einführung bekommen: beim Boßeln treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Sie haben jeweils eine Boßel-Kugel (aus Holz oder Kunststoff) und die muss so weit wie möglich geworfen/gerollt werden. Die Mannschaft, die mit den wenigsten Würfen am weitesten kommt, hat gewonnen. Normalerweise wird in Friesland auf ganz normalen Straßen geboßelt, deshalb braucht man auch ein Gerät (Grete, wie hieß das Teil nochmal?) um die Kugel wieder aus dem Straßengraben zu fischen. Wir haben hinter dem Deich geboßelt, somit haben wir das Teil nicht mitgenommen (hätten es aber dann doch das ein oder andere mal brauchen können ;-)). Bei den Boßlern gibt es grundsätzlich zwei Gruppen: die ernsthaften und die nicht so ganz ernsthaften. Die einen haben einen Bollerwagen mit entsprechenden alkoholischen Getränken (Zielwasser) dabei, die anderen brauchen das nicht. Wir waren zwar ohne Bollerwagen, aber nicht ganz ohne Zielwasser unterwegs. Vielleicht hatten wir einfach zu wenig davon, aber dafür eine Menge Spaß! Nach zweieinhalb Stunden haben wir uns auf ein Unentschieden geeinigt und sind zurück zum Steg.

Teezeremonie

Auf der Max war von Grete schon alles vorbereitet für die anschließende Teezeremonie. Mit originalem Teegeschirr! Zuerst kommt in die Tasse ein Kluntje (ein großer Kandis), dann wird Tee aufgegossen und zum Abschluss wird mit einem bestimmten Löffel Sahne kreisförmig in der Tasse verteilt. (An dem Gerücht, dass sie gegen den Uhrzeigersinn verteilt wird, um die Zeit anzuhalten, ist nichts dran) Dann trinkt man den Tee ohne ihn zuvor umzurühren. So hat man die unterschiedlichen Geschmäcker: erst das Sahnige, dann den Tee und zum Schluss die Süße des Kluntje. Sehr lecker! Den Löffel benötigt man übrigens nur, um anzuzeigen, dass man keinen Tee mehr möchte, dann wird er in die Tasse gestellt. Ansonsten wird immer weiter nachgegossen.

Dazu gab es sehr feine Neujahrskuchen. Von Grete selbst gebacken! Da muss eine wahnsinns aArbeit gewesen sein: jedes Teil wird einzeln in so etwas ähnlichem wie einem Waffeleisen gebacken und anschließend heiß geformt, wenn sie auskühlen, behalten sie ihre Form und werden knusprig. Und sie hatte Berge davon gebacken!

Grünkohl

Nach dem Boßeln geht es traditionell zum Grünkohl-Essen. Das haben wir dann auch in der Muschel, einem Restaurant gleich am Steg, getan. Und der Grünkohl war absolut lecker! Wir hatten irgendwann einmal ein Glas mit nach Nürnberg genommen und da gemacht, das war der volle Reinfall. Aber der in der Muschel war erstklassig! Dazu gab es Salzkartoffeln, Bratkartoffeln und diverses an Fleisch: Kassler, Kochwurst, Pinkel (eine Grützwurst), Bauchfleisch geräuchert und gekocht, und das in Mengen! Alle haben kräftig gegessen und sich den Schnaps danach redlich verdient! Da üblicherweise nach dem Boßeln Grünkohl gegessen wird, ist auch klar, warum nur im Winter geboßelt wird: das Essen ist für Sommer einfach zu mächtig (finden wir zumindest).