Die letzten Tage haben wir es gemütlich angehen lassen. Donnerstag und Freitag war das Wetter noch nicht wirklich schön, erst gestern und heute durften wir wieder Sonne genießen. Zwar mit etwas kühlerem Nordwind, aber das ist wohl auf sehr hohem Niveau gejammert, wenn wir uns das Wetter daheim so ansehen 😉 Immerhin können wir bei geöffneter Kuchenbude im T-Shirt im Cockpit frühstücken.
So gaaaaaanz langsam scheint sich das Wetter etwas zu beruhigen und es gibt zumindest auch mal Wind aus der passenden Richtung. Noch nicht sehr stabil und ausdauernd, aber wir sind guter Hoffnung, dass das vor der erforderlichen Visumsverlängerung (Anfang Mai) was wird. Das heißt für uns: ebenso langsam müssen wir uns seelisch, moralisch und auch sonst auf die Weiterfahrt vorbereiten. Ach ja, seit gestern wissen wir auch, warum wir vor einer Weile den Steg wechseln mussten. Hier kommt ein Solar-Boot vorbei, und zwar die MS Tûranor PlanetSolar. Wir sind schon ziemlich neugierig, wie die hier manövrieren. Mal sehen, ob wir noch da sind, wenn die ankommen.
Wir haben uns inzwischen mal ein wenig Gedanken über unsere bisherigen Eindrücke von Marokko gemacht. Wir sind uns bewußt, dass das sehr subjektiv ist und wir auch bei weitem nicht alles von Land und Leuten kennengelernt haben. Aber wir denken, doch ein bißchen einen Einblick erhalten zu haben.
Was wir vermissen werden:
- die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Entspanntheit der Menschen ist einfach immer noch wunderbar für uns. Wir wurden bisher noch nicht ein einziges mal unfreundlich behandelt. Im Gegenteil, wir hören immer noch oft „Welcome in Morocco“ und sehen lachende und glückliche Gesichter, wenn wir auch nur ansatzweise Interesse zeigen.
- die Kultur ist wunderschön und faszinierend anders als in Europa. Wir denken, unsere bisherigen Bilder sprechen für sich.
- die Landschaft, die wir auf unserer Tour in Richtung Sahara sehen durften, ist beeindruckend abwechslungsreich, schön und weit. Auch wenn die Alpen etwa zur gleichen Zeit entstanden sind wie der Atlas, sind die beiden Gebirge doch grundverschieden.
- wir lieben Märkte und sind somit hier genau richtig. Es ist tatsächlich die beste und günstigste Möglichkeit, sich mit den meisten Dingen des täglichen Lebens einzudecken. Leider können wir die Gerüche und Geräusche nicht wirklich rüberbringen, es würde sich lohnen.
- Lebensmittel sind günstig und gut, leider nicht sehr lange haltbar. Das kommt eben davon, wenn Gemüse reif geerntet wird (der Geschmack entschädigt aber ;-)). So Dinge wie die Lebensmittelskandale zum Thema Fleisch (welches Fleisch ist wohl in der Packung?) in Deutschland betreffen uns hier nicht, da wir direkt beim Schlachter kaufen können.
- die Mode ist wunderbar unkompliziert, besonders bei Frauen: viele sind im Kaftan unterwegs und haben drunter ihren Haus- oder Schlafanzug an, sehr beliebt ist als Muster z.B. Hello Kitty
- wir sind zwar in einem islamischen Land, konnten bisher aber keine ernsthafte Einschränkung für (westliche) Frauen feststellen. Auch auf dem Markt oder generell in den Straßen tragen viele Frauen zwar ein Kopftuch, was sie aber nicht an Selbstbewußtsein einschränkt.
- es werden Sachen repariert und nicht weggeschmissen. Wir haben z.B. Schuhe reparieren lassen, da sind wir uns nicht sicher, ob wir daheim jemand gefunden hätten, der das bezahlbar in derselben Qualität gemacht hätte. Mofas, Autos, Espressokannen, Mixer, für alles gibt es Ersatzteile und kleine Werkstätten überall. In unmittelbarer Nähe sind z.B. auch bestimmt fünf Schreinereien, die uns spontan einfallen.
Ganz generell können wir sagen: wir sind SEHR froh, den Abstecher hierher unternommen zu haben, wir genießen es immer noch sehr. Auch wenn der Hafen aufgrund des Wetters recht oft geschlossen war, bei den Wetterbedingungen bisher hätten wir auch sonst nicht losfahren wollen.