französischer Abend

2Hier im Hafen haben (von den Fischerbooten abgesehen) französische Boote eindeutig die Überzahl. Man könnte es auch anders ausdrücken: wir sind das einzige nicht-französische Boot. Bzw. ein Segler fährt zwar unter US-Amerikanischer Flagge, die Besatzung kann nur leider kein Wort englisch, da sie – na was wohl?! – Franzosen sind! Trotzdem hatten wir heute alle miteinander einen richtig schönen Abend. 1Die Crews der beiden hier liegenden Pogos dachten sich, man könnte sich doch auch zusammen über das zur Weiterfahrt unpassende und im Moment auch sehr graue Wetter ärgern, da macht es sicher mehr Spaß.

Und sie hatten recht. In einem sprachlichen Mischmach aus französisch (eh klar), englisch, deutsch, schweizerdeutsch und bretonisch (die anwesenden Franzosen sind mehrheitlich auch noch aus der Bretagne) haben wir alle miteinander einen feucht-fröhlichen Abend verbracht. Feucht allerdings „nur“ innerlich – das heute andauernde 3Regenwetter hatte Erbarmen mit uns. Mal sehen, ob das vereinzelt abgegebene Statement zur Befreiung Cubas mit Cuba libre funktioniert. 😉 Zwischendurch gab es noch französische Seemannslieder, begleitet von Violine, Gitarre und Gesang, zwischendurch auch Tanz. Merci beaucoup a touts pour le soirée amusante et divertissement!

Neuer Ärzteführer

Da haben wir überlegt, einen zu schreiben. Arbeitstitel: „Zahnärzte an den schönsten Orten der Welt“. Nachdem Michls Zahn seit der Behandlung in Rabat Ruhe gegeben hat, wollte er sich mal wieder bemerkbar machen. Das hat er mit Schmerzen getan, die vor dem Wochenende behoben werden sollten. Also haben wir gestern mal wieder die Hilfe in der Touri-Info in Anspruch genommen – und wieder haben uns die Damen nicht im Stich gelassen. Offensichtlich gibt es (mindestens) zwei Zahnärzte auf der Insel, leider keinen in La Restinga. Also haben wir uns heute nochmal ein Auto geschnappt und sind früh nach Frontera gefahren. Wir mussten gar nicht lange warten, bis wir beide ins Behandlungszimmer durften (ich zum Übersetzen, Michl mit dem unangenehmeren Part). Fazit: der Arzt war eine sehr gute Empfehlung und der Zahn wird jetzt endgültig mit einer Wurzelbehandlung ruhiggestellt (in Rabat hatte Michl sich noch dagegen entschieden), nächste Woche ist der zweite Termin.

Da wir ja nunmal schon unterwegs waren und das Auto auch den ganzen Tag hatten, haben wir uns noch ein wenig mehr auf der Insel umgesehen. Zuerst sind wir zur Mirador de la Peña – mit einem unglaublich beeindruckenden Ausblick auf das Tal El Golfo. Auf den Bildern kommt das leider bei weitem nicht so grandios rüber. Dort ist uns auch César Manrique wieder begegnet, er hat das Restaurant dort und den kompletten Aussichtpunkt gestaltet. Er hatte wirklich ein Auge für die Natur!

Nächstes Ziel: Garoé, der Árbol santo (heiliger Baum), ein Stinklorbeer. Er ist ein Wahrzeichen der Insel und hat früher das Überleben auf der Insel gesichert. Der ursprüngliche Baum wurde 1610 in einem Sturm entwurzelt, 1945 wurde ein neuer gepflanzt. Aus Wikipedia: „Durch seine hohe Lage in den Bergen (ca. 1.000m) dem Nordost-Passat ausgesetzt, kondensiert der Garoé ständig Luftfeuchtigkeit aus den tief hängenden Wolken an Blättern und Zweigen, wie es viele andere Bäume der Insel auch tun. Der Ur-Baum soll allerdings sehr hoch und seine Krone sehr groß mit dichtem Laub gewesen sein. Er hat den Ureinwohnern, den Bimbaches, das Überleben gesichert, da er wohl selbst in Dürrezeiten noch Wasser liefern konnte. Er soll sogar sehr viele Liter Wasser pro Tag abgeregnet haben. Aus Überlieferungen geht hervor, dass er in einem selbst erschaffenen Tümpel stand. Zu dieser Zeit konnte die ganze Insel mit Wasser, das in Bäumen kondensierte, versorgt werden.“

Das leidige Thema Wetter

ein paar Fischerboote neben uns

ein paar Fischerboote neben uns

Zuhause friert es, wir hörten schon vom ersten Winter-Verkehrschaos (das gibt es in Nürnberg ab einer gefallenen Schneeflocke ;-)). So sehr glückliche Kommentare haben wir noch von niemandem darüber gehört. In La Restinga war es heute auch nicht so grandios – der Wind hat gedreht und kommt mehr aus Süd, auf den Kanaren heißt das, es kommt schlechtes Wetter. Und prompt hat es heute auch geregnet. Und zwar zwischendurch richtig kräftig. Allerdings nur vormittags, nachmittag hat die Sonne wieder alles gut gemacht.

je blauer desto mehr Wind - weiß ist windstill

je blauer desto mehr Wind – weiß ist windstill

Tja, Wind aus Süd heißt allerdings auch, dass das mit den Kap Verden so schnell nichts wird. Insgesamt ist die Wetterlage aktuell nicht so sehr segel-freundlich. Es gibt relativ wenig Wind und der kommt noch dazu aus allen möglichen Richtungen, ständig drehend. So weit die Vorhersage reicht (eine Woche), ist da kein ansatzweise passendes Wetterfenster in Sicht. Nun, dann vergnügen wir uns eben hier noch ein wenig 🙂

Der Südwind hat ein wenig Welle aus ungewohnter Richtung mitgebracht und somit im Hafen ein wenig „Bewegung“ verursacht. Es bleibt zwar schon alles grundsätzlich an Ort und Stelle, aber so kommt mehr Schwell herein und alle Boote tanzen mehr als sonst. Gerade an der Wand zur Hafenmauer können wir das sanfte Auf und Ab des Wassers sehen.

Wochenend und Sonnenschein

sonnenuntergang_kaimauerEigentlich haben wir hier meistens Sonnenschein, da es aber heute früh sogar leicht geregnet hat, ist uns das mal wieder bewußter geworden! Da es auch mal relativ windstill war (das ist eher die Ausnahme), war es euch ein Stück wärmer, da fiel das Schwimmen wieder leichter. So langsam wird es nämlich auch hier kühl. Zum Weiterfahren passt nur gerade das Wetter so gar nicht. Die Vorhersage ist recht instabil, mit Wind aus Süd, oder gar keiner, oder zu viel – vor allem ändert sich das mit jeder Vorhersage und sowas gefällt uns nunmal so gar nicht. Also genießen wir eben hier noch ein wenig die Zeit 🙂

naehmaschinen_kundendienstUnd neben dem Genießen erledigen wir auch das ein oder andere, wie z.B. endlich mal einen Kundendienst für die Nähmaschine durchzuführen. Ein wenig ein Akt warobstnetz es, die Verkleidung herunter zu bekommen, aber dann hat sie sich gut pflegen lassen. Inzwischen haben wir auch das Obstnetz fertig gebastelt. Das hatte sich ja wegen der Kakerlaken-Jagd ein wenig verzögert, inzwischen sind aber alle Leinen und der Rest der Backskiste gewaschen und geputzt. Mal sehen, ob die Population der blinden Passagiere jetzt abnimmt…

fussball_unterm_vulkan Dann stand am Wochenende natürlich noch Fußball an – La Restinga gegen Frontera. Da die Spieler aus La Restinga sich im Sommer anscheinend zu sehr das alfonsinoschöne Leben genießen, sind sie leider noch nicht ganz fit, haben sich aber bei dem 2:2 recht gut geschlagen. Abends gab es mal wieder Gegrilltes bei uns. Wir waren mal wieder am Überlegen, was wir denn so kochen, da kam unser kettenherstellungNachbar von einer Tour zurück, hat in seinem Eimer gewühlt und einen zwei-Personen-Alfonsino für uns hervorgekramt. Danke, war sehr lecker! 🙂 Und zwischendurch hab ich noch zwei neue Ketten gebastelt. Wir finden hier so viele so schöne Muscheln, das musste einfach sein.

rund El Hierro

Für heute war nochmal Autofahren angesagt, wir wollten uns ja noch ein wenig mehr ansehen – diesmal auch mit Ersatzakku für die Kamera (selbstverständlich war er nicht nötig…). Wir sind schon eine Stunde früher aufgebrochen als letztes Mal, wir wollten uns heute richtig Zeit nehmen können und eben einmal rundum fahren. Nachteil: wir mussten mal wieder einen Wecker stellen… Unser Auto (ein geländegängiger Pickup – Bild siehe unten) war genau das richtige für die Strecke, Williams muss wohl gewußt haben, wo wir hinwollen 🙂 Wir konnten so ein wenig Schotterpiste fahren und auch die gelegentlich etwas steileren Nebenstrecken waren keinerlei Problem.

Zuerst wollten wir in die Richtung fahren, aus der wir letztes Mal kamen. Die Landschaft hatte uns so fasziniert, wir dachten, aus der anderen Richtung sieht das sicher auch interessant aus. Und so war es auch. Über Kiefernwälder und trockenere, steinige mit Büschen und Flechten bewachsene Hänge bis zu Vulkankratern und Lavalandschaft sind wir bis zur Küste und dem westlichsten Ende der Insel gefahren. Einen Abstecher zum ehemaligen Null-Meridian haben wir uns gespart, wir haben uns lieber mehr Zeit an der Küste gelassen. Zumindest von oben aus haben wir ihn gesehen. El Hierro hat mal als das westlichste Ende der Welt gegolten, deshalb wurde der sogenannte „Meridian del Ferro“ hier festgelegt. Erst 1884 wurde der aktuell gültige in Greenwich definiert.

In Frontera waren wir nochmal in der Bäckerei mit dem leckeren Brot (das Brot in La Restinga ist das einzige hier, womit wir uns beim besten Willen nicht anfreunden können) und haben noch ein/zwei andere Dinge besorgt, dann war es Zeit zum Mittag essen – diesmal bei „Las Puntas“. Ein herrlicher Ort mit wunderbarem Ausblick auf die Küste, auf ein ziemlich exklusiv gelegenes Hotel und, wenn man sich umdreht, auf das Tal El Golfo. Weiter sind wir durch einen längeren Tunnel in Richtung Valverde, dort haben wir einen kurzen Abstecher zum Fährhafen La Estaca gemacht. Yachten können dort auch anlegen, nur gibt es da außer dem Fähranleger nicht wirklich viel. La Restinga ist für uns die deutlich bessere Wahl.

Auf dem Weg zurück über El Pinar sind wir einen anderen Weg als der Bus nimmt gefahren – wir wissen jetzt auch, warum der Bus da nicht entlang fährt. Zwischendurch ging es sehr steil, recht eng und, naja, nicht erstklassig ausgebaut über die Hügel hinweg. Wir fanden den Weg klasse – wir hatten ja auch das passende Auto 🙂 Zwischendurch durften wir einen herrlichen Blick in das letzte Tal der Insel genießen, Las Playas. Und noch einen letzten Aussichtspunkt bei El Pinar haben wir uns gegönnt. Wir sind einfach begeistert von der Insel. Für uns beide ist El Hierro eindeutig der Favorit unter den kanarischen Inseln, die wir gesehen haben. Ein würdiger Abschluss für die Gegend hier 🙂

Ach ja, noch was. El Hierro ist ja nun nicht gerade der Nabel der Welt (zumindest nicht für die, die nicht hier wohnen) und der ein oder andere Aussichtspunkt ist nicht wirklich zentral gelegen. Aber an allen wichtigen Punkten gibt es freies Internet. Auch hier in La Restinga nutzen wir das „El Hierro Free WiFi“. Es ist nicht das allerschnellste von Welt, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist grandios. Wir finden das gut hier!

Jagderfolg

Also eigentlich wollte ich heute nur aus einem Rest unseres ehemaligen Relingsnetzes ein neues Obstnetz basteln. Aber irgendwie wurde daraus mal wieder eine größere Aktion. Seit Las Palmas haben wir blinde Passagiere in Form von kleinen Kakerlaken an Bord, wir haben schon Fallen aufgestellt, alles ausgeräumt und geputzt aber noch kein Nest gefunden. Tja, und als ich die Backskiste mit dem Relingsnetz ausgeräumt hatte, hat es zu krabbeln begonnen. Also haben wir alles ausgeräumt, die Leinen mit Waschpulver eingeweicht, alles mit dem Gartenschlauch abgespritzt, geputzt und noch einzelne Flüchtlinge gefangen und exekutiert. Wir hoffen mal, das war das Nest und wir haben jetzt mehr Ruhe vor den Viechern… Das Obstnetz ist so natürlich noch nicht fertig geworden, das haben wir über Nacht eingeweicht gelassen.

aus Scherneck

aus Scherneck

aus Wendelstein und Neustadt

aus Wendelstein und Neustadt

Pünktlich zum ersten Schnee in Nürnberg kam heute das zweite unserer Weihnachtspakete an. Wir sind jetzt bestens ausgestattet mit selbstgebackenem Stollen und Früchtebrot, Schokolade, Lebkuchen und anderen Leckereien. Ein großes Danke an unsere Eltern und Caro und Rainer! Besonders an meinen Papa, der es immer wieder hinbekommt, fragile Dinge stabilst zu verpacken 🙂 Einer ist allerdings traurig, dass jetzt unsere Pakete da sind – der Postangestellte. Er meinte heute, dass er sich sehr gefreut hat, mich kennen gelernt zu haben und es schade findet, dass ich nun nicht mehr täglich vorbei komme 😉

Muräne zum Abendessen

Morena negra roh...

Morena negra roh…

... und frita

… und frita

Wir könnten mal wieder Fisch essen, dachten wir uns heute. Das Fischangebot ist hier erstklassig! Auf der anderen Seite des Hafens liefern alle Fischer ihren Fang ab, von dort wird er an Restaurants und auch sonst weiter verteilt. Außerdem kann man einkaufen, sogar sieben Tage die Woche. Also haben wir einen kleinen Spaziergang ums Hafenbecken gemacht und uns das Angebot in der Fischhalle angesehen. Überzeugt haben uns Muränen, für jeden haben wir eine mitgenommen. Sie wurden für uns noch gesäubert und Zubereitungstipps haben wir auch bekommen. Auf dem Rückweg ist uns der Hafenmeister begegnet, der hat uns nochmal die vorgeschlagene Zubereitung bestätigt und gemeint, dass sie sehr lecker sind.

sundownerInzwischen können wir das bestätigen! Sehr einfach zu machen (salzen, in Öl rausbraten, fertig) und schmeckt fein – ganz zart! Das einzige Manko: die Haut ist etwas klebrig, aber man kann sich ja nach dem Essen die Finger waschen 😉

Spaziergang in die andere Richtung

Gestern haben wir uns, trotz Sonntagsruhe ;-), auf den Weg in die andere Richtung gemacht, also mal sehen, was die Vulkane östlich von La Restinga hinterlassen haben. Die Landschaft sieht gleich ganz anders aus, es sind viel mehr Steinchen und scharfe Kanten über die wir marschieren. Zwischendurch wachsen Flechten, Dragos (die wir schon auf Gran Canaria kennen) und in den Spalten auch kleine Blümchen. Leider konnte man da nicht so gut laufen wie in die andere Richtung, wir waren nicht gar so sehr lange unterwegs. Der Ausblick auf die Küste allerdings ist fantastisch – brechende Wellen, die auch teilweise richtig hoch spritzen. Wir sind mal froh, da nicht gerade draußen gewesen zu sein 😉

Vorhangwaschen war auch mal wieder angesagt - sind putzig, gell?

Vorhangwaschen war auch mal wieder angesagt – sind putzig, gell?

grosse_booteHeute kam dann was Großes in die Marina – wir konnten über AIS verfolgen, dass eine etwas größere Yacht hierher unterwegs ist. Offensichtlich mit einem Problem, sie hatten nämlich unterwegs umgedreht. Auf dem Bild die kleinere Yacht ist etwa 18m lang, also fast doppelt so groß wie Kassiopeia – die größere ist die mit dem Schaden. Die Halterung vom Baum am Mast ist gebrochen, so macht es keinen Sinn über den Atlantik zu fahren, und genau das war der Plan. Nachdem sie das wichtigste Problem gelöst hatten („Is there a bar in the village?“) konnten sie sich auf die Suche nach Reparaturmöglichkeiten begeben.

Fußball auf den Inseln

klein aber fein - die Marina in La Restinga

klein aber fein – die Marina in La Restinga

Fußball eignet sich wunderbar um Kontakte zu knüpfen. Mit der Frau unseres Nachbarn sind wir so ins Gespräch gekommen, sie hatte eine Mütze von Hannover 96 auf (und kommt aus Deutschland, was die Kommunikation vereinfacht hat). Heute abend hatten wir die ganze Familie zum Kuchen essen eingeladen, Thema war logischerweise unter anderem auch Fußball, insbesondere da heute nachmittag das Derby zwischen La Restinga und El Pinar stattgefunden hat (die Falschen haben knapp gewonnen). Kommende Woche werden wir uns das nächste Heimspiel mal ansehen, dann geht´s gegen Frontera!

Baum an der Hafenpromenade

Baum an der Hafenpromenade

Was wir ganz interessant fanden, ist die Organisation der Spiele. Es gibt keine Liga allein für El Hierro, sondern es wird auch gegen Mannschaften aus dem Süden Teneriffas gespielt. Und die müssen ja irgendwie alle zusammen kommen. Also hat die örtliche Fluggesellschaft mit der Liga bzw. den Vereinen einen Vertrag und fliegt zwar zum Sparpreis aber eben regelmäßig die Manschaften zu den Spielen und wieder zurück. Und so ein Auswärtsspiel kann dann in Stress ausarten. Die Mannschaften, die von Teneriffa herkommen, müssen herfliegen, dann noch eine gute Stunde mit dem Bus fahren, spielen, essen, zurückfahren und natürlich wieder zurückfliegen. Selbstverständlich müssen alle auch erstmal zum Flughafen kommen. Das ist also ein richtiger Aufwand für ein Freizeitvergnügen!

Wir hatten auf jeden Fall einen informativen Kaffeebesuch ;-). Schön, dass ihr da wart! Wir wissen nicht, ob wir extra Kuchen gebacken hätten, wenn Kathrin eine Mütze von Bayern München aufgehabt hätte… 😉

Abwechslungsreiches El Hierro

So langsam wollten wir ein wenig mehr von El Hierro sehen, also haben wir uns für einen Tag ein Auto geleistet, manches lässt sich einfach nicht mit dem Bus erreichen. Wir wollten das Ecomuseo mit der Echsenaufzuchtstation sehen, und außerdem natürlich ein wenig Landschaft erkunden. Über El Pinar sind wir direkt über den Bergkamm ins Tal El Golfo gefahren. Die Strecke war schon sehr abwechslungsreich: von den kargen Vulkanhügeln über Kiefernwälder durch saftigen Lorbeerwald ging es direkt in den Nebel, aus dem sich der Wald wie auf La Gomera seine Feuchtigkeit zieht. Entsprechend mager war die Aussicht – bei schönem Wetter muss sie grandios sein.

Also weiter in Richtung Frontera, der Gemeinde im Tal El Golfo. Dort in Guinea ist auch das Ecomuseo, ein archäologisches und ethnographisches Museum. Man kann hier u.a. Häuser besichtigen, wie sie selbst bis vor nicht mal 50 Jahren noch bewohnt wurden. Angeschlossen ist auch eine Eidechsenaufzuchtstation, mithilfe derer eine als ausgestorben geglaubte Echsenart aufgepäppelt und ausgewildert wird. Durch alles gibt es eine Führung, die sehr persönlich gemacht wird (unsere „Gruppe“ hatte vier Mitglieder). Leider hat uns dort der Akku unserer Kamera verlassen, deswegen haben wir nur Bilder bis hierhin (obwohl der landschaftlich beste Teil noch kommt, aber dazu später mehr).

Nach einem späten Mittagspicknick (in Frontera gibt es das beste Brot der Insel, yummie!) bei Charco Azul, einem Meeresschwimmbecken (merke: nächster Ausflug Badesachen mitnehmen!), sind wir weiter in Richtung Westen um die Insel herum. Über Sabinosa ging es ganz außen rum durch eine fantastische Landschaft. Die Straße hat sich durch Lavafelder geschlängelt, in Serpentinen ging es einen flechtenbewachsenen Abhang hinauf, neben uns Hügel aus feinem Lavasand und einzelne Krater, dann kamen Büsche, vom Winde gebeugte Bäume, Barancos, immer wieder lagen auch Steine auf der Straße, die die Hänge runtergerutscht waren und irgendwann ging es in Kiefernwald über. Wir konnten uns gar nicht sattsehen und werden die Strecke wohl nochmal fahren (dann mit ausreichend Akkus in der Kamera)! Einen letzten Stopp haben wir beim Mirador El Júlan eingelegt – mit einer wunderschönen Aussicht auf die abfallenden Hänge in Richtung La Restinga.

Allerlei und Gelbflossentuna

fishingboatDie letzte Tage haben wir mal wieder mit allerlei Kleinzeug verbracht. Wäsche waschen, Mail beantworten, Shirts flicken (vom ein oder anderen Lieblingsstück müssen wir uns wohl irgendwann mal trennen…), Kindle bestücken und was eben so anfällt. Michl hat sich heute die Halteplatte des Schaltzuges vorgenommen. Das Gang einlegen ging schon immer recht schwer, also stand Entrosten an. Und die Halteplatte hatte das auch bitter nötig! Jetzt wurde sie glatt geschliffen, lackiert und mit neuen Schrauben wieder eingebaut. Und schon flutscht der Gashebel – zumindest im Gegensatz zu vorher!

Am Wochenende wurde auch unsere spanische Gasflasche wiedermal leer, das hat uns gestern einen Ausflug nach El Pinar beschert. Zuerst haben wir Sonntag geklärt, wo wir denn eine neue bekommen. Geholfen hat uns dabei die Touri-Info. Das ist die informativste und hilfreichste, die wir bisher gefunden haben! Unglaublich, wie bemüht und engagiert die beiden Damen hier sind! Es war klar, dass wir in Valverde tauschen können, aber El Pinar ist nunmal nur halb so weit. Also wurde die Oma in El Pinar angerufen und ausgequetscht – und sie konnte tatsächlich mit dem richtigen Tipp helfen. Grandios!

gelbflossentunfisch sushiHeute nachmittag hatten wir noch überlegt, was es abends so zu essen gibt bei uns, das hat sich dann spontan von selbst gelöst. Unser Nachbar, der Fischer, hatte letzte Nacht (und auch diese…) eine Pumpe am Laufen. Nicht gerade leise, aber er braucht sie, weil er Lebendköder an Bord hat und diese brauchen Meerwasserdurchfluss. Naja, und als Entschuldigung für den Lärm yellow_tuna_saladhaben wir einen frischgefangenen und sogar schon gesäuberten Gelbflossentuna über die Reling gereicht bekommen. 2kg frischester Fisch 🙂 Wenn wir das mit dem Fangen schon nicht selber auf die Reihe bekommen, dann konnten wir heute zumindest schonmal schmecken, was uns bisher am Angelhaken vorbeigeschwommen ist. Das erste Filet (jede Hälfte hat zwei) gab es als Sashimi (zum Reinlegen lecker!), das zweite als Ceviche (danke an die Balimara für das Rezept). Was wir morgen mit den anderen beiden machen, wissen wir noch nicht. Es wird sich was finden 🙂

Nachtrag + Spaziergang über Lava

kissWas wir gestern eigentlich noch erwähnen wollten: die ersten Tage hier gab es ja keinen Strom, waren also das erste mal nicht nur für einen Tag davon abhängig, was Solarpanel und Windgenerator uns so an Strom liefern. Wir hatten an den Tagen hier teilweise ganz gut Wind, jedoch nicht durchgängig. Sonne schien fast dauernd, allerdings ist ein Panel vom Baum abgedeckt, es zeigt Richtung Norden. Unser Fazit: der Windgenerator ist der Knüller! Obwohl wir zwischendurch mit Strom geprasst haben, sind die Batterien voll. Landstrom haben wir uns jetzt an Bord geholt, um den Lüfter des Inverters nicht mehr hören zu müssen, wenn Michls Rechner dran hängt. Und für den Wasserkocher zum Gas sparen.

Heute haben wir einen Spaziergang gemacht. Gleich um die Ecke ist ein großes Lava-Feld mit bizarren Formationen. Die Lava sieht teilweise so aus, als ob sie noch fließen würde, ist aber schon erkaltet. Allerdings ist es auch noch gar nicht so lange her, dass die letzte vulkanische Aktivität stattgefunden hat. Erst Ende 2011 wurde La Restinga evakuiert, kurz danach gab es 2,5km vor der Küste zwei neue Ausbruchstellen in 250 bzw. 500m Tiefe. Die Eruptionen waren von Land aus zu sehen, einzelne Lavabomben sind hier auch gelandet. Es ist immer noch ein Forschungsschiff unterwegs, es muss die letzte Zeit wieder leichte Aktivitäten gegeben haben. In einer kleinen Ausstellung im Ort kann man Bilder und auch ausgeworfene Lava ansehen. Sehr interessant!

Fiesta de Electricidad

unser Bonito

unser Bonito

Was wir hier auf den Kanaren gelernt haben: sie wissen zu feiern! Einen Grund findet man immer und entsprechend viele Fiestas finden statt. Heute gab es in La Restinga einen Grund – seit heute gibt es am Steg nicht nur Wasser sondern auch Strom! Um den Anlass gebührend zu begehen, haben wir uns mit Suuz und Kees zusammen einen Bonito geleistet. Mit selbst Fangen hatte es ja immer noch nicht geklappt, also sind wir zum Fischverkauf und haben uns einen fangfrischen geholt. Der war dann auch so richtig lecker! Einen Teil haben wir roh vertilgt (butterzart), den Rest in der Grillpfanne gebraten (zum Grillen war leider zuviel Wind).

markttagAnsonsten genießen wir unser nachmittägliches Bad vom Boot aus. Leider ist es fast ein wenig kühl (22°-23°C), aber wenn man mal drin ist, geht das schon 😉 Nebenbei haben wir uns um die Standard-Versorgung gekümmert: Donnerstag kommt der Metzger, Freitag der Gemüsemensch. Beide haben erstklassige Ware, wenn man einen verpasst, kriegt man aber auch im Supermarkt das Nötigste.

 

Christian an Bord – Gastbeitrag

Ich hatte die Ehre als Gast von Claudias und Michaels geplanter Weltumsegelung ein paar Tage mit den beiden auf der Kassiopeia zu verbringen. Als ich im Oktober nach Teneriffa flog, wusste ich schon, dass die beiden schon auf den Kanaren sind, aber nicht genau wo. So war es eine wunderbare Fügung des Schicksals, dass, als ich meinen Sprachkurs auf Teneriffa beendet hatte, Michel und Claudia gerade auf La Gomera weilten, wo ich ja sowieso als nächstes hinwollte. Ich buchte die Fähre und am Abend wurde ich von den beiden  an der Fähre abgeholt und in die Marina gebracht. Claudia und Michael hatten für mich extra die Heckkabine ausgeräumt, so dass ich sozusagen ein Einzelzimmer zur Verfügung hatte.

Nach dem Begrüßungstrunk wurden erstmal Neuigkeiten ausgetauscht und ich konnte einen ersten Eindruck von Ihrem Leben auf dem Schiff bekommen. Es ist eng, aber sehr gemütlich und für mich absolut faszinierend, wie man auf so wenig Raum so viel Platz haben kann.

Am nächsten Tag stand eine lange und wunderschöne Wanderung mit Uwe (einem befreundeten Schiffsbesitzer) und Michl an. Wir starteten auf ca. 1200 m im Nebel und sehr frischem Wind und beendeten die Tour auf ca. 150m und knalliger Sonne mit einem eisgekühltem Radler im Flughafen. Die Tour lief beginnend bei Nebelwald über Pinienwald (leider teilweise abgebrannt) durch Barrancos mit kleinen Palmeninseln hinab und endetet in der kargen Vegetation der Südseite der Insel. Sehr schön. Ab dem nächsten Tag bin ich dann selber 4 Tage um die Insel gewandert, war dann aber Freitag Abend rechtzeitig wieder da, da Michl und Claudia mir versprochen hatten, mich mit auf die Überfahrt nach El Hierro mitzunehmen. Abends trafen wir uns nochmals mit Uwe auf der Plaza zu ein paar Bier und Wein.
Die Überfahrt verschob sich dann noch um einen Tag, da die Wellen zu hoch waren, so das wir unss einen faulen Tag in San Sebastian machten, incl. Clubsspiel im Livestream anschauen. Über das Ergebnis schweige ich mich aus und zitiere nur Claudia: „Es is fei ned leichd Glubbfän zu sein.“

Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang gings dann los. Mein erster Segeltörn. Hilfsmatrose Christian ließ natürlich gleich zu Beginn beim Auslaufen die Hälfte der leeren Plastikwasserflaschen über Bord gehen, die Michel und Claudia fleissig gesammelt hatten, aber ansonsten ging die Überfahrt ohne größere Pannen zu statten. Wir hatten am Anfang leider gar keinen Wind und mussten mit Motor fahren, aber nach und nach kam immer mehr Wind auf und es wurde noch eine flotte Segelpartie. Auch das Anlegen in La Restinga auf El Hierro wurde souverän gemeistert. Dort wurde mir noch 3 Tage Asyl gewährt und wir konnten uns ein bisschen die Insel anschauen.

Claudia und Michael, ich möchte mich bei euch ganz herzlich für eure Gastfreundschaft bedanken. Ich habe mich bei euch immer wohl gefühlt und Ihr habt mich wunderbar versorgt.

Ich wünsche euch alles, alles Gute für eure weitere Reise, viele schöne Begegnungen, wunderschöne Orte und viel Glück beim Segeln.

Christian

mit dem Bus nach Valverde

Dass uns Busfahren Spaß macht, dürfte sich ja inzwischen rumgesprochen haben. Heute haben wir das hiesige System mal getestet. Was ein bißchen blöde ist: grundsätzlich kommt man zwar fast überall hin, aber alles geht über Valverde,  Inselhauptstadt von El Hierro. Von La Restinga aus muss man sogar dorthin einmal umsteigen, es gibt aber Anschluss, die Busse warten aufeinander (ist sogar gelegentlich derselbe Busfahrer). Die Preisgestaltung ist ganz einfach: jede Fahrt kostet €1,12. Wir hatten zuerst überlegt, nur bis El Pinar zu fahren, aber das war uns dann doch zu überschaubar für einen Tagesausflug. Also weiter bis Valverde. Dort angekommen haben wir die Einkaufslage geklärt, hier werden all unsere Wünsche erfüllt. La Restinga würden wir jetzt nicht gerade als Shoppingparadies bezeichnen, man muss aber nicht verhungern 😉

Dann sind wir einfach gemütlich durch die Gassen geschlendert, haben in einem richtig toll gestalteten Cafe eine Kleinigkeit gegessen, haben uns noch kurz die Kirche angesehen und sind langsam wieder zurück zum Bus. Unterwegs haben wir noch einen Laden mit Kunsthandwerk gefunden – sind wir mal froh, dass wir ein kleines Boot haben… Also wieder zurück nach La Restinga, der Busfahrer ab El Pinar hat uns auch gleich wieder erkannt 🙂

Landschaftlich ist die Insel, nach dem bißchen, was wir gesehen haben, äußerst abwechslungsreich: Fichtenwäler, kahle Vulkanhügel, dichte Wacholderbüsche, Farnwälder, sanfte Hügel und Täler – gefällt uns gut und macht Appetit auf mehr. Das Wetter war gemischt: anfangs Sonne, zwischendurch waren wir über den Wolken, dann mal wieder mittendrin, in Valverde waren wir im Dunst, der gelegentlich von der Sonne durchbrochen wurde. Eine sehr schöne Stimmung, wie wir fanden.