Blitzstart

So ganz eigentlich wollten wir ja noch ein paar Tage in Tarrafal bleiben. Herrliche Aussicht, ein netter Ort, insgesamt schöne Gegend. Aber das mit dem Schwell wurde über Nacht alles nur nicht besser. Unser Heckanker war schon relativ bald wieder ausgebrochen, leider war es da schon stockfinster – zu finster um ihn neu auszubringen. Also dachten wir, wenn wir in Richtung Strand geschwemmt werden, wird er sich schon irgendwann eingraben. Allerdings hatte sich dann die Leine um einen Fels unter dem Boot gewickelt, so dass wir sie nicht mehr fest mit Kassiopeia verbinden konnten. Anstatt dessen konnten wir sie nutzen, um uns immer wieder richtig auszurichten. Blöderweise mussten wir das die ganze Nacht durch machen, teilweise mit Motorunterstützung.

Früh haben wir dann überlegt, ob wir abfahren oder nicht, nur waren wir uns zu dem Moment sicher, dass wir den Heckanker nicht mehr ohne Tauchen oder fremde Hilfe rausbekommen. Zum Tauchen war die Sicht zu schlecht, durch die inzwischen sehr deutlich höhere Brandung (unter uns sind bei etwa 8m Wassertiefe Wellen bis 3m durchgerauscht) war das Wasser sehr aufgewühlt und dreckig. „Gelöst“ haben das Problem dann zwei Kapverdianer, die zu René gepaddelt sind und gemeint haben, wir müssen da weg, der Schwell wird abends noch deutlich heftiger. Also haben wir uns kurz über Funk verständigt und waren uns einig, sofort Anker auf zu gehen und nach Praia weiter zu fahren.

Nachdem wir etwas hektisch Kassiopeia reisefertig gemacht haben, kamen die beiden Kapverdianer von René rüber zu uns, um unseren Heckanker zu bergen. Leider war das unmöglich, auch danach zu tauchen ging bei den Bedingungen nicht (trotzdem sind wir froh, dass unsere Tauchausrüstung das erste Mal auch wirklich gebraucht wurde!). Also haben wir kurzfristig beschlossen, den Anker da zu lassen. Er wurde mit einem Fender markiert und die beiden bergen ihn, sobald es möglich ist. Dann müssen wir eben nach Tarrafal fahren und ihn abholen. Aber das wollten wir uns ja eh noch genauer anschaun. Unser Hauptanker ging einwandfrei raus (leider hat zum ersten Mal die Winsch gestreikt… aber wir hatten ja immer noch kapverdische Hilfe!) und wir sind aus dem Surfbereich, wo der Anker lag, ohne Probleme rausgekommen. Bei René ging auch alles glatt, wir haben etwas weiter draußen noch auf ihn gewartet.

Richtig grandios bei der ganzen Aktion waren die beiden Kap Verdianer! Sie wußten, was sie tun und waren hilfsbereit im richtigen Moment zur Stelle (und ansehnlich waren sie auch noch ;-)). Wir haben keine Ahnung, ob das Ablegen ohne die beiden so problemlos geklappt hätte!! Mail-Adressen haben wir ausgetauscht, morgen werden wir mal schreiben und uns noch extra bedanken. Vielleicht wissen sie ja dann auch schon, wann sie an unseren Anker ran kommen.

Die Fahrt nach Praia war eher ereignislos. Es war eine insgesamt ruhige Motorfahrt mit mehr oder weniger Welle, sehr wenig Wind (natürlich bis auf den Schluss) und hauptsächlichem Runterbringen unseres Adrenalinlevels. Kurz vor Praia rief uns eine Yacht über Funk an – die Youmin, denen wir schon in La Restinga begegnet waren, sie hatten uns über AIS gesehen. Sie waren gerade in Richtung Gambia aufgebrochen. Was natürlich mal wieder die Sprache auf Westafrika gebracht hat 😉 Inzwischen liegen wir sehr ruhig im Hafen von Praia und freuen uns darauf, mal wieder eine Nacht zu schlafen 😉 Bilder folgen, dazu hatten wir heute keinen Nerv mehr.

Position: 14°54.830’N, 23°30.252’W

gefahrene Strecke: 36sm, Gesamtstrecke: 3466sm