Atlantik zum Achten

Letzte Nacht kam tatsächlich ein Lufthauch und wir machen passabel Fahrt, heute tagsüber mal wieder mit etwas ruhigeren Phasen. Aber so gesamt kommt das eher an eine Rauschefahrt unter Leichtwindsegel mit bis zu 5kn ran 🙂

Die Angel haben wir heute rein, da wir schon mehrfach ganze Büschel an Pflanzen herausgezogen haben. Keine Ahnung, was das ist, aber es sind regelrechte Teppiche davon unterwegs. Und das bremst dann bloß, wenn wir was einfangen.

Befinden der Crew: weiterhin bestens

Position: 5°12.292’N, 27°42.490’W um 20:00utc

Atlantik zum Siebten

Eine Woche sind wir jetzt unterwegs und haben bisher eine durchaus passable Fahrt gehabt (war da was am Abfahrtstag? ;-)). Hoffen wir mal, dass es so weiter geht. Was nicht ganz so klappt wie erhofft, ist unser Tempo. Es wird wohl doch ein wenig länger dauern, als die ursprünglich gehofften gut 12 Tage. Wenn das den Rest der Strecke allerdings so angenehm bleibt wie aktuell, dann sehen wir da keinerlei Probleme.

Gestern haben wir die inzwischen angenehmeren Luft (33°C)- und Wasser(28°C)temperaturen zu einer Waschung genutzt: wir haben uns beide am Vordeck gegeseitig mit Salzwasser aus Eimern übergossen und anschließend mit Süßwasser nachgespült. Herrlich!

Heute haben wir versucht, ein wenig mehr in Richtung Westen zu kommen (da soll mehr Wind sein), das war allerdings mit Arbeit in Form von Segelwechsel verbunden. Jetzt für die Nacht haben wir wieder einen weniger schaukeligen Kurs. Die nächste Zeit soll auch der Wind drehen, dann kämen wir automatisch weiter rüber. Irgendeinen Lufthauch werden wir schon finden.

Position: 6°22.475’N, 27°02.334’W um 20:30utc

Atlantik zum Sechsten

Trotzdem wir die letzte Nacht komplett mit Hand gesteuert haben, war es sehr entspannt und schön. Es ist einfach überwältigend, den Sternenhimmel zu betrachten und dabei zu realisieren, wo man ist! Musiktipp dazu: „So quiet in here“ („… out here“ wäre in dem Fall passender) von Van Morrison

So sehr wir es inzwischen genießen, langsam dahinzugleiten, so sehr ärgert es uns, dass uns heute der Wind praktisch völlig verlassen hat. Bei etwa 0-3kn Wind, der auch noch aus allen möglichen Richtungen kommt, ist Segeln einfach doof. Und da wir nicht zu sehr schwanken wollen (unser Geräteträger ist immer noch nur provisorisch repariert), laufen wir inzwischen unter Motor. Morgen bzw. im Laufe der Nacht soll wieder Wind kommen, fänden wir klasse!

Position: 7°20.837’N, 26°24.680’W um 20:30utc

Atlantik zum Fuenften

Wie vorhergesagt, ist der Wind noch ein Stück zurückgegangen, deshalb fahren wir seit heute früh mit unseren beiden Leichtwindsegeln je an einem Vorstag Schmetterling. Das Groß hat bei manchen Wellen zu sehr geschlagen, also musste es runter. Seit heute früh steuern wir per Hand, das macht im Moment mal wieder richtig Spaß. Der Autopilot frisst zuviel Strom, für den Windpilot reichen die gelegentlich 3kn Wind nicht aus.

Leider haben wir heute früh festgestellt, dass Michls Geburtstagsköder, der von Chuchi zusammengebaut war, komplett inkl. Wirbel abgebissen war. Die Rassel an der Leine hat dabei nichtmal gezuckt. Wir sind uns nicht sicher, ob wir den Fisch an Bord gewollt hätten… Trotzdem sehr schade um Michls Lieblingsköder!

Befinden der Crew: weiterhin bestens

Position: 8°21.957’N, 25°49.874’W um 19:30 utc

Atlantik zum Vierten

Gestern abend hatten wir beschlossen, das Leichtwindsegel oben zu lassen, hatten uns aber eine Strategie überlegt, wie wir es auch nachts schnell runterbekommen. Was völlig unnötig war, weil wir ohne wohl gar nicht vorwärts gekommen wären. So sind wir mit gemütlichen 3-3,5kn durch die Nacht geglitten. Wir hatten uns schon öfter gesagt, dass wir auch bei wenig Wind mal langsam segeln genießen, jetzt machen wir es tatsächlich. Was wir haben ist Zeit, und zwar bisher hier unterwegs eine sehr schöne (wenn man mal vom ersten Tag absieht).

Der Aufreger der Nacht: Schiffsverkehr! Ein Tanker ist etwa 5sm hinter unserem Heck durchgefahren. So nah waren wir schon länger niemandem mehr 😉 Natürlich haben wir nachts ständig unsere Notreparatur am Geräteträger kontrolliert, aber die hält bisher bestens.

Befinden der Crew: ebenso bestens

Wind: 2-3Bft, Welle: etwa 2m aber seeehr lang und angenehm, Position: 9°33.462’N, 25°37.986’W um 18:00utc

Atlantik zum Dritten

Die Nacht war tatsächlich ruhig, der heutige Tag auch. Zumindest segeltechnisch. Eine „kleine“ Aufregung hatten wir mit unserem Geräteträger. Einer der Stützenfüße hat sich gelöst und war dadurch freischwingend. Da das ziemlich schlecht ist, haben wir alles mit Leinen provisorisch abgespannt und sind schon auf südamerikanische Schweißkünste gespannt. Im Moment hält alles sehr gut, hoffentlich bleibt das so.

Zur Feier des heutigen Tages (wir haben 20jähriges) gibt es lecker Mohnkuchen! Eigentlich haben wir vor 20 Jahren ausgemacht heute in Venedig zu sein, aber irgendwo auf dem Atlantik finden wir gerade auch nicht schlecht 😉

Position: 10°57.082’N, 25°43.001’W um 17:30utc

Atantik zum Zweiten

Ruhig ist es geworden und eines ist sicher: wir werden definitiv nicht als die schnellsten Atlantiküberquerer in die Geschichte eingehen. Wir reihen uns da eher gaaaaanz weit hinten ein. Heute hatten wir das Leichtwindsegel hoch und sind mit 3 bis 4.5kn angenehm dahingeschwankt. Die letzte Nacht war ruhig, die kommende scheint es auch zu werden.

Der Crew geht´s bestens

Position: 12°15.082’N, 25°34.808’W

Atlantik zum Ersten

Gestern war sehr abwechslungsreich – durch Inselabdeckung und -düse sind wir in den Genuss von Wind zwischen 0-8Bft gekommen und dazwischen gab es entsprechende Welle, die um die Inseln herum gelaufen ist. Abends konnten wir dann unseren Nachtkurs anlegen, da wurde es auch etwas ruhiger. Die Nacht war wackelig, aber wir mussten zumindest nichts an den Segeln ändern.

Aktuell kreuzen wir vor dem Wind gen Süden und lassen uns mal mehr, mal weniger durchschaukeln. Welle ist etwa zwei Meter mit Ausreißern bis etwa 3,5m, der Crew geht´s gut.

Position: 13°13.664’N, 24°28.933’W um 18Uhr UTC

Los geht´s

Der Wind gibt gerade eine Abschiedsvorstellung und zeigt nochmal, was er so kann. Michl wäre beim Abbau fast die Kuchenbude ins Wasser geweht. Die Segel sind schon ausgepackt und wir sind über den letzten Vorbereitungen.

Wir hoffen, dass es von unterwegs wieder so gut mit dem Aktualisieren klappt, ansonsten melden wir uns, wenn wir an Land sind. Wir sind auch gespannt, wo wir tatsächlich raus kommen, ein gewisses Ziel haben wir angepeilt.

Biotop

Detail des Biotops

Detail des Biotops

Grünzeug unter Schorsch

Grünzeug unter Schorsch

Heute haben wir in einer der inzwischen längeren Starkwindpausen unser Dinghi an Deck gebracht. Und dabei wohl ein Biotop zerstört. Nach den drei Wochen im Brackwasser hatte sich schon ziemlich was an grünem Schmodder an der Unterseite angesiedelt. So eigentlich sind wir ja schon tierlieb, aber die lieben Kleinen sollen sich doch bitte woanders eine Heimat suchen. Also stand heute Schrubben und Putzen auf dem Programm. Selbstverständlich war danach das ganze, gestern frisch geputzte, Deck eingesäut und wir mussten da nochmal ran. Dabei haben wir mal wieder Staub abgeschwaschen, der sich hier einfach unheimlich schnell sammelt. So eine Süßwasserdusche von oben bis unten wär mal was für unser Boot – naja, vielleicht gibt´s unterwegs ja den ein oder anderen Regenschauer, der das für uns erledigt.

Wartestellung

So ganz eigentlich wollten wir ja heute losfahren. Aber seit vorgestern pfeift es hier in der Bucht derart, dass wir zum Einen nicht wirklich gut schlafen konnten (übermüdet starten finden wir nicht so prickelnd) und zum Andern noch nicht mal das Dinghi an Deck bekommen hätten. Also machen wir uns eben ein wenig gemütlicher fertig zur Abreise und hoffen, dass das Gepfeife bald nachlässt. Laut Vorhersage hat es das schon und so langsam nervt es auch…

claudi_geht_einkaufenGestern war ich nochmal am Markt um die letzten Frische-Vorräte aufzufüllen. Und da ging es zu wie in Nürnberg zur Christkindlesmarkteröffnung. Solche Menschenmengen fand ich früher ja schon nicht schön, aber inzwischen ist das schon fast Folter. Ich war richtig froh, als ich dann, zusätzlich nach einem vollen Supermarkt, zurück auf Kassiopeia war. Claudia und Jona von der INTI haben mir eine Mitfahrgelegeneheit gegeben, Michl hat inzwischen Boot aufgeräumt und sich das Pfeifen in den Wanten angehört. Wir sind uns nicht sicher, wer die blödere Aufgabe hatte 😉

ausklariert

Funkzentrale bei der Policia Maritima

Funkzentrale bei der Policia Maritima

beim Tanken durch die Strumpfhose

beim Tanken durch die Strumpfhose

Gestern waren wir bei der Immigration und der Policia Maritima – wir haben offiziell ausklariert. Zusammen mit Claudia und Jona von der INTI sind wir früh losgezogen, haben Formulare ausgefüllt (merkwürdigerweise die gleichen wie bei Einreise), unseren 700CVE-Obulus hinterlassen und können ab sofort das Land verlassen. Außerdem verkürzen wir noch die ToDo-Liste, füllen den Tank und überlegen, was wir noch so alles brauchen. Eigentlich haben wir ja tatsächlich genug Verpflegung an Bord um wohl eine komplette Atlantikrunde zu drehen, aber Frischware fehlt noch.

Schutz gegen Scheuerstelle an der Vorschot

Schutz gegen Scheuerstelle an der Vorschot

Und so ganz nebenbei informieren wir uns auch über unser Reiseziel. Wir freun uns schon sehr drauf, mal sehen, ob wir da tatsächlich landen. Durch diverse Tipps haben wir so auf den letzten Drücker das ein oder andere an der Route noch geändert, endgültig entscheiden können wir ja eh erst, wenn wir unterwegs sind und sehen, wie Wind und Wetter sind. Richtung Südwesten wollen wir zumindest anpeilen.

Wasser, Wasserpass und Klodeckel

Warten auf Wasser

Warten auf Wasser

Wenn man hier in Praia Süßwasser braucht, geht das leider nicht so einfach wie in Palmeira an der Abfüllstation, sondern man muss über die Tankstelle am Anlegesteg einen Tankwagen bestellen. Mindestbestellmenge sind 1.000 Liter, darunter geht nicht. Da die INTI keinen Wassermacher hat, hatten Claudia und Jona für heute Wasser bestellt. Sie bringen aber keine 1.000 Liter unter, also haben wir auch ein paar Flaschen zum Füllen bringen können. So zwischen neun und zehn sollte der Tankwagen kommen, praktisch vorm Aufstehn. Alle waren pünktlich da, natürlich außer dem Tankwagen. Auf Nachfrage hatte sich herausgestellt, dass der Tankwart gestern das wohl nicht so sehr ernst genommen hatte und das Auto neu bestellt werden musste… Irgendwann kam er und dann ging alles ganz schnell: erst Schlauch verlegen, Wasser in den Tank und dann in alle Kanister und Flaschen, die zur Verfügung standen (insgesamt wohl bestimmt 40 Stück mit fünf bis 20 Litern Volumen). Zum Schluss noch ein kurzes Füße waschen und zur Abkühlung Kopf unter den Strahl halten und schon war alles erledigt. Gekostet hat der Spaß 2.000CVE, dafür gab es Trinkwasserqualität.

Und nachdem wir durch die ganze Warterei in der prallen Sonne (yep, hier ist sowas wie Sommer :-)) bis mittag schon genug davon abbekommen hatten, haben wir uns erstmal in den Schatten auf Kassiopeia zurückgezogen. Ein wenig was wollten wir dann auch noch von unserer ToDo-Liste streichen, also hat Michl auf der Schattenseite vom Boot den Wasserpass sauber getoilettendeckelmacht – Dank Coppercoat musste der grüne Schleim nur abgezogen werden und alles ist wieder gut. Ich hab mich über eine Halterung unseres Klodeckels gemacht. Bei doofen Wellen kann es passieren, dass man während einer Sitzung den Klodeckel auf den Rücken bekommt, das ist etwas lästig. Jetzt können wir ihn mit einem Druckknopf an der Tür dahinter befestigen.

Wieder komplett

zurück an Bord

zurück an Bord

Wir haben wieder all unsere Anker bei uns, heute haben wir einen Ausflug nach Tarrafal gemacht und den Heckanker abgeholt. Gestern abend noch haben wir eine Nachricht von Osmar bekommen, dass er zusammen mit seinem Freund Jack den Anker inkl. Leine und Fender geborgen hat, wir sollten heute um 12Uhr in Tarrafal am Strand sein. Also sind wir früh aufgebrochen und in Richtung Aluguer losmarschiert. Die heutigen Lektionen im Aluguer-Fahren waren:

  • gefahren wird, wenn voll ist. Unabhängig davon, wie lange es dauert, das Auto zu füllen und auch unabhängig davon, wie viele Runden man durch Tarrafal drehen muss, um auch den letzten halbwegs Willigen zur Fahrt in Richtung Praia zu überreden.
  • funktionierende Stoßdämpfer sind völlig überbewertet
  • Geschwindigkeitbegrenzungen, insbesondere in Ortschaften, ebenso (wir haben keine Ahnung, ob es hier welche gibt, daran halten tut sich aber eh niemand)
  • Hupen und Bremsen sind immens wichtig
  • selbst wenn man seinen Platz im fast vollen Aluguer hat, ist noch genug Zeit, für Einkäufe und sonstiges. Weil ja noch nicht ganz voll ist!
  • das mit dem vollen Auto und Vollgas im zweiten Gang den Berg hoch schafft nicht nur VW, Toyota ist da auch nicht zu verachten

In Tarrafal haben wir uns (wenn man von der guten Stunde Stadtrundfahrten absieht) eigentlich gar nicht groß aufgehalten. Osmar hat uns den Anker gegeben, dann haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen und uns in den Aluguer gesetzt. Bei Osmar zuhause haben wir einen kleinen Einblick in eine wohl durchschnittliche Wohnsituation bekommen: ein Zimmer, zwei große Matratzen auf dem Boden, ein Tisch und ein Schrank. Da wohnt die Familie. Und alles sehr sauber.