zwei Ruhetage

Eigentlich war das nicht so ganz geplant, aber gestern und heute haben wir praktisch nicht wirklich viel unternommen. Ungeplant deswegen, weil zum Einen ich noch ein wenig mit einer Erkältung gekämpft habe und ich es zum Anderen erfolgreich geschafft habe, Michl anzustecken. Wir müssen uns wohl tatsächlich erst auch an die kühleren Temperaturen gewöhnen. Obwohl es tagsüber durchaus richtig heiß ist! In der Sonne! Im Schatten mit Wind ist das schon frischer, nachts erst recht. Ohne Jacke geht da nichts mehr bei etwa 10°C.

Wir haben das Beste draus gemacht: Lesen in der Sonne auf der Dachterrasse des Hostels mit grandioser Aussicht, ein gemütlicher Spaziergang zum nahegelegenen Rio Huasamayo und ein wenig entlang in seinem gerade trockenen Flußbett, ein wenig Suchen nach Hostels in Bolivien, Wäsche in der Lavandería abliefern und wieder abholen und anderes Kleinzeug.

Was wir aus gesundheitstechnischen Gründen lieber sein lassen hätten sollen, war ein Pizza-Abend mit den anderen im Hostel gestern. Um etwa 21Uhr sollte es zusammen in ein anderes Hostel gehen, so gegen halb zehn war dann Pizza satt für alle angekündigt. Jetzt sind wir ja doch schon lang genug unterwegs, dass wir nicht ernsthaft erwartet hatten, tatsächlich Punkt halb zehn was zu essen zu bekommen. Aber als dann irgendwann kurz nach halb elf die erste (sehr leckere!!) Pizza eingetrudelt kam, hing uns der Magen schon ein wenig zwischen den Kniekehlen. Dennoch: der Abend war schön, teilweise begleitet durch Musik und Gesang (wir hatten echte Mühe beim Text von „Eisgekühlter Bommerlunder“… sehr peinlich). Ach ja, was das Hostel u.a. sehr sympathisch macht: die sind alle Fans der Toten Hosen 🙂

in den Bergen

unterwegs2Seit Mendoza fahren wir entlang der Anden, seit heute sind wir auch tatsächlich in den Bergen. Genauer gesagt in Tilcara in der Quebrada de Humahuaca auf 2461m ü.d.M. (Quebrada ist eine Schlucht). unterwegsDie Fahrt durch verschiedene Schluchten hinauf war schon sehr vielversprechend, die Berge sind beeindruckend und schön. Ein wenig durch den Ort spaziert sind wir noch, gefällt uns auf den ersten Eindruck sehr gut hier.

unterwegs_kreuzungUnd beim Laufen vom Terminál zum Hostel haben wir die erste leichte Bekanntschaft mit der dünneren Luft hier oben gemacht: wir dachten, die 650m laufen wir locker, wir hatten ja schon weitere Wege, auch mit Gepäck. Aber bergauf und bei der Luft kamen wir dann tatsächlich etwas ins Schnaufen… markt_tilcaraDas heißt so viel wie: wir müssen uns langsam an die Höhenluft gewöhnen, auf Höhenkrankheit haben wir beide keine Lust. Und der Altiplano in Bolivien liegt ja nochmal ein Stück höher!

Blick von der Hostel-Terrasse

Blick von der Hostel-Terrasse

Im Hostel haben wir von Pablo eine sehr ausführliche Einführung bekommen, was wir hier so alles anstellen können und auch, wie wir weiter nach Norden kommen. Klingt alles so, als würde weiterhin keine Langeweile aufkommen.

nochmal in Salta unterwegs

Eine ganz bekannte Attraktion in Salta in der sogenannte Teleférico, das ist eine Seilbahn auf den San Bernardo, eine Erhebung neben der Stadt. Und genau das stand heute auf unserem Plan. Zuerst haben wir allerdings noch eine Runde durch die Stadt gedreht, vormittags ist es immer noch gut kühl, außerdem war es ein wenig diesig. Wir sind nochmal an der Kathedrale vorbei, haben zwei Demonstrationen gesehen (keine Ahnung, ob die miteinander, gegeneinander waren oder nur zufällig zeitgleich unterwegs waren) und nochmal den schönen Platz genossen. Weiter sind wir nach einem kurzen Besuch im Museo de la Ciudad (noch so ein herrliches Gebäude mit Patio) vorbei an der Iglesia de San Francisco und ganz, ganz vielen Läden mit Artesanía (Kunsthandwerk) dann irgendwann zum Teleférico gekommen.

Sportliche (also eher weniger Segler ;-)) machen den Aufstieg über die 1021 Stufen, wir haben die Seilbahn genommen. Etwa 10min dauert die Fahrt, dann hat man von etwa 280m drüber eine schöne Aussicht auf die Stadt und die drumherum liegenden Berge. Von oben konnten wir sehr gut sehen, wie argentinische Städte aufgebaut sind (zumindest die, die wir bisher besucht haben): anscheinend alle am Reißbrett entstanden, die Straßen verlaufen meist rechtwinklig. Man findet sich dadurch sehr gut zurecht, weil auch die Hausnummern jeweils auf die Quadros (Häuserblöcke) in hunderter Schritten verteilt werden. Auf dem San Bernardo haben wir Sonne, Aussicht und einfach die schöne Atmosphäre da oben ein wenig genossen, bevor wir uns an den Abstieg gemacht haben. Runter geht´s ja etwas weniger auf die Kondition 😉

Auf dem Rückweg wollten wir eigentlich noch einen Happen im Mercado essen, die hatten nur leider wie fast alle anderen Geschäfte inzwischen Siesta. Naja, dann eben nur noch schnell was zum Abendessen im Supermarkt einkaufen (wir haben uns noch immer nicht sattgegessen an den leckeren Steaks) und ab zurück ins Hostel.

Salta

Bei herrlichem Sonnenschein haben wir uns heute ein wenig mehr von Salta gegönnt. Erstmal einen gemütlichen Bummel durch die Straßen, vorbei an der sehr reich ausgestatteten Kathedrale über den Plaza 9 de Julio ins MAC – Museo Arte Contemporáneo mit gerade zwei Gratis-Ausstellungen (Malerei und Fotografie, beides sehr interessant!). Wieder über den Platz wollten wir eigentlich ins MAAM – Museo Archeológico Alta Montaña. Das war aber leider gerade wegen einer Konferenz geschlossen und so konnten wir „nur“ die erste Etage des grandiosen Gebäudes ansehen – auch hier gab es eine kleine aber schöne Ausstellung, ebenso mit freiem Eintritt (wir sollten unser Eintrittsgeld noch loswerden…).

Nachdem dann so langsam Hunger aufkam, haben wir uns in Richtung Markt bewegt. Angeblich sollte man da gut und günstig essen können, in der Kombination genau unser Fall. Zuerst einmal waren wir aber vom Markt begeistert – er ist bunt, eng, vielfältig, lebendig und es duftet nach Gewürzen. Ganz nach unserem Geschmack 🙂 Etliche Stände haben schon die für die Anden typischen Webwaren, das wird noch hart zu widerstehen werden in Bolivien… Gegessen haben wir auch was: Humitas und Tamales, beides sehr lecker! Dazu gab es Live-Panflöten-Musik, die dort deutlich besser hingepasst hat als in die Füßgängerzone in Nürnberg! An einem Stand haben wir dann noch einen Teil des Abendessens mitgenommen: drei verschiedene Sorten Andenkartoffeln (die gab´s als intensiv und lecker schmeckende Ofenkartoffeln).

Nach einer kurzen Siesta haben wir uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht, unterwegs aber noch einen Zwischenstopp eingelegt. Bei der Fundación Pajcha im Museo de Arte Étnico Americano wurden wir unser Eintrittsgeld los, haben dafür aber eine sehr interessante, informative und private Führung von Diego genossen. Es ist wohl (wenn man Diego glauben darf und er klang durchaus glaubwürdig) die größte Sammlung indigener Kunst- und Handwerksarbeiten Süd- und Zentralamerikas. Wir haben sehr viel erklärt bekommen, hatten aber auch genug Zeit, uns in aller Ruhe die wundervollen ausgestellten Stücke anzusehen. Prädikat: äußerst sehenswert!

Am Bahnhof wurden wir dann ausgebremst. Wir wollten uns über Preise und Fahrtzeiten vom „Tren a las Nubes – Zug in die Wolken“ informieren, haben aber leider erfahren, dass er wegen Reparaturarbeiten erst im Dezember wieder fährt. Da sind wir dann aber doch schon wieder weiter. Schade, die Fahrt damit stellen wir uns sehr beeindruckend vor!

Busfahren in Argentinien

andengipfelWir haben bisher ja doch etwas größere Entfernungen zurückgelegt, jeweils so um die 1000km bzw. jetzt die letzte etwa 400km, und das ist in Argentinien am günstigsten per Bus. Die Busbahnhöfe in den größeren Städten sind teilweise richtig groß und in ziemlich kurzen Abständen verlassen ganze Horden von Bussen die Bahnhöfe. In Buenos Aires waren das natürlich besonders viele, aber in Mendoza ist auch gut was lobergigs. Es gibt verschiedene Klassen im Bus, Semi-Cama, Cama und noch eine, bei der man komplett liegen kann. Je nachdem, wie flach es wird, zahlt man eben auch entsprechend mehr. Wir sind mit Semi-Cama bisher gut gefahren, die Füße kann man oben abstellen und dann liegt man schon halbwegs bequem. Ist ja nur für eine Nacht. Wir bevorzugen Nachtfahrten, weil wir dann schlicht und ergreifend mehr von den Tage haben. Heute bis Salta war eine Tagfahrt, waren ja nur gut vier Stunden.

unser heutiger Bus

unser heutiger Bus

Die Busse sind, zumindest bisher, alle Doppeldecker, unser Lieblingsplatz ist direkt ganz vorne – die Aussicht ist einfach am Besten! Für so eine etwa 1000km Fahrt braucht der Bus so um die 14-16h. Autobahnen wie in Deutschland gibt es hier nicht, dafür ist der Verkehr weniger. Was wir recht lustig finden: zwischendurch pfeift´s mal laut im Bus, das ist dann, wenn der Fahrer zu schnell fährt 😉 Es muss auch immer wieder mal abgebremst werden, es gibt Polizeikontrollen, Mautstellen oder auch Pinkelpausen für den Fahrer.

kaffee_im_beutel rinderFür Unterhaltung ist gesorgt, es gibt Filme unterschiedlicher Qualität zu sehen, allerdings spanisch mit spanischen Untertiteln (lustigerweise wird nicht immer das gesagt, was geschrieben wird). Für Verpflegung ist nicht so ganz gut gesorgt – einmal gab es sehr leckere Empanadas, aber das erst um halb zehn abends, und bei der zweiten Fahrt gab es abgepackte Kekse – abends zur Begrüßung einen, zum Frühstück zwei. Dazu gab es aber Kaffee im Filterbeutel, geniale Idee (anstatt löslichem Kaffee). Heute bekamen wir sogar für die Kurzstrecke Essen und Getränk – nichts kulinarisch wertvolles, aber immerhin. Das bedeutet so viel wie: wir fahren mit Verpflegung, die wir aber auch aufheben könnten 😉

Noch kurz zu Salta: erster Eindruck gefällt uns, nette Häuser, sehr freundliche Menschen.

San Miguel de Tucumán

Im Nachhinein haben wir uns fast schon ein wenig schnell von Mendoza verabschiedet, aber es zieht uns einfach endlich nach Bolivien. Nächster Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden ist San Miguel de Tucumán, besonders für die Unabhängigkeit Argentiniens ein wichtiger Ort. Prompt haben wir uns heute ein wenig Kultur gegönnt: die Casa Independencia, das Gebäude, in dem am  9. Juli 1816 vom Tucumán-Kongress die Unabhängigkeit von Spanien erklärt wurde. Und das kam laut wikipedia so: nach den Geschehnissen des 25. Mai 1810 in Buenos Aires, als sich die Bürger der Stadt gegen den Vizekönig auflehnten, kam 1812 Manuel Belgrano nach Tucumán. Dort besiegte er am 24. September des gleichen Jahres in der Schlacht von Tucumán die königlichen Truppen.Nach vier Jahren und weiteren Schlachten kam dann die Unabhängigkeitserklärung.

In dem Gebäude ist inzwischen ein Museum eingerichtet mit etlichen Möbelstücken, Gemälden, Kleidung, Waffen aus der Zeit. Und natürlich Ausschnitte der Unabhängigkeitserklärung und eine Liste der Kongress-Mitglieder. Für uns etwas unpassender aber zu der Zeit wohl typischer Beigeschmack: das waren bis auf einen ausschließlich europäische Gesichter…

Tucumán gefällt uns heute schon ein wenig besser als gestern, da war´s bewölkt und durch den Sonntag waren die Straßen wie ausgestorben. Heute kam im Lauf des Tages die Sonne raus und irgendwie ist dann einfach alles gleich freundlicher. Es ist aber trotzdem nur ein kurzer Stopp, morgen gönnen wir uns vier Stunden 3D-Landschaftskino auf der Fahrt nach Salta.

hicks!

Die Region rund um Mendoza ist besonders bekannt für ihren Wein, dabei insbesondere den Malbec. Ein sehr leckeres Stöffchen! Was man hier in der Gegend gar nicht verpassen darf, ist eine Weinprobe. Das war uns natürlich schon klar bevor wir hergekommen sind (nunja, es war wohl ehrlicherweise eher auch ein Grund, dass wir hergekommen sind ;-)).

Angefangen haben wir gestern abend (nachdem wir vorgestern schon ausgiebig den Wine-Tasting-Flatrate-Wein probiert haben) – jeden Donnerstag wird im Hostel ein Wein-Olivenöl-Tasting veranstaltet. Selbstverständlich haben wir daran teilgenommen. Alejandro, der nebenbei auch ein Restaurant mit verschiedenen Leckereien mit Olivenöl betreibt, ist Sommelier, stellt sein Öl selbst her und veranstaltet Öl-Tastings. Wir durften einen leckeren Weißwein, ein sehr feines Öl und zum Schluß noch einen ebenso leckeren Rotwein probieren. So ganz nebenbei haben wir sehr viel erfahren, wie man denn testet: Farbe, Geruch, Verweildauer im Mund und noch etliches mehr.

Heute ging es dann weiter. Überall werden Touren angeboten mit dem Besuch von zwei Bodegas und natürlich Fahrt hin und zurück – wir haben uns für die individuelle und günstigere Lösung entschieden: Lageplan von der sehr hilfreichen Touri-Info, Busticket und ab in Richtung Maipú (dort sind die Bodegas). Nach einem Bummel durch den sehr schönen Ort haben wir zwei traumhafte Villen entdeckt und direkt daneben die erste Bodega „Giol“. Leider wird hier nichts mehr produziert und das Gebäude kann gerade auch nicht besichtigt werden. Was uns natürlich nicht an einer Weinprobe gehindert hat! Vier sehr gute Weine standen auf dem Programm unseres privaten Tastings, und wieder war ein besonderer Weißer darunter. Irgendwie hatten wir uns bisher nur auf rot konzentriert, das war vielleicht ein Fehler 😉

Danach sind wir weiter zur Bodega López, der einzigen, die, wie wir bei Giol erfahren haben, Gratis-Führungen und -Tastings anbieten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Die Führung war leider nicht sooo sehr verständlich, aber allein die unterschiedlichen und riesigen Fässer, an denen wir vorbeigekommen sind, waren den Besuch schon wert. Natürlich gab es auch da Wein zum Abschluss – und wieder einen von uns bisher unterschätzten Weißen! Den haben wir aber gekauft. Leider (oder glücklicherweise?) können wir grad keine Vorräte anlegen, das würde sich wirklich lohnen. Im Gegensatz zu Lanzarote sind die Weine hier nämlich beim Hersteller günstiger als im Supermarkt!

Mendoza

Die Busfahrt nach Mendoza verlief völlig ohne Probleme, nachts ging es los, früh zum Sonnenaufgang waren wir schon wieder ein einer völlig anderen Gegend: alles um uns herum war plattes Land. Den ersten Blick auf die Anden konnten wir erst etwa zwei Stunden vor Ankunft erhaschen. Und die erheben sich schon ganz schön mächtig! Selbst den Aconcagua, den mit 6962m höchsten Gipfel der Anden, konnten wir erkennen, immerhin liegt er über 6km höher als Mendoza (824m).

Mit unserem Hostel hier haben wir es gut getroffen – drei Nächte zum Preis von zweien, abends Wein gratis, nachmittags Kuchen, Doppelzimmer statt dem gebuchten Dorm und zum Frühstück gibt es neben Crepes auch noch Eier nach Wunsch. Ach ja, und schön und sauber ist es auch noch! Wir werden trotzdem nicht ewig bleiben, Bolivien ruft schon immer lauter nach uns.

Heute haben wir uns dann, nachdem ein wenig organisatorisches zum Thema Führerschein erledigt war, Kultur gegönnt. Zuerst ein Spaziergang durch die wunderschönen und teilweise schon grün sprießenden Alleen, dann ins Museo Área Fundacional. Da waren wir sogar gratis drin, sie konnten nicht wechseln – ein Stück Führung gab es noch dazu – super Service! Das Museum steht am früheren Stadtzentrum, nach einem Erdbeben 1861 wurde die Stadt komplett neu aufgebaut und das Zentrum liegt jetzt 2km weiter südlich. Ausgestellt sind Dinge von vor Gründung der Stadt, aus der Kolonialzeit, zur Zeit des Erdbebens und aus der Phase, als der Weinanbau begonnen wurde.

Adiós Buenos Aires

Es war wirklich sehr schön hier, den Schluss hätten wir uns anders gewünscht. Wir verbuchen das mal unter dem Kapitel „Lebenserfahrung“. Nachdem sich heute der erste Schock gelegt hatte, haben wir uns um Schadensbegrenzung bemüht. Als Kamera muss die nächste Zeit unsere alte, kleine herhalten. Die macht zwar schöne Bilder, frisst aber ziemlich Batterien… Das wird dennoch vermutlich günstiger, als hier eine zu kaufen – Elektronik ist in Südamerika einfach deutlich teurer als in Deutschland.

Als ein wenig schwierig stellt sich das Thema „Ersatzführerschein“ heraus: die Botschaften dürfen da leider nichts ausstellen und unser Landratsamt in Roth ist nicht so das wahnsinnig flexible, die wollen noch nicht mal was an eine Botschaft oder ein Konsulat schicken – persönliche Abholung oder Vollmacht sind das einzig wahre. Außerdem akzeptieren sie nur Diebstahlsanzeigen der deutschen Polizei… Nunja, wir werden den Papierkram per Post über den Atlantik schicken und der Führerschein findet dann hoffentlich, nachdem er mit Vollmacht abgeholt wurde, den Weg zu uns über den Atlantik.

Danke an alle, die uns HIlfe angeboten haben! Tut gut, so viel Rückhalt zuhause zu haben!

Hier noch ein paar Gedanken zu Buenos Aires, die wir noch nicht losgeworden sind:

  • das kulinarische Angebot ist der Knüller, wenn man aus Brasilien kommt! Leckeres Brot, Medialunas, Empanadas, Steaks, bezahlbaren und sehr guten Wein, und und und.
  • es sind viele Hunde unterwegs, entsprechend hoch ist die Tretminendichte. Wer nicht auf den Boden schaut, muss Schuhsolen putzen
  • wir freuen uns auf mehr Natur (obwohl es nicht an Parks mangelt!) und generell weniger Verkehr
  • die Welt ist klein! Und wenn man sich als Nünberger irgendwo auf diesem Planeten trifft, dann kennt man sich über wenige Ecken
  • es gibt unheimlich viele unheimlich schöne Graffiti in ganz vielen Ecken
  • Buenos Aires hat uns unheimlich gut gefallen und wir freuen uns über alle, die wir hier kennenlernen durften!

Und jetzt ab nach Mendoza!

Mist, ganz großer Mist!

Eine der Erfahrungen, die wir z.B. nicht machen wollten, ist mit der Polizei durch die Gegend kutschiert zu werden. Und zwar weder zuhause noch unterwegs. Jetzt wissen wir, wie das in Buenos Aires ist – es ist ungemütlich, weil die auf den hinteren Plätzen nur Blech haben, kein Polster. Tja, aber wie kam das?

Auf dem Weg zur Subte haben uns ein paar Betrüger ausgetrickst und einen Rucksack geklaut. Selbstverständlich haben sich alle Beteiligten inkl. Rucksack von einem Moment auf den anderem in Luft aufgelöst, auch die Polizei, die nicht weit war und sofort reagiert hat, konnte nichts machen. Glücklicherweise wurde nichts lebenswichtiges geklaut, keine Reisepässe, kein Geld, nur eine Kreditkarte (die wir aber nicht genutzt haben), Führerschein und Personalausweis, leider aber war die Kamera inklusive der Bilder, die wir in den letzten zwei Wochen aufgenommen haben, darin. Und das ist SEHR ärgerlich!! Führerschein und Personalausweis lassen sich wiederbeschaffen, das ist nicht schön, aber möglich. Aber die Bilder… Weg sind auch der Leatherman, das Schweizer Messer (unser einziger Korkenzieher!) und ein paar Stifte (die sind nun wirklich nicht dramatisch).

Wir haben eine Anzeige aufgegeben, die Streife, die uns zum Präsidium gefahren hat, hat auf einem Umweg auch noch eine Kollegin zum Übersetzen abgeholt. Alle waren sehr freundlich, zuvorkommend, konnten uns aber leider keinerlei Hoffnung machen, dass wir die Sachen wieder sehen. Das wäre wohl auch etwas zu optimistisch gewesen. Kurz bevor sie uns wieder am Hostel abgesetzt haben, meinte die eine Polizistin, dass wir froh sein können, dass wir gesund sind. Das scheint nicht immer so „gut“ auszugehen.

Nunja, ein paar Bilder hatten wir gestern auf der Feria de San Telmo gemacht, die hatten wir schon bearbeitet. Zum Trost wollten wir heute Tango ansehen und hören – es scheint wohl aber definitiv nicht unser Tag zu sein: am heutigen Feiertag finden keine Aufführungen statt. Schade, dass Buenos Aires sich so doof verabschiedet, bisher haben wir die Zeit hier sehr genossen, BA ist definitiv eine Reise wert! Dennoch geht es morgen abend weiter: Mendoza wartet schon!

wieder mal ein wenig Kultur

Die letzten Tage haben wir es ein wenig ruhiger angehen lassen. Kaffeetrinken im Kaffeehaus (mit einem unerwartet guten und netten Service), Geldwechsel (auf der Straße, irgendwie ein komisches Gefühl, aber mit dramatisch besserem Kurs – anstatt 1:11 gibt´s da 1:17), ein wenig Bummeln durch Einkaufszentren (Wahnsinn, wie viele große aber auch schöne es hier gibt) und einfach genießen des inzwischen wieder richtig herrlichen Wetters. Gestern war aber wieder Kultur angesagt!

An den Wochenenden gibt es die Möglichkeit, den Regierungspalast Casa Rosada von innnen zu betrachten. Mit regelmäßigen Führungen (auch auf englisch) kommt man quer durch´s Gebäude in verschiedene Räume. Die einzelnen, teils sehr prächtigen, Räume sind unterschiedlichen Themen zugeordnet, einer berühmten Wissenschaftler, ein anderer Frauen, die für die argentinische Geschichte wichtig waren, in einem Gang hängen Bilder ganz unterschiedlicher Berühmtheiten, ein anderer Saal ist Lateinamerikanischen Patrioten gewidmet. Das Highlight der Führung kommt ganz am Ende: das Büro des Präsidenten, quasi das Oval-Office von Argentinien. An Papieren, die herumliegen, ist zu sehen, dass da tatsächlich gearbeitet wird.

Nachmittag wollten wir an einer Führung durch den Stadtteil La Boca teilnehmen. Start des Ganzen sollte an der Usina del Arte sein, einen Kulturzentrum. Leider wußte dort niemand so recht von den Führungen, aber uns wurde ein Tango-Konzert, das gleich losgeht, ans Herz gelegt (aktuell findet in BA das wohl wichtigste Tango-Festival statt). Naja, dann sind wir eben ins Konzert 🙂 Und das war richtig gut! Eine kolumbianische Gruppe mehrerer Musikschulen (Red de Escuelas de Música de Medellín) hat sehr mitreißend und begeisternd gespielt. War also ein richtig guter Tipp! Die Führung haben wir dann zwar danach noch gefunden, die war aber nicht so sehr der Knüller, wir haben uns gleich wieder selbständig gemacht.

Weiter wollten wir zum Caminito, wohl einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zumindest sieht man auf jeder zweiten Postkarte ein Bild davon. Wir waren da jetzt ehrlicherweise nicht so sehr begeistert – es sind schöne bunte Fassaden zu sehen, aber auch unheimlich viele Touristen und entsprechend viel Nepp. Man wird ständig angebaggert und alle wollen einem das Geld aus der Tasche ziehen. Was wir viel interessanter waren, war auf dem Weg dorthin der Blick auf das Stadion der Boca Juniors. Mitten in der Stadt, praktisch einfach nur über die Straße liegt ein Stadion, La Bombonera, das fast 60.000 Plätze hat! Was muss das an Spieltagen für ein Verkehrschaos sein 🙂

Abends waren wir zu einem Asado eingeladen – bei Michael aus Nürnberg. So klein ist die Welt 🙂 Bei sehr leckeren Bratwürsten (ja, sowas gibt es auch in Argentinien), gutem Wein und sehr angenehmer Gesellschaft haben wir es uns gutgehen lassen!

Museumstag

Gestern haben wir uns einen Tag voller Kultur gegönnt. Buenos Aires hat so viele Museen, ein paar davon haben wr uns herausgepickt. Los ging es allerdings mit einem nicht geplanten Teil, dem Paseo de la Historieta. Verschiedene Figuren aus Comic-Strips sind nachgebaut zu besichtigen, mit dabei ist jeweils auch eine Info-Tafel mit Hinweis zur nächsten Figur. Der Paseo endet im Museo del Humor, das stand allerdings nicht auf unserer Besichtigungsliste.

Darauf war das Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires, auch MALBA genannt. Bevor wir dort waren, ging es nach einem Stück Subte zu Fuß noch am Tiergarten entlang und durch einen weiteren Park (wer will, findet in dieser echt riesigen Stadt immer ein grünes Fleckchen!). Aber auf ins MALBA! Als ständige Ausstellung sind Werke verschiedener Lateinamerikanischer Künstler seit den Anfängen des 20.Jh. zu sehen, unter anderem auch ein Werk von Frida Kahlo. Zusätzlich gibt es aktuell noch eine Ausstellung von Lichtinstallationen. Jetzt bin ich normalerweise nicht so der Fan von Installationen, aber die waren richtig klasse! Teilweise sehr einfach gemacht, aber mit unheimlich tollen und abwechslungsreichen Effekten – sehr sehenswert!

Zum Mittagessen sind wir weiter in den Parque la Heras. In einer Bäckerei hatten wir das wohl beste Baguette seit vielen Monaten entdeckt (knusprig, tolle Konsistenz und ein Geschmack…. yummie!) und zusammen mit ein wenig Schinken und einer Flasche Wein haben wir es uns bei strahlendem Sonnenschein gut gehen lassen.

Dann aber weiter, wir hatten noch ein weiteres Museum am Plan. Daraus wurden dann allerdings zwei, da wir auf dem Weg über das Museo Nacional de Arte Decorativo gestolpert sind. Es befindet sich in einem alten Wohnhaus, das im frühen 20. Jahrhundert von der offensichtlich sehr gut situierten Familie Errázuriz Alvear gebaut wurde. Es ist vollgestopft mit Material und Ausstattung, die aus Europa importiert wurden. Zudem gibt es aktuell noch eine Ausstellung mit teils sehr aufwendigen Kostümen aus argentinischen Kino-Filmen.

Der Abschluss des Tages war in unseren Augen auch das Highlight – Museo Nacional de Bellas Artes. Fast hätten wir es nicht gefunden, glücklicherweise dann aber doch noch. Es sind etliche Werke ziemlich berühmter europäischer Künstler zu sehen, so sehr konzentriert hatten wir das beide noch nicht erlebt – das Ganze bei freiem Eintritt! Allein in einem Raum hängen Gemälde z.B. van Gogh, Manet, Monet, Cezanne, Gaugin, Toulouse-Lautrec. Ein Raum ist Rodin gewidmet, einer Degas und in einem ist ein Rembrandt. Ein wenig was argentinisches ist auch zu sehen (das hätte durchaus mehr sein dürfen!) – vom Maler und Architekten Prilidiano Pueyrredón sind ein paar beeindruckend schöne Gemälde zu sehen.

Völlig schlapp, weil wir gestern irgendwie besonders viel gelaufen sind, saßen wir abends im Hostel und haben beschlossen, heute einen Kaffeehaustag einzulegen. Und dafür werden wir jetzt gleich losmarschieren 🙂

Allerlei Sightseeing

Gestern und heute waren wir recht viel zu Fuß unterwegs, kurze Abschnitte auch mal mit der Subte. Etliches haben wir gesehen: den Kongress, den Obelisken aus der Ferne, Statue und sterbliche Überreste von General San Martín, Casa Rosada (offizieller Regierungssitz) mit dem berühmten Balkon, auf dem Evita vor dem Volk auftrat, und noch alles mögliche mehr. Steht alles bei den Bildern 🙂 Auf jeden Fall ist das Rumgelaufe ganz schön anstrengend für unsere untrainierten Seglerbeine – tut aber auch sehr gut!

Heute haben wir eine Suche für erfolglos beendet erklärt. Wir wollten uns eigentlich noch einen Reiseführer über Argentinien zulegen, wir sind ja doch noch ein paar Tage hier unterwegs. Unser Favorit wäre der LonelyPlanet gewesen, vorzugsweise in Englisch (natürlich hätten wir auch einen deutschen genommen, das fanden wir aber doch zu unwahrscheinlich da einen zu finden). Tja, ist gar nicht mal so einfach in einem Land, das bezüglich der Islas Malvinas (Falklandinseln) ein ungeklärtes Problem mit Großbritannien hat und somit (laut Aussage einer Buchhändlerin) nichts importiert, worauf „Falkland“ steht. In einem Laden hatten wir tatsächlich eine Ausgabe gefunden, die war aber alt und hätte über 400 Peso (~36€) gekostet. Das war es uns dann doch nicht wert, immerhin haben wir ja noch den über Südamerika komplett.

Als wir von unserer heutigen Tour zurück kamen, war inzwischen auch die Notfall-Kredit-Karte da. Die Lieferung ging wirklich schnell und relativ problemlos. Das einzige Hindernis war, dass wir telefonisch für Rückfragen nicht zu erreichen waren (wir haben kein Telefon, was gelegentlich auf Unverständnis stößt) und somit immer erst auf Mails reagieren mussten. Für alle Interessierten: mit der Karte kann man zwar nicht am Automaten Geld abholen, aber bekommt in der Bank am Schalter was und kann auch damit bezahlen! Gilt allerdings nur drei Monate. Und der Service ist gratis!

Feria de San Telmo

Zuerst eine richtig gute Nachricht (für uns zumindest): heute früh schaut Michl wegen etwas völlig anderen in seinen Bauchgurt, und was findet er? Seine Kreditkarte! Die kam wohl gestern beim Abheben doch aus dem Automaten und er hatte sie völlig gedankenverloren eingesteckt… Puh, Glück gehabt! Und beeindruckend, welche Handbewegungen wir inzwischen ohne nachzudenken ausführen!

Jeden Sonntag findet im Stadtviertel San Telmo (in dem unser Hostel liegt) ein Antiquitäten-Kunstwerk-Flohmarkt statt. Das stand natürlich heute auf dem Programm. Über einen Kilometer lang erstreckt sich auf beiden Seiten der Defensa (Straße) Stand an Stand mit den unterschiedlichsten Sachen von verschiedenstem Schmuck über T-Shirts, Schals, Gemälde, Bücher, Schallplatten, CDs, Taschen, Schuhe und noch allerlei mehr. Und das zu teilweise doch ziemlich attraktiven Preisen! Glücklicherweise ist unsere Hemmschwelle zum Thema Einkaufen grad recht hoch, sonst müssten wir ab hier schon ganz schön schleppen 😉

Und jetzt gerade kommen wir vollgefuttert von unserem ersten argentinischen Steak in Argentinien zurück. Einmal 300g und einmal 450g mit Salat und Pommes und schon sind wir pappsatt, so schnell kann´s gehn 😉 Sehr lecker und sehr angenehmes Ambiente! Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir da das letzte Mal waren…

Recoleta und Kreditkartenfiasko

Fangen wir gleich mit dem Fiasko an: ich hab meine Kreditkarte verloren… blöde Sache, ist nunmal passiert. Die Karte ist inzwischen gesperrt und eine Emergency-Card ist unterwegs hierher ins Hostel. Leider kann man mit dem Ding nicht bezahlen sondern nur Geld abheben, aber immerhin. Michl hat ja noch eine zweite Karte! Genauer gesagt – hatte! Und zwar exakt so lange, bis sie heute abend beim Geld abheben nicht mehr aus dem Automaten gekommen ist… Jetzt hoffen wir, dass wir die am Montag in der Filiale wieder bekommen, sonst haben wir ein  Problem. Drückt uns die Daumen!

Der Rest des Tages war richtig gut! Schon wieder traumhaftes Wetter, ideal um die Stadt zu erkunden. Mit der Subte (U-Bahn in Buenos Aires) sind wir losgedüst und direkt ein wenig durch die Straßen geschlendert. Erinnert uns bisher ganz stark an Paris! Viele Menschen, viel Verkehr – ganz viel Leben. Nachdem wir ein wenig ziellos herumgelaufen sind, haben wir uns auf den Weg zum Friedhof in La Recoleta gemacht. Er ist umgeben von hohen Mauern und innen drin kommt man sich plötzlich wie in eine andere Zeit versetzt vor – außen die großen Glaspläste, innen alte, teilweise verfallene Gräbstätten. Die eben aus ganz anderen Epochen stammen und durch die man gemütlich flanieren kann. Staunend sind wir von einem zum anderen marschiert – manche sehr gut erhalten, manche schon ziemlich heruntergekommen, manche pompös, andere unscheinbar, bei etlichen konnten wir auch die Särge sehen. Zu den unscheinbaren Mausoleen zählt das einer der berühmtesten Argentinierinnen: Eva Perón, bekannt als Evita. Noch dazu war das nicht leicht zu finden, da sie in der Gruft der Familie Duarte liegt.

Im Park direkt neben dem Friedhof war ein Markt mit allerlei Kunsthandwerk, den wir natürlich nicht einfach so unbeachtet links liegen lassen konnten… Wunderschöne Sachen gab es da teilweise, aber wir müssten das ja alles noch eine ganze Weile mit uns herumschleppen, da fällt das Verzichten dann etwas leichter 😉 Zurück in Richtung Hostel sind wir ein Stück entlang der Avenida 9 de Julio gelaufen – eine Prachtstraße mit 5-6 Spuren in jede Richtung. Weiter ging es in Richtung Florida, einer Einkaufsstraße, in der unter anderem private Geldwechsler, bei denen man einen richtig guten Kurs bekommt, unterwegs sind. Und irgendwie müssen wir da nochmal in Ruhe durchschlendern, heute hat uns die Kreditkarte ein wenig auf den Magen geschlagen…

Der Tag hat dann allerdings im Hostel noch einen sehr versöhnlichen Abschluss gefunden – mit Gesprächen über Reisen, karibische Lebensart und verschiedene Arten von Kunst. Das ganze in einer kolumbianisch-israelisch-argentinisch-deutschen Mischung. Dazu gab es selbstverständlich auch noch den ein oder anderen Wein (und der ist hier so richtig gut, günstig außerdem).