Casa de la Libertad

Sucre hat etliches an Kultur zu bieten, zudem auch einiges zur Geschichte des Landes. Hier in der Stadt (genauer in der Casa de la Libertad) wurde am 6. August 1825 die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben. Vorausgegangen war eine bewegte Geschichte, insbesondere seit im 16. Jh die spanischen Conquistadores die Herrschaft im Land übernommen hatten. Der Kampf um die Unabhängigkeit begann 1809. Das Land blieb jedoch spanische Kolonie, bis eine internationale Unabhängigkeitsarmee unter Antonio José de Sucre im Auftrag Simón Bolívars im Jahre 1825 die Unabhängigkeit militärisch durchsetzte, worauf das Land nach Bolívar benannt wurde – offizieller Name heute: Plurinationaler Staat Bolivien.

Die Geschichte blieb weiter bewegt, unter anderem auch, weil andere Länder gerne die reichen Bodenschätze des Landes für sich nutzten. Nach etlichen Präsidentenwechseln, Streiks, Unruhen und Demonstrationen hat 2005 mit Evo Morales der erste indigene Präsident des Landes mit absoluter Mehrheit die Wahl ins Amt gewonnen. Er vertritt eine sozialistische Bewegung (Movimiento al Socialismo) und beansprucht für sich, die indigene Bevölkerungsmehrheit zu repräsentieren (was wohl auch so funktioniert).

Seitdem hat sich etliches getan:

  • es gibt eine neue Verfassung
  • die Erdgasvorkommen wurden verstaatlicht (zuvor hatten argentinische und brasilianische Firmen die Hand darauf)
  • neue Straßen
  • auch kleinere Orte haben nun Strom
  • neue Arbeitsplätze im Land (zuvor sind viele Bolivianer in spanischsprachige Länder ausgewandert)
  • Katholizismus ist keine Staatsreligion mehr
  • die indigenen Kulturen werden gefördert – in den Schulen ist Quechua Pflichtfach und wer die Sprache nicht kann, tut sich bei der Jobsuche schwer (laut Info unseres Busfahrers gestern)
  • der Anbau von Quinoa wird wieder gefördert
  • und sicher noch etliches mehr

Im Oktober stehen Präsidentschaftswahlen an und es wird wohl wieder Evo Morales gewinnen, obwohl sich die anderen Kandidaten kräftig ins Zeug legen. Wir werden praktisch überall von Kandidaten beschallt… Aber das Ergebnis werden wir noch mitbekommen 🙂

So, genug der trockenen Geschichte, noch was zu Sucre: wir haben uns in den Markt hier verliebt! Er ist riesig, hat unterschiedliche Abteilungen und man (wir zumindest ;-)) kann problemlos einen Tag drin verbringen, ohne sich zu langweilen. Es gibt unterschiedliche Abteilungen – Gemüse, Obst, Obstsalate, Torten, Fleisch (nach Sorten aufgeteilt), Essstände, Brot, Gewürze, … Man kann sich regelrecht drin verlaufen, es geht Treppen hoch und runter auf unterschiedliche Ebenen und irgendwie kommt man immer wieder dort hin, wo man hin will. Herrlich 🙂 Und das Allerbeste: man kann äußerst lecker und günstig essen!

Genau das werden wir noch ein paar Tage genießen können. Uns hat Montezumas Rache ereilt, wir vermuten mal, das kommt von einem nicht so wirklich sauberen Becher, aus dem wir vorgestern auf der Tour ein Maisgebräu getrunken haben. Und in dem Zustand fänden wir es eine äußerst blöde Idee, die zwölf Stunden Busfahrt nach La Paz zu starten… Unser heutiges Menü ist somit heute zermatschte Banane, geriebener, brauner Apfel, Elektrolyte und was für die Darmflora. Buen Aprovecho!