in eigener Sache

Uns wurde ja im August in Buenos Aires unsere gute Kamera (eine Panasonic Lumix G2) gestohlen. Seitdem fotografieren wir mit Handy und einer alten kleinen, sind aber nicht wirklich glücklich über die Qualität der Bilder. Ende November/Anfang Dezember steht für Claudi ein zweiwöchiger Heimaturlaub an, da wollte sie dann mit einer neuen Kamera wieder kommen. Der ganz ursprüngliche Plan war, zusätzlich zu unserer guten Kamera, eine handliche, die auch wasserdicht ist, zu besorgen. Seit Buenos Aires sind wir am Überlegen, was wir denn jetzt genau machen, zwei Kameras sind einfach nicht im Budget.

Wir hatten bisher unheimlich viele Rückmeldungen bekommen, dass unsere Bilder so schön wären. Nun wurden wir angesprochen, doch mal anzufragen, ob nicht der ein oder andere Leser bereit wäre, uns beim Kauf einer neuen Kamera zu unterstützen, so dass wir weiter viele und gute Bilder veröffentlichen können. Da wir aber eigentlich nicht so die Typen sind, die wegen Geld anklopfen, hier unsere Frage: Sollen wir einen „Spenden“-Button einrichten? Will uns der ein oder andere tatsächlich  beim Kauf zu unterstützen? In dem Fall würden wir uns nämlich eine Möglichkeit überlegen.

Planung Heimweg

Das Allerwichtigste, was wir hier klären wollten, haben wir heute als erstes erledigt: wie wir nächste Woche zur Grenze nach Brasilien kommen. Es fährt ein Zug, das aber nicht täglich und wir waren deswegen am Terminal. Und wir haben Glück: zum gewünschten Termin (Freitag) fährt sogar der günstigere (70bs anstatt 235bs) der beiden. Das ist dann zwar der langsamere, aber so sehen wir auch noch ein wenig was von der Landschaft – der andere wäre eine reine Nachtfahrt. Was wir ebenfalls herausgefunden haben, war, wie wir über´s Wochenende nach Trinidad kommen. Bis Ende nächster Woche wollten wir dann doch nicht hierbleiben.

Den Rückweg sind wir gelaufen – durch eine für uns bisher völlig untypisch boliviansche Stadt. Allein das viele Grün, alles ist saftig, überall stehen vollhängende Mango-Bäume in den Parks – im Altiplano undenkbar. Es gefällt uns aber ganz gut – Santa Cruz wirkt irgendwie nicht so groß, wie es ist. Was vielleicht an den niedrigen Häusern liegt, oder auch an den teilweise recht breiten Straßen. Wie auch immer 🙂 Was auch ungewohnt ist, sind etliche Läden mit Nobel-Marken, die vielen neuen Autos und große Supermärkte. Gewöhnen müssen wir uns wieder an die Temperaturen – herrlich, endlich wieder in Flip-Flops, ohne Pulli und auch abends ohne Jacke unterwegs sein zu können!

Santa Cruz de la Sierra

Da sind wir seit heute Nachmittag. Das kleine Paradies Samaipata haben wir verlassen, um uns auch noch die mit etwa 1,5Mio Einwohnern größte Stadt Boliviens anzusehen. Außerdem müssen wir uns auch ein wenig um unsere Rückreise kümmern. Den Flug innerhalb Brasiliens haben wir schon gebucht, am 10. November sind wir wieder bei Kassiopeia. Aber um zum Flughafen zu kommen, müssen wir noch eine Zugfahrt, einen Grenzübergang und eine Busfahrt hinter uns bringen. Da wollten wir zumindest schonmal wegen des Zugs nachfragen… Das steht dann morgen auf dem Programm.

In Samaipata haben wir einfach noch ein wenig das Wetter genossen, die angenehme Luft, die nächtliche Kühle und die frühlingshaften Temperaturen. Sonntag abend waren wir im Kino, ein Argentinier mit Filmleidenschaft hat mit seiner bolivianischen Freundin ein kleines Cafe und abends kann man für günstiges Geld (5bs ~ 56ct) einen netten Abend dort verleben. Zufällig lief gerade einer unserer Lieblingsfilme „El Jardín de Alegría – Grasgeflüster“. Im Hostel haben wir die Küche ausgenutzt und ein wenig gefaulenzt.

Heute ging es dann mit einem Trufi (größeres Taxi) nach Santa Cruz, wir sind damit endgültig aus den Bergen raus. Damit haben wir jetzt auch den Teil Boliviens verlassen, der uns in den letzten Wochen doch sehr ans Herz gewachsen ist: den mit den Frauen in ihren vielen Schichten Röcken mit den Hüten, die wundersamerweise auf dem Kopf halten, mit den teilweise grummeligen, am Ende doch freundlichen Menschen in ihren kleinen Läden, die überall sind, die kargen und beeindruckenden Landschaften, die kleinen Essensstände – das und noch mehr werden wir alles doch irgendwie vermissen. Kurz vor Santa Cruz hat uns die Landschaft schon wieder irgendwie an Brasilien erinnert, alles ist grün – wir nähern uns unserem schwimmenden Zuhause 🙂

Hier die Bilder nach und aus Samaipata und aus dem Nationalpark Amboró:

Im Wald der Riesenfarne

Eigentlich heißen sie ja Baumfarne, aber sie sind wirklich riesig! Hat aber ein wenig gedauert, bis wir welche gesehen haben. Zuerst sind wir von Samaipata aus gestartet, es ging knapp eine Stunde bergauf und bergab, wir schätzen mal so in etwa 20km weit. Zusammen mit zwei jungen Holländern und unserem Guía (dessen Namen wir peinlicherweise vergessen haben) sind wir losmarschiert. An einer Abzweigung durften wir entscheiden, ob wir den leichten oder schweren aber interessanteren Weg nehmen wollen – natürlich haben wir den anspruchsvolleren genommen. Zwischendurch dachte ich schon, was das mal wieder für eine doofe Idee war, das hat aber schon gepasst. Wir mussten zwar doch ein wenig rauf und runter klettern und die Bezeichnung „Weg“ war an mancher Stelle doch leicht übertrieben, die Aussicht und Pflanzen und was wir sonst noch gesehen haben, haben das vielfach wieder gutgemacht!

Die Lage von Samaipata ist in Südamerika etwas Besonderes, hier treffen sich die drei großen Landschaftsformen des Kontinents: der Chaco, der sich über Paraguay bis Argentinien hinzieht, die Anden mit der Hochebene und die Amazonasregion. Entsprechend versammeln sich verschiedene Pflanzenarten, die sonst nur in einer der Regionen zu finden sind. Heilpflanzen aus dem Hochland und dem Chaco, Bambus aus der Amazonasregion und noch etliches mehr. Vor der Zeit der Conquistadores war die Region ein Handelsplatz, an dem die Waren von überallher getauscht wurden.

Gesehen haben wir immens große Farne, bis etwa 10m hoch. Da sie pro Jahr etwa einen Zentimeter wachsen, sind sie auch entsprechend alt. Und zwar gibt es da nicht ein paar Farne, sondern der Wald besteht daraus. Außerdem waren unheimlich viele, auch unterschiedliche Schmetterlinge unterwegs, ein paar Vögel haben wir gehört. Eine giftgrüne Schlange haben wir in ihrer Siesta gestört, die ist abgehauen, bevor wir die Kamera zücken konnten. Aber gleich daneben war ein riesiger Schmetterling, bestimmt 13-14cm groß, der sich nicht aus der Ruhe bringen lassen hat. Und an etlichen Quellen sind wir vorbeigekommen, eine sehr fruchtbare Gegend!

Samaipata

Gestern mussten wir ziemlich früh raus, der einzige Bus, der direkt von Cochabamba nach Samaipata fährt, startet um 7Uhr. Und wir mussten erst noch durch die halbe Stadt mit dem Taxi. Es hat sich jedoch wirklich gelohnt! Die Fahrt war wunderschön, es war mal wieder sehr abwechslungsreich. Bolivien ist wirklich äußerst beeindruckend schön und hat unglaublich viele unterschiedliche Landschaften zu bieten. Gestern ging es über Hügel, Berge und durch Täler von karger in immer grünere Gegenden. Samaipata ist wieder ganz anders als Cochabamba: ein beschaulicher Ort im Grünen mit einem schönen Park in der Mitte. Wir haben am Zimmer einen kleinen Balkon angeschlossen, auf dem wir gestern noch das Wetterleuchten über den Bergen genießen konnten. Heute Nacht hat sich das dann in einem beeindruckend lauten Gewitter mit Blitz und Donner entladen, inzwischen scheint wieder die Sonne.

Den Tag über haben wir uns hauptsächlich gemütlich umgesehen, endlich mal wieder selbst gekocht und uns eine Flasche Wein gegönnt (Malbec, der bolivianische ist, nunja, äh, sagen wir so: Malbec schmeckt uns besser). Eine Tour haben wir auch gebucht, morgen geht es in den Amboró-Nationalpark, Riesen-Farne bestaunen. Und wohl noch ein wenig mehr, wir sind gespannt.

Mit Bildern ist es von hier etwas schlecht, das WLAN ist zwar besser als in Saipata, aber „vorhanden“ heißt noch lange nicht „gut und schnell“. Die werden wir wohl in Santa Cruz nachliefern (erhält die Spannung ;-)).

manchmal passt´s einfach

Gestern waren wir am Terminal und hätten schon fast unser nächstes Busticket gekauft. Wir wollen weiter nach Samaipata, das liegt an der alten Strecke nach Santa Cruz. Und nachdem uns alle am Terminal die Auskunft gegeben haben dass auf dieser Strecke nichts mehr fährt, wollten wir eben erst nach Santa Cruz und dort umsteigen. Wir wissen selbst nicht, warum wir das Ticket doch nicht mitgenommen haben, das wäre das erste Mal gewesen, dass wir ohne zum Terminal gehen. Gestern abend haben wir dann aber eine Mail von unserem geplanten Hostel in Samaipata bekommen mit einer Beschreibung, wie wir doch direkt fahren können.

Und das haben wir dann heute organisiert. Der Bus fährt nicht vom Terminal aus, sondern ein Stück weiter – man muss also nur wissen, wo man hin muss 🙂 Wir freuen uns jetzt morgen auf eine Tagesfahrt (die andere wäre wieder nachts gewesen) und dann auf einen kleineren Ort als Cochabamba mit ein wenig mehr Natur außenrum.

Wie uns Cochabamba gefallen hat, ist ein wenig schwer zu sagen. Eigentlich nicht schlecht, aber so richtig begeistert sind wir irgendwie auch nicht. Es ist die viertgrößte Stadt Boliviens und vielleicht haben wir´s nicht mehr so mit großen Städten – einfach zu viel Verkehr und Lärm und Gestank. Was Cochabamba allerdings zu bieten hat, ist ein Marktgeschehen, wie wir es noch nicht gesehen haben. In der Nähe vom Terminal ist ein Markt, der einfach nur riesig ist. Man könnte dort wohl Tage verbringen und hat noch nicht alle Gänge gesehen. Und es gibt alles: die unvermeidbaren und unzähligen Essensstände, Obst, Gemüse, Torten, Schneidereien, Wahrsager, Nudeln, Töpfe, Geschirr, die wunderbaren typischen Röcke für hier, Opfergaben wie Lamaföten in unterschiedlichen Größen, Schuhe, Eier, Fleisch, Werkzeug und noch vieles mehr.

Sorata und Cochabamba

Das Wochenende über waren wir also in Sorata. Das ist ein beschaulicher Ort in der Cordillera Real am Ende der geteerten Straße. Entsprechend „zentral“ liegt er, dafür traumhaft idyllisch in einem Tal, umgeben von grünen Hängen mit grandiosen Ausblicken. Laut Reiseführer ein Ort, „in dem noch der hartgesottenste Hooligan auf die Idee kommt, Yogaübungen zu machen“ (würden wir so nicht widersprechen). Wir hatten eine sehr zentrale Unterkunft, die einen wunderbar wilden Garten hatte, auf den wir von der Bank direkt vor unserer Zimmertür schaun konnten. Sehr schön, um abends bei Vogelgezwitscher (zum Garten gehörte eine Voliere mit Wellensittichen) draußen noch ein wenig zu lesen. Abgelenkt wurden wir zwischendurch von einem Kolibri, der kurz vor Sonnenuntergang brummenderweise einzelne Blüten abgeklappert hat. Gelegentlich kam auch die hauseigene Henne vorbei, hat nach dem Rechten gesehen und sich dabei ein paar Kuchenbrösel abgeholt.

Samstag war der Plan, einen Spaziergang zu einem Restaurant zu unternehmen, das laut Reiseführer sehr gute Steaks serviert und noch dazu schön gelegen ist. Die Wegbeschreibung hätte uns ein wenig stutzig machen können, war sie doch ein wenig, nun ja, kurz gehalten. Laut Karte mussten wir noch 200m in eine Richtung und sind da, was verschwiegen wurde, war, dass die 200m Luftlinie waren und eine Schlucht zwischen uns und dem Restaurant lag. Irgendwann waren wir so weit, dass der Rückweg auch nicht mehr nett gewesen wäre und haben es gefunden – die Belohnung war dann ein Platz mit Aussicht auf ein wunderschönes Tal. Begleitet vom Gezwitscher hunderter Papageien, die einmal im Jahr kommen, um die Blüten des Ceibo (keine Ahnung, wie der auf deutsch heißt) zu futtern. Für unseren Besuch in Sorata hatten wir also perfektes Timing 🙂 Das Steak war übrigens auch sehr lecker! Für den Rückweg haben wir uns dann ein Taxi gegönnt…

Gestern sind wir in Sorata mit dem Mini-Bus wieder in Richtung La Paz abgereist, abends ging es mit dem Nachtbus weiter nach Cochabamba. So langsam kommen wir in niedrigere Gebiete, was wir besonders daran merken, dass es wärmer wird! Heute haben wir uns schon ein wenig umgesehen – und hatten irgendwie den Eindruck, in einer anderen Welt zu sein. Die Menschen wirken viel „europäischer“, auch die Häuser wirken ganz anders als auf dem Altiplano, der Hochebene. Da müssen wir uns jetzt wohl umgewöhnen 🙂

Ueber Huarina nach Sorata

Gestern abend haben wir uns die letzte Trucha am Strand gegoennt, heute frueh sind wir in Richtung Sorata aufgebrochen. Einmal mussten wir umsteigen, aber alles lief voellig problemlos. Sorata liegt herrlich am Hang, aussenrum ist alles gruen, wir haben mal wieder Palmen in der Naehe. Wir sind ja auch „nur“ auf ca. 2600m, entsprechend waermer ist es.

Sorata ist ein etwas abgelegener Ort, nicht so gerade der Nabel der Welt. Aber das ist ja auch mal schoen! Eine Nebenwirkung der Lage ist das Thema Internet: es gibt im ganzen Ort kein WLAN, jedoch haben wir schon zwei Internet-Cafés gefunden. Das heisst so viel wie: den naechsten Beitrag gibt es, wenn wir wieder WLAN haben, das sollte Montag, spaetestens Dienstag soweit sein.

Isla del Sol

Die letzten beiden Tage haben wir uns Urlaub gegönnt. Wir haben ausgeschlafen, sind durch den Ort geschlendert, wollten zwei Museen besuchen (das eine gibt es nicht mehr, das andere hatte zu), haben eine Hose reparieren lassen und uns mit der hiesigen Forelle angefreundet. Am Strand (hach, endlich mal wieder am Ufer sitzen!) sind etliche Kioske, bei denen es Trucha (Forelle) aus dem Titicacasee in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Inzwischen haben wir schon die meisten durch und haben sie aber noch lange nicht über! Unser Stamm-Kiosk haben wir auch gefunden, die Köchin freut sich schon, wenn wir uns nähern.

Heute stand mal wieder ernsthaftes Besichtigen am Plan. Wir sind mit dem Boot zur Isla del Sol, der Sonneninsel gefahren. Laut der Legende ist dort die Sonne geboren oder es heißt auch in der Mythologie der Inka, dass der Sonnengott Inti seine Kinder, den ersten Inka Manco Cápac und seine Frau Mama Ocllo, auf einem Felsen der Isla del Sol zur Erde gelassen haben soll. Auf jeden Fall spielt die Isla del Sol in der Mythologie der Inka eine sehr große Rolle.

Unser ursprünglicher Plan war, ans Nordende zu fahren, dort ein wenig zu besichtigen und dann vom Südende wieder zurück zu fahren. Das wäre aber schon wieder eine etwas anstrengendere Wanderung geworden und irgendwie konnten wir (ich) uns nicht dazu aufraffen. Der Spaziergang zu den Inka-Ruinen im Norden war allerdings auch schon sehr schön! Isla del Sol ist eine herrlich ruhige Insel mit wunderschönen Stränden, die direkt zum Baden einladen würden, wenn man nicht wüßte, dass der Titicacasee nur etwa 10°C hat. Völlig unterschiedliche Felsformationen und Farben haben wir gesehen auf unserem etwa 2-stündigen Rundweg – herrlich!

Auf dem Rückweg haben wir uns extra ein wenig geschickt, unser Capitano hatte uns deutlich gesagt, dass wir unbedingt um 13:30 pünktlich wieder zurück sein sollen – um 13:40 haben wir ihn dann aus seinem Mittagsschlaf geweckt 😉

Gewaltmarsch nach Copacabana

Die gute Nachricht: wir sind wieder in Bolivien. Für uns ist das gut, wir freuen uns nämlich, wieder hier zu sein. Preise, Menschen, … – irgendwie haben wir hier ein besseres Bauchgefühl. Gestern abend ging es mit dem Bus los, am Terminal haben wir allerdings schon eine Nachricht bekommen, die uns (mit dem jetzigen Wissen) etwas mehr zu denken gegeben haben sollte: wir können mit dem Bus nur bis zur Grenze fahren, in Bolivien ist Wahl, da darf der Bus nicht drüber. Aber kein Problem, für die restlichen 8km gibt es ja Taxen, Busse, Collectivos – eine Unzahl an Möglichkeiten, das letzte Stückchen noch zurückzulegen. Soso.

Die Busfahrt war, wie eine Busfahrt eben so ist. Vom versprochenen Luxusbus war nicht viel zu sehen, einmal Reifenwechseln unterwegs können wir jetzt auch als Erfahrung verbuchen (nicht selbst, nur gucken). Ach ja, der Fahrer hat auch nochmal versprochen, dass es haufenweise Fahrmöglichkeiten auf der anderen Seite der Grenze gibt, auch ganz günstig, nur zwei Bolivianos (gut 20ct). Was er uns nicht verraten hat: am Wahltag fährt gar nichts. Es darf nichts fahren, das ist Gesetz. Auch nicht für einen ganzen Bus voll verzweifelter Touristen.

fussmarschAlles Beknieen, Überreden und Betteln hat nichts gebracht – wir mussten laufen. Ganze acht Kilometer, mit vollem Gepäck (so irgendwas zwischen 20 und 25kg), in der Mittagssonne und auf gut 3800m ü.d.M, wir sind ja wieder am Titicacasee. Logischerweise nicht nur wir, sondern der ganze Bus hat sich so langsam auf den Weg gemacht. Trotz kleinerer verzweifelter Momente sind wir dann Nachmittag gut angekommen, haben inzwischen heiß geduscht und sind ein wenig erhohlter. Das verdiente Bier muss noch warten, es ist ja Wahltag und da gibt es keinen Alkohol. Hoffentlich wird das Verbot ebenso wie das zum Personenbefördern um 20Uhr aufgehoben, da wollen wir uns mit Sophie und Edouard ein Kühles gönnen, die beiden haben mit uns zusammen unterwegs gelitten.

Machu Picchu

Gestern war es dann endlich soweit: wir besuchen Machu Picchu! Wir wollen hier jetzt niemanden mit Geschichte langweilen (für Interessierte hier der Link zu wikipedia und hier noch einer zur Entdeckung), eher unsere Eindrücke erzählen. Ziemlich früh sind wir los, der erste Bus fährt um 5:30Uhr, ab 6:00Uhr darf man rein. Klingt nach ziemlich dämlichen Uhrzeiten, da gefühlt mitten in der Nacht, aber das macht durchaus Sinn. Wir waren ein Stück zu früh am Bus, mussten dennoch sowohl unten als auch oben am Eingang ein Weilchen anstehen. Die Busfahrt allerdings war schon spektakulär. In engen Serpentinen ging es den Berg hoch und durch den Frühdunst. Wunderschön, die Bergkulissen im wechselnden Licht mit viel saftigem Grün! Als wir dann drin waren, waren die ersten Sonnenstrahlen zwar schon rum, aber die klare Luft und die besondere Morgenstimmung waren noch gut zu spüren.

Ein sensationeller erster Blick auf die Ruinen und den dahinter liegenden Wayna Picchu (das Motiv, das wohl jeder kennt) war die erste Belohnung fürs frühe Aufstehen. Da hätten wir schonmal ein Weilchen stehen bleiben können. Sind wir auch, aber es stand noch mehr am Programm. Mit der Eintrittskarte haben wir uns die Genehmigung, den Machu Picchu (die gleichnamige Stadt liegt zwischen den beiden Bergen) selbst zu besteigen mitgekauft. Das klang da so, als ob man einen netten Spaziergang den Berg hoch macht. Denkste! Erstmal ging es ziemlich steil bis zum entsprechenden Eingang. Dort hieß es dann, die Tour dauert drei Stunden, 1,5h rauf und 1,5h wieder runter. Nunja. Nach gut 20min hab ich mir dann gedacht, dass das irgendwie nichts für mich ist, hab mir einen Platz mit traumhafter Aussicht und Ruhe gesucht und mich dort niedergelassen. Michl ist weiter nach oben, geschafft aber glücklich oben angekommen und war von der Aussicht überwältigt. Ein wenig störend dort war, dass er keine Ruhe genießen konnte (er war da nicht allein), aber lohnend war die Mühe dennoch!

Auf dem Weg nach unten hat mich Michl wieder mitgenommen und wir sind direkt weiter zum Intipunku, dem Sonnentor. Das war nicht mehr ganz so steil, dafür ging es etwas länger am Berg entlang. Wahnsinn, was die Inka an Wegen und Bauwerken geschaffen hatten! Und das mitten im Nirgendwo irgendwo auf einem Berg! Auf dem Rückweg durften wir uns bei ein paar Arbeitern unsere Wasserflaschen mit frischem Quellwasser füllen (das war praktisch das erste, was wir in Bezug auf Machu Picchu gratis bekommen haben), wir hatten zwar nicht wenig Wasser dabei, aber auch schon wieder viel rausgeschwitzt.

Da es dann doch schon nach mittag war, wollten wir uns natürlich auch die Anlage mal etwas aus der Nähe ansehen. Das taten wir dann zusammen mit vielen, vielen anderen Touristen. Inzwischen waren nämlich auch die Tagestouristen eingetroffen… Und das sind nicht wenige!

Für den Rückweg haben wir den Bus gemieden – 10US$ und eine Stunde anstehen ist schon fast dreist – und haben die Treppe genommen. Knapp 1800m bergab ist zwar kein Spaziergang, die Strecke ist aber sehr schön! Ein wenig fertig kamen wir wieder in Aguas Calientes an und haben uns erstmal ein wohlverdientes Bier gegönnt. Zurück ging es umgekehrt wie auf dem Hinweg: Zug und Collectivo, diesmal waren aber alle Mitreisenden eher ruhig und haben geschlafen. Die waren wohl genauso müde und geschafft wie wir.

Unser Fazit: ein tolles Erlebnis, ein Jugendtraum ging in Erfüllung – wir hatten einen wunderschönen und unvergesslichen Tag! Und zu Machu Picchu gehört definitiv das Gesamterlebnis mit Anfahrt im Zug! Günstig ist allerdings was anderes… Heute haben wir unsere Rucksäcke wieder umgepackt (wir hatten einen in Cusco im Hostal gelassen), noch ein wenig Verpflegung für unterwegs eingekauft und wohl das letzte Mal Ceviche in Peru gegessen – extrem lecker! Wer sonst keinen Grund findet, nach Peru zu fahren, das ist einer! Mit dem Abendbus geht es wieder nach Bolivien – Copacabana 🙂

Fahrt nach Machu Picchu

Die Spannung steigt – heute ging es los in Richtung Machu Picchu. Das erste Stück mit dem Colectivo (sehr flotter, aber sicherer Fahrer, äußerst kurzweilige Fahrt) durch hügelige und bergige Landschaft nach Ollantaytambo, dort sind wir in den Zug umgestiegen. Auf den knapp zwei Stunden Fahrt bis Aguas Calientes hat sich so langsam die Aussicht verändert – von einer kargen Hügel- und Berglandschaft in einen saftig grünen Urwald mit steilen Felswänden. Über die Fenster im Zugdach hatten wir eine sehr geniale Aussicht! Aguas Calientes, auch Machu Picchu Pueblo genannt, liegt absolut traumhaft, aber auch recht schwer erreichbar. Es gibt keine Straße, die von außen hinführt, nur den Zug oder man kann vom etwa 10km entfernten Hidro Electrico aus laufen. Angenehme Folge des Ganzen: es gibt keine Autos! Nur die Busse, die die Touristen den Machu Picchu nach oben und wieder runter transportieren.

Das Klima im Ort war gleich ein völlig anderes als wir die letzten Wochen gewohnt waren: feucht und warm. Kurz nach Ankunft fragten wir uns zum ersten Mal, warum wir unsere kurzen Hosen in Cusco gelassen haben… Was auch ganz anders war: es gab Touristen-Horden! Da waren in Cusco ja noch wenige unterwegs… Ist ja aber auch kein Wunder, bei DER Attraktion! Wir haben trotzdem ein wenig abseits des Touri-Trubels am Bahnhof der Einheimischen vor einem Supermarkt ein günstiges Bierchen gefunden und dabei „Bahnhofs“kino (anstelle von Hafenkino) vom Allerfeinsten genossen. Es wurde nämlich gerade ein Zug abgeladen und dabei ging nicht so wirklich alles glatt. Trotzdem hatten alle irgendwie ihren Spaß dabei 🙂 Transportiert wird mit einer Art Sackkarren, Schubkarren, von Hand, darauf passen dann Matratzen, Getränke, Rohre, riesige Gasflaschen, Betten oder auch Plexiglasscheiben.

Nach einer sehr genialen Holzofenpizza (wohl die beste, seit wir unterwegs sind) sind wir ins Hostal, morgen klingelt der Wecker ziemlich früh (4:00Uhr) und ein wenig Schlaf schadet sicher nicht vor Machu Picchu!

nochmal Cusco

Cusco wollten wir uns heute noch ein wenig genauer ansehen. Zuvor stand aber der erste Schritt zum Thema Rückreise an: wir haben unser Ticket zurück nach Bolivien besorgt. Vom Terminal aus (da sind die Tickets am günstigsten zu bekommen) sind wir dann zu Fuß in Richtung Centro Historico marschiert. Nach einem kurzen Almuerzo (Mittagsmenü) als Zwischenstation sind wir da auch angekommen. Und was es alles an Souvenirläden unterwegs gibt, Wahnsinn. Besonders, dass die wohl alle irgendwas dran verdienen! Nunja, wir halten uns zurück, zum einen sind wir immer noch von bolivianischen Preisen verwöhnt, zum anderen müssen wir das ja alles tragen und später irgendwo unterbringen.

Mit den Souvenirläden ging es im Zentrum weiter, da dann aber auch mit anderem Sehenswerten. In Cusco sind noch vereinzelte Reste an Inka-Mauern zu sehen. Fantastisch, wie da die Steine aufeinander passen, wie exakt damals gearbeitet wurde! In einer der Mauern ist ein berühmter Stein, der hat 12 Kanten und auch keinerlei Lücke zu denen nebenan. Die Plaza de las Armas selbst könnten wir uns auch irgendwo in Europa vorstellen, Gardasee (da vielleicht ein wenig kleiner) oder Spanien könnten gut passen. Insgesamt ist das seit Argentinien die am „westlichsten“ wirkende Stadt für uns. Viele Europäer sind unterwegs, so viel Deutsch wie hier haben wir schon lange nicht mehr gehört und auch Geschäfte wie Starbucks oder McD fühlen sich schon irgendwie fremd an. Haben wir ehrlicherweise auch nicht vermisst.

Cusco

Nach einer angenehmen und diesmal nicht so kalten Nachtfahrt sind wir heute früh mit dem Sonnenaufgang in Cusco angekommen. Cusco ist die am längsten durchgehend besiedelte Stadt Amerikas und hat in Bezug auf Inka-Kultur viel zu bieten – es war rituelles, administratives und kulturelles Zentrum. Heute ist sie auch  Ausgangspunkt für Touren nach Machu Picchu. Lang haben wir mit uns gekämpft, ob wir uns das tatsächlich ansehen wollen, und natürlich wollen wir. Das Problem waren eher die Kosten: Peru langt hier richtig zu! Man muss mit dem Touristenzug fahren, den Preis dafür gibt es schonmal in US$ (alles, was teurer ist, wird in Peru in US$ abgerechnet…). Eine andere Option wäre, eine organisierte Tour mit Kleinbus zu machen, da ist man dann aber ziemlich beschränkt in der Aufenthaltsdauer in Machu Picchu, was auch doof ist. Das Ganze aber sausen zu lassen, jetzt wo wir praktisch direkt davor stehen, wäre auch blöde (erst recht, weil es ein Kindheitstraum von Michl ist).

Wir haben ein paar Reisebüros abgeklappert, der Preis für was Organisiertes hat zwischen 130US$ und 345US$ geschwankt, jeweils nur mit 2h in DER Attraktion des Landes. Im letzten Reisebüro wurden wir dann wirklich gut beraten: wir erfuhren, wo wir Zugtickets bekommen (das ist das allerwichtigste, was man besorgen muss), wo wir die Eintrittskarten kaufen können (wenn man ein Zugticket hat, bekommt man quasi immer eine Eintrittskarte), wie wir zum Zug kommen (1,5h Fahrt mit dem Collectivo) und wo wir den passenden Collectivo finden. Sozusagen eine Anleitung zum Selbstzusammenstellen – zwar ein wenig teurer als die günstigste organisierte Option, aber wir können so lange in Machu Picchu bleiben, wie wir wollen. Leider hat die nette Señora im Reisebüro nichts davon, dass sie uns so gut beraten hat, aber das war ihr wohl vorher klar. Jetzt müssen wir noch ein wenig Geduld haben – übermorgen geht es los.

Carlos Dreyer und Sillustani

Heute am letzten Tag in Puno stand ein wenig Kultur an. Vormittag sind wir ins sehr schöne Museo Municipal Carlos Dreyer. Ausgestellt sind verschiedene Inka- und Prä-Inka-Keramiken, Arbeitssteine der Pucara-Kultur, Gemälde, Schätze aus der Kolonialzeit, Objekte aus Sillustani (dazu später mehr) und verschiedene Exponate des Namensgebers. Carlos Dreyer war Deutscher, der sich aber auf Reisen insbesondere in Puno verliebt hatte und dort etwa 30 Jahre gelebt hat. Er hat sehr viele Regionen und Menschen in Peru und Bolivien fotografiert, studiert und gezeichnet. Als einer der wenigen Künstler seiner Zeit (geboren 1895, gestorben 1975) konnte er auch von seinen Werken leben. Die Carlos-Dreyer-Stiftung, welche das Museum unterhält, wurde von seinen Kindern gegründet. Wirklich sehenswert, wie wir finden!

Für den Nachmittag hatten wir eine Tour mit Ziel Sillustani gebucht. Das ist ein Begräbnisplatz mit gigantischer Aussicht auf den Umayosee. Das alte Volk der Colla hat seinen Adel in den sogenannten Chullpas beigesetzt. Das sind Türme, die je nach Entstehungszeit mehr oder weniger überirdisch sind, in denen die Verstorbenen zusammen mit Bediensteten (die nicht so ganz freiwillig gestorben sind) und Grabbeigaben entsprechend zur Mumifizierung präpariert bestattet wurden. Die Türme da in der etwas wilderen Landschaft sehen sehr beeindruckend aus, der Himmel war auch etwas dramatisch bewölkt. Sehr schön! Wir hätten es ein wenig mehr genossen, wenn wir nicht von unserem Reiseleiter über die Hügel gescheucht worden wären, aber das ist denn eben der Nachteil einer organisierten Tour. Andererseits bekommt man mehr Info.

Aber genug der hiesigen Kultur, die Rucksäcke sind gepackt, es geht heute Nacht weiter nach Cusco!