abergläubische Segler

Das sind wir eigentlich nicht, inzwischen sind wir aber bereit, das zu überdenken. Einer von vielen Aberglauben ist, dass man freitags nicht abfährt. Gestern war Freitag. Und für uns kein guter Tag. Anfangs lief alles bestens, wir sind gemütlich gen Norden gesegelt. Wir hatten genug Wind, um mit 3-4kn gegen ein wenig Strömung anzusegeln, richtig angenehmes Segeln also. Dann kam ein größerer Squall und wir wollten zur Sicherheit den Motor mitlaufen lassen. Tja, und der sprang nicht an. Das war eine Premiere. Trotz all des Drecks, den wir am Anfang unserer Tour im Tank hatten, ist das nie passiert. Also haben wir den Squall abgewartet und danach nochmal probiert. Auf den wohl fünften Versuch hat es geklappt, nun wollten wir ihn aber nicht mehr ausmachen, bis wir nicht irgendwo sind, wo wir das Problem angehen können. Und der dafür nächste Ort war Jacaré, weshalb wir beschlossen haben, wieder umzudrehen.

Auf dem Rückweg kam dann das nächste Problem: plötzlich eine Fehlermeldung vom Autopilot und trotz Ausschalten der Hydraulikpumpe konnten wir nicht steuern. Also haben wir manuell die Hydraulik deaktiviert und Michl hat mit der Pinne gesteuert. Was sehr gewöhnungsbedürftig ist, wenn man das sonst nie macht, dazu auf der Heckkabine sitzen muss, es Nacht ist, man durchgeschaukelt wird und sich erstmal neu orientieren muss. Irgendwann haben wir die Hydraulik wieder eingeschaltet, so hätten wir unmöglich anlegen können, da man von der Pinne nicht an den Gashebel kommt. Und zumindest das hat wieder funktioniert. Puh! Die Einfahrt war dann einerseits mit Sicht (Seezeichen sind nachts ziemlich schwer zu erkennen, wenn dahinter eine beleuchtete Stadt ist), andererseits ein Instrumentenanflug, wir hatten ja schon zwei aufgezeichnete Tracks für die Einfahrt.

Während der Flußfahrt konnten wir so langsam unseren Adrenalinspiegel runterbringen und uns auf das Anlegemanöver seelisch und moralisch vorbereiten. Fender und Leinen waren schnell verteilt und wir hatten uns auch überlegt, wie wir den Steg anfahren. Ankern wollten wir nicht, zum Arbeiten ist es am Steg deutlich einfacher und wir wußten ja nicht, ob wir den Motor nochmal starten können. Kurz vor Mitternacht sind wir angekommen. Nunja, die Anfahrt ist durch´s Mooringfeld bei Nacht nicht so nett, deswegen haben wir den Steg auch ein wenig steil angefahren. Abbremsen durch Rückwärtsgang war leider nicht möglich, denn beim Einlegen desselben ist der Motor abgestorben, entsprechend hart sind wir angedockt. Ich bin irgendwie auf den Steg gekommen und durch unser Geschrei haben wir Nathalie und Thierry am Platz nebenan geweckt, sie sind sofort gekommen und haben geholfen. Wir wissen nicht, ob wir ohne die beiden Kassiopeia noch so gut hätten festmachen können. Glücklicherweise war wenigstens unser Timing gut: die Tide ist gerade gekippt, somit war keine Strömung, Wind war auch keiner, das hat geholfen.

Nachdem wir das Gröbste auf- und das Bett zum schlafen freigeräumt hatten, sind wir ziemlich schnell eingeschlafen. Heute vormittag hat uns Artillo auf den Platz nebenan verlegt, der Ankommerplatz musste wieder geräumt werden. Und schon ging die Suche los: wir vermuten Probleme bei der Kraftstoffzufuhr. Also hat Michl den einen Filter gereinigt, den anderen ausgetauscht, Schläuche durchgepustet und entlüftet – leider bisher alles ohne Erfolg, er springt einfach nicht an. Jetzt schlafen wir erstmal noch eine Nacht drüber, morgen sehen wir in aller Ruhe weiter.

Unser Fazit: der Squall kam im richtigen Moment und Freitag auslaufen ist eine ganz blöde Idee!