Gestern früh wurden wir in Quito von unserem Sammeltaxi abgeholt und gut drei Stunden später am Colegio Adolfo Kolping abgeliefert. Nachdem wir unsere Sachen in unserem neuen Zuhause (zumindest für die nächsten knapp drei Monate) abgelegt hatten, bekamen wir eine ausführliche Führung durch alle Räume und Werkstätten. Es sind etwa 300 Kinder in der Schule. Das mit der Schulpflicht in Ecuador ist folgendermaßen: mit 4 Jahren beginnt sie mit der Vorschule, der „Inicial“ (gibt es nicht an der Kolping-Schule), von 5 Jahren an beginnt die „Básica“, 1. bis 10. Klasse, anschließend müssen alle ins „Bachillerato“ 11. bis 13. Klasse. Also definitiv sogar 14 Jahre Schulpflicht. Wer nach der „Básica“ mit etwa 15 Jahren keine Lust mehr auf Schule hat – hat Pech: er MUSS weitermachen, weil auch keinerlei Chance auf einen legalen Arbeitsplatz besteht. Eine berufliche Ausbildung ist laut ecuadorianischem Schulgesetz erst NACH der 13. Klasse vorgesehen und zwar nicht so wie bei uns in Betrieben, sondern nur und ausschließlich an den polytechnischen Hochschulen und Universitäten.
Das Colegio Adolfo Kolping ist weit und breit die Ausnahme, weil sie bereits ab der 8. Klasse eine zusätzliche Ausbildung in den drei Berufsfeldern anbieten. Das bedeutet für die Jugendlichen eine Doppelbelastung – eröffnet ihnen dann aber nach der 13. Klasse sofort die Chance auf einen Arbeitsplatz. Die Schüler kommen aus indigenen Familien und sollen durch die Ausbildung mehr Chancen im Leben bekommen. Die Schule ist ein Projekt des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ und finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
Wir wurden von allen Maestros sehr herzlich empfangen und hoffen, uns auch bald die Namen merken zu können… Ein erstes Mittagessen bekamen wir noch, dann wurden wir ins Wochenende entlassen. Diese Woche sind Ferien, ernst wird es dann am Montag. Für mich mit englisch, Michl wird in den Werkstätten eingespannt. Und wir müssen uns an frühes Aufstehen gewöhnen – um zehn nach sieben geht es für alle los.
Yaruquíes ist ein Vorort von Riobamba, das knapp 200km südlich von Quito in den Anden liegt. Riobamba liegt auf etwa 2750m Höhe und ist von sechs, teilweise aktiven, Vulkanen umgeben. Aus unserem Zimmer sehen wir den Chimborazo, den mit gut 6.000m höchsten Berg Ecuadors und gleichzeitig der Gipfel der Erde, der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernt ist. Dadurch, dass die Erde am Äqutor dicker ist, sind das laut wikipedia sogar ganze 2km mehr als der Mount Everest.