zweimal Manhattan

Wir hatten uns die Tage perfekt eingeteilt, das Wetter hat genau so mitgespielt, wie wir es gebraucht haben. Gestern sind wir High Line Park entlang gelaufen. Es ist eine alte Bahntrasse, die über den Straßen Manhattans verläuft und inzwischen wunderschön begrünt ist. Man kann entlang des Weges viel Zeit verbringen, sich immer wieder mal hinsetzen, den Ausblick auf die Straßenschluchten von ein wenig weiter oben genießen und muss dabei weder auf Ampeln noch auf Autos aufpassen. War ein sehr schöner Spaziergang! Anschließend sind wir durch Chelsea Market geschlendert – hauptsächlich gibt es bunt gemischte Essensstände oder kleinere Lokale für Snacks und ein ganz buntes Treiben. Wir haben uns eine (taiwanesische? koreanische? auf jeden Fall asiatische) Suppe gegönnt, die durchaus an die im Markt in Saint-Laurent-du-Maroni rankam! Zumindest geschmacklich, preislich lag ein Eck dazwischen… Zum Abschluss des Tages sind wir noch kurz zum Central Park gefahren, wir wollten ein paar Sonnenstrahlen einfangen.

Heute hatten wir nicht so viel Programm geplant, das Wetter war auch sehr unfreundlich: Nebel (der sich nicht wie gestern aufgelöst hat), Nieselregen und ein Stück kühler. Hauptpunkt heute: das National Museum of the American Indian. Es ist ein Smithsonian, was für Qualität spricht. Außerdem kosten die Smithsonian-Museen keinen Eintritt, kann man also nicht viel falsch machen. Und wir fanden es richtig gut! Das zum gleichen Thema in Washington DC hatten wir ja schon gesehen (sehr empfehlenswert!), das hier in Manhattan ist eine gute Ergänzung dazu. Es gibt hauptsächlich Exponate aus ganz Amerika, also vom kompletten Kontinent, die zeigen, welch unterschiedliches und beeindruckendes Kunsthandwerk gefertigt wurde.

Von Wolkenkratzern mit viel Verkehr drumherum haben wir erstmal genug. Morgen geht es dann also weiter, wir wissen noch nicht, wo wir landen. Wie es die nächste Zeit mit Berichten und insbesondere Bildern dazu klappt, wissen wir auch noch nicht. Wenn wir keinen Übernachtungsplatz mit Strom haben, können wir die Computer nur unterwegs laden und da werden wir sehen, wie weit die Akkus reichen. Wir sind auch darauf gespannt!

Unterwegs

Gestern haben wir wie geplant den Absprung geschafft, heute sind wir schon auf Long Island. Wir hatten uns für die Route entlang der Küste entschieden, es ging also erstmal gen Süden und dann ab dem Chesapeake-Bay-Bridge-Tunnel nach Norden. Gefahren sind wir bis Lewes in Delaware, haben dort nach der ersten Nacht im Auto (man liegt echt bequem) die Fähre nach Cape May genommen. Von dort sind wir, teilweise über Nebenstraßen und auch ein Stück Küstenstrasse mit Kurzausflug an den Strand bis New York weiter. Die Fahrt war angenehm – bis wir über die Verrazano-Brücke kamen. Ab da haben wir für die letzten 19 Meilen noch ganze 3 Stunden gebraucht. Es ist uns völlig unverständlich, wie sich jemand so einen Verkehr jeden Tag antun kann…

Die Route war schön, die Gegend entlang der Küste hatten wir noch nicht gesehen! Und morgen geht´s nach Manhattan – aber nicht mit dem Auto!

Natur pur

Wir stehen mit dem Heck in Richtung eines Streifens Wald. Direkt dahinter sieht man den Creek durchschimmern, aber das Grüne dazwischen platzt vor Leben. Wir können am Heck sitzend einem bunten Treiben zusehen: Krähen, Kardinäle, Grauhörnchen, Libellen und noch allerlei mehr. Die Grauhörnchen stehen dabei natürlich unter besonderer Beobachtung (das von letzter Woche haben wir inzwischen gefangen und weit, weit weg wieder ausgesetzt), es hat sich aber keines mehr Kassiopeia genähert. Und wir hoffen, dass sie sich auch weiterhin von ihr fernhalten!

Und da wir ja auch schon eine Weile hier sind, sammeln sich mit der Zeit Bilder, die wir bisher nicht in Artikeln untergebracht haben. Wie zum Beispiel die, die wir von etlichen Häusern hier in der Umgebung gemacht haben. Deltaville ist im Prinzip ein kleines Dorf am Ende der Welt und hat mit Hurd`s auch sowas wie einen Ortskern – die Häuser sind aber alle weit verteilt. Die Häuser und Grundstücke sind mehr oder weniger verfallen, manche auch sehr schön gepflegt.

Inzwischen haben wir unser Auto fast komplett bestückt, der Stauraum unter dem Bett ist Gold wert! Wir haben (vermutlich) alles dabei, was wir so brauchen, auch die Verpflegung zwischendurch ist gesichert. Und für alles andere gibt es sicherlich auch in Kanada Geschäfte, in denen man einkaufen kann.

Fertig!

Kassiopeias neuer Anstrich war ja schon vor ein paar Tagen fertig, die Feinheiten haben noch gefehlt. Den Schriftzug haben wir in Kilmarnock machen lassen, aufgeklebt war er schnell. Den Marlin haben wir letztes Jahr schon aus Deutschland mitgebracht, da wollten wir wieder die gleiche gute Qualität haben wie beim letzten (Danke, Herr Göbel!). Und heute war der Bugspriet dran. Ein paar Karambolagen hat er ja schon mitgemacht, insgesamt hat er die aber beeindruckend gut überstanden. Neue Schrauben waren fällig, und ein wenig Kraftaufwand und jetzt ist er grader montiert als zuvor. Wir sind noch am Überlegen, ob wir den blauen Streifen über der Wasserlinie wieder anbringen, das entscheiden wir diese Woche. Kommt auch aufs Wetter an.

Die letzten Tage hat es fast durchgehend geregnet, da wäre nicht dran zu denken gewesen. Unterdessen haben wir schon teilweise das Auto eingeräumt und die ersten Sachen für unterwegs drin verstaut. Bevor es gen Norden geht, sind aber noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Wie z.B. mal wieder die Jagd auf Squirrel… Diesmal treiben sich gleich zwei auf dem Dach hinter Kassiopeia rum, auf dem Boot waren sie unseres Wissens noch nicht. Die beiden sind allerdings bisher so schnell, dass sie es noch schaffen, vor dem Zuschnappen aus der Falle zu flüchten. 

Autopflege

Neben Kassiopeias Anstrich beschäftigt uns zur Zeit auch unser Auto ein wenig. Schon als wir es gekauft hatten, war die Fahrertür verrostet. Wir haben lange überlegt, ob wir sie wieder herrichten, man würde es wohl immer sehen, dass es nicht die originale Farbe ist. Inzwischen kamen wir zu dem Schluss, dass das jedoch das kleinere Übel ist, wenn wir irgendwann mal das Auto wieder verkaufen. Der Rost wurde doch nicht weniger… Also wurde neben Kassiopeia auch immer wieder mal am Auto geschliffen, gespachtelt, grundiert, lackiert und am Ende noch eine Schicht Glanzlack aufgetragen. Hat sich gelohnt!

Letzte Woche schon haben wir die hinteren Sitze ausgebaut, hier im Yard eingelagert und uns ernsthaft Gedanken zum Thema Bettkonstruktion gemacht. Einer der Gründe, weshalb wir einen Van gekauft hatten, war, dass wir da auch drin schlafen können. Einmal haben wir das schon ausprobiert, und gemütlich ist eindeutig was anderes… Und da wir auch ein wenig Gepäck mitnehmen müssen, haben wir ein Gestell gebaut, auf das unsere Matratzen aus der Heckkabine passen und unter dem wir Stauraum haben. Luft nach oben ist immer noch genug. Wir sind auf die erste Nacht gespannt!

Tja, und dann waren wir beim „TÜV“ (hier: Safety Inspection – Sicherheitsinspektion). Trotz eines SEHR deutlich abgefahrenen Hinterrades hat Klara ohne Mängel („man sieht ja noch keine Fäden aus dem Reifen schaun“) und Auflagen ein neues Bläbberle bekommen. Neue Hinterreifen haben wir dennoch gekauft und aufziehen lassen, auch beim Getriebeöl war mal ein Wechsel fällig. Tja, und beim Reifenwechsel ist aufgefallen, dass der Bremszylinder auf einer Seite nicht mehr dicht ist. Das könnte irgendwann mal blöde enden, also haben wir den noch beidseitig austauschen lassen. Ist zwar ein wenig ärgerlich, weil der ganze Spaß mal schnell in Summe knapp $600 gekostet hat, aber dafür haben wir bisher praktisch nichts in Wartung investieren müssen. War also immer noch ein guter Kauf!

Die nächsten Tage müssen wir Kassiopeias Bauch vervollständigen (der Marlin fehlt noch) und so langsam unsere Sachen für die Landreise zusammensuchen. Und nebenbei so Kleinigkeiten erledigen, wie Verstpfungen in Lenzrohren beheben (das erfordert ein komplettes Ausräumen der großen Backskiste), Vorräte sichten, Entstauben der Bugkabine (hinter der abzuschraubenden Verkleidung), usw.. Da findet sich bestimmt noch das ein oder andere „Vergnügen“.

jetzt sind wir polizeibekannt

Aber nur als Zeugen!

Aufgebot

Und das kam so: wir wollten nur mal schnell zu Hurd´s, einen Pinsel und Lack kaufen. Weit waren wir noch nicht gekommen, wurde Michl plötzlich langsamer und es hat einen Schlag getan. Aus einer Seitenstraße kam einer, der offensichtlich weder das Stoppschild noch den von links kommenden Pickup beachtet hat. Mit Wucht hat er den Anhänger des Pickups erwischt und auf die andere Straßenseite geschleudert, wir waren nur Zuschauer, weil wir noch weit genug entfernt waren. Verletzt wurde glücklicherweise niemand!

State Police

Weiter fahren wollten wir nicht direkt, wir waren die einzigen Zeugen. So richtig nötig waren wir aber anscheinend nicht, der Unfallverursacher hat komplett alles zugegeben. Da hätte er sich allerdings auch nur schwer rausreden können… Interessant für uns war es trotzdem und eine Aussage haben wir abgegeben. Es wurde alles aufgefahren, was Ort und Umgebung hergeben: Feuerwehr, Krankenwagen, Sheriff und State Police. 

das Auto des Unfallverursachers

Vorbeifahrende Auto haben immer wieder angehalten und die Beteiligten gefragt, ob alles in Ordnung ist – man kennt sich halt in Deltaville. Wer nicht da war, war die örtliche Presse 😉 

Beeindruckt hat uns der Schaden am Auto des Unfallverursachers, der war immens, obwohl er nicht viel schneller als vielleicht 20km/h war. Vielleicht lag es auch an der Wucht des anderen, er ist ihm ein wenig entgegen in den Anhänger gefahren. Auf jeden Fall standen seine Vorderräder in leicht unterschiedlichen Richtungen, den Anhänger hat es ein wenig verzogen…

So wurde dann aus „mal schnell“ ein zweieinhalbstündiger Ausflug und wir sind um eine Erfahrung reicher.

Neuseeländischer Erdofen

Wir hätten ja nicht gedacht, gerade hier in den USA in den Genuss einer neuseeländischen Spezialität zu kommen. Dennoch: gestern gab es Hāngi. Rick, der Chef hier von Yard, hat uns Freitag nachmittag für Sonntag in die Fishing Bay Marina eingeladen (die und der Yard daneben werden von jeweils einem seiner Brüder geleitet). Ein Loch wurde schon vor ein paar Tagen gebuddelt und während der Woche wurden die Essenskörbe geschweißt. und von irgendwo Eisenbahnschienen angeschleppt, auf die passende Länge geschnitten und vormittags schon in die Glut gelegt.

Dazu wurde eine Menge an Essen angeschleppt: eine frisch geschlachtete Gans, zwei Enten, Lamm und Schweinefleisch, Kartoffeln, Kürbis, Knoblauch, Zwiebeln, Weißkohl – alles ist am Ende im Erdloch gelandet. Fünf Stunden später wurde wieder alles ausgebuddelt und zum Verzehr freigegeben. Und es waren zwar etliche Leute da, aber es war auch völlig hoffnungslos, dass die Anwesenden die Fülle an Essen vertilgen konnten. Es war extrem lecker, alles hatte einen rauchigen, ein wenig erdigen Geschmack, aber einfach zuviel.

Der Anlass für die Veranstaltung war ein sehr netter: zum einen kocht Rick gerne, insbesondere wenn er dabei was ausprobieren kann. Und zum anderen ist gerade eine junge neuseeländische Crew hier, die morgen abreist, und so hat Rick die Gelegenheit wahrgenommen, den drei Jungs einen einmaligen Abschied zu bereiten. Und wir hatten auch noch was davon 🙂

Colonial Williamsburg

Rund um Williamsburg hatten wir gestern ein paar Sachen zu erledigen, das haben wir gleich mit einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Williamsburg verbunden. Diese steht unter Denkmalschutz und ist eine lebende Altstadt. Die Häuser sind teilweise bewohnt, teilweise sind sie auch begehbar und man findet Werkstätten darin (dann muss man allerdings Eintritt bezahlen, der uns mit $41 zu teuer war) und durch die Straßen flanieren Menschen in Kleidung aus der Zeit des 18. Jahrhunderts. Selbstverständlich gibt es auch Läden und Restaurants, in denen man ohne Eintrittskarte sein Geld lassen kann 😉 Falls wir nochmal in der Gegend sind, werden wir uns da sicher nochmal umsehen!

Zu erledigen hatten wir eine Mitgliedschaft bei AAA, dem Pendant des ADAC. Wir wollen ja im Sommer nach Kanada und da unser Auto nicht das allerneueste ist und manche Strecken da doch ein wenig länger sind, wollten wir für den Fall der Fälle vorsorgen. Bei der Gelegenheit haben wir uns gleich mit Kartenmaterial eingedeckt! Dann gab es für mich neue Wanderschuhe, die vor vier Jahren in Brasilien gekauften haben leider so gar keinen Halt auf glattem und auch nicht so glattem Untergrund mehr gegeben… Die Vorfreude auf den Sommer steigt 🙂

Fast wie neu

Wir hatten tatsächlich so richtig Glück mit dem Wetter: seit Montag wurde es kontinuierlich immer ein wenig wärmer, viel Sonne, wenig Wind und die Pollen waren deutlich reduziert. Wir haben uns für jeden Tag eine Schicht Lack vorgenommen, diese aber erst nach Betriebsschluss am Yard aufgebracht. Wenn hier die Autos der Arbeiter oder Lieferanten vorbei fahren, wird doch ganz gut Staub aufgewirbelt, den wollten wir nicht im Lack haben.

Wir sind beide sehr angetan vom Ergebnis! Der Farbton war eine gute Wahl und das Auftragen hat auch gut funktioniert. Kassiopeia sieht wie aus dem Ei gepellt aus 🙂 Dabei haben wir weder poliert, Beschriftung und Marlin angebracht und der blaue Streifen fehlt auch noch. Wir würden sagen, es war eine gute Entscheidung, Kassiopeias Bauch hier in Deltaville zu streichen. Es ist noch nicht zu heiß, auch nicht zu feucht. Das Material bekommt man sehr einfach und preislich dürfen wir uns auch nicht beschweren.

Zuerst dachten wir, dass die Farbe hier teurer ist als in Deutschland, was aber so nicht stimmt. Verwendet haben wir den 2K-Lack „Perfection“ vom Hersteller „Interlux“ (in Deutschland „International“). Der Dosenpreis lag bei $68 (Bestellung über den grandiosen Hardwarestore Hurd’s hier in Deltaville), in Deutschland kommt eine auf etwa 40€, allerdings sind die Dosen hier größer (~950ml gegen 750ml) und somit kommt das bis auf ein paar Cent hin oder her auf das gleiche. Uns kam die größere Einheit entgegen, pro Anstrich haben wir genau eine Dose verbraucht.

Gestern war dann noch eine Nachbesserung nötig. Zwei Tage, nachdem die Grundierung fertig war, hat es nachts geregnet und wir haben beide beim ersten Blick früh auf den Rumpf einen Schreck bekommen: braune Streifen! Bei manchen Schrauben, mit denen die Fußreling befestigt ist, haben sich Rostnasen gebildet. Das geht ja mal gar nicht auf dem fertigen Lack! Also haben wir von außen die Fußreling mit Sikaflex abgedichtet. Wir sind gespannt, wo dann die Rostnasen hinlaufen… Die Schrauben neu einsetzen kam nicht in Frage, wir wissen nicht, welche Qualität wir hier kurzfristig bekommen hätten…