Wenn wir jemandem erzählen, aus welcher Stadt wir kommen, erwähnen viele aus Höflichkeit zuerst Lebkuchen. International bekannter ist die Stadt wohl eher durch ihre Rolle während der Nazi-Zeit mit Reichsparteitagen und Rassengesetzen. Man kommt als Nürnberger auch nicht an der Geschichte vorbei, man muss sich zwangläufig damit beschäftigen – unserer Meinung nach verarbeitet die Stadt dieses eher nicht so erfreuliche Kapitel jedoch inzwischen sehr bewußt und verantwortungsvoll. Wir werden uns die nächsten Monate da noch ein wenig was ansehen, wir wollten ja auch ein wenig Sightseeing in Nürnberg machen, solange wir hier sind.
Heute war das Wetter nicht so sehr besonders, also genau das Richtige für einen Spaziergang zum Memorium Nürnberger Prozesse. Ende 2010 wurde direkt über dem berühmten Saal 600 (der übrigens immer noch als Gerichtssaal genutzt wird) im Nürnberger Gerichtsgebäude eine Ausstellung eröffnet, die die Nürnberger Prozesse zum Thema hat.
Auszug aus der Homepage des Memoriums: „Der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess war in mehrfacher Hinsicht ein juristisches Novum: Erstmals saßen Staaten, die vollkommen unterschiedliche Regierungsformen und Verfassungen auswiesen, gemeinsam über einen besiegten Feind zu Gericht. Statt willkürlich Rache zu üben, wurde ein rechtstaatliches juristisches Verfahren angestrengt und erstmals in der Weltgeschichte wurden Individuen auf völkerrechtlicher Grundlage persönlich zur Rechenschaft gezogen.“ Und noch ein Auszug aus Wikipedia: „Die Nürnberger Prozesse gelten als Durchbruch des Prinzips, dass es für einen Kernbestand von Verbrechen keine Immunität geben darf. Erstmals wurden die Vertreter eines zum Zeitpunkt ihrer Taten souveränen Staates für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen.“ (Ich hätte es einfach nicht besser formulieren können).
Die Ausstellung ist sehr beeindruckend aufbereitet, es sind viele Original-Ton-Aufnahmen zu hören, von Zeitzeugen oder auch aus den Prozessen. Es ist auch für die Zeit damals recht viel Video-Material zu sehen. Wir waren sehr beeindruckt und bedrückt, gerade weil es immer noch solche Vollidioten mit entsprechender Gesinnung gibt und immer wieder und weiter Fremdenhass geschürt wird.