Gestern sind wir gar nicht mehr zum Schreiben gekommen, es war einfach zu spät. Der Tag war auf jeden Fall ereignisreich, aufregend und extrem lehrreich! Aber von Anfang: kurz vor mittag haben wir im Sixhaven abgelegt und sind den Kanal nach Ijmuiden motort. Das war noch einfach. Ach ja, das Wichtigste hatte ich fast vergessen: wir waren mit der Navigation dran! Somit unsere erste navigierte Nachtfahrt mit Hafenansteuerung.
Durch die Schleuse sind wir auch völlig problemlos gekommen, wir sind ja alle geübt im Schleusen. Dann wollten wir eigentlich Richtung Norden fahren, blöderweise kam genau da das bißchen Wind her, das wir hatten. Von Schwerwetter würden wir immer noch nicht ernsthaft reden, höchstens Kaltwetter ;-). Naja, aufgrund der Windrichtung mussten wir kreuzen, konnten also nicht den direkten Weg fahren. Somit wurde die Strecke deutlich länger als ursprünglich geplant war. Aber wir wollten ja eh nachts ankommen 😉
Ungefähr zum Sonnenuntergang bekamen wir noch eine Showeinlage: der Zoll kam an Bord und hat Pässe und Schiffspapiere kontrolliert. Das war richtig beeindruckend: in voller Fahrt sind sie mit einem Motorboot längsseits gegangen, bevor wir groß gucken konnten, waren zwei schon an Bord. Nachdem sie unsere Papiere kontrolliert hatten, waren sie dann auch schon wieder weg. Das ging richtig flott! Solche Routinekontrollen können jederzeit passieren, wir sind mal froh, dass wir das Prozedere zumindest mal mitgemacht haben.
Spannend wurde es dann zur Einfahrt ins Seegatt. Glücklicherweise hatten wir eine klare Nacht, so waren alle Lichter erkennbar. Allerdings sind das dann auch gleich sehr viele Lichter! Ich saß zwischendurch am Navitisch und habe versucht, die Tonnen zu finden, die mir zugerufen wurden. Jede beleuchtete Tonne hat eine bestimmte Kennung (mit Farbe, Dauer und Art des Lichtsignals zu unterscheiden), wodurch man sie nachts eigentlich auch gut unterschieden kann. Von allen an Deck kamen Infos über unterschiedliche Tonnen, die dann wieder korrigiert wurden, aber nur leider alles etwas durcheinander. Irgendwann waren das zuviele Informationen und ich musste mich erstmal wieder resetten. Ich bin so gesehen sehr froh, dass wir nur zu zweit fahren!
In Kombination mit GPS, eingetragener Position in der Karte, anzupeilenden Bojen und sich daraus ergebendem gewünschtem Kurs über Grund sind wir dann noch gut nach Oudeschild auf der Insel Texel eingefahren. Um halb eins nachts waren wir im Hafen und haben die Maschine ausgemacht. Ich war völlig fertig, musste meinen „Systemoverload“ erstmal noch verarbeiten. Inzwischen geht´s wieder. Heute steht eine Wattennachtfahrt an, Christoph ist am Planen, ich wollte mir das heute mal aus „neutralerer“ Position mit ansehen, aber natürlich auch alles mitverfolgen unterwegs! Danke an Thomas, unseren Skipper, für die gute Unterstützung!