Hammam

Heute habe ich etwas ganz besonderes unternommen. Suuz hatte vor ein paar Tagen schon die Idee, dass wir doch mal in einen Hammam gehen könnten. Im Büro hat sie die nötigen Infos bekommen: wo er ist, wann die beste Zeit ist, was wir dazu brauchen und was uns der Spaß in etwa kosten würde. Und nachdem Aneke noch mit wollte (sie fahren morgen Richtung Norden los), war heute der Tag, an dem wir das ausprobieren wollten. Glücklicherweise hatte Suuz schon vorher geschaut, wo der Eingang ist, wir hätten das wohl sonst nie gefunden. Eine unscheinbare Tür in einem unscheinbaren Haus – wir wären sicher etliche male dran vorbei gelaufen. Und dann hat auch noch alles geschlossen ausgesehen. Wagemutig haben wir gerufen und sind reingegangen. Und schon waren wir mittendrin.

Nachdem nur Aneke in Fes einmal in einem Hammam war, waren wir alle auch recht neugierig, was auf uns zukam. Aber wir konnten gar nichts falsch machen, uns wurde recht bestimmt gesagt, was wir tun müssen 😉 Erstmal ausziehen, die Handtücher haben wir in einen extra Eimer gegeben. Unsere Klamotten wurden uns abgenommen und irgendwo verwahrt. Und dann ging es in den eigentlichen Hammam. Zuerst einmal war es heiß und dampfig. Und es war nicht besonders orientalisch gefliest oder dekoriert, eigentlich sehr einfach mit weißen Fliesen bis in Kopfhöhe, mehrere Räume hintereinander mit einzelnen Nischen. Aber wir wollten in einen Hammam ohne Touristen – und in genau so einem waren wir. Uns wurde eine Ecke zugewiesen, in den Nischen und anderen Ecken saßen bereits Frauen ganz unterschiedlichen Alters, die bereits beschäftigt waren. Wir bekamen dann etliche Eimer und Bottiche mit heißem Wasser, mit dem wir uns übergossen haben. Wir haben uns eingeseift, wurden abwechselnd mit einem Massagehandschuh behandelt (das kostet extra, ansonsten macht frau das gegenseitig) und haben gründlichst alles gewaschen und mit dem heißen Wasser schöpferweise immer wieder abgespült. Als wir fertig waren, wurden wir mit unseren Handtüchern versorgt, in die Umkleide gebracht, wo wir unsere Sachen wieder bekommen haben.

Der Hammam war ein tolles Erlebnis! Die Marokkanerinnen waren ganz anders als auf der Strasse, alles war sehr offen und entspannt untereinander, völlig ohne Show oder Scham. Wir haben laute Diskussionen mitbekommen und gute Stimmung. Der Hammam ist für islamische Frauen der einzige Ort, an dem sie unter sich sind und an den keine Männer kommen. Ein Besuch kann gerne auch zwei Stunden dauern, frau lässt sich da durchaus Zeit. Und es wird miteinander geredet. Anscheinend waren wir drei eine Sensation, aber eine gern gesehene. Wir wurden auch besorgt gefragt, welcher Preis uns genannt wurde, aber wir haben offensichtlich den Normalpreis gezahlt. Es gab am Ende noch eine kleine Verwirrung über die Verteilung des Geldes (Eintritt, Massage, Kleideraufbewahrung, jeder bekommt etwas), aber auch das konnte dank einer marokkanischen Dame, die sehr gut französisch sprach geklärt werden. Es ist allerdings auch durchaus interessant, in einer leidenschaftlichen, arabischen Diskussion unter Frauen mitten drin zu sein 😉

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