Wir hatten es Freitag tatsächlich geschafft und sind halbwegs früh aufgebrochen. Da war wohl einfach die Vorfreude zu groß zum Verschlafen 🙂 Und das war gut so! Die letzten Tage sind wir über Banff (Stadt und Nationalpark), Icefields Parkway und Jasper (auch Stadt und Nationalpark) in Richtung Norden gefahren. Wir haben inzwischen unsere warmen Jacken aus den Tiefen des Autos gekramt – Sommer in den Rocky Mountains heißt tagsüber bei Sonne knapp über 20°C, nachts um die 5°C, es kann durchaus auch mal schneien.
Übernachtet haben wir auf Zeltplätzen in den Nationalparks. Die meisten dort sind „unserviced“, d.h. es gibt ein Plumpsklo, Trinkwasser und Feuerholz, Anmeldung und Zahlen funktioniert per Briefumschlag. Und wer zuerst da ist, bekommt einen Platz. Jetzt in der Hochsaison sollte man somit nicht allzuspät seinen Schlafplatz wählen, mit unserem doch relativ kleinen Reisemobil hatten wir aber immer Glück. Die Plätze sind ausnahmslos wunderschön gelegen – was aber wohl auch an der herrlichen Gegend liegt! Eine Nacht waren wir im sogenannten Overflow-Bereich, da kommen die hin, die keine Parzelle mehr bekommen haben. Neben uns haben Radler gezeltet, die so richtig interessante Geschichten hatten. Der eine war auf dem Weg von Alaska nach Bolivien, ein anderer nach Florida und einer will innerhalb von 90 Tagen vom Nord- zum Südzipfel des ganzen Kontinents radeln (den haben wir leider nicht kennengelernt). Beeindruckend, welche Strecken die Jungs und Mädels zurücklegen, und das alles mit reiner Muskelkraft.
Die Stadt Banff hat uns nicht so vom Hocker gehauen, das war uns einfach zu voll und touristisch. Also haben wir nur ein paar Infos über den Park eingesammelt. Weiter nördlich sind wir an Lake Louise vorbei gefahren – das ist so überlaufen, dass man schon SEHR früh da sein muss. Wir haben immer wieder angehalten um die Aussicht zu genießen – und es wurde schöner und schöner! Der Icefields Parkway fängt nördlich von Lake Louise an und führt an verschiedenen Gletschern vorbei, Highlight ist dabei sicherlich das Columbia Icefield. Aus dem Gletscher werden verschiedene Seen und Flüsse gespeist, das Wasser fließt in drei Ozeane ab – Pazifik, Atlantik und Arktisches Meer. Die letzten 175 Jahre ist es schon deutlich geschmolzen, die Zunge des Athabasca-Gletscher war damals noch gut 2km länger und würde bis über die heutige Straße gehen. Vom Icefield Infocenter aus haben wir uns einen Besuch des Skywalk gegönnt. Die Aussicht ist beeindruckend (besonders in eine Richtung), die Konstruktion auch (da kam meine berufliche Vergangenheit nochmal durch ;-))! Um das zu genießen musste ich meine Höhenangst überwinden, aber es hat sich gelohnt!
Einen kurzen Abstecher abseits der Nationalparks noch vor dem Columbia Icefield haben wir zu den Siffleur Falls gemacht. Es war eine kleine Wanderung von insgesamt 8km, die den Umweg absolut wert war! Die Schlucht, durch die das Wasser rauscht ist beeindruckend und man kann direkt am Wasserfall die Gewalt des Wassers regelrecht spüren. Kurz bevor wir vorübergehend vom Parkway abgebogen sind, waren wir noch beim Saskatchewan Crossing, ein früherer Handelspunkt, weil man dort die Flüsse leicht überqueren konnte. Die Aussicht ist atemberaubend schön!
Alle Aussichtspunkte kann ich hier gar nicht mehr auflisten, aber die Bilder sprechen ja für sich. Wir sind beide sehr begeistert, der Icefields Parkway zählt nicht ohne Grund zu den schönsten Straßen der Welt. Morgen besuchen wir Kanu-Freunde in Hinton, dann geht es zur zweiten Runde Rocky Mountains – der Plan ist, einen Teil der Strecke einfach nochmal, diesmal in die andere Richtung, zu fahren. Wir können uns nicht vorstellen, dass das langweilig wird!