Gestern kurz vor dem Schlafengehen hat Suuz noch gefragt, ob wir morgen (also heute) mit nach Casablanca fahren. Da wir nichts konkretes vorhatten, haben wir spontan zugesagt. Also haben wir seit langem mal wieder den Wecker stellen müssen, um halb acht wachen wir irgendwie nicht mehr von selbst auf 😉 Noch vor neun ging es zum Bahnhof, der Zug ist für die Fahrt die beste Wahl. Nach einem schnellen Espresso kommen wir zum ersten Stauner des Tages: wir müssen durch eine Unterführung zum Gleis gegenüber und sind alle völlig baff, dass es da unten sauber ist, gut riecht und auch noch Pflanzen stehen! Solch eine Unterführung haben wir in Deutschland noch nie erleben dürfen!!
Unterwegs nach Casablanca konnten wir das erste Mal auch ein wenig Landschaft sehen. Die Fahrt ging am Meer entlang, also nicht ins Hinterland (das sicher auch seinen Reiz hat) und wir konnten unterwegs eine saftige Landschaft genießen. Zwischen den einzelnen Städten waren Viehweiden (nach diesem Auslauf können sich andere nur sehen!), einfach nur Grünfläche, viele leerstehende neuere Bauten oder auch Barackensiedlungen. Auffallend besonders bei den Baracken ist, dass sie von einem regelrechten Wald von Satelliten-Schüsseln bedeckt sind. Wir waren uns alle einig, dass es hier sicher mehr Fernseher als Kühlschränke gibt (leider!! In fast jedem Geschäft steht einer und düdelt vor sich hin).
In Casablanca angekommen sind uns erstmal Lärm und Verkehr aufgefallen. Nach dem beschaulichen Lagos dachten wir ja, in Rabat ist viel Verkehr, aber das ist nichts gegen Casablanca. Zuerst sind wir ein wenig durch die Stadt geschlendert und nachmittags dann in die Moschee Hassan II. Die Stadt selber hat uns nicht wirklich vom Hocker gerissen, irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen: zuviel Verkehr, zuviel Lärm, viele verfallene Gebäude, die im Reiseführer aber angepriesen werden (wie z.B. Cinema Rialto), … Suuz und Cees wollten auch mal nach der Marina sehen, es gibt schon seit Jahren Gerüchte, dass eine neue gebaut wird. Das können wir ganz grundsätzlich bestätigen, aber erstens ist sie noch nicht in Betrieb (geplant für Ende 2013) und zweitens sind schnöde Fahrtensegler nicht sooooo willkommen (außer das Boot ist groß genug, dass entspechend Liegegebühr hängen bleibt). Gewünschte Bootseigner sind eher die, die sich eine Wohnung in der noch zu bauenden Luxussiedlung leisten…
Sehr nett war, dass wir beim äußerst leckeren Mittagssnack einen Deutschlehrer vom Goethe-Institut kennengelernt haben. Ach ja, an Rick´s Café, bekannt aus dem Film Casablanca, sind wir auch vorbei gekommen. Wir waren aber nicht drin, es war zu (wäre auch ein wenig teuer gewesen). Außerdem wurde da ja nichtmal gedreht, der Film wurde bis auf eine Szene (nein, nicht die letzte am Flughafen) in Hollywood-Studios aufgenommen (ich hatte gerade sehr viel Freude beim Nachlesen auf Wikipedia :-), sehr interessant). Später haben wir noch eine Demonstration gesehen, bei der auch Frauen mitdemonstriert haben! Für ein islamisches Land finden wir das bemerkenswert.
Das absolute Highlight des Tages war die Moschee Hassan II (مسجد الحسن الثاني)! Es ist eine der wenigen, die auch von nicht-Moslems besichtigt werden darf. Allerdings auch nur mit Führung und zu bestimmten Zeiten. Die Führung war jedoch sehr interessant! Hier ein paar Fakten:
- insgesamt bietet die Moschee Platz für 105.000 Menschen, innen für 25.000, auf dem Außenplatz für den Rest und ist damit die mit dem viertgrößten „Fassungsvermögen“ der Welt
- auf zwei Balkonen ist innen Platz für gesamt 5.000 Frauen, wenn das nicht ausreicht, dürfen sie auch unten hinter den Männern beten
- das Minarett ist mit 210m das höchste religiöse Bauwerk der Welt. Nachts leuchtet ein Laser mit einer Reichweite von über 30km in Richtung Mekka
- der Gebetsraum hat eine Fläche von 20.000m2
- das Dach lässt sich hydraulisch öffnen (unser Fremdenführer meinte dazu: Cabrio-Moschee)
- im Untergeschoss befinden sich ein Waschraum (Pflicht vor dem Gebet) und ein Hammam, der jedoch noch nicht verwendet wird.
- die Bauzeit betrug 6 Jahre (1987 bis 1993), während dieser Zeit haben 2.500 Handwerker und 10.000 Kunsthandwerker sieben Tage die Woche 24 Stunden gearbeitet
- alle Materialien (wie z.B. das Zedernholz als Verkleidung der Balkone oder der Marmor) kamen aus Marokko (bis auf den in der Gebetsnische, der kommt aus Carrara, Italien)
- das Traggerüst besteht aus Stahlbeton, jedoch ist alles mit obigen Materialien kunstvoll verkleidet
- die Baukosten werden auf etwa 800.000.000US$ geschätzt, was insbesondere während der Bauzeit in der Bevölkerung nicht nur gut ankam. Die, die zuvor dort gewohnt hatten wurden nicht entschädigt
So, genug der Fakten (es gäbe noch etliche), jetzt sollen die Bilder sprechen.
Unglaublich schön, einfach klasse! Danke für den ausführlichen Bericht 🙂